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Wilsdruffer Tageblatt : 20.03.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192503200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19250320
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19250320
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-03
- Tag 1925-03-20
-
Monat
1925-03
-
Jahr
1925
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 20.03.1925
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Vereinigten Staaten in Berlin erfolgt. Schürnia» hat in Heidelberg, Berlin und Göttingen studiert. Hannover. Der ehemalige Vorsitzende der deutschnationa- len Neichstagsfraktion Exzellenz Hergt hat die hiesigen städtischen Behörden wissen lassen, daß er den neu zu besetzenden Oberbürgermeisterposten bei einer aus ihn entfallen» den Wahl übernehmen würde. , Düsseldorf. Vertreter der Landwirtschaft, der Molkereien und der Städte hatten hier eine Besprechung mit einem Kom missar des preußischen Landwirtschastsministeriums, in der man sich dahin einigte, Laß vom 15. April ab die hollän dische Grenze für die Einfuhr von Sahne und Milch geschlossen werden soll. Wien. Justizminister Dr. Waber hat im Nationalrat eine Novelle zum Strafgesetz vorgelegt. Der Entwurs hält sich in äußerst engen Grenzen, da mit der deutschen Reichsregicrung über ein einheitliches Strafrecht in beiden Staaten verhandelt werden soll. Paris. Auf den Zug, in dem Chamberlain die Rück reise nach London anirat, wurde ein Ansch lag verübt. Einige Fenster des Speisewagens wurden zertrümmert. London. Der König und die Königin werden London ver lassen, um sich über Dover und Calais nach Genua zu begeben, wo die königliche Jacht zur Mittelmeersahrt des Königspaares bereitliegt. London. Tas englische Kriegsministerium hat hundert Flugzeuge in Auftrag gegeben, die Erkundungs- und Ver- solgungszwecken dienen sollen. Sie sollen eine Geschwindigkeit von 200 Stundenkilometern haben und bis aus 7000 Meter lteiaen können. Die neuen Reichen. Von einem Finanz- und Börsenfach mann. Man hat in letzter Zeit im Anschluß an verschiedene Prozesse und andere aufsehenerregende Vorgänge — wobei man nur die Namen Barmat oder Kutisker zu nennen braucht — viel von den „neuen Reichen" ge sprochen. In der Tat gibt es eine ganze Anzahl von Männern, welche im Laufe der verflossenen Jahre riesige Vermögen erworben haben, vor allem durch Speku lation. Manche dieser in den Jahren der Inflation schnell erworbenen Vermögen sind zwar wieder ebenso schnell verschwunden und die große Mehrzahl der zu sammengerafften Schätze Hai sich nicht als dauerhaft er wiesen. Das Wort „wie gewonnen, so zerronnen" kann vielmehr volle Anwendung auf sie finden. ' In keinem Falle trifft das mehr zu als im Falle Barmat. Julius Barmat, der sein Geld vor allem durch Lebensmittelgeschäfte erworben hat und in Holland seine ersten Millionen verdiente, besaß in den Zeiten seines höchsten Glanzes ein Vermögen von etwa 50 Millionen Mark. Er erlitt jedoch riesige Verluste dadurch, daß er, der vom Aktienwesen und der Industrie nichts verstand, sich an industriellen Aktiengesellschaften beteiligte, für die er sehr bedeutende Summen bezahlte, die sich indessen nachher als mehr oder minder wertlos und vielfach sogar als Schwin delgründungen herausstellten. Inzwischen ist über ver schiedene Unternehmungen seines Konzerns bereits der Konkurs verhängt worden, und Julius Barmat, der vor kurzem noch als Herrscher über viele Millionen galt, ist heute kaum noch als wohlhabender Mann anzusehen. Ähnlich liegen die Verhältnisse im Falle Kutisker. Der nunmehr schon seit mehr als einem Vierteljahr in Haft befindliche Iwan Kutisker hat sein Geld eben falls znm erheblichen Teil durch Lebensmittelgeschäfte er worben, später auch durch Geldausleihung großen Stils zu enormen Zinssätzen. Kutisker galt im Jahre 1923 für einen der reichsten Leute Berlins, wenn man seine Ge schäfte auch stets mit einem gewissen Mißtrauen betrachtete, und die alten und angesehenen kaufmännischen Kreis» sich von ihm fernhielten. Auch er erlitt indessen riesige Verluste durch Beteiligung an industriellen Unternehmungen, von denen er nichts verstand und welche immer größere Zu schüsse erforderten. Seine sämtlichen Unternehmungen, auch die in seinem Besitz befindliche Bank F. vonStein u C o., sind inzwischen in Konlurs geraten, und von den vielen Millionen Kutiskers ist heute nichts mehr übrig. Zelt hörte die Großmutter wieder das silberhelle, melodische Lachen, und unaufhörlich plauder» der jung« Murr» Alles Leid und Schmer, der letzien Zeil schien Ruth vergessen zu haben, und nichts als die frühere, harmlose, kindliche Fröhlichkeir wa, scheinbar zurückgeblieben „Rulb," begann Frau Barenberg, als augenblicklich «ine klein» Pause in der biS seyi so lebbasien Umerbaliung eingetreren, .Onkel Eberhard hat geschrieben Ich glaube, der Inhalt des Briefes wird auch dich interessieren " Die Großmutter hielt inne und strich langsam da- Brötchen zu Ende. Bei der Nennung von Eberhards Namen begann das Herz des sungen Mädchens wie rasend zu klopfen. Roch dl« Hane die Großmutter einen der Briefe des Onkels, di« fett seiner Abreise in regelmäßigen Abständen «ingeiroften, besonders erwähnt, und ganz leise erwachte in dem tungen Herzen noch einmal dl« Hoffnung. .Sollte Onkel Eber hard . . „Sonnenscheinchen/ unterbrach dis Großmutter setzt Ruths Gedankengang. „Onkel Eberhard hofft bis Mttt« Lkwber zurück zu sein BiS dahin soll auch dir Jnnenein» richtung des neuen Hauses in der Parkstraße ferttg fern. Er will gar Nicht mehr tn duS alle Haus am Martz hier zurücUchreu." .Gnädige Frau,' meldete Philipp in diesem Augen blick. „Frau Doktor Jänisch ist am Apparat und möchte die gnädige Frau sprechen " Frau Barenberg ging hinaus. Ihre Stimme schallte herüber. .Ja." hörte Ruth die Großmutter sagen, .es ist mir angenehm. Ulla, dich noch heute abend zu sehen. Übrigens habe ich dir eine große Neuigkeit mitzuteilen." — — - Das Weitere konnte Ruth nicht verstehen. Doch plötz lich erfüllte eine große, unendliche Seligkeit ihr Herz Nun kam es gewiß noch einmal zu ihr zurück, das große. Wonnige Glück, dem sie vor wenigen Monaten entsagen zu müssen geglaubt. Jetzt aber w<n sie innerlich frei; offen durfte sie setzt ihre Liebe bekennen, und ein glückliches Lächeln spiel!« um die warmen, rolen Lippen des Mädchens. AIS Frau Barenberg nach einer Weile zurückkehrte, blickte Ruth ihr erwartungsvoll entgegen. „Nun, Großmama, was wollte denn Tante Ulla?" „Sie kommt in einer halben Stunde, un/d dann will ich euch beiden noch eine große Neuigkeit mitteilen." „Großmamachen," schmeichelte Ruth und knie» plötz- Nch an Frau Barenbergs Seite, „betrifft die Neuigkeit Onkel Eberhard?" „Wie kann man bloß so neugierig sein. Sonnenschein^ chen," gab die Großmutter lackend zurück, -aber um deine Weit glücklicher in fernen geschäftlichen Operationen ist Jakob Michael, den man bisher vielfach als den „reichsten Mann Deutschlands" zu bezeichnen pflegte. Michael, der nur wenig über 30 Jahre alt ist, hat sein Ver mögen in erstaunlich schneller Zeit erworben. Er begann seine Laufbahn als bescheidener Angestellter einer alten und angesehenen Frankfurter Metallfirma. Sehr jung machte er sich selbständig und gründete eine eigene Metall firma, Wesche durch glückliche Spekulationen viel verdiente. Später erwarb er mehrere chemische Fabriken, welche ihm gleichfalls große Gewinne brachten. Alsdann gründete er eine Bank und begann Geld- und Börsengeschäfte zu machen. Diese brachten ihm riesenhafte Gewinne, da er Ende 1923 große Kredite bei der Preußischen Staatsbank erhalten hatte und dieses Geld, als später eine allgemeine Geldknappheit herrschte, zu sehr hohen Sätzen auslieh, währens er selbst nur bescheidene Zinsen bezahlen mußte. Auf diese Weise gelang es ihm, ein Vermögen von un gefähr 150 Millionen Mark zusammenzubringen. Michael besitz: heute außer seinen industriellen Beteiligungen u. a. auch mehr als 200 Häuser in Berlin, die er zu der Zeit er warb, als der Hausbesitz sehr billig zu haben war. Michael hat sich im Dezember in die Schweiz begeben und ist von dieser Reise bisher nicht zurückgekehrt. Seine Geschäfte gehen jedoch unabhängig davon weiter und seine ver schiedenen Bevollmächtigten leiten in seiner Abwesenheit den gesamten großen Konzern, der sich aus Dutzenden von Einzelunternehmungen zusammensetzt. Die Bezeichnung als „reichster Mann Deutschlands" hat Michael allerdings in Wirklichkeit niemals verdient. Weit reicher als er war vielmehr der verstorbene Hugo Stinnes, der bei seinem Tode etwa eine Milliarde Mark hinterließ, die seine Frau und seine Söhne geerbt haben. Stinnes war schon vor dem Kriege ein sehr reicher Mann, Besitzer von Kohlenbergwerken und Eisenhütten. Er hat indessen in den Jnflationsjahren seinen Besitz riesig vermehrt, indem er die verschiedensten Unternehmun gen Zusammenkünfte und zu einem einzigen großen Konzern zusammenschmolz. Der gewaltige Besitz, den er bei seinem Tode hinterlassen, und der hauptsächlich in industriellen Unternehmungen angelegt ist, besteht auch heute noch in unverminderter Höhe. E. N. vermischtes - ) -- 400 v<!0 preiswerte Küsse. Was nicht alles passiert! Da hat in einer kleinen Ortschaft des Staates Kentucky eine Jum.jrau von fünfzig Lenzen ihren jahrzehntelang- jährigen Bräntigam, der sie um eines jüngeren Fräuleins willen schmählich sitzen gelassen halte, auf Entschädigung für allzu reichlich und doch so vergeblich gespendete Liebe verklagt und dabei zu Protokoll gegeben, daß sie dem ' bösen Mann während der Brautzeit mindestens 400 000 Küsse verabreicht habe. Wie sie das berechnet hat, mag der Himmel wissen, aber sie blieb jedenfalls bei 400 000 und verlangte pro Kuß eine Entschädigung von 10 Pfen nigen. Uns scheint das ein durchaus angemessener. Kuß- preis zu sein, aber der Jury erschien er zu hoch, und sie kam nach reiflichen Erwägungen zu dem Entschluß, der Klägerin pro Kuß 5 Pfennig zu bewilligen. Das dünkt uns eine sehr schäbige Art von Gerichtsbarkeit, die von wahrer Liebe keine Spur einer Ahnung haben kann. — Fidele Justiz. Einen „Nachmittag in einem ara- bischen Gerichtssaal" schildert in sehr amüsanter Weise eine Berichterstatterin des „Daily Chronicle". Wenn ein arabischer Ehemann von seiner Frau genug hat, gebt er zum Richter und sagte einfach: „Ich will sie nicht mehr." Er muß das allerdings dreimal sagen und bei Allah schwören, aber dann ist er auch wirklich radikal geschieden. Tas Ehescheidungsgericht in Tunis ist eine Sehens würdigkeit ersten Ranges. Es wimmeln mitten im Ver- handlnngssaal ganze Scharen von Nichtstnern, Schwätzern, Advokaten, „Parteien", Kindern von Ehe- scheidungslustigen usw. umher, und alle unterhalten sich ganz ungeniert. An den Wänden stehen bequeme Diwane, auf denen die Richter „sich lttmmeln" und das Recht fabri zieren. Und zwar sind immer ein paar Prozesse zu gleicher Zeit: auf dem Diwan links urteilt der Richter L', auf dem Diwan rechts der Richter Y und auf einem dritten Diwan der Richter Z. Die Parteien spazieren umher und suchen sich nach Belieben einen Richter aus, um ihm ihre Sache vorzutragen. Sehen sie, daß sie mit ihren Beweisgründen nicht durchdringen, so brechen sie kurzerhand die Sache ab und gehen sofort in die zweite Instanz, das heißt zu einem andern Diwan. Für einen Europäer ist es ganz unmöglich, sich in solchem Wirrwarr zurechtzufinden. Der Mann mit den Todcsstrahlen ist wieder da. Man erinnert sich sicher noch des samosen englische« Ingenieurs Matthews, der vor einigen Monaten die ganze Welt verdreht machte mit der Behauptung, er habe die einzig richtigen Todesstrahlen erfunden. Mit diesen geheimnisvollen Strahlen sollte man von irgendeinem be liebigen Punkte aus durch einen bloßen Druck auf einen Knopf oder so ganze Munitionslager, fahrende Schiffe, Luftkreuzer und ähnliches in einem Nu in die Luft sprengen können. Matthews wollte seine fürchterlichen Strahlen an England oder Frankreich verkaufen, aber beide lehnten schließlich ab, und die Gelehrten erklärten ihn für einen Schwindler. Das kränkte ihn so tief, daß er für längere Zeit von der Bildfläche verschwand. Jetzt ist er plötzlich in London wieder aufgetaucht, strahlend vor Glück und mit Dollars protzend. Er behauptet nämlich, daß ihm die Amerikaner die Todesstrahlen abgekauft hätten, und daß er demnächst dem undankbaren englischen Vaterlande den Rücken kehren und für immer zu den Yankees ziehen werde. Die Welt wird also von Amerika aus kaputt geschossen werden. , Jazzdämmcrung. Der „Jazz", diese herrlichste Blüte am Baume moderner Tanzmusik, stirbt, und zwar dort, wo er zu unserem Unglück geboren worden ist: in Amerika. Diese Tranernachricht, die das Herz der Menschheit höher schlagen machen wird, ergibt sich aus einer dieser Tage veröffentlichten Statistik amerikanischer Nundfunkgesell- schaften, die Musik srei ins Haus liefern. Die Musik- knndschaft wurde gefragt, welche Musik per Radio ihr am liebsten wäre. Von fast 60 000 Antwortschreiben, die bei den Gesellschaften einliefen, waren fast 45 A für „gute Musik", mehr als 35 N für „klassische Musik" (die also scheinbar nicht mit „guter Mnsik" identisch ist) und nnr etwa 20 N für „Jazzmusik". Im vorigen Jahre noch hatten sich bei einer ähnlichen Umfrage nicht weniger als !0 A der Antwortenden unbedingt für Jazz entschieden. Da nun in Amerika der Wille der Mehrheit immer ge- achtet wird, wird die Jazzmusik sortan nur noch mit etwa A aus den Nnndfunkprogrammen stehen. Amerikanische Tyeaterseme. Auch etwas, das nur in Amerika vorkommen kann: es wird nämlich gemeldet, daß der Polizeipräsident von Newyork imEinvernehmen mit der zuständigen Staatsanwaltschaft 48 ehrsame Bürger — männliche und weibliche — zu einer Art Zensur über etwa ein Dutzend Theaterstücke, die gegenwärtig auf Newyorker Bühnen gespielt werden, ernannt hat. Alle diese Theater stücke stehen im dringenden Verdacht, nicht ganz „stuben rein" zu sein, und die 48 Zensoren sollen zusehen, ob etwas daran ist. Das schönste aber ist, daß die Namen der 48 geheimgehatten werden, und daß unter ihnen selbst einer nichts vom andern Weitz. Als eine Art heilige Feme werden sie einzeln und gänzlich unabhängig von einander in die verschiedenen Theater pilgern und dort Gericht halten. Sie haben dem Polizeipräsidenten über ihre Eindrücke geheim Bericht zu erstatten, und dann wird mit Stimmenmehrheit entschieden, ob ein Stück geändert oder ganz vom Spielplan abgesetzt werden muß. Alle Kosten übernimmt die Polizei, das heißt, ins Deutsche übersetzt, der geehrte Herr Steuerzahler, denn die Polizei an sich hat ja kein Geld. Man erzählt sich, daß sich unter der geheimen Jury bekannte Künstler, Schriftsteller, Geist liche, Politiker und selbstverständlich Milliardäre befinden. Den Newyorker Theaterdirektoren puppert das Herz. Neugierde zu befriedigen, ja. sie betrifft Onkel Eberhard Er will sich veibeiralen — Doch nun verraie ich nichts mehr, alles andere wirst du nachher erfahren. — Da schlangen sich plötzlich ein paar junge Arme fest Um den Hals der allen Frau, und eine vor innerer Glück seligkeit zitternde, junge Stimme flüsterte dich, an ihrem Ohr: „Sag nnr doch alles, Großmama, ich habe ihn ja so lieb " — „Na gut denn, kleine Neugierige, also Oukel Eberhard hat sich mit einer Engländerin, der Witwe eines Barons of Kent, verlobt und wird schon am 29. September . . ." Frau Barenberg konnte nicht vollenden: auf einmal lösten sich die Arme von ihrem Nacken, und lautlos sank Ruth Lalenberg zu Boden. Zehntes Kapitel, Ein grauer, trüber Okiobertag zog herauf. Nicht ein einziges Mal schaute die Sonne durch den dichten, grauen Vorhang, und langsam begannen die ersten Schneeflocken herabzurieseln. Laullos bog das große Barenbergsche Auw um die Ecke der stillen, vornehmen Parkstrabe. „Oh, es scheUu sehr früh Winter zu werden tu Germany." Richt eine Muskel verzog sich in dem Antlitz Eberhard Barenbergs bei den in gebrochenem Deutsch gesprochenen Worten seiner jungen Frau „Darf ich bitten, Mabel?" Mit tadelloser Höflichkeit reichte er ihr den Arm. Und drinnen, w der großen, behaglich eingerichteten Halle stand Frau Baienberg. Mit leiser Rührung zog sie das junge Weib ihres Sohnes in die Arme und küßte leise die Stirn der schönen Frau. „Gott segne deinen Eingang, mein Kind " Dann beugte Eberbard sich über die Hand der Mutter — „Wo ist Ruth?" war später bet Tisch seine erste Frage „Ruth ist tn Berlin." entgegnete die Mutier, und selt sam forschend ruh» ihr Blick aus dem Antlitz des Sohnes, das sich tn diesem Augenblick mit einer tiefen Nöte Überzog. „O, Eberbard. wer ist Ruth? Du hast mir noch nie mals etwas von einer Ruch erzählt," sagte die junge Frau jeyl. und die großen, grünlich schillernden Augen blickten erwartungsvoll fragend von einem zum andern. Ein paar heftige Atemzüge hoben Eberhards Brust. „Vermutlich, »veil tch ein so reges Interesse an meinen Familienverhälinissen nicht bei dir voraussetze." gab er scheinbar gleichgültig zurück. „Ich werde mich aber be mühen, es so bald wie möglich zu befriedigen." Die junge Frau bitz sich auf die Lippen, entgegnete doch kein Wort. Frau Barenberg aber sah fast erschreckt zu Eberhard dinüber. „Ruch ist die einzige Tochter meines frühverstorbenen ältesten Sobnes Leonhard," sagte sie dann freundlich zu ihrer Sckwiegertochler, „und Eberhard ist ihr Vormund," füg» sie wie erklärend hinzu „Ob. da werde tch hoffentlich bald das kleine Mädchen kennen lernen," antwortete Mabel liebenswürdig. „Run, das kleine Mädchen zählt bereits 18 Jahre," entgegnete Frau Barenberg lächelnd „Ob, ob," machte Frau Mabel jetzt in komischem Ernst, „das ist nicht gut. da kann leicht aus de, kleinen Rich» — oh, wie sagt man doch — — — sekundenlang schien sie nach einem passenden Ausdruck zu suchen eine Nebenbuhlerin werden," sagte sie endlich lachend irr ihrem gebrochenen Deutsch, und schalkhaft drohte sie jetzt ihrem Manne mit dem Finger. Bei den Worten feiner Frau überzog momentan eine seltsame Blässe sein Aniliy. „Set nicht kindlich," jagte er alsdann fast rauh, v«r« weifend. „So etwas soll schon vorgekommen sein." klang es Noch immer lachend aus ihrem Munde, aber in diesem Augenblick lag eiwas sellsam Lauerndes tn den Niren« äugen der schönen Frau, und sich an ihre Schwieger mutter wendend, sügie sie hrnzu: „Nun, es wird kerne Schönheit sein . . ." „Woraus willst du daS schließen?" fragte Eberhard setzt, und ein leises, ironisches Lächeln spielte um feine« Rlund. „Nun, wenn ein Mann gar nicht krom s littlo girl sprichi, ist sie entweder häßlich . . . oder er liebt sie." Scheinbar harmlos kamen die Worte von den Lippe« der schönen Frau, dock eigentümlich beobachtend flog tyr Blick dabet zu Eberbard. „Verzeih, Mama, ick habe mir das Auto für drei Ubl bestellt und möchte gleich noch einmal lm Geschäft nacö dem Rechten sehen." Jäh Halle Eberhard sich bei pe>^ Worten seiner Fiau erhoben. „Gesegnete Mahlzeit! Hastig zog er die Hand feiner Mutter an die Lippen, küßll seine Frau flüchtig aus die Stirn und verließ eilends da? Zimmer. „Er ist ein sebr merkwürdiger Mann." äußerte Mabc>> al? sie ihrer Schwiegermutter später tn dem kleinen, nist grünen Salon gegenüberjaß. „Wenn ich an meinen gmen Charlie denke ... Er war verliebt rm mich noch naÄ zehn Jahren," setzt« sie hinzu, (Fortsetzung folgt.)
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