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MNnOrAgÄM Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, N^.67. Wilsdruff-Dresden Freitag, den 2V März 1025 Postscheck: Dresden 2640 für Dürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespa!tene Raumzelle LO Doldpsennig, die 2gefpaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Pfennig, die ZgefpakteneRedlamezeile im textlichen Teile l00 Goldpfennig. Nachweisungsgedühr 20 Goldpfennige. V»» gefchriebeneErtcheinungs- ^7-5 LV» « tage und PlatzoorschristM werden nach Möglich «reit o E f p b ! ÄlNt "tk. O berüchsichtigt. Anzeige»» annahme dis vorm. lOUHr —- > ' Für die Richtigkeit Kar durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir deine Garantie. Jedcr Aavattanspruch erlischt, wenn der Betrag du«H _ _ Klage eingezogen werden muh oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen eutgege«. Vas Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Bmtshanptmannschast Meißen. de« Amtsgerichts nnd Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamt» Rosie» I I 84. Jahrgang. Telcgr.-Adr.: .Amtsblatt« i^gl'ch n-chm. s Uhr für den folgende» r»,. «epig.pret«: Bel Addolun, ln !wk ,u,ü ltch Ab" Austellun, durch dte Bole» r,Z0Md., dei Poftd^i-llu», Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend '""Agee «^°b.ft»euu,e» besteh, "7n7°eüch'bu7^7ug der Zeitung er K r-u .g des Bezugspreises. — Auchsendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Porto beiliegt. Die Zukunft unserer Schule. Ist schon die Behandlung rein politischer Fragen in unseren Parlamenten oft übertrieben schwierig, weil »welt anschauliche Grundsätze" vabei oft eine große Rolle spielen, so weroen die Schwierigkeiten säst unüberwindbar, wenn nun wirklich weltanschauliche Fragen erörtert und ent- schieden wcrve» sollen. Tas ist wohl am meisten der Fall bei Behandlung von Schulsragen. Bekanntlich haben wir die allgemeine Grund- sch u l e, die alle Kinder» gleichgültig, welchen Ranges und Standes die Eltern sind, nun zu besuchen haben, und zwar mindestens vi e r ^ahre hindurch. Ihre Einführung er folgte unter Abschaffung der Vorschule an höheren Schulen, uuo zwar ans einem gewissen Uniformierungsbe streben heraus, das die junge deutsche Demokratie welt- anschanungsgemäß entwickelte, auch aus der richtigen Überlegung heraus, daß der Geldbeutel der Eltern allein nicht über die Aus- und Fortbildungsmöglichkeit der Kinder entscheiden dürfe. Bloß ist man dabei stehen- geblieben, weil ja das weitere Fortkommen bzw. der weitere Schulbesuch der Kinder doch wieder ganz ent scheidend von diesem Geldbeutel abhängig ist und es bleibt, auch wenn etwa, gewissen Wünschen entsprechend, die Befreiung von allen Kosten des Schulbesuches hcrbei- geführt werden sollte. Diesen Überlegungen und Absichten gegenüber steht aber das Elternrecht als ein natür liches Recht, die Kinder in einer von den Eltern zu be stimmenden Form erziehen zu lassen, wobei der Staat nur für die Durchführung der »Schulpflicht" zu sorgen, entsprechende Schulmoglichkeiten zur Verfügung zu stellen hätte, wobei das S ch u l m o n o p o l der Grundschule viel fach verworfen wird mit der Begründung, daß cs für die i höheren Schulen eine derartige monopolistische Unisormie- l rung fast mit jedem Tage weniger gibt. Im Unterrichtsausschuß desPreußischenLand- ! tag es wollte ein dentschnationaler Antrag begabten Grnndschülern die Möglichkeit geben, schon nach drei Fahren aus eine Mittel- oder höhere Schule Lberzugehen. Einige deutschvolksparteiliche Redner sprachen sich für grundsätzliche Regelung der Frage aus. Von sozialistischer Seite protestierte man gegen die Verkürzung der Grund schule. Schließlich fand Annahme der Zentrnmsantrag, j das StaatSministerium zu ersuchen, zu veranlassen, daß zu : Ostern 1925 die M ö g l i ch l e i l geboten werde, das; geistig und körperlich besonders leistungsfähige Kinder nach drei jährigem Grundschulbesuch zur Aufnahmeprüfung für eins mittlere oder höhere Schule zugelassen werden. Ein fast gleichlautender Antrag ist im Bildmigs- ansschuß des Reichstages vor einigen Tagen ange nommen worden. Tie neue Regelung soll zum 1. April schon in Mecklenburg und Len drei süddeutschen s Staaten Lurchgcsührt werden, und wahrscheinlich werden andere deutsche Länder folgen. Man wird das billigen; es entspricht übrigens Ver hältnissen, wie sie schon früher vorhanden waren. Dabei ist aber, wenn wir nun schon einmal die vierjährige Grundschulpflicht haben, der stärkste Ton aus die „be- stabten" Grnudfchüler zu legen, um nicht soziale Unzu friedenheiten zu erregen. Teun Streit genug um den Charakter der Grundschule wird es wohl in absehbarer Zeit mehr wie genug geben. Wenn wir oben von einer »Uniformierung" sprachen, so bezog sich das nur auf d:e soziale Seite; ganz anders liegen bekanntlich die Dinge bei der Frage ihres ganz verschiedenen »weltanschaulichen" Charakters, also ' angesichts der Stellung zum konfessionellen bzw. konfessionslosen Charakter. Die drei Schulformen: Be kenntnis-, Gemeinschafts- und weltliche Schule, siud Lurch die Verfassung gegeben, aber ihr Verhältnis zueinander ist ebenso wenig geregelt wie die gesetzliche Definierung des Charakters jeder einzelnen Schnlform. Ter in der Ver- fafsung vorgesehene Neichsschulgesetzentwurf ist zwar im April 1921 herausgekommen, wurde aber nach dreijähriger ergebnisloser Beratung von Ler Regierung wieder zurückgezogen. Der Kamps ging in der Hauptsache Um die Frage, ob der Gemeinschaftsschule, wo allerdings auch der Religionsunterricht in konfessioneller Form ge lehrt werden muß, eine Vorzugsstellung eingcräumt, diese Schulform als die Grundschule bezeichnet werden oder vh der Bekenntnisschule ihre alte Stellung ver- bleiben und sie in dieser geschützt werden müßte. Bisher war die Zusammensetzung des Reichstages dicht derart, daß die parlamentarische Durchführung dieser letzteren Absicht m glich war. Die Maiwahlen schufen diese Möglichkeit, Lie^Dezemberwablen zerstörten sie nicht. Aaher ist ein Unterausschuß des Bildungsausschusses im Ncichstag jebt an der Arbeit, einen Neichsschulgesetzent- wnrf zu schaffen und ibn — natürlich im Zusammengehen Wit dem dafür zuständigen Reichsminister des Innern — Ws Initiativantrag oder Regierungsentwurf baldmöglichst vor den Reichstag zu bringen; denn jetzt haben jene Par tien, die sich für den Schutz der Bekenntnisschule einsetzen, °ort eine erhebliche Mehrheit. Die Arbeit ist schon weit ac- drehen. -l , Aber es wird natürlich zu sehr erbitterten Kämpfen 'Minen: denn hier will sich, wenigstens an einer Stelle, » Elternrecht durchsetzen gegen den staatlichen Zwang. > n. Berlin, 18. März. Schoa wurde angenommen, daß die preußische Regierungs bildung gesichert sei durch eine Art von Kompromiß zwischen Marr und den Rechtsparteien in der Weise, daß eine Art Be- amtcnkabinett gebildet werde, bei dem iür die Persönlichkeiten gegenseitiges Entgegenkommen beobachtet werden sollte. Ta ergab sich eine neue Schwierigkeit. La Herrn Marrvon Rechts erklärt wurde, es sei wohl unmöglich sür ihn, jetzt noch als preußischer Ministerpräsident aufzutrelen. nachdem er die Kan- didamr zur Reichspräsidentenwahl angenommen habe. Heute entwickelten sich insolge dieser veränderten Sachlage verschie- venllich Verhandlungen. Insbesondere haue der Abgeordnete v. Campe im Namen der Deutschen Volkspartei eine ein gehende Besprechung mit dem Abgeordneten Heß vom Zen trum, um dem Zentrum nähere Einzelheiten über dte Ziele und Absichten der Deutschen Volkspartei bei der weiteren Behand lung der preußischen Negierungssrage zu geben. Es Hansell sich dabei zunächst darum, sestzustellen. ob sich im Lause des heurigen Tages eine gewisse Klärung hinsichtlich der Neu bildung der Negierung schassen lasse oder nicht. Die sür zwei Uhr mittags angesagte Landlagssitzung, in der die Entschei dung über die nun drei Monare dauernde Regierungskrisis fallen sollte, wurde aus den Abend verschoben. Bis dahin sollten die Beratungen über die Zusammensetzung des Ka binetts mit aller Kraft gefördert werden. Es soll nicht aus geschlossen sein, daß an die Stelle von Marx ein anderes Zentrumsmilglied als Ministerpräsident in Frage kommt. Grscheitert. Berlin, 19. März. Dr. Marx teilte, wie Telumvn er- erfährt, Donnerstagmittag dem Präsidenten des preußischen Land tages mit, daß er seine Versuche, ein Kabinett zu bitden, aufgebe und die Wahl zum Ministerpräsidenten nicht annehme. WMlM für den SichekheWlsn. London, 19. März. Chamberlain hat gestern zum ersten Male nach seiner Rückkehr an er Unterhaussitzung teilgenommen. Auf die Frage, ob er gewill sei, mit der französischen Regierung über eine geeignete Grundlage sür die gemeinsame Unterstützung des Genfer Protokolls zu verhandeln, entgegnete Chamberlain, daß die Einwendungen der britischen Regierung gegen das Pro tokoll derart grundsätzlich seien, daß sie in dem Protokoll keines falls eine Grundlage frü weitere Verhandlungen erblicken könne. Es sei daher anzunehmen, daß die Regierung sich ganz der Sicher- hcitsfrage zuwenden werde, wie er das auch in seiner Erklärung in Genf ausgedrückt habe. Skrezvnrki belrieckigt Paris, 19. März. Der polnische Außenminister Skre- zynsli hatte gestern vormittag mit Herriot eine einstündige Unter redung über das europäische Sicherungsproblem und die deutschen Earantievertragsvorschläge. Er erklärte den französischen und polnischen Pressevertretern gegenüber, daß die Aussprache mit Herriot in größter Herzlichkeit geführt worden sei. Auch seine gestrige Unterredung mit dem Präsidenten der Republik habe den günstigsten Eindruck hinterlassen. Domergue sei ein ausgezeich neter Kenner der polnischen Probleme und habe sür die Sicher heit der polnischen Grenzen das größte Interesse gezeigt. Skre- zynski sagte, daß er nach den Erklärungen der französischen Re gierung Paris völlig beruhigt verlaffen könne. ckiilts» psltMen gttinMlckntiksll Danzig, 19 März. Die polnische Regierung hat vor einiger Zeit beim Transport deutscher Militärpferde durch den Korridorder deutschen Regierung Schwierigkeiten gemacht, wor auf Deutschland das zur Entscheidung derartiger Fälle in Danzig. s eingesetzte Schiedsgericht angerusen hatte. Die polnische Regie rung ist heute nach eingehender Untersuchung der Angelegenheit zu dem Ergebnis gelangt, daß die deutsche Beschwerde gerecht fertigt sei, denn die polnischen Maßnahmen seien auf Grund eines Mißverständnisses ersolgt. Die Behinderung des Transportes sei erfolgt, weil die betreffenden Unterbehör-en die deutsche Be nachrichtigung über die vorgesehenen Transporte nicht richtig ver standen hätten. Die Vertreter der polnischen Regierung haben daher dem Präsidenten des Schiedsgerichtshofes in Danzig mit- geteitt, daß die polischen Maßnahmen in der Angelegenheit aus einen Irrtum zurückzuführen seien. Der polnische Gesandte in Berlin hat den Auftrag erhalten, der deutschen Regierung eine Note zu übermitteln, in der eine deutsch-polnische Verständigung vorgeschlagen und Deutschland ersucht wird, die Beschwerde beim I Danziger Schiedsgerichtshof zurückzunehmen. ! Polnisch-MlWkk ßlkNMischkM. Paris, 19. März. Die litauische Gesandtschaft teilt mit: > Am 16. März haben polnische Grenzwachen, darunter Kavallerie mit zehn Maschinengewehren, unseren Grenzposten bei Sirvintai überfallen. Die Polen nahmen dabei drei litauische Soldaten gefangen. Die Polen verlangten die Räumung des Grenzpostens Sirvintai bis zum 17. März nachmittags 3 Uhr, widrigenfalls sie mit Waffengewalt vorgehen würden. Dem litauischen Grenz kommandanten von Sirvintai wurde daraushin befohlen, Sirvintai > nicht zu räumen und polnischen Angriffen mit Waffengewalt zu > begegnen. Die litauische Gesandtschaft ist zu der Erklärung er- mächligt, daß der litauische Grenzposten die Grenz; nicht über- : schritten hat. Dle litauische Regierung hat den Völkerbund tele- j graphisch ersucht, einzugreifen und zu veranlassen, daß die polni- ! schen Angriffe aufhören und die während des Gefechtes am 16. März gefangengenommenen Soldaten wieder sreigegeben - werden. Zoo 03ufer in r>kla zerstört. Neuyork, 19. März. Die Feuersbrunst in Tokio hat sich immer weiter ausgedehnt und immer neue Stadtteile werden von ihr ergriffen. Alle Bemühungen der Feuerwehr, der Polizei und des Militärs waren bisher erfolglos. Bisher sind 3000 Häuser niedergebrannt. Die Obdachlosen versperren mit ihrer geretteten Habe die Straßen der übrigen Stadt. Die Polizei hat die größte Mühe, die Ordnung einigermaßen aufrechtzuerhalten. Neuyork, 19. März. Nach den letzten Meldungen aus Tokio sind der Feuersbrunst bisher 1800 Menschen zum Opfer j gefallen. MeMheemMillesTorM Neuyvrk, 19. März. Die Zerstörungen in Süd-Illinois sind ungeheuer. Nicht nur die Stadt Paris ist hinweggefegt wor den, sondern ganze Ortschaften sind verschwunden. Ungezählte Tausende, abgesehen von über tausend Toten, sind verwundet wor be'. Die 11000 Einwohner zählende Stadt Murphysbvro exi stiert nicht mehr. Die vorliegenden Berichte ergeben noch kein genaues Bild über den Umfang des Unglücks. Hilfe eilte von allen Seilen herbei. Da die drahtlichen Verbindungen mit dem verwüsteten Gebiet unterbrochen sind, laufen wenig Meldungen ein. Ganze Züge wurden aus den Schienen geworfen. Der Eisenbahnverkehr ist meistens eingestellt. In Westsrankfurt wur den Schulen mit 200 Kindern vernichtet und die Kinder getötet. Das Washingtoner Rote Kreuz hat eine großzügige Hilfsaktion eingeleitet. Der Gouverneur mobilisierte drei Regimenter, außer dem wurden 50 Aerzte in das zerstörte Gebiet geschickt SieIerusUN ^Verhandlung in Magdeburg l8. Vcrhandlungslag.) ß Magdeburg, 18. März. In der gestrigen Nachmittagssttzung wurde der frühere Reichskanzler Bauer vernommen. Bauer, der im Januar 1918 Vorjitzender der Freien Gewerkscha^en war, machte über die Stellungnahme der Sozialdemokratie zur Landesverteidigung die gleichen Angaben wie vie vor ihm vernommenen sozial- demokralischen Führer. Der entschiedenste Vertreter der Landesverteidigung sei Ebert gewesen. Er habe mit Ebert sehr ost über das Thema „Strafgcstel- lungsbesehle" gesprochen. Ebert habe immer den Stand punkt vertreten, daß es verbrecherisch jei, diesen Befehlen nicht zu jolgen. Zur heutigen Verhandlung wurde der Zeuge Paul Gobert aus der Haft vorgesührt. Gobert, der vielfach vorbc- strast ist, ist der Mann, ver in der ersten Instanz behauptet hat, daß er bei der Streikverjammluna m Treptow dem Redner ts v e r l einen Zettel gereicht habe mit der Frage, wie die Ar beiter sich den neuen Gestellungsbeiehten gegenüber verhalten sollten. Ebert habe geantwortet, daß solchen Lcjehien nicht Folge zu leisten sei. Bei diejer Behauptung bleibt Gobert auch beute. Es wird festgeiielll, vaß er sich später an Ebert als Reichspräsidenten um Unter st ützung gewandt hat. Obcrregierungsselretär Bey vom Bureau des Reichs präsidenten teilt mit, daß die Zentralstelle sür Flüchllings- sürjorge vor Gobert gewarnt habe, und daß dieser, als er im Bureau erschien, stark angetrunken gewesen sei. Ein Elektro- Monteur Froese, der die Treptower Versammlung mitge macht hat, erklärt, daß Ebert damals den Streik ats eine leichtsinnige Tat bezeichnet habe. Der Zeuge Oertzel, der nach der Aussage des in der ersten Instanz vernommenen Eyrig der Treptower Versammlung bcigcwohnt und dort gehört haben soll, wie Ebert die Versammelten aussordene, den Gestellungsbefehlen nicht Folge zu leisten, erklärt, wie schon in der ersten Instanz, wieder unler großer Erregung, daß er an der Versammlung nicht teilgenommen habe.