Suche löschen...
Wilsdruffer Tageblatt : 06.03.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192503066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19250306
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19250306
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-03
- Tag 1925-03-06
-
Monat
1925-03
-
Jahr
1925
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 06.03.1925
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Prediger, die auf ihre politische Gesinnung untersucht werden. Die Behörden in Konstantinopel haben zur Verhinderung der religiösen Propaganda die Abhal tung von Predigten in den Konstantinopeler Moscheen bis zur Feststellung der politischen Einstellung der Prediger verboten. Zusammenstoss zwischen Strassenbahn und Arbeitrr- zug. „Oeuvre* meldet aus Madrid, daß in der Provinz Linares infolge Nebels ein Zusammenstoß zwischen emem Straßenbahnwagen und einem Arbeiterzug statt gefunden habe. Bisher sind 33 Verletzte gezählt worden, darunterlö Schwerverletzte. - Überschwemmungen und Unwetter in Italien. In folge der Regengüsse ist der Tiber vielfach über die Ufer getreten. Aus Umbrien werden Überschwemmungen ge meldet, aus Bergamo Schneefälle und aus Brescia Hagel schläge. In den Marken wurde ein Erdstoß verspürt, durch den Telephonleitungen zerstört worden sind. /Verhaftung russischer Rückwanderer in Odessa Wie die „Tni" melden, sind von 21!» aus der Türkei uud Bul garien nach Odessa znrückgekehrtcn Emigranten bei dem Passieren des Kontrollpunktes 72 Personen verhaftet und in das Gouvernementsa^fängnis übergeführt worden. Bunte Taaesckrontf Saarbrücken. Die Regierungskommission hat die Ein fuhr von Tabak in das Saargebiet verboten. Nickt von dem Verbot betroksen werden Tabakcrzeugnisse, die vor dem büriiger Leipziger, im Alter von 74 Jahren gestorben. Straßburg. Im dem Straßburger Vorort Bisckheim brock mitten in der Noch« infolge Kurzschlusses ein steuer aus, während die Bewohner schliefen. Mehrere Personen ver brannten. zehn Personen wurden schwer verletzt. Wien. Die Wiener Freiwillige Rettungsgesellschaft hat im Februar bei 179 Selbstmorden und Selbstmord versuchen eingegrisfen. Es ist dies die höchste Zahl seit Be stehen der Gesellschaft. Wien. In Baden bei Wien ist der als Geograph und Afrikaforscher bekannte Hofrat Heinrich Oskar Lenz, ein ge bürtiger Leipziger, im Alter von 74 Jahren gestorben. Kottbus. Ein Brand vernichtete das Gehöft eines Besitzers in Bvleguhre, das aus drei Gebäuden bestand. Wenige Stunden später brach abermals ein Brand aus, durch den die Gehöfte von drei Besitzern eingeäschert wurden. Insgesamt t wurden 10 Gebäude zerstört. Es handelt sich um Brandstiftung. Dortmund. Vom Dienstgebäude des hiesigen niederländi schen Konsulats wurde in der Nacht die auf Halbstock gesetzte Fahne heruntergeholt, zerrissen und gestohlen. Die Täter, An gehörige des kommunistischen Jungsturms, konnten nicht gefaßt werden. Moskau. Im Januar 1925 wurden aus der Sowjetunion Waren im Werte von 40 930000 Rubel ausgeführt und für 31 894 000 Rubel eingeführt. ckem 8erich1sfaal j . Der abgenrtcitle falsche Abt. Vor dem Breslauer Schöffen- ! Mich: stana der 65 Jahre alte Lagerhalter Theile aus i Weberswinkel, ein vielfach mit Zuchthaus vorbestrafter Ver brecher. Theile war im Oktober v. I. im vollen Ornat, eines Abtes im Kloster der barmherzigen Brüder erschienen und hatte sich als Abt des Klosters Maria-Einsiedeln unter dem Namen Dr. Maria Thurner eingesührt. Er erzählte, es solle in Breslau ein Sanatorium errichtet werden. Das Breslauer Kloster sollte die Oberaufsicht übernehmen. Eine Kaution von 40 000 M. sollte entweder das Kloster in Breslau oder ein Bankier, den er in Breslau bereits gewonnen hätte, hinter legen. Der dreiste Betrüger wurde jetzt wegen versuchten Be truges, Urkundenfälschung und Beilegung eines falschen Namens zu drei Jahren Zuchthaus und einer Woche Haft verurteilt. Theile hat bereits 25 Jahre seines Lebens im Zuchthaus verbracht. . Sühnung des Einbruchs im Berliner Hauptzollamt. Das Schöffengericht Berlin-Mitte fällte Unter Vorsitz von Land- gerichlsdirekior Bethge das Urteil ln dem zweitägigen Prozeß wegen ves Einbruchs in das Hauptzollamt Nord. Das Gericht nahm gemeinschaftlichen Diebstahl an und verurlettlc den Zoll inspektor Jordan zu 2 Jahren Zuchthaus und wegen t Vergehens gegen das Tabaksteuergesetz zu 1000 Mark Geld- ' strafe sowie zu 5 Jahren Ehrverlust. Weiterhin wurden ver urteilt: Scholz zu 1 Jahr 3 Monaten Zuckthaus, Ernst zu 1 Jahr Gefängnis. Leicht mann zu 1 Jähr Zu ckthaus, Schul; zu 1 Jahr 3 Monate» Gefängnis lind 1000 Mark Geldstrafe; sämtliche vier An geklagten zu je 3 Jahren Ehrverlust. . Das Urteil im Mecklenburger Kommunistenprozctz. In dem Prozeß gegen die Mecklenburger Kommunisten vor dem fünften Strafsenat des Reichsgerichts wurde folgendes Urteil gefällt: Der Angeklagte Gnosnick wird zu drei Jahren Gefängnis und 500 Mk Geldstrafe, die Angeklagten Otto Doernbeck und Prehs zu je einem Jahr Ge fängnis und 200 Mk. G»ldstro>e verurteilt. Todesurteil. Das Schwurgericht Flensburg verurteilte den 21jährigen Dienstknecht Rudolsssen zum Tode. Er hatte auf dem Heimwege vom Jahrmarkt ein 18jähriges Dienst mädchen, weil es ihm nicht zu Willen sein wollte und mit An zeige drohte, erschlagen. Beginn des Hagenfchictz-Prozesses. Vor dem Schöffen gericht in Karlsruhe begann der auf 14 Tage berechnete sogenannte Hagenschieß-Prozeß, der bereits mehrfach den Ba dischen Landtag beschäftigt hat. Angeklagt sind sechs Personen, die sich bei dem Hagenschieß-Unlernehmen, einer groß ange legten Wohnungssiedlung im Walde bei Pforzheim, der Be stechung, des Betruges, des unlauteren Wettbewerbs, der Preis treiberei oder der Begünstigung schuldig gemacht haben sollen. Wieder ein französisches Kriegsgerichtsurteil. Das Metzer Kriegsgericht verurteilte im Abwesenheilsverfahren den deut schen Leutnant May vom 495. Infanterieregiment zu zwei Jahren Gefängnis und zweihundert Frank Geldstrafe, weil er beim Rückzug im November 1918 tu den Ardennen französische Einwohner mißhandelt und Häuser geplündert haben soll. Trotz seines Geständnisses freigesprvchen. Dec ungewöhn. l liche Fall, daß ein Angeklagter, obwohl er ein umfassendes Ge- ständnis abgelegt hatte, für nickisckuldig befunden und frei- gesprochen wurde, ereignete sich vor dem Amtsgerickt Char lottenburg. Der Postschaffner K. war der Unterschlagung vor 35 Mark beim Postamt Berlin W. 15 beschuldigt worden uni hatte sowohl bei der Polizei als auch bei der Oberpostdircktion ein Geständnis abgelegt. In der Verhandlung Widerries ei das jedoch und behauptete, daß er es nur getan-habe aus Furcht länger in Haft zu bleiben. Man habe ihm gedroht, daß er nichi freigelassen werde, solange er nickt gestehe. Da seine Frau krani war. habe er erklärt: „Dann will ick sagen, was Sie wollen.' So sei das Geständnis zustande gekommen, aber es sei nickiS davon wahr. Das Gerickt glaubte dem Angeklagten, daß ei die Selbstbezicktigung aus Angst gemacht habe, und sprach ihn da das Belastungsmaterial auck sonst nicht ausreichte, entgegen dem aus 114 Jahre Gefängnis lautenden Anträge des Ämts- auwalts frei. Begnadigte Mörder. Die vom Schwurgericht Berlin 1 wegen Ermordung des Schneidermeisters Alvach zum Tode verurteilten drei Hofsänger sind zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt worden. Ein vierter Mitschuldiger war bereits vom Schwurgericht zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteil« worden. Die Bluttat der vier Hossänger hatte seinerzeit großes Aussehen erregt. My LrM, tzem Löwen M Wu! NEe. Don Marttnuc Michel Der David ist ein kleiner Bub' unÄ doch dem grim migen Niesen KolMth Wer gMefsn. Der Löwe ist ein großnmchtige«- Der, Venn chw aber mal unversehens eine kleine Mauc. über die Pranken läuft., -cichröckt er und kriegt die für nehmen Krämps. d, h vmrn es .sine Löwen madam ist »brr vielmehr Gu.v gnädige Fr«u, Wie sich ja jetzt schor, jede» Radi-lve-iv-rk Mulinon läßt. Der geneigte Leser fragt, was wohl daraar folgt? Na, ich meine, es zeigt, daß ein jedes seine Stelle Hal. ws -s zu packen ist, und sol! sich darum memand embÜ-en, ihm kann keiner. Oho, mein Lieder, kann schon laicht sein, miß der, der dich kann, schon vor deiner Tür steh: od^r gar mit du am selben Tisch sitzt. Wie es dem P. Nolte vor kurzem gegangen ist. Der fitzt im Wirtshaus bei sio aaur guten Freunden, um nicht zu sagen Saufbrüdern, und evzählt, er wäre in der letzten Nacht, kann auch gegen Morgen gewesen sein, beim Heimgehen angcfallen worden. Härt' ober die zwei Kerle dermaßen vermöbelt, daß sie ack und weh geschrien haben. Kann schon MN, denn der Rotte kst oln baumstarker, junger Kerl, wo der hinhauk, wächst kein Gras nimmer. Wie er nun sein Abenteuer erzähl: hat, sagt er stolz, „den möcht ich wohl mal sehen, der mir was zuleide tun könnt' und wenn sie zu dreien daherkämen, ich haut' sie alle zu sammen". Die anderen haben ihm Beifall gebrüllt. Der Winter aber, wo mit am TW gesessen und ein kleines Mannerl gewesen ist, der sagt: „Du drah di nit so auf, stavk bist ja, aber könnt doch leicht einmal ein Stärkerer über dich kommen." Hat der Nolte gleisch geschrien, „so einer, wie du vielleicht? Von deinesgleichen freß ich ihrer zwölf zum Frühstück. Und frag nach dem anderen Dutzend. Komm und versum-. doch -.«al, mich auch nur mit dem kleinen Finger an».-tippen, und wann du's fertig bringst, hernach zahl ich dir die ganze Zech'". Na, die anderen haben nicht schleckt gelacht. Der Winter aber hat gesagt, das soll gelten. „Wann ich es fertig bringe, dir eine Wat schen zu geben, so zahlst meine Zech." Und der Nolte hat wieder gelacht zu dem Caudi, sich hingestellt in die Stuben und gesagt, „na, fo komm, vrrsuch's einmal", denn er hat denkt, so wie der Knirps die Hand hochhebt, hernach hau ich ihm eine auf den Kopf, daß in keinen Sarg mehr paßt. Der Wn. r ist auch aufgestanden, hat sich vor den Nolte gestellt, ih,„ in» Gesicht gehaut und mit eins — patsch! — hatte Nolte eine Watschen auf seiner rechten Backen, daß es nur so knallt und er ganz erstaunt gefragt hat: „Ja, was war denn das?" Hat der Winter gesagt, „eine Watschen, mein Lieber! Hast es denn nicht gewußt? Ich bin ja link s". So hat's dem Lackel, den Nolte er wischt, und er ha: dis Zech' bezahlen müssen, weil er alleweil nur 'dacht hat, daß der andere ja mit der rechten Hand zu haue, und so ist's ihm eine Lehre gewesen, eine gute, die er nicht vergessen wird und der geneigteLsfer vielleicht auchnicht. » vermachtes "j Verbrennung kostbarer ungarischer Nationaltrachten. Von einem eigenartigen Feuerlode kostbarer ungarischer Nationaltrachten berichten Budapester Blätter aus der ungarischen Gemeinde Mezökövesd. Aus das Betreiben der Geistlichkeit des Ortes entschloß sich dieser Tage die ge samte bäuerliche Bevölkerung, ihren traditionellen, reich verzierten Nationaltrachten zu entsagen und die prächtigen Gewänder öffentlich zu verbrennen. Auf dem Hauptplatz der Gemeinde wurde ein Scheiterhaufen errichtet und in Die Ölfeuerung ver Schiffe verpepet den Ozean. Im englischen Unterhanfe erklärte auf eine Anfrage der Präsi dent des Board of Trave, er hoffe, daß eine internationale Konferenz über die für v!e Zugvögel und Fische schädlichen Folgen der Olabwässer von Schiffen einberufen werde. Ein Gesetz über diese Frage, das nur nationalen Charakter Hütte, werde nicht eingebracht werden, da Aussicht bestände, daß eine internationale Reaeluna aetrosfen werden würde. Die sowietistische „Zelle" und der sowjetistische Fünf- uhrtee. Ein paar Indiskretionen aus der sowjetistischen Gesandtschaft in Paris, die dieser Tage bekannt geworden sind: Die französischen Angestellten der Gesandtschaft, Kommunisten vom reinsten Wasser, wollten, getreu den Vorschriften ihrer Partei, im Schoße der Gesandtschaft eine befondere „Zelle" bilden, in der Hoffnung, sich dadurch das hohe Lob des Botschafters zu verdienen. Anstatt des erwarteten Lobes ernteten sie jedoch Tadel. Eines Morgens ließ sie der Gesandtschaftssekretäl rufen uns sagte zu ihnen höflich, aber bestimmt: „Ich weiß, daß ihr hervorragende Kommunisten seid, aber ihr müßt trotzdem eure „Zellen" anderswo bilden, wir bilden unsere allein". . . . Ern anderes Geschichtchen: An das diplomatische Korvs ließ jüngst die Sonnetgesandtschaft eine Einladung ergeben, in der es hieß: „Der Botschafter empfängt zum Fünfuhrtee von vier bis sieben!" Tas erinnert — so liest man im „Cri de Vap'-s" — lebhaft an die Schai!ks'tt'-»->n^chrift eines Pariser Vorortcafös: „Fünfuhrtee zu jeder Tages- zcill" seine eigenen und besonderen Ansichten vom Leben gehabt Aber schließlich waren diese aanz und gar unier dem Regimen! seiner besseren Hälfte untergegangen. Leonhard Barenberg bei Allere kannte fortan nur noch einen Willen seiner Frau Dock ver Mensch denkt, Gott aber lenkt. Wohl zum erstenmal in ihrem Leben ging ver Wille ver Frau Elisabeth nickt in Erfüllung Bei seine, Rückkehr aus Berlin teil!« Leonhard seiner Muller kurzerhand seine Verlobung mrl Marta Georgina Dennewttz, der einzigen Schwester seines liebsten Freundes, eines jungen Oberleutnanrs. mit Jene weichen, dunklen Augen, ihr anmuttges, reizend nalürliches Wesen hatten tn vem fast dreißigjährigen Manne wohl zuin ersten Male Vie wahre Liebe zu wecken vermocht — Harte Kämpfe halte es gegeben, aus denen Lconbarv sich endlich «w Glück geleitet, vas nur zu balv ihm wtever entfliehen sollte. Mit leisem Klirren wurde das Fenster geöffnet. Voll flutete ver Helle Sonnenschein durch die vorgezagenen, wei ßen Mullvorhänge Ernst und seierlicb klangen die Glocken von St Johannis herüber. Die letzten Kirchgänger ström ten der Stavl zu. Der Gottesdienst war zu Ende. Ein Stöhnen, wie das eines weidwunden Hirsches drang zu der großen, stattlichen Frau am Fenster herüber Lang- sam wandte sie sich um Mit leisen Schritten näherte sie sich dem Bett, vor vem eine große Männergestalt aus den Knien lag Ein lichter Sonnenstrahl fiel aus das schneebleiche, junge Frauenantlitz tn den spitzenbefetzien Kissen. Ein glückliches- Lächeln spielte um den reizenden, kleinen Mund; es sah ouS, als ob das junge Wesen nur schlisse. Jeden Augen blick mußten sich ja diese großen, dunklen Äugen Wieser öffnen „Marta Georgina," flehte die Stimme des Mannes, „sieb mich nur einmal noch an. du kannst ja ntchi für immer von mtr gegangen sein Maria Georgina, schau mich an, ich will es," drohte er unv schüttelte tn wildem Schmerz die -orte Gestatt In Viesern Augenblick legte sick eine Hand aus setne Schulter Langsam kam ver Mann zur Besinnung Behüt- sam ließ er die Tote In die Kissen zurückgletten und ein von heißem Schmerz enistellres Äniliy wanvie sick um und sprach seufzend: „Ack Mutter!" „Uns nun komm, Leonhard. Ta ist nichts mehr zu ändern, vu aber mußt leben für sein Kinv. Der Herr hat s gegeben, der Herr bat's genommen!" — Langsam, schwer atmend erhob sich ver Mann von den Knien. Vorsichtig beug» e: sich niever und küßte noch ein mal voll tzerllgei Andachi den süßen, kleinen Mund Zum letztenmal umfaßte sein von Tränen verdunkelter Blick die geliebte Gcstall. „Maria Georgina," stieß er wild auf- sthluckzend hervor, uns ohne sich umzublicken, verließ er schwankend das Zimmer Ruth taufte man das kleine Wesen, vas seiner Mutte: oas Leben gekoste«, und „ick will dick segnen unv du sollst Segen sein", so lautete der Bibelien Es war derselbe Spruch, ven der greife Pfarrer vor kaum einem Jahre der ,jungen. verwaisten Brau! mtt aus den Weg gegeben. Hörte der bleiche, gebrochene Mann überhaupt jene Worte? Unbeweglich stand er zu Häupien ves Täuflings. Maria Georgina hatte der Herr gesegnet Maria Ge orgina war ihm zum Segen geworden Welch reiches, un vergeßliches Glück Halle sie zu geben vermocht unv nun was nun? — — — Ein bitteres Gefühl gegen das Kind, das seinem jungen Weibe sas Leben gekoste«, stieg ln dieser Stunde tn Leonhard Barenbergs Herzen aus Er hörte nichl die Worle des Plär rers. er sah nicht, wie man seinem jungen Bruder Eberhard, als dem einzigen anwesenden Palen, vas Kind ln sie Arme legie Er schaute nur Immer und tmmei wieder in Vie bren nenden Kerzen ves Kandelabers — — — Und aus dem Strahlenkränze lösten sich plötzlich etn paar große, Sunkle Äugen, etn bräutliche, Schleier umweht« «tn zartes MäL» chenanllty . . . „Marlo Georgtna" . . . Es war am vrttlen Tage, da man Leonhard Baren» bergs junges Glück zur letzien Rube irug. Rosen, nichts als Rosen deckten sas frische Grab tn dem Erbbegräbnis ver Barenbergs, wett draußen aus dem Norsftiedhos Unter einem Hügel von Rosen, dte sie tm Leben so sehr geliebr. schlief Maria Georgina nun ihren letzten Schlaf. Und wieder drei Tage späie, vielt vei große Baren» bergsche Landauer mtt den beiden prachtvollen Rappen vor vem alten Hause am Markt Mil Hilfe ver jungen Mlnna schleppte Philipp, das alle Faktotum ves Hausbatts, den großen Kabtnenkoffer die eichengeschniyte Treppe hinunter, und einen Äugenblick später trat ein hoher, stattlicher Mann mtt einem Vollbarl. in Begleünng eines saft überfchlanken Jünglings von etwa zwanzig Jahren, aus dem Hause, und beide bestiegen den Wagen Tann ein leiser Pfifj des Kut schers. und der Landaus, roltte über den Markl, dem Haupt- bahnhoi zu Noch einmal wansien sich Sie großen, blauen Äugen des blonden Mannes zurück Sie arüßten «um letztenmal da? alte Hau? am Markt. Vie Stätte leuies höch sten Gluck-:- u«iS nefjlen Lews So zog Leonharv Bareuberg hinaus ln die Wett, um »u oeraesten. .-zweites KapIt « si Wieder einmal war es Aonrnag. Äüf leisen Sohlen ging Philipp ab unv zu. u:n den großen, gemütlichen Kaffee- iijch festlich herzu,lckien. um r-en sich ollwnntäglick alles, was zu, Familie Bareuberg aehörie. versammelte Do gab es Berge von Sireuselkuckxn, Bienenstich, Napfkuchen, denn Frau Barenberg legte großen Wert aus eine gute und reich liche Bewiriung Vorbei pflegte sich dann am Sonnabend vdrmtttag in der In de, Haupisttatze gelegenen Körbericken Konditorei ae» wohnlich immer die gleiche kleine Szene abzulpiettn Nach dem Frau Bareuberg ihre beiden obligalen Pasteien mir da zugehörigem Glase Portwein verzehrt, später litt süns Minuten in den „Fliegenden" geblättert, begab sie sich stets mtt Frau Körber zu einer halbstünsigen. geheimen Sitzung In das kleine Hmterzimmer Frau Körbe, rwr dann ledes- mal aus leicht begreiflichen Gründen zu Bismarckssicve, Himmelsiorte und gefülltem Bienensiich, indessen Frau Barenberg enisckieden iü, .richtigen Kafseekucken" in- klinierte Nach langem Hin und Her einigirn sich Herd« Sitzungsmttgliedei abei dann dock «edesmal für gefültten Bienenstich. Napfkuchen mit Rosinen uns Streuselkuchen Unv die Unmenge, die Frau Barenherg dann zu bestellen wiegt«, tilgten sann auch den letzien Rest von Groll aus Frau Kör bers Herzen - Nock einmal ließ Philipp einen langen, prüfenden Blick Über ven reich mii Silber und allem Meißener Porzellan ge- deckien Kaffeeiijch gleuen — — — Mtt einem hörbaren Ruck wurde da plötzlick die Tür de? Speijezimemrs geöffnet, und als Philipp sick umwandte, gewahrte e, in dem Rahmen derselben ein unendlich zierliches, kleines Persönchen. Tie Kinderhände hatten offenbar nur mtt äußerste: Müde die Türklinke zu erreiclien vermach! Tas etwa dreijährige kleine Mädchen irug ein bis zu den feinen Knöcheln verabreichendes, einfaches, weißes Wollkleidchcn in sei Mode de, „Kate Greenweg" Als es den Tlener erblick!?, lief es mn einem Vellen Äufjuckzen aus ibn zu Ächilos siel die große Puppe zu Boden, die die Kleine mtt der Linken, an dem einzigen Arme, den die giotze Zärttichkett seins- kleinen Mutter dem Puppenknwe noch ge- lassen, hiinerher schleifte, uns laut inbelnd streckien sich Helse kleinen Ärmchen dcm Manne entgegen: „Philipp. Philipp«" „St. st. lsise. leise. „Sonnenjcheinchen" Wenn sas nun Vie Fron Großmama Höri, die nebenan ruh«. Immer leise'" - - Ängstlich und scheu zugleich blickten die großen, samt» dunklen Augen zu ihm aus. und als Philipp icyi aas Kind aushob. jchmiegie es das silberne Lockenlöpjcben furchtsam an * die Brust oes Dieners.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Nächste Seite
10 Seiten weiter
Letzte Seite