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leide, die ihm der italienische Kronprinz veige- vracht hätte. Dieses Gerächt wird auf die Zwistigkeiten Mussolinis mit dem Kronprinzen zurückgeführt. Schweden Die Beisetzung Brantings. Der Leichnam des vor kurzem gestorbenen schwedischen Sozialistenführers Braw - ting wurde am Sonntag unter starker Beteiligung der Bevölkerung zu Grabe getragen. Bei der Trauerfeierlichkeit waren der König, der Kron prinz, die Prinzen des königlichen Hauses und das schwedische Staatsministerium anwesend. Die norwegischen und dänischen Gesandten vertraten ihre Könige. Der Sarg wurde in der Familiengruft beigesetzt. Der schwedische Staatsminister, der deutsche Sozialistenführer Wels und der Franzose Renaudel hielten Ansprachen. Aus Zn. und Ausland. Berlin. Der Parteivorstand der Sozialdemokratischen Par- s tei Deutschlands hat beschlossen, eine Friedrich-Ebert- ; Stiftung zu errichten. ? Leipzig. Es verlautet hier, daß wegen der Ausweisung ! des Rechtsanwaltes Tr. Samtcr gegen den Senatsvrä- , fidenten Dr. Niedner Strafanzeige erstattet wor- den sei. ! Bern. Der schweizerische Bundeskanzler Adols Steiger ist im 67. Lebensjahre plötzlich gestorben. i Madrid. Die Polizei hat 12 Personen verhaftet, die das j Zentralkomitee einer in ganz Spanien und dem Aus- j lande verbreiteten revolutionären Bande darstellen. Milchversorgung in -er Grotzstodi. ! B e r l i n, 2. März. j „Mifach" ist auch ein schönes Wort — es bedeutet die soeben eröffnete und bis zum 8. März dauernde „M ilch - fachansstellung des Verbandes der Ber liner Molkereibesitzer-Vereine E. V.", die unter regster Anteilnahme der Behörden der Milchge- winnung, Milchvcrarbeitung und Milchverwertung gewid met ist mit deni Ziel, den iw den Kriegsjahren aus Not znriickgegangenen Milchgenuß wieder an die ihm ge bührende Stelle der Volksernährung zu setzen. Eine be sondere Abteilung ist der Säuglingsernährung und -pflege Vorbehalten. Diese Ausstellung verdient keineswegs für die Bewohner Berlins allein- Interesse, sie verdient auch draßen im Lande die weiteste Beachtung. Wird doch ge zeigt, wie eine Riesenstadt mit dem notwendigen Nahrungsmittel versorgt wird, wobei das Hauptkontin gent die Zufuhr von draußen bildet. Auf die Frage, wo die Milch für die Millionenbc- völkerung Groß-Berlins herkommt, erfolgt zunächst die Antwort: natürlich vom Lande. Das trifft auch für 75A des Verbrauchs zu, der vor de n Kriege sich auf rund f 114 Millionen Liter täglich belief, jetzt trotz erhöhter Ve- i völkerungszahl aber auf 900 000 Liter zurückgegangen ist. ! Die restlichen 25^ jedoch produziert die Großstadt selbst in > etwa 1400 Kuhhallungen mit rund 18000 Kühen. Nur s zu Wenige wissen, daß man von vielen Straßen der Riesen- j stadt sofort in einen Kuhstall eintreten und stallfrische f kuhwarme Milch genießen kann, die den Gefahren des > Transportes und der Bearbeitung entrückt ist. Auch die - Besorgnis, ab w-ss MKck auck> aeiundbeitlich einwandfrei - ist, ist behoben, seitdem die Berliner Stallungen unter doppelter Aufsicht durch Kreis- und Polizeilierärzte stehen, die jedes Tier sofort aus dem Bestände ausscheiden, dessen Milchbefund nicht ganz einwandfrei ist. Natürlich drängt sich der Gedanke auf, ob eine Ver- mehrung der privaten Berliner Molkereien ein Segen für die großstädtische Bevölkerung, vor allem die vom Elend unserer Tage besonders bedrohten Säuglinge sein würde. Im Januar dieses Jahres trat aus Gründen der landwirt schaftlichen Notlage ein Überangebot eingeführter Milch derart ein, daß die an der Milchversorgung Berlins ar beitende „Vereinigung Berliner Milchhändler" von 867 000 Litern nur 579 000 in den Verkehr bringen konnte. Rund 800 000 Liter waren nicht abzusetzen und gingen nicht nur der Volksernährung, sondern auch der V-ehfütterung ver loren. Der gleichzeitig natürlich einsetzende Preissturz von 40 auf 29 Pfennig brachte die Stadtstallungen mit der an sich immer schwierigen Futterbeschaffung in eine gefährliche Lage. Eine gewisse Rolle spielte bei dieser sogenannten „Milchschwemme" allerdings auch die noch nicht ganz be seitigte Zwangswirtschaft im Berliner Milchverkshr. Das Bestreben des „Verbandes der Berliner Molkerei- besitzcr-Vereine" nach Vermehrung der Berliner Kuh- baltungen findet u. a. auch baupolizeiliche Widerstände. Die Behörde hält eine Eingliederung von Ställen in die Wohnviertel für unzulässig. Das ist vielleicht an sich nicht unberechtigt, wenn auch die großen Fortschritte im Stallbau und der Stallhygiens jetzt für das Vieh eine Unterbrin gung und Sauberkeit gestatten, die zu ungezählten Menschenquartieren der Großstadt im vorteilhaftesten Widerspruch stehen. Die Möglichkeit der Durchführung des heutigen Grundgedankens einwandfreier Milchgewin nung im Stalle wirkt solchen Bedenken entgegen. Ein Beispiel dafür, wie dieser neuzeitliche Gedanke: „Reine Milch von reiner Kuh" zu verwirklichen ist, gibt die Tchweinsburger Ausstallungsmethode, die durch mecha nische Einrichtung des Stalles und der Halfterung die nnratfreie Milchgewinnung sichert. Sie besteht im wesent lichen in zweckmäßiger Ankettung des Viehs und Ein- ieilung des Standes in erhöhten Lagerplatz und abgestufte „Kotplatte", die das Hinlegen der Kühe in den Kot Ver bindern und damit das Tier sauber halten. Tritt hierzu noch die mechanische Melkvorrichtung und ständige Stall kontrolle, so sind die wesentlichsten Voraussetzungen zur Vermeidung der gesundheitschädlichen Verschmutzung der Milch gegeben. Eine solche Stallanlage besetzt mit prächtigstem Raffe Zuchtvieh ist in der Ausstellung zu sehen. F. Bertkau. * - » vermachtes - — Der Ursprung der Leipziger Messe. Vom ersten Mon tag im März bis einschließlich Sonnabend der folgenden Woche wird seit vielen Jahern in Leipzig die sog. Ostervor, messe abgehalten. Neujahrsmesse, Ostermesse, Michaelis- messe — so lauten die Namen der andern Leipziger Messen, und innerhalb dieses Meßrahmens gibt es wieder eine An zahl Sondermessen wie Buchhändlcrmesse, Ledermesse, dorstenmesse usw. Wie alle Messen haben sich auch die in oer ganzen Welt berühmten Leipziger Messen aus großen Jahrmärkten entwickelt. Es gab in Leipzig solche Jahr märkte schon im Jahre 1170, und hundert Jabre später waren bereits Messen vorhanden. Kaiser Maximilian I. verlieh der Stadt in den Jahren 1497 und 1507 besondere Meßprivilegien und bestimmte, es solle „nun hinfüro kein Jahrmarkt, Messe oder Niederlage inner 15 Meilen gerings ^um die Stadt Leipzig aufgerichtet und gehalten werden". Die Städte, die fernerhin mit Leipzig zu wetteifern suchten, wie Halle, Magdeburg, Erfurt, Naumburg, Braunschweig, Frankfurt a. M., Frankfurt a. O. usw., vermochten auf die Dauer nicht mehr aufzukommen. Auch die vielen auslän dischen Mesftn, die früher einmal Bedeutung" hatten — Lyon und Beaucaire in Frankreich, Siuigaglia und Ber- gamo in Italien, Medina del Campo in Spanien, Nishnij Nowgorod in Rußland, Lodz und Warschau in Polen n. a. — wurden von Leipzig !n den Hintergrund gedrängt — „Es waren mal neun Schneider . . ." Mit den Schneidern haben sich die Dichter immer ein wenig herum geneckt. Sie sind vielfach besungen worden, und dabei ging es oft ein bißchen ironisch zu. Berühmt ist das Schneiderlied aus „Des Knaben Wunderhorn": „Es waren einmal die Schneider, die hatten guten Mut, do tranken ihrer neunzig, neun mal neun und neunzig, aus einem Fingerhut." Die Schneider haben das alles frühe: nicht übelgenommen und mitgelacht. Jetzt aber ist in den: urgemütlichen Jena folgendes passiert: Die Damen schneiderinneninnung feierte ihr Stiftungsfest und lud zu der Feier auch die Mitglieder der männlichen Schneider innung ein. Verschönt wurde das Fest durch ein Doppel quartett des Jenaer Männergesangvereins, das u. a. daC alte Schelmenlied: „Es waren mal neun Schneider, die hatten einen Schmaus . . ." vortrug. Als die Schneider von der männlichen Falkultät das hörten, verließen sie unter Protest den Saal, weil sie es für Tusch hielten und sich verulkt glaubten. In den Jenaer Blättern wird dieser Schneiderkrieg seit einigen Tagen von den Meistern, stat; „mit Nadel und mit Scher'", mit „blutiger Feder" durch geführt, und die beleidigten Schneider flicken den Schnei derinnen und dem Männcrquartett stark am Zeuge. „Ja. in Jene lebt sich's bene", heißt es bekanntlich in dem alten Studentenliede. — Die Hutmode des kommenden Frühlings. Der Frühling wird auch auf den Köpfen unserer Damen eine neue Schönheit erblühen lassen: der große Hut kehrt wieder mit aller Pracht der Garnierung, die auf ihm Platz finden kann. Die neuen Modelle haben breite, schöngeschwungene Krempen, die uns um so riesiger erscheinen, als wir an den krempenlosen Hut gewöhnt sind. Richt, daß der kleine Hut sofort verschwände! Er wird sich auch weiter noch in seiner Beliebheit erhalten, zumal er doch zum Bubenkopf gehört. Aber diese lustigen Glockenformen, diese knappen Toques und Mützen werden hauptsächlich auf den Alltaoj und die Promenade beschränkt bleiben, während der große Hut bei festlichen Gelegenheiten wieder sein Recht fordert- Der Hut mit dem vorn leicht aufgeschlagenen Rande, der sich zu beiden Seiten immer mehr verbreitert, wird zum Kunstwerk durch einen großen Blumenstrauß, der auf dem Kopf prangt und über den sich noch eine Kokarde aus Seidenband erhebt. Die Garnierungen des neuen Früh lingshutes bestehen in entzückenden Blütenzweigen und« Blättern, die um die Ränder des Hutes gewunden sind und sich auch nach dem Kopf hinausranken. Die neuesten Bänder sind sehr breit und farbig, so daß eine große Kunst dazu gehört, sie geschmackvoll und doch nicht auffällig zu arran gieren. Jedenfalls sind sie nur bei einem sehr breiten Rand oes Hutes möglich. zu Batzdorf und „Ihre lechflehens Erben (Leibes- und Lehenserben) nachg-eschrie-hcn guter (bie nachher geschriebenen, b. h. die nachgenannten Güter) Nemlich Watz dorf . . . Item (desgleichen) Mubigisiorsf, das Forwerg mit seinem Dorff darfur (davor) gelegen mit Zweien Molen, vnb (und) ein Bisch wasser (Saubach) mit gehultze vnd Eckern (Gehölz und Aeckern) vnd mit Gewichten über Haitz! vnd Handt, vnb mit einem Kretzschmar (Drauschenke) ... zu einem rechten Mann lehn '. Der im Lehnbuch für Batzdorf folgende Lehnbrief nennt als Besitzer „Ernst und George von Miltitz, gebruber zu Batzdorfs", die auch „Rubiglstorff das For- wcrgk" mit feinem Dorf davor" . . . und bas Kirchlehn zu Großröhrsdorf'... Luga, Schynewltz, Olbcrnbors (Mendorf), Reichenbach, Spittewltz ihr eigen nennen, „wie ihr -Vater SigMmb von Miltitz -die Guter keWen- hat'". Aus Friedrich und Caspar von Mittig folgt also als -Besitzer von Batzdorf mit Klein- röhrsdorf Sigmund von Miltitz. Der nächste Lehnbrief für Batzdorf von 1554 zählt das Fvvwerl Rubigstorsf und das Kirchlehn für Großröhrsdorf nicht mit auf; b-eibes ist also -vorher verkauft -worden und zwar an Hieronymus Ziegler zu Gauernitz. Im Lehnbrief für Gauernitz vom Bahre 1-525 heißt es: „Wir Hertzog Georg bekennen, das wir Hieronymus Zcygeler zu Ea-wernitz Das Forwerg Rugersdorff mit seinen Dorff dafür gelegen mit Zweyen Molen vnd einen Fischwasser, mit gehölze Trifften, wichen vnd eckern- vnd m i t einem fre y e n krezschmar mit gerichlen -ober Hals vnb Hant, -I-tem Das Dor-ff Ol-bendorss... Item eynn kirchlohn Zu grossen Ruerstorff... In aller-masten (gleichermaßen) -vnser ' Nur -die männlichen -Leibeserben konnten N-achbesitzer des Gutes Batzdorf mit Zn- ^»'Ämeint ist -das Klipphausen benachbarte Kirchdorf Röhrsdorf, früher zur Unter- -schei-dung von Kleinröhrsdorf (Klipphausen) Großröhrsdorf genannt. « Es fehlt also der Lehnbrief für Sigmund von Müntz. Rath vnd lieber getrewer Ernst vnd George von Miltitz Zu Wazdorsf geprunder solche Suther von vns bißher Zu Lehenn redlich hergepracht? vnb- b-emelten (ge- m-Ädeten — genannten) Hi-eronymen, auch seynen geprundern Balthasarn vnd Franzen Zciegelern Erblich »erkawfft ... Zu rechten« m-anlehn gereicht vnd ge- lyhenn Aus der Zeit ihres geEmf-amen Besitzes rührt folgende, Klipphausen be treffende Urkunde„Wyr hernach geschrieben», Mit Nahmen Herommus Baltha sar Bund srantz-e Zeigler gebüw-der Zw Gaw-ernytz Woende Vor Vnß Erbenn Vnd erbnehmen Bekennen vor Mermeneglich (jedermann) Das Wir mit gutem bedacht Vnnd Zceitlichem ratht Alwch (auch) mit ghunst Vnd verwiilunge (Ber° willig-ung) vnsers genediOem herrnn Vnnd landessursten Seyn genade dar Vber (darüber) -gegebenn Verkawsst habenn Vnd hyrmit Berkawfsen In eynem Voll- stendigen Wiber-kawsf ftmWgk reynische gülden Ierliche (jährliche) Zcynfe Awsf allennn eynwohnern vnd awsf dem forbergk Zcu Cleynen rwgerstorfs In meys-nischer pflege gelegenn der -würdigen -vnd aNdechtigen katherina freybergerin prorin, Margaretha schonber-gerin subpriorin, Margaretha von miliitz, Cantorin, Barbara von schonbergk procuratrix Vnd der ghanzen samlung deß I'unkfra-uen Klosters Zw sreyberg-k Ordens Von der Buse stae (sanctae) marie Magdalene (der heiligen Marie Matzdalene) Vnnd haben in solche sunsszy-gk sloren (Gulden -») remifch -ghanghasstige fürsten m-untze -(Fürstenmünz-s) Ierliche Zynse w-iderkawMchen gegeben vnb verkawsst vor «yn tausent remifch gülden an muntze Je (je) eynvnd- zwanzygk gröschen Vor eyn gülden gerechnet und so fort. Die drei Brüder Ziegler teilten ihren Besitz: Ler älteste wählte sich das Vor werk Kleinröhrsdors mit den Dörfern.Kleinröhrsdorf, Sachsdorf und Klei-nMn- berg Er hat wahrscheinlich das Schloß erbaut, dem er den Namen Klipphausen gab. In welchem Jahre bas ehemalige Vorwerk em eigener Rittersitz würbe, ist vielleicht nicht f-estzustellen. Hieronymus Zieglers Sohn, Christoph Ziegler, empfing 1554 den ersten Lehn brief über Klipphausen ». Shm wird „das Forwerg Au Klipphausen so hiebevorn (vorher) Rursdorjs -genant gewest mit dem Dorffe d-arjur gelegen zweien Mulen vnd einem Fischwass-er, mit gehultze, triften, wiesen, eckern vnd Zweien nauen - Diese Angabe über -die SSMitze war dem Verfasser ein Fingerzeig, in den -Lchn- briefen -über Batzdorf nachAuforschen. - Hplst.-Arch. z. Dr., Vit. A. 184 sol. M. Hplst.-Urch. z. Dr., Orig. Nr. 10458. Die ersten zu Morenz geprägten Gm-den -waren -mit em-er Lme bezeichnet; sw hießen-darum -LAiengulden oder Aumengulben - floren. u Das wkberkSuWche Verkaufen von Zinsen ist die -alle Form des GeMerhens. Die 50 GMen Unsen, die die Einwohner -und das Vorwerk zu KlemrShrsborf alljährlich an ibr-e-Erbher-ren zu Gauernitz zu zahlen hatten, -würben dem Sungsrauenlloster zu Freiberg ruf -die Dauer -des W-iod-erkaufs zugewi-esen, -wofür -dieses -den Gebrüdern Ziegler 1000 Gul den lieh (-Verzi-n-su-ng 5 v. H.) Der Wiederkauf older Rückkauf erfolgte -durch -die Zurück zahlung "des Kapitals seitens der -Br-Sd-sr, es -hörte -dann die Entrichtung -der Zinsen au das Kloster auf . . - - . ° -2 Bei der Teilung -des Gauernitz-sr Besitzes war lSachsbor-s -mit lernen -Unsen und den- meisten Fronen Klipphausen zug-swi-ösen worden; die Besitzer Sachsdorss mit Aus nahme der Häusler hatten auf -dem -alten FroNh-ofe auch fernerhin den Schafsch-eer-dienst zu verrichten, 13 Begüterte des Ortes -außerdem -noch H-autag-e -zur H-e-u- und Grummet ernte. — Auch für Kleinschönber-g -hatte der Besitzer von -Gauernitz zwei Vo-rbe-halt-e -ge macht; Näheres später. » Hptst.-A-rch. z. Dr.: Lehnbriese. Lit- A. 390.