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MsdmfferMeblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Dar „Wil druffcr Tag-blatt- erscheint täglich nachm. 5 Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle uns den Ausgabestellen 2 Mk. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,so Mb., bei Poftbestellung 2 Wb. zuzüglich Abtrag- gebühr. Einzelnummern lSPfg. AllePostanstalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postbolrn undunlereAus- träger und Geschäftsstellen - —- nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle köherer Gewalt. Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. - Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8gespaltene Raumzeile 20 Goldpfennig, die 2gespalteneZeile der amtlichen Bekanntmachungen^ Gold. Pfennig, die 3gespaUeneReklamezetIe im textlichen Teile 100 Gotdpfennig. Nachweisungsgedühr 20 Goldpfennige. 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Handelsabkommen mit Frankreich. über den Tod des deutschen Reichspräsidenten ist die Tatsache etwas in den Hintergrund getreten, daß es ge lungen ist, mit Frankreich zwar nicht zu einem end gültigen Handelsvertrag zu kommen, aber doch wenigstens ein P r o v i s o r i u m herzustellen, das die eigentliche Ent- scheidung auf neun Monate hinausschiebt, aber dem be stehenden vertragslosen Zustand ein Ende macht. Charak terisiert wird das Provisorium dadurch, daß Frankreich einen großen Teil seiner Wünsche erreicht hat, daß der deutsche Erfolg Larin besteht, einen Teil der französischen Forderungen beseitigt, aber hinsichtlich der deutschen Forderungen doch nur einVersprechenfürdieZu- kunft erhalten zu haben. Dieses Versprechen ist die tatsächliche Meistbegünstigung aus deutsche Einfuhr- Ware in Frankreich, die aber an und für sich keine Erleichte rung gegen die frühere zollpolitische Behandlung bedeutet, weil Frankreich seine Zölle ganz außerordentlich heraus gesetzt hat. Weniger diese Meistbegünstigung als die französische Forderung der zollfreien Einfuhr aller oder konligentierier Waren aus Elsaß-Lothringen bzw. dem Saar gebiet war es, was den Abschluß der Verhandlungen immer und immer wieder hinauszögern ließ. Hierbei hat Frankreich schließlich doch einen gewissen Erfolg erzielt, weil Deutschland sich bereit erklärte, für einen Teil elsaß- iothringischer Waren und wohl auch — was bisher noch nicht vereinbart ist — von Waren aus dem Saargebiet die halben Zollsätze zu gewähren. Das Ganze ist vorläufig nur ein grundsätzliches Zugeständnis, weil noch nicht fest- gelegt ist, welche Warengattungen in Frage kommen. Tas alles zu regeln ist Ausgabe von Verhandlungen, die bereits in den nächsten Tagen beginnen werden. Tas Provisorium ist also nur ein Rahmenvertrag, der nun erst noch durch Weitere Verhandlungen ausgesüllt werden muß. Ob der französische Wunsch, bis zum 1. April fertig zu werden, in Erfüllung gehen wird, erscheint demgemäß sehr Zweifel- Haft. Die brennende Frage bleibt eben nach wie vor die Be handlung der elsässisch-lothringischen bzw. saarländischen Waren. Frankreich steht grundsätzlich auf dem Stand punkte, daß beide Teilgebiete Handels- und zollpolitisch als Teil des französischen Wirtschaftsgebietes zu behandeln sind, verlangt aber für die Produkte beider Gebiete von Deutschland Vorzugsbehandlung, ohne dafür zu einer Gegenleistung bereit zu sein. Angesichts der Tatsache, daß namentlich das Saargebiet seinen natürlichen Absatzmarkt nicht nach Westen, sondern im Osten, also in Deutsch land, hat, ist dieses Verlangen überaus verständlich, durch die Absatznot fast erzwungen. Aber gerade darum bildet diese Frage den schwachen Punkt in der französischen Kampfposition und wird auch bei den künftigen Verhand lungen die eigentliche Schwäche weiterhin bedeuten. Die Überlastung des französischen Marktes mit den Produkten der Schwerindustrie ist derart stark, daß man bereits vor längerer Zeit seine Zuflucht zur BelriebSeinschränkung ge- nommen hat; Versuche, den Weltmarkt für diese Produkte in größerem Ausmaß zu erobern, sind fehlgeschlagen, und die hochschutzzollpolitische Tendenz Frankreichs ist ein Fehl- schlag, weil ein Schutz der Schwerindustrie angesichts ihrer modernen Organisation überflüssig ist und außerdem die Ausdehnung Les Absatzes auf dem Binnenmarkt einfach nicht mehr möglich erscheint. Deswegen sind die Zölle in der Hauptsache auch als Kampfzölle bzw. als Gegen leistungsobjekte bei zollpolitischen Verhandlungen gedacht. Die Verhandlungen zwischen uns und Frankreich wer- den also selbst nach Fertigstellung des Provisoriums fort geführt werden und stehen daher vorläufig noch unter dem Druck, den Frankreich uns gegenüber durch seine Stellung j im Ruhrgebiet auszuübcn in der Lage ist. Dieser Druck hat ja auch zu dem schließlichen Nachgeben Deutsch lands geführt, was im Provisorium deutlich zum Ausdruck kommt. In die Zeit der Verhandlungen über einen env- gültigen Vertrag fällt nun aber jener Termin, an dem an geblich das Ruhrgebiet geräumt werden soll; bekanntlich haben Macdonald ebenso wie Herriot zugesagt, daß dieser Termin Anfang August sein soll. Hier liegt nun die Schwäche der deutschen Position. Wir sind ja über den Gang der verflossenen Verhandlungen nicht im einzelnen unterrichtet worden und müssen daher lediglich aus den der Öffentlichkeit bekanntgewordencn Vorgängen schließen, "^r schon aus diesen entnehmen, daß Frankreich tue Schwäche der deutschen Position benutzt hat. Darum ist auch mit aller Gewißheit damit zu rechnen, daß bei den neuen -Verhandlungen die Räumung des Nuhrgebietes in irgendeiner Form als Kompensationsobjekt benutzt wird. Die ""llcnpolltlsche Situation hat sich für uns ganz erheb lich verschlechtert, weil die englischen Konservativen an irgendwelche Verjprechungen Macdonalds sich nicht mehr binden. Die Sprache, die Herriot in den letzten Monaten gegen Deutsch-and führte, beweist aber auch, daß er selbst an das in London gegebene Versprechen kaum noch denkt. Das Beispiel der Nichlratimung Kölns zeigt uns aber auch, daß man, um um jene Versprechungen herumzukommen, Ausflüchte bald genug finden würde, die dann aus ver selbstverständlichen Räumung des Ruhrgebiets »ine fran- MsHe Nachgiebigkeit zu machen scheinen. Eigener Feinsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Berlin, 3. März. Die Erhöhung der Bier- und Tabak steuer hat sich angesichts des dringenden Finanzbedarss des Reiches als notwendig erwiesen. Der Entwurf sieht für Bier eine Verdoppelung der Steuersätze vor. Für Tabak sollen die Steuersätze des Kleinverkaufspreises bei Zigarren- und Pfeifen tabak von 2025 auf 2525, bei Zigaretten und seingeschnittenem Rauchtabak von 4025 auf 5025, bei Kautabak von 522 auf 1025, bei Schnupftabak von 1025 auf 1525 heraufgesetzt werden. Da neben wird, um den Zollschutz für den im Inland gebauten Tabak zu verstärken, eine Erhöhung des zurzeit für unbearbeitete Tabak blätter geltenden Zollsatzes von 30 auf 80 Rentenmark vorge- fchlagen. Außerdem enthält der Entwurf neben formalen Aende- rungen noch Vorschriften über die Zahlungsfrist, die steuerliche Behandlung der Bierwürze, den Haustrunk bei der Biersteuer, über die Ersatzstosfabgabe, den Kleinpflanzertabak bei der Tabak steuer sowie für beide Verbrauchssteuern Aenderungen der Straf vorschriften und Vorschriften über Nachversteuerung und Nach- verzvkung. Die „Verfehlungen" DeuWands. Übergabe des Kontrollberichts an die Botschasterkonferenz Die Botschafterkonferenz tritt am Dienstag zu einer Sitzung zusammen. Inzwischen hat das Versailler Mili- iärkomiiee ein Gutachten über den Kontrollbericht fertig- zestellt und darüber eine besondere Note ausgefertigt, du »en Mitgliedern der Botschafterkonferenz und den Ver nietern der alliierten Regierungen übergeben wurde. Marschall Foch wird an der Sitzung der Botschafterkonse- :enz teilnehmen. Die hauptsächlichsten Punkte des Gut- «chtens lassen sich nach Pariser Pressemeldungen folgcnder- naßen zusammensasien: Die Trauerfeier für Ebert. Berlin, 2. März. Das Trauerzeremoniell für den verstorbenen Reichs präsidenten steht nunmehr fest. Die Trauerfeier der Neichsrcgierung wird am Mittwoch nachmittag im Hanse des Reichspräsi denten abgehalten werden. Reichskanzler Luther wird hierbei die Gedenkrede halten. Im Anschluß an diese Feier erfolgt unter milit ärischerTrauerparade die Überführung zum Potsdamer Bahnhof; der Weg des Trauerkondukts geht durch das Brandenburger Tor um das Reichstagsgebäude herum; dort findet vor dem auf der Rampe haltenden Leichenwagen eine Abschiedskundgebung des Reichstages statt, dessen Präsident Löbe den letzten Gruß der deutschen Volksvertretung überbringen wird. Dieser Traucrakt soll zugleich größeren Mengen der Bevölkerung Gelegenheit geben, dem toten Reichspräsidenten die letzten Grüße dar zubringen. Daraus wird der Zug den kurzen Weg nach dem Potsdamer Bahnhof fortsetzen. Auf dem Platz vor dem Bahnhof wird einKa 1 afalk errichtet, auf den der Sarg gehoben wird. Die Leiche des Reichspräsi denten wird hier etwa 1^5 Stunden lang ausgebahrt bleiben. Die Abordnungen und das Publikum werden während dieser Zeit an der Leiche des verstorbenen Reichs präsidenten vorbeidefilieren können. Sodann wird vom Potsdamer Bahnhof aus die Überführung nach Heidelberg erfolgen. Der Sonderzng, in dem sich die Ange hörigen des verstorbenen Reichspräsidenten und eine große Anzahl von Reichs- und Staatsbeamten befinden werden, nimmt seinen Weg über Magdeburg, Kreiensen und Kasse! und trifft zwischen 6 und 7 Uhr morgens in Frankfurt am Main ein. In allen Stationen, an denen der Zug hält, beabsichtigen die republikanischen Verbände kurze Trauer kundgebungen zu veranstalten. In Frankfurt am Main ist eine größere Trauerkundgebung geplant. Der Reichs präsident, der auf die Einladung der Stadt Frankfurt zu- gesagt hatte, einen Teil des Jahres seinen Wohnsitz dort zu nehmen, wird, nachdem dieser Plan durch sein Ableben zunichte geworden ist, aus.seiner letzten Fahrt feierlich be- Aver vle vrsyer vewieiene deuuche Festigkeit bet den Verhandlungen hat immerhin einen gewissen Erfolg ge zeitigt und dies muß die Richtlinie darstellen auch für die künftigen Verhandlungen. 1. Aus dem Gebiet der Fabrikation deutschen Kriegs- naterials hat die Kontrolle ergeben, daß einzelne Fabriken leheime Abteilungen enthielten, in denen Maschinen für sic Herstellung von Geschützen schweren Kalibers versteckt eien; es seien gegenwärtig noch Maschinen vorhanden, ne zwar zur Herstellung von ungefährlichem Material «enutzt werden, jederzeit aber für die Bedürfnisse der Lriegführung umgcstellt werden könnten 2. Auf dem Gebiet der militärischen Ausbildung habe ne Kommission scstgestcllt, daß die Schutzpolizei zahlreiche Rekruten und Freiwillige ausgebildet habe, die im Mobil- nachungssall den Nahmen für eine große Armee zu bilden n Ler Lage seien. Deutschland habe auf diese Weise be- eits etwa 200 060 vollausgcbildete Offiziere sür einen ünftigen Krieg zur Verfügung. 3. Der große Generalstab, dessen Auflösung vorge- chriebcn sei, sei auch jetzt noch vorhanden und entfalte seine wlle Tätigkeit. Wann wird endlich Deutschland von diesen Beschuldi- nmgen offiziell in Kenntnis gesetzt werden, damit es ru hnen Stellung nehmen kann? Heute Prüfung des Gutachtens durch den Botschasterrat. Paris, 3. März. Der Botschasterrat tritt heute Diens tag 10 Uhr vormittags zur Prüfung der Denkschrift des Inter alliierten Militärkomitees zusammen. Der Sitzung wird wahr- jcheinlich Marschall Foch beiwohnen, der höchstwahrscheinlich di« Schlußfolgerungen seines Gutachtens entwickeln wird. Der Bot» schasterkonferenz liegen der Generalbericht und das in gedrängter Kürze die wichtigsten Feststellungen des Generalderichtes wieder- gebenbe Gutachten vor. Marschall Foch hatte heute vormittag eine lange Unterredung mit Herriot, dem er ein Exemplar des Gutachtens unterbreitete. grutzt werden. In Heidelberg trifft der Zug fo zeitig ein, daß vormittags 10 Uhr die Beisetzung aus dem Bergfriedhof stattfinden kann. Die Beisetzung in der Geburtsstadt des Reichspräsidenten, in Heidelberg, wird unter Beteili gung zahlreicher badischer Behörden und Heidelberger Ver eine erfolgen. Die Stadt Heidelberg hat auf Lem Stadt- friedhof in der Nähe des Grabes der Mutter des Reichs präsidenten ein Ehrengrab bereirgestellt. Am Grabe werden auf Wunsch der Familie nur drei Reden ge halten werden. Eine militärische Trauerparade ist in Heidelberg nicht möglich, weil Heidelberg innerhalb der rechtsrheinischen Zone liegt, in der nach dem Versailler Vertrag die Anwesenheit von Neichswehrformationen untersagt ist. * Beileid der Deutschnationalcn Rcichstagsfrakiion. Berlin, 2. März. Die Deutschnaiionale Neichstagsfraktiou Hal der Witwe des verstorbenen Reichspräsidenten Ebert ihr Beileid ausgesprochen. Ausfall der Berliner Börse am Mittwoch. Berlin, 2. März. Aus Anlaß der Trauerfeierlichkelten für den verstorbenen Reichspräsidenten am Mittwoch wird die Berliner Börse aussallen. * vir lvsbi arr sieMprWeulen sm ry. März. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer -Tageblattes". Berlin, 3. März. Heute vormittag fand eine Besprech ung der Reichsregierung mit den Parteiführern über die Frage der Wahl des Reichspräsidenten statt. Cs wurde vereinbart, den ersten Wahlgang auf den 29. März festzulegen. * Wer wird Neichsprafideni? Die Frage, wer das Erbe Eberts als Neichspräsiden antreten soll, wird in politischen Kreisen eifrig erwogen Zwar haben die Parteien noch keine Gelegenheit gehabt zu der Frage der Nachfolgerschaft definitiv Stellung z» nehmen, immerhin tauchen schon einzelne Namen auf, di« als Anwärter auf den Posten des ersten Beamte» des Reiches genannt werden. So heißt es, daß vi« Sozialdemokraten den Reichstagspräsidenten Löb« oder den bisherigen preußischen Ministerpräsidenten Brann präsentieren würden, als demokrattickiei Mr ürr keilelLUng äes präWentrn.