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des gefalzten Bogens. Der Rücken ist aber, wie schon erwähnt, derjenige Theil, auf welchem die Dauer eines Buches beruht. Da nun das Feindruckpapier infolge der aufgestrichenen Farbschicht in der Regel ziemlich dick und schwer ist, der durchheftete Rücken bruch aber beim Falzen durch das Brechen der Farbschicht eine Schwächung erfahrt, so liegt es auf der Hand, dass die Haltbarkeit eines Buches aus gestrichenem Papier derjenigen eines Buches aus ungestrichenem Papier nicht gleichkommen kann. Ein schweres Gewicht kann nur an einem verhältnissmässig kräftigen Faden aufgehängt werden. Ebenso setzen schwere Buchblätter eine im Verhältniss stehende Festigkeit des Rückenbruches voraus. Fehlt diese, wie es bei dem im Rückenbruch geschwächten Feindruck papier meist der Fall ist, so werden die Heftfäden oder Heft klammern den Rückenbruch bald durchschneiden, und das Buch zerfällt, trotz der sorgfältigsten Buchbinder-Arbeit, in einzelne Blätter. Dann giebt es auch noch andere Bedenken. Die aufgestrichene Farbschicht nimmt nicht nur Schmutz leicht an, sondern saugt auch jede Flüssigkeit begierig auf. Der Buchbinder kann es nun aber nicht vermeiden, das Papier mit Flüssigkeiten in Verbindung zu bringen. Da sind zunächst die Klebmittel, welche alle flüssig sein müssen. Der Rücken wird mit Leim und Kleister überstrichen. Die feuchten Klebmittel saugen sich in die Farbschicht ein, er- härten diese, und bringen sie, wenn das Buch geöffnet wird, leicht zum Abspringen vom darunter liegenden Papier. Ausserdem dringt die Flüssigkeit beim Leimen und Abpressen des Rückens von diesem her in der saugfähigen Schichte mitunter noch milli meterbreit auf die Blätter über; diese kleben in den nebenein anderliegenden Bogen zusammen, und beim Oeffnen des Buches springt dann die Farbschicht, soweit das Klebmittel vorgedrungen ist, vom Papier ab. Auch beim Verzieren des Schnittes arbeitet der Buchbinder mit Flüssigkeiten. So beim Fertigen von Marmorschnitten, bei Herstellung einfarbiger Schnitte, auch bei Goldschnitten. Letztere werden in fest zugeschraubter Presse gefertigt, wodurch die Gefahr des Eindringens der Flüssigkeiten in die saugfähigen Blätter so ziemlich beseitigt ist. Auch einfarbige Schnitte können während des Färbens gepresst werden. Immer wird dadurch das Eindringen der Farbe aber doch nicht gänzlich verhindert, wie Beispiele von ungeleimtem Druck- oder Lösch-Papier zeigen. Bei Herstellung von Marmorschnitten ist Einpressen der Bücher nicht ausführbar; sowohl die flüssige Farbe als auch der Grund dringen während des Eintauchens in die saugfähigen Blätter und bilden an diesen unschöne schmale Farbränder. An saugfähige, sowohl gestrichene als auch ungeleimte Papiere können daher Marmorschnitte über haupt nicht gemacht werden, einfarbige Schnitte nur unter er schwerenden Umständen. Letzteres sind zwar nur Unbequemlich keiten, welche die Arbeit des Buchbinders betreffen, doch sollte bei Auswahl des Papieres auch hierauf Rücksicht genommen werden. Zu diesen Unbequemlichkeiten gehört es ferner auch noch, dass das Papier während des Beschneidens vermöge der kreidigen Farbschicht die Messer der Beschneidemaschine angreift und bald stumpf macht. Gestrichene Papiere sollten nur dann zu umfangreichen, ein zubindenden Werken verwendet werden, wenn es möglich ist, das Papier so herzustellen, dass oben erwähnte Nachtheile Wegfällen würden. Der Farbeauftrag müsste so dünn sein, dass er wenig Einfluss auf den Halt des Papieres ausüben und auch durch seine starke Saugfähigkeit keine Nachtheile bringen könnte. Dann müsste er so geschmeidig und dehnbar sein, dass er beim Zusammen falzen des Bogens nicht brechen könnte. Würde ausserdem noch haltbares Papier aus dauerversprechender Fasermasse benutzt, so könnten unter diesen Voraussetzungen aus dem Papier ebenso haltbare Bücher entstehen, wie aus ungestrichenem. E. Besuchs-Anzeigen. Auch die Firma Wagner & Huttloff in Magdeburg liefert uns durch Zusendung einiger Besuchsanzeigen den Beweis, dass die sachliche schlichte Text-Anordnung, welche der Verfasser des Aufsatzes »Deutscher und englisch-amerikanischer Schreibstil« in Nr. 74 empfahl, bereits vielfach von deutschen Kaufleuten bei Besuchsanzeigen angewendet wird. Die Besuchsanzeigen der genannten Firma weisen insofern eine technische Besonderheit auf, als der Name der besuch ankündigenden Firma stets in einer von links unten nach rechts oben laufenden kräftigen Schreibschriftzeile, die für den vor liegenden Zweck besonders geschnitten wurde, zur Darstellung kommt. Ein energischer Federzug, welcher der Richtung der Zeile folgt, ist gewöhnlich mit geschnitten. Lochen oder Stanzen. Neudorf a. Spree, 23. September. In Nr. 76, Seite 2178, ist ein Aufsatz »Lochen oder Stanzen» enthalten, welcher im fünften Absätze einer Richtigstellung bedarf. Oer Verfasser sagt, dass als Unterlage beim Lochen oder Stanzen sich hartes Hirnholz am besten bewähre. Gegenüber von Blei und weichen Legirungen mag diese Behauptung berechtigt sein, weil diese Metalle stets die unterste Lage des zu schneidenden oder zu stanzenden Stoffes durch ihre rückwirkende Schneidefaser verletzen und endlich unverwend bar machen, oder erfordern, dass eine besondere Zwischenlage benutzt werde. Aber auch hartes Hirnholz bröckelt aus und verdirbt die Schneidfläche in gleicher Weise. Die meisten Vortheile bietet nach allen Seiten hin die »Stanzpappe«. Dieselbe ermöglicht einen glatten, sauberen Schnitt bis einschliesslich der letzten Lage des zu schneidenden Materials und schont die Stanz-, Loch- und Schneidemesser in ganz hervorragendem Maasse. Daher geben auch die meisten Fabriken, welche sich mit dem Bau von Stanz-, Loch- und Schneidmaschinen beschäf tigen, Stanzpappen zur Unterlage mit, oder verweisen auf deren Bezugs quelle. Ich unterbreite Ihnen davon einige Muster mit der Bitte, dieselben dem Ilerrn Verfasser von »Lochen und Stanzen» gütigst behändigen zu wollen, damit er sich selbst überzeugen kann. Ich glaube, Sie werden dies um so lieber thun, als es sich hierbei wieder um eine besondere Verwerthung und um Vorzüge des Papierstoffes handelt, deren förder- samer Geltendmachung Sie sich stets mit hochzuschätzendem Eifer an genommen haben. F. Reuter. Büchertisch. Die bunten Farben und ihre Anwendung im Buchdruck. Nach praktischen Erfahrungen zusammengestellt von W. Hoppe, Buchdruckerfaktor. Leipzig, im Selbstverläge. Preis 60 Pf. Die Erfahrungen, die der Verfasser und Herausgeber in langjähriger Thätigkeit als Obermaschinenmeister einer, wie er sagt, »berühmten« Leipziger Buchdruckerei erworben hat, stehen in ziemlich erheblichem Widerspruch zu dem, was sonst als Richtschnur beim Farbendruck gilt. Dass Stil und Satzbau des Werkchens strenger Kritik nicht Stand halten, kann man dem Maschinenmeister nachsehen, aber auch Angelegenheiten der Technik sind in einer Weise behandelt, die vielfach Widerspruch herausfordert. Chromgelb sei in drei (!) Abstufungen zu haben, sagt der Verfasser, und er will es mit Zinnober dunkler färben. Er weiss also nicht, dass diese beiden Farben sich durchaus nicht miteinander vertragen. Karminlack, so sagt Herr Hoppe, verdrucke sich nicht gut, er ersetzt ihn deshalb durch Geraniumroth. Violette Farben entstehen nach des Verfassers Ansicht aus einer Mischung von Roth und Blau, und Geraniumroth und Miloriblau eignen sich am besten dazu. Der käufliche Violet-Lack wird seiner Haltbarkeit (!) wegen empfohlen. Kremserweiss sei dem Zink- und Bleiweiss (!) vorzuziehen. Verfasser weiss also nicht, dass Kremserweiss ein Bleiweisspigment ist. Zinnober, Chromgelb und Berlinerblau werden zu den Erdfarben gezählt. Die verschiedenen Nuancen der Anilinlacke werden als Mischfarben aufge führt. Bronce-Unterdruckfarbe bereitet der Verfasser aus Indischgelb und Firniss (!), und er ist der Ansicht, dass Teigfarben die besten Druck farben seien. Hieraus, wie aus einer früheren Auslassung geht hervor, dass der Verfasser garnicht weiss, was Deck- und Lasurfarben sind, und wie sie sich unterscheiden. Lasurfarben bestehen bei ihm (wörtlich) » grossentheils aus gut gebleichtem, mittelstarkem Firniss, dem ein kleiner Theil Farbe zugesetzt werde, je nachdem dieselben dunkler oder heller sein sollen«. Es scheint also, dass es dem Verfasser auf die Eigenschaften der Farbe, die zugesetzt wird, garnicht ankommt. In dieser Weise ist das ganze Heftchen angelegt, das besser ungeschrieben geblieben wäre. Kleine Mittheilungen. Amerikanische Jubelmarken. Wie amerikanische Blätter melden, soll sich der General-Postmeister der Vereinigten Staaten von Amerika mit dem Gedanken tragen, Briefmarken an fertigen zu lassen, welche an Ereignisse aus dem Leben des Columbus erinnern. Eine Gattung soll das Bildniss des grossen Entdeckers tragen, eine andere die Abbildung des Klosters La Rapida, das den Seefahrer beherbergte; eine dritte Art wird das Admirals schiff, die Caravelle »Santa Maria« zeigen. Diese Marken sollen am 1. Januar 1893 zur Ausgabe gelangen und am 31. Dezember 1893 wieder den alten Postwerthzeichen Platz räumen, also nur während des Ausstellungsjahres Geltung haben. Berliner Typographische Gesellschaft. Sitzung am 12. Oktober, abends 9 Uhr. Tagesordnung: 1. Ist es vortheilhafter, mehrfarbige Druckarbeiten auf ein fachen oder Zweifarbenmaschinen zu drucken? 2. Welches ist die geeignetste Höhe für Quadraten, Durchschuss, Hohlstege? 3. Mittheilungen aus Fachzeitschriften. 4. Fragekasten. Der Vorstand.