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No. 102 PAPIER-ZEITUNG. 2977 zu erhalten, und mehr oder weniger weiches Papier daraus zu machen. Das Verfahren besteht darin, dass man das Wasser, mit dem die für die Papierfabrikation vorbereiteten Faserstoffe durch tränkt sind, vor dem Trocknen ganz oder theilweise durch eine flüchtige Flüssigkeit ersetzt, die leichter ist als Wasser. Solche Flüssigkeiten sind z. B. Alkohol, Aether, Benzin u. dergl. Die Tränkung mit solchen Flüssigkeiten bewirkt ein Auf lockern der Fasermassen einmal dadurch, dass dieselben in das Innere der Zellen eindringen, diese spezifisch leichter machen und dadurch ein festes Aufeinanderlagern beim Eintrocknen ver hindern; das andere Mal dadurch, das sie die Verfilzbarkeit der Fasern theilweise aufheben, wodurch ebenfalls das Zusammenbacken beim Eintrocknen vermieden wird. Je vollständiger man deshalb das Wasser durch eine solche Flüssigkeit ersetzt, und je weniger Druck man beim Trocknen anwendet, desto lockerer und weicher wird die Fasermasse. Die Ausführung des Verfahrens ergiebt sich ohne weiteres aus dem Gesagten. Will man z. B. eine sehr lockere kurzfaserige Zellstoffwolle herstellen, so setzt man dem Zellstoffbrei so lange Alkohol zu, bis die ablaufende Flüssigkeit die Zusammensetzung des zugesetzten Alkohols hat. Zweckmässig, aber nicht nothwendig, verdrängt man hierauf den Alkohol durch eine andere noch leichtere Flüssigkeit, z. B. Aether, lässt abtropfen und trocknet. Das Verdrängen der schwereren Flüssigkeit aus den Fasermassen durch eine leichtere kann in bekannter Weise ununterbrochen in terrassen förmig angeordneten Gefässen vorgenommen werden. Das Trocknen der so behandelten Fasermassen geschieht in Apparaten, die gestatten, den Alkohol, Aether usw. aufzufangen und wiederzugewinnen. Die auf diese Weise erhaltene Zellstoffwolle eignet sich wegen der feinen und gleichmässigen Vertheilung der Fasern hauptsächlich für die Herstellung von nitrirtem Zellstoff, Schiessbaumwolle usw. Wegen ihrer grossen Porosität, Weichheit und Aufsaugefähigkeit für Wasser kann sie auch für viele andere Zwecke verwendet werden, z. B. als Filtrir- und Isolirmaterial, zum raschen Trocknen von Räumen und Gegenständen, als Ersatz der gewöhnlichen Watte usw. Auch kann sie mit Substanzen, die in Alkohol und Aether löslich sind, leicht imprägnirt werden usw. Beabsichtigt man, die Fasermassen hauptsächlich für den Ver sandt in einem trockenen, aber leicht auflösbaren Zustande her zustellen, dann verfährt man, wie vorher beschrieben; es ist jedoch für diesen Zweck nicht nothwendig, das Wasser vollständig zu ver drängen. In solchen Zellstoff-Fabriken, wo man sich zum Trocknen der Fasermassen sogenannter Pappenmaschinen bedient, wird dieser Zweck schon dadurch erreicht, dass man die auf dem Langsieb befindliche Fasermasse, bevor sie auf die Trockencylinder kommt, mit einem Wasserverdrängungsmittel, z. B. Alkohol, besprengt und dann zweckmässig noch durch eine Presswalze gehen lässt. Man erhält hierdurch die Pappen, nachdem sie über den Trockencylinder gegangen sind, in einem lockeren, trocknen, leicht in Wasser auflösbaren Zustande. Wegen ihrer grossen Aufsaugefähigkeit für Wasser eignen sich die auf die angegebene Weise hergestellten dickeren Zellstoff pappen sehr gut als Löschkartons, die dünneren (in Papierdicke) als Lösch- und Filtrirpapier. Auf dieselbe Weise gelingt es, aus jedem beliebigen Faserstoff, z. B. hartem Sulfitstoff, ein lockeres und weiches Papier herzustellen. Man berieselt einfach die auf dem Langsieb der Papiermaschine befindliche Papiermasse mit dem betreffenden Wasserverdrängungs mittel, z. B. Alkohol, oder mischt das betreffende Mittel schon vorher mit der Papiermasse und trocknet die Papierbahn wie gewöhnlich. Durch Zusatz von mehr oder weniger Alkohol hat man es ganz in der Hand, mehr oder weniger weiches Papier herzustellen. Zu beachten ist jedoch hierbei, dass mit Harzseife geleimtes Papier bei Alkoholzusatz an Leimfestigkeit verliert, weil das ausgeschiedene Harz in Alkohol löslich ist. Man muss deshalb gewisse Grenzen einhalten, die sich durch die Praxis in jedem Falle leicht feststellen lassen. Patent-Anspruch: Ein Verfahren zur Herstellung von lockeren und weichen pflanzlichen Faserstoffen, darin bestehend, dass man die auf che mischem oder mechanischem Wege erhaltenen rohen oder irgendwie vorbereiteten Faserstoffe, wie z. B. Zellstoff, Holzschliff u. dergl., mit Flüssigkeiten tränkt, die leichter und flüchtiger sind als Wasser, wie z. B. Alkohol, Aether, Benzin u. dergl., und dass man die so behandelten Faserstoffe trocknet, ohne die Im- prägnirungs-Flüssigkeiten vorher daraus entfernt zu haben. Verfahren zur maschinellen Herstellung von Buchrücken aus Pappe von Gebrüder Friedrichs in Köln a. Rh. D. R. P. 63096. (KL 11.) Dieses Verfahren dient hauptsächlich zur Herstellung solcher Buchrücken, welche aus mehreren losen und an den Längskanten verbundenen Schichten bestehen. Das Umbiegen der flachen Papp streifen geschieht, wie in Patentschrift Nr. 59 470, vergl. Papier- Zeitung 1891, Seite 770, beschrieben, mittels einer als Form dienenden geheizten Röhre, aber in der Weise, dass eine oder mehrere harte Kanten unter beständigem Druck konzentrisch um diese Röhre geführt werden. Diese Arbeit kann natürlich nur auf maschinellem Wege erfolgen. In nachstehender Zeichnung stellen in sämmtlichen Figuren a die geheizte Röhre, c c l c 2 die Pappstreifen dar. In Figg. 1 und 2 sind zwei Kanten zum Biegen benutzt, in Figg. 3 und 4 nur eine. Die Figg. 1 und 3 sind Anfangsstellungen, die Figg. 2 und 4 die bezüglichen Schlussstellungen im Querschnitt. In Fig 1 sind die Pappstreifen c c l c 2 mit ihrer Mitte auf die Firstlinie der Röhre a gelegt; die beiden Leisten b1 b2 werden nun konzentrisch, aber in entgegengesetztem Sinne und unter beständigem möglichst radialem Druck um die Röhre a bewegt, bis die in Fig. 2 veranschaulichte Schlussstellung eintritt. Die Pappstreifen sind dann umgebogen und verbleiben in dieser Stellung einige Zeit, damit die Wärme der Röhre a eindringen kann und infolge der Wärme und des Druckes von b1 und b2 auch ein Zusammenkleben der vorher mit Klebstoff versehenen Längskanten des Rückens eintritt. Die treppenartigen Längskanten werden dann glatt beschnitten. In Fig. 1. Fig 2. Fig. 3 ist nur eine Leiste b vorhanden. Die Pappstreifen sind hier zweckmässig im voraus an der einen Längskante zusammen geklebt und derart ungleich breit zugeschnitten, dass nach er folgtem Umlegen auch die andere Längskante ohne weiteres glatt ausgebildet ist. Die zusammengeklebte Längskante wird zwischen die Röhre a und eine feste Leiste d eingeklemmt und dann die Leiste b unter beständigem, möglichst radialem Druck konzentrisch um die Röhre a bewegt bis zur Schlussstellung Fig. 4. Im übrigen ist die Wirkung genau wie in Figg. 1 und 2. Für verschiedene Rückendicken sind natürlich auch verschiedene Röhren erforderlich. Die Leisten b b l b 2 brauchen nicht, wie gezeichnet, cylindrisch zu sein, es können auch nach einander verschiedene Kanten der selben zur Wirkung kommen, z. B. in der Weise, dass diese Leisten als sich drehende Walzen ausgebildet sind. Ferner können die Leisten so gestaltet sein, dass nicht nur eine Kante, sondern eine Fläche die Pappstreifen berührt. Statt der Röhren können auch, vor allem bei geringen Dicken, geeignet profilirte Vollleisten, welche natürlich auch heizbar sein müssen, Verwendung finden. Patent-Anspruch: Verfahren zur maschinellen Herstellung von Buchrücken aus Pappe, darin bestehend, dass eine oder mehrere harte Kanten oder Flächen die Pappe um eine als Form dienende geheizte Röhre oder Rundleiste legen, und zwar mittels einer mit dieser Röhre oder Leiste konzentrischen Bewegung und eines beständigen radialen Druckes.