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2968 PAPIER-ZEITUNG. No 102 übergehende Braunfärbung des Lösungsmittels angezeigt worden. Harz war also nicht zugegen. Der Vollständigkeit wegen wurde auch auf thierischen Leim geprüft, dessen Anwesenheit fast ausgeschlossen war. Er war nicht zugegen. Nunmehr wurden die von Glyzerin befreiten 25 g Pergament papier in einen Soxhlet’schen Extraktionsapparat gebracht und mit 100 ccm Schwefeläther eine Stunde lang behandelt, um die etwa im Papier befindlichen Fette und Oele herauszuziehen. Das Lösungsmittel wurde in ein Becherglas abgegossen und verdunstet. Ein Rückstand blieb nicht übrig, folglich war das Vorhandensein von Fetten oder Oelen im Pergamentpapier ausgeschlossen. Die Arbeit hat also ergeben, dass das untersuchte Pergament keinen Übeln Geruch besitzt, nur einen ganz schwachen, aber nicht unangenehmen, wie er fast allen Papieren, in Sonderheit aber den geleimten Papieren, eigen ist. Dieser Geruch nimmt, selbst wenn das Papier den ungünstigsten Temperatur- und Feuchtigkeits verhältnissen ausgesetzt wird, nicht zu, und eine Imprägnirung des Papiers mit Fetten oder Oelen war nicht vorhanden. l)r. H. Hammerich. Berlin, Spenerstr. 19. Nachwort der Redaktion. Wir haben den vorstehenden Aufsatz trotz des negativen Ergebnisses der darin geschilderten Untersuchung wiedergegeben, weil er Wege zeigt, welche bei einer derartigen Geruchs-Untersuchung eingeschlagen werden können. Dass das untersuchte Papier zum Butter-Einschlagen geeignet sei, ist indess durch die Ergebnisse der Prüfung nicht bewiesen, denn Butter ist ein so empfindlicher Stoff, dass der von den Untersuchenden zugestandene leise Geruch schon geeignet sein kann, das Papier für den angegebenen Zweck ungeeignet zu machen. Da Butter, wie jede Hausfrau weiss, alle in ihrer Nähe herrschenden Gerüche begierig aufnimmt, ist es nicht einmal nöthig, dass der Geruch, welcher die Abweisung des Papiers veranlasste, sehr schlimm war; es genügt vielmehr, wenn er bemerkbar ist, da Butter ebenso ihren Naturgeruch wie ihre Naturfarbe haben soll. Wenn der untersuchende Chemiker den Geruch nicht fand, obwohl er zu gestandenermaassen vorhanden war, so beweist dies nur, dass seine Prüfungsmittel ungenügend waren. Wenn ein Mensch stirbt, obwohl die Aerzte keine Krankheit feststellen konnten, so ist damit nicht bewiesen, dass er nicht krank war. Uebrigens rührt der Geruch wahrscheinlich von verwendetem Rohglyzerin, d. h. von den darin befindlichen Fettsäuren her, die gereinigtes Glyzerin nicht mehr enthält. Kalkrückstände der Natronzellstoff-Fabrikation. Beim Kaustiziren der Soda wird diese mit gebranntem Kalk gemischt, welcher der Soda die Kohlensäure entzieht. Nachdem der Kalk diese Aufgabe erfüllt hat, befindet er sich als Schlamm in den Mischern und muss aus diesen abgelassen werden, um neuem Kalk Platz zu machen. Dieser Kalkschlamm wird sehr lästig, wenn man ihn nicht verwerthen kann. Man hat im Verein mit Kohlenasche schon Presssteine daraus hergestellt. Rheinische Arbeiter, die deren Fabrikation gut kennen, vermögen gute Steine daraus anzufertigen. Leider verursacht das Trocknen jedoch grosse Schwierigkeiten. Die Kalkrückstände lassen das Wasser nur sehr schwer fahren, und es wird schwer solche Steine abzusetzen. Es giebt auch einige Eisenwerke, welche solche Schlamm rückstände gut vereint mit Hochofenschlacke zu Bausteinen ver arbeiten können, doch auch hier bietet die grosse Feuchtigkeit der Schlammrückstände als frachtvertheuerndes Moment bei weitem Versandt Hindernisse. Die beste Verwerthung ist deshalb die als Dünger. Aber auch als solcher ist der Kalkschlamm nur für schweren Boden und nach längerem Lagern verwendbar. Im vorigen Jahr theilte ein sehr tüchtiger Landwirth folgende damit gemachte Erfahrung mit: Die von der Strohstoff-Fabrik Wertheim bei Hameln bezogenen frischen Kalkabfälle habe ich, ehe ich sie in meiner Wirthschaft ver wendete, in Hildesheim von der Versuchsstation untersuchen lassen, und ergab diese Untersuchung, dass die Abfälle 50 pCt. Wasser 22,1 „ Kalk enthielten, ausserdem waren Mengen Eisenoxydul darin enthalten. Die Annahme, dass jene Abfälle 50 pCt. Wasser enthalten, trifft jedoch nur zu, wenn dieselben einige Zeit der Luft ausgesetzt gelegen haben, werden sie frisch abgefahren, in dem Zustande, wie sie aus der Fabrik auf den Hof gekarrt werden, so ist der Wassergehalt ein bedeutend grösserer. Ferner ist es nothwendig, die Masse längere Zeit der Luft auszu setzen, damit die Nachtheile, welche das Eisenoxydul für die Pflanze hat, beseitigt werden. Man muss also entweder die Kalkabfälle in langen Bänken an den Wegen entlang abladen und dann, wenn sie aus getrocknet sind, wieder aufladen, auf den Acker fahren und gleich hinter den Wagen streuen lassen, oder man fährt sie bei Frostwetter direkt auf das Lant! und lässt sie gleich hinter den Wagen streuen und so den Winter hindurch liegen. Es muss entschieden davor gewarnt werden, die Abfälle in Haufen, klein oder gross, auf dem Acker liegen zu lassen, da auf solcher Lager- stelle jahrelang nichts, selbst kein Unkraut wächst. Streut man jedoch die Abfälle sofort und lässt dieselben längere Zeit gestreut liegen, so sind die mit jenen Abfällen erzielten Erfolge sehr zufriedenstellend. Früher bezahlte ich für jedes Fuder 1 M. 50 Pf, und enthielt ein solches Fuder mindestens 50 Centner, mithin im Durchschnitt etwa 10 Centner trockenen Kalk. Ferner verwandte ich auf den Hannoverschen Morgen = 26 Ar 31 Fuder Abfälle, mithin betrug die Kalkung etwa 35 Centner Kalk auf den Morgen. Ich habe nun jene Abfälle vorzugsweise direkt zu Zuckerrüben verwandt, welche ich hier in dritter Gaile baue. Die Flächen werden hierzu im Herbst meistens mit dem Dampfpfluge auf etwa 13 Zoll — 35 cm Tiefe gepflügt, und habe ich diese Acker dann im Winter mit jenen Abfällen überfahren lassen, oder, wenn dieses wegen Schnee und Thauwetter nicht ausführbar war, so wurde der Kalk vor der Bestellung von den Lagerstellen auf das Land gefahren und dann flach unter gepflügt; nur wenn der Kalk zu klumpig war, liess ich vor dem Unter pflügen das Land überwalzen. Dass Kalk den Früchten, namentlich der Zuckerrübe, sehr zusagt, ist eine bekannte Sache, und dass ich durch die Wertheimer Kalk abfälle meine Ernte-Erträgnisse sehr gesteigert habe, steht fest. Dass starkes Kalken viel Geld und Mühe kostet, lässt sich nicht leugnen, bei den Wertheimer Kalkabfällen spart man aber, da die Abfälle weniger kosten als frischer Kalk. Ohr bei Hameln a. W., 15. Mai 1891. Landschaftsrath Freiherr von Hake. Auch nach dieser Erfahrung ist es nothwendig, die Kalk rückstände in dünner Schicht längere Zeit an der Luft liegen und dadurch austrocknen zu lassen, ehe man sie den Land leuten giebt. Die mehrere Jahre im Freien gelagerten Kalkschlamm rück stände der Laugenküche einer Strohzellstoff-Fabrik, welche mit regenerirter Soda ohne Sulfätzusatz arbeitete, hatten folgende Zusammenstellung: Feuchtigkeit 47,07 pCt. chem. gebundenes Wasser .... 1,42 „ org. Substanz 2,60 „ darin 0,08 pCt. Stickstoff Kieselsäure 3,96 „ Thonerde 0,50 „ Eisenoxyd 0,16 „ Kalk 26,24 „ Magnesia 0,40 „ Kali 0,11, Natron 0,48 „ Kohlensäure 16,60 „ Schwefelsäure 0,18 » Phosphorsäure 0,09 » 99,81 pCt. Deutsche Siebe. Wir haben wiederholt die grossen Leistungen amerikanischer Papiermaschinen angeführt, weil dieselben zeigen, dass die ein fachen dortigen Einrichtungen sich bewähren. Wir bezwecken damit nur unsere an anderer Stelle niedergelegten Beschreibungen und Ansichten zu unterstützen und den Weg zu einfacher und deshalb billiger Fabrikation zu zeigen. Dass unsere deutschen Papier-, Maschinen-, Filz-, Sieb- usw. Fabriken Tüchtiges leisten, beweist ihre Ausfuhr nach anderen Ländern, wo sie mit den Er zeugnissen aller Völker in Wettbewerb treten. Nichts wäre aber verderblicher, als wenn wir deshalb in selbstgefälliger Zufrieden heit uns mit dem Erreichten begnügen wollten. Wer nicht mit vorwärts schreitet, wer bei der heutigen raschen technischen Ent wicklung stehen bleibt, wird sich bald vereinsamt und vergessen finden I Wir führen die ausländischen Leistungen an, um unsere Fabrikanten anzuspornen und ihnen zu zeigen, wo noch Verbesse rung möglich ist, keineswegs in der Absicht, damit die unsrigen in den Schatten zu stellen. Es macht uns deshalb Vergnügen, auf Wunsch der Firma Gottlieb Heerbrandt in Raguhn in Anhalt melden zu können, dass dieselbe ohne ihr Zuthun eine Bestellung auf 32 Papiermaschinen- Siebe für Südamerika erhalten hat. Es war, wie die Firma sagt, ein Sonnenstrahl, der plötzlich in die seit Jahren herrschende trübe Lage der Siebfabrikation fiel.