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No. 101. PAPIER-ZEITUNG 2937 8 8 88 Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme; Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Besprechung. 63 83 83 63 Stunden- oder Laufzettel. In Accidenzdruckereien, die mit Vortheil arbeiten wollen, muss der grösste Werth auf möglichst genaue Ermittelung der für die einzelnen Aufträge verwendeten Arbeitszeiten gelegt werden, damit der Preis richtig berechnet werden kann. Es giebt zwar heute noch Geschäfte, in denen der Faktor oder wer sonst die fertigen Arbeiten berechnet, auf Zeitangaben von Seiten des Setzers und Druckers ganz verzichtet und statt dessen eine fachmännische Taxe walten lässt. Dies setzt aber voraus, dass der Rechner ein durchaus erfahrener Mann sei, der mitten im Betriebe steht, der seine Leute genau zu schätzen weiss, und der mit langjährig ausgeprobten Einrichtungen arbeitet. Immerhin kann eine solche Taxe nur Mittelwerthe zur Folge haben, bei denen der etwaige Ausfall an einer Arbeit vielleicht durch Ueber-Berechnung an einer anderen wieder eingebracht wird. Wenn das Jahr um ist, zeigt es sich, ob der Rechner sich geirrt hat oder nicht; aber wo der Irrthum steckt, ob in der Be rechnung gewisser Einzel-Arbeiten oder im Allgemein-Ansatz, das kann dann nicht mehr erwiesen werden. Diese Art, sich auf gutes Glück zu verlassen, ist die eines Kaufmannes ohne Buchführung, der alles, was eingeht, in einen Topf wirft, und Zahlungen daraus leistet, so lange etwas darin ist. Man muss dabei stets in der Furcht leben, auf den Boden zu kommen; jedenfalls fehlt bei solcher Rechen weise die Be ruhigung, die ein gewissenhafter Kaufmann aus ordnungsmässig geführten Büchern zu schöpfen imstande ist. Bei der Eigenart vieler Accidenz-Arbeiten ist zudem sehr leicht ein Irrthum in der Zeitschätzung möglich, sowohl was den Satz als was den Druck betrifft. Der Setzer kann bei manchen Arbeiten, ohne gerade getrödelt zu haben, infolge von Aenderun- gen und Korrekturen eine Zeit verbraucht haben, die man dem fertigen Satze nicht ansieht; das Zerlegen der Form zum Zwecke des Buntdrucks kann besonders schwierig gewesen sein, die Re visionen können viel unvorhergesehenen Aufenthalt gemacht haben, und beim Drucken mag das Reinigen der Walzen, das Farbe- Einrichten, das Warten auf einen dem Besteller zugeschickten Abzug u. dergl. Zeit gekostet haben, die der Rechner nicht äusser Ansatz lassen darf. Für alle diese Fälle erweisen sich Arbeitszettel, die von den betreffenden Arbeitern ausgefüllt werden, als schätzbare Unter lage, deren Werth allerdings von der Genauigkeit abhängt, mit der sie geführt werden. Wie schon in dem Aufsatze »Selbstbetrug« in Nr. 67 der Papier-Zeitung ausgeführt wurde, herrscht in sehr vielen Accidenz- Druckereien das Bestreben, die aufgewendete Arbeitszeit recht niedrig hinzustellen und demzufolge von der thatsächlich ver brauchten Stundenzahl hier und dort Einiges unter allerlei schönen Vorwänden zu streichen. Dieser Fehler summirt sich mit der Zahl der an einer Arbeit betheiligten Personen in erstaunlicher Weise, sodass bei grösseren Aufträgen unter Umständen 10 bis 20 pCt. der wahren Stundenzahl unter den Tisch fallen. Man muss also darauf achten und mit aller Schärfe darauf dringen, dass die Arbeitszettel auch richtig ausgefüllt werden. Die Art, wie die Arbeitszeit für Accidenzen in den ver schiedenen Druckereien festzustellen versucht wird, ist sehr ver schieden. An einigen Stellen werden lediglich Arbeitsbücher geführt, die allabendlich oder wöchentlich, oder, wenn eine Arbeit ausserhalb dieser Abschlusszeiten berechnet werden soll, be sonders eingefordert werden. Die angegebenen Zeiten werden in Listen ausgezogen, die dann als Unterlage für die Berechnung dienen. Diese Arbeitsbücher haben das Gemeinsame, dass die angeschriebenen Zeiten mit der vorgeschriebenen Arbeitszeit haar scharf übereinstimmen, gleichviel, ob der Arbeiter eine Abrundung nach unten (niemals nach oben!) für gut befunden, ob er Zeit versäumt hat oder nicht. Es ist schon dagewesen, dass ein Setzer einen Tag in der Woche fehlte, und dass sein Buch dennoch mit 60 Stunden abschloss. Für den etwa nöthigen Ausgleich giebt es das berüchtigte »Aufräumen«. Das Verderblichste, weil den Bummel und den Schlendrian begünstigend, sind Arbeitsbücher, die allwöchentlich abgeschlossen und übertragen werden. Sehr häufig werden diese Bücher erst in der letzten Stunde nach dem Gedächtniss oder auf Grund frag würdiger Notizen ausgefüllt. Nicht nur, dass auf solche Wochen bücher gar kein Verlass ist, üben sie auch den schädlichsten Einfluss auf die Ordnungsliebenden unter dem Personal und können die ganze Mannschaft in kurzer Zeit gründlich verderben. Wer nicht besondere Lauf- oder Arbeitszettel für die einzelnen Aufträge einführen will, der sei dann wenigstens so vorsichtig, die Bücher täglich nicht nur einzufordern, sondern auch durch zusehen und zu kontrolliren, und jeder bemerkten Ordnungswidrig- keit sofort die schärfste Rüge folgen zu lassen. Manche Faktore glauben nicht die Zeit dazu zu haben und überlassen diese sehr wichtige Arbeit einem Kontorbediensteten, der weder die Fähig keit noch das Interesse daran hat, etwaige Fehler aufzuspüren und richtig zu stellen. Ein sehr verständig angelegter Wochenzettel, bei dem aber tägliche Kontrolle unbedingt erforderlich ist, wurde in Nr. 75, Seite 2149 der Papier-Zeitung abgedruckt und beschrieben. Besser würde es sein, diesen eine Woche umfassenden Zettel in einen Tageszettel umzuwandeln und ihn allabendlich einzufordern. Auf das bischen Papier sollte es dabei nicht ankommen. Man kann die dort eingeführte Viertelstunden-Theilung beibehalten, entweder indem man die Stunden untereinander stellt wie in den Figg. 1 oder 2, oder nach Fig. 3 durch Nebeneinanderreihen. Letztere Form würde etwas unhandlich, aber bequemer auszufüllen sein. In allen diesen Formen wird sich der Vordruck 1/4 [ 1/2 13/418 usw. als nützlich erweisen, jedoch nicht 8/1/41 1/2 1 3/4 usw., denn dies führt oft zu Irrthümern. Man spricht und versteht 1/28 (halb Acht) leichter als 81/2 (Acht ein halb, also halb Neun). Damit der eingeschriebene Text aus dem ausgefüllten Formular kräftig hervortrete, empfiehlt es sich, den Vordruck hellroth oder in einer andern abstechenden Farbe zu halten, ähnlich wie dies bei den bekannten Post-Quittungs-Formularen der Fall ist. Wer Tageszettel mit Viertelstundentheilung nach vorstehen den Beispielen benutzen will, der wird sich vielleicht mit dem