Volltext Seite (XML)
No. 100. PAPIER-ZEITUNG. 2907 Ein rheinischer Fachmann theilt uns den Preis mit, zu welchem die Verwaltung der linksrheinischen Eisenbahn ihren Jahresbedarf von 41/2 Millionen Frachtbriefen vergeben hat, sowie das Preis- Angebot einer Papierfabrik in vorschriftsmässigem Ja-Frachtbrief papier. Beide Preise sind unter den in Nr. 98 erwähnten niedrigsten Zahlen, und wir ziehen im Interesse des Fachs vor, sie nicht wieder zugeben. Aus der Mittheilung der Frachtbrief-Lieferpreise geht hervor, dass die Bahnverwaltung bei Berechnung von 7 M. 50 Pf. für tausend Stück noch ein gutes Geschäft macht, und dass von Frachtbriefdruck in kleinen Mengen nun allerdings nicht mehr die Rede sein kann. Bielefeld, 9. Dezember 1892. In Nrn. 94 und 97 lese ich, dass betreffs der neuen Normalfracht- briefe und des billigen Preises, zu welchem dieselben von der Eisenbahn- Verwaltung verkauft werden, Interessenten sich dahin äussern, dass sie im Preise gegenüber gedachter Verwaltung nicht konkurriren können. Diese Befürchtungen sind zutreffend, und in absehbarer Zeit wird die Eisenbahn-Verwaltung den Frachtbrief-Verkauf ganz an sich gezogen haben, und die Drucker erleiden dadurch eine empfindliche Einbusse. Druckereien in Provinzialstädten, welche nicht Sitz einer Eisenbahn- Direktion sind, sind nach den gegenwärtigen Bestimmungen gezwungen, ihre Frachtbriefe nach dem Eisenbahn-Direktionsorte behufs Stempelung einzusenden. Die hierdurch entstehende Hin- und Rückfracht, die von der Eisenbahn-Direktion in Anrechnung kommenden Verpackungs-Spesen, sowie der Werth einer Holzkiste, um die zu versendenden Frachtbriefe bei Hin- und Rücksendung zu schützen, in Verbindung mit dem hohen Preise für Normalfrachtbriefpapier machen es unmöglich, die Konkurrenz mit der Bahn-Verwaltung halten zu können, denn letztere befindet sich demgegenüber in einer bedeutend vortheilhafteren Lage, weil sie mit den erwähnten nicht unerheblichen Neben-Unkosten nicht zu rechnen hat. Den Vorschlag, durch Petition an den Minister eine Freigabe des Stempels der Eisenbahn-Frachtbriefe zu erbitten, halte ich ebenfalls nicht für durchführbar und pflichte Ihrer Ansicht bei: dagegen ge statte ich mir den Vorschlag: eine Petition an den Minister dahin lautend einzureichen, das Eisenbahn-Ministerium wolle allen Eisenbahn- Stations- bezw. Güterverwaltungen die Ermächtigung zur Stempelung der Frachtbriefformulare einräumen. Hierdurch würde den Druckereien in den Provinzialstädten schon ein erheblicher Vortheil entstehen, da dann die erwähnten Neben ausgaben erspart blieben. Ich bitte meinen Vorschlag genau erwägen zu wollen und denselben in den betheiligten Kreisen zur Kenntniss zu bringen. Meine Unterschrift zu der Petition sichere ich im voraus zu. G. Aus Westfalen, 9. Dezember 1892. In der Mittheilung einer süddeutschen Papierfabrik Nr. 98 der Papier-Zeitung ist die Ansicht ausgesprochen, dass Normalfrachtbrief papier (also 4 a) nicht billiger oder doch gewiss nicht wesentlich billiger als zu 60 Pf. das Kilo geliefert würde und es auch beidem gegen wärtigen besseren Geschäftsgang keinen Sinn habe, billiger anzubieten. Diese Ansicht theilte auch ich. musste aber zu meinem nicht geringen Erstaunen erfahren, dass von einer westdeutschen Fabrik nach Hannover dieses Normalpapier noch billiger franko geliefert wird. Heute schreibt mir eine grosse Druckerei, ich müssein Mitteldeutschland «las Papier zu demselben billigeren Preise liefern, sonst verdiene sie nichts, und zu diesem Preise könne sie anderweitig genug beziehen. Ja, von Mainz wird das Papier sogar direkt zu einem noch billigeren Preise franko verlangt; jeder höhere Preis wird abgelehnt! Soweit ist es mit der Papiermacherei gekommen! Dass selbst bei Berücksichtigung der seitherigen niedrigeren Roh stoffpreise dem Fabrikanten kaum ein Gewinn bleibt, namentlich unter Berücksichtigung des Risikos bei Lieferung von Normalpapieren, wird jeder einsichtsvolle Fachmann zugestehen. Gradezu verblüffend ist es denn auch, wie sich die Fabrikanten so drücken lassen, bezw. so willfährig ihre Haut zu Markte tragen; —und warum? — weil die Eisenbahnen 1000 Frachtbriefe zu 7 M. 50 Pf. an das Publikum abgeben. Dieser Umstand ist doch gewiss darauf zurückzuführen, dass die Behörden nicht wissen, dass Normalschreibstoff 4a nicht so billig ge liefert werden kann, wie das frühere schlechte Frachtbriefpapier. Es bedarf gewiss nur einer sachgemässen Vorstellung, um die Eisenbahn-Verwaltung zur Bewilligung eines entsprechenden, bezw. gerechten Preises für die neuen Frachtbriefe zu bestimmen; das Ein fachste wäre ja, wenn überhaupt kein Frachtbriefpapier unter 60 Pf. für das Kilo ab Fabrik geliefert würde. X. Feindruckpapiere. Aus Sachsen, 6. Dezember 1892. In Nr. 97, Seite 2816, befindet sich ein Artikel über Feindruckpapier zu typographischen Zwecken, worin gesagt wird, dass das deutsche Fabrikat Glanz hat, während dieses Papier matt sein muss. Der Glanz kommt durch den Leim. Ich habe diese Papiere stets mit Tragantine hergestellt und damit ein ganz mattes Fabrikat erzielt. X. Zellstoff-Dämpfe als Mittel gegen Schwindsucht. Natron-Zellstoff-Fabrik Delary, Schweden, 4. Dezember 1892. In Nr. 75 wurde ich zu weiterer Fortsetzung meiner Berichte auf gefordert, und andere Fabriken wurden ersucht, ihre Erfahrung mit der Heilwirkung von Zellstoff-Dämpfen mitzutheilen. Infolge dieser letzteren Aufforderung der Redaktion erhielt ich anfangs Oktober von der Direktion der Papierfabrik Aktiengesellschaft II. J. Pallisen in St. Petersburg, welche zugleich eine Sulfat-Zellstoff-Fabrik betreibt, die Mittheilung, dass man bei ihr angefragt habe, ob auch sie Lungen kranke aufnähme. Ich wurde dann gebeten, anzugeben, wie die Ein richtungen für diesen Zweck in hiesiger Fabrik beschaffen seien, da man einen Versuch machen wolle. Ich entsprach dieser Bitte sofort und erhielt am 23. Oktober folgende Antwort: Für die in Ihrem werthen Schreiben enthaltene Mittheilung spreche ich meinen Dank aus, da ich es möglich gefunden habe, un mittelbar bei der Fabrik ein paar Zimmer nach Ihren Angaben ein zurichten, um darin die in meinem ersten Briefe erwähnten Kranken aufzunehmen, natürlich unter sorgfältiger ärztlicher Aufsicht. In 3—4 Wochen denke ich die Zimmer in Ordnung zu haben, und dann wird die Kur anfangen können, über deren Ergebniss ich Ihnen später Mittheilung machen werde. Für weitere Mittheilung bei Ihnen erzielter Ergebnisse würde ich Ihnen sehr dankbar sein. Ich komme der letzteren Aufforderung im allgemeinen in Nach folgendem nach. Seit meinem letzten Bericht vom 11. September über diesen Gegenstand sind nachstehende Erfolge erzielt: 1. Ein Lokomotivführer der Staats-Eisenbahn, welcher 17 Monate die Kur hier durchgemacht hat, reitet seit dem 1. Oktober wieder sein Dampfross. Man war bei dessen Abgang um die Fortdauer der so mühsam wiedergewonnenen Gesundheit bange, weil der Antritt der Arbeit in den Herbst-Witterungswechsel fiel. Dies scheint jedoch ohne Einfluss geblieben zu sein, da mir vor einigen Tagen die Mittheilung wurde, dass seine Gesundheit nichts zu wünschen übrig lasse. 2. Ein junger Mann aus Kopenhagen, welcher vier Monate hier zu brachte, hat jetzt nach langer Zeit seine Beschäftigung wieder auf genommen. Derselbe hat die verlorene Stimme hier vollständig wieder gefunden. 3. Ein junges Mädchen von Wexiö, 18 Jahr alt, worüber ich in Nr. 77, Jahrgang 1891, Seite 2054, äusserte: »Dieselbe ist körperlich so geschwächt, dass man an eine Besserung nicht glauben kann«, ist nach 16 monatlichem Aufenthalt hier frisch und gesund der Heimath zugeeilt. 4. Ich berichtete in Nr. 75 dieser Zeitung über ein Mädchen, welchem die untere Gesichtshälfte vom Bacillus zerfressen war. Die Wunden sind in sechs Monaten trocken geheilt, und dieselbe ist zur Familie zurückgekehrt. 5. Ein junger Destillateur aus Malmö, welcher sehr leidend anfang Sommer hier ankam, hat sich vollständig erholt und verlässt uns dieser Tage. Wir behalten noch drei Kranke. Der erste ist ein junger Gymnasial schüler, 16 Jahr alt, welcher bereits ein Jahr die Kur gebraucht hat, bei dem aber die Besserung merkwürdigerweise sehr langsam fortschreitet, so dass der Arzt von einer Unterbrechung der Kur entschieden abräth. Die zweite Kranke, eine Dame, Mitte der 20er Jahre, aus Lund, welche im August hoffnungslos hier ankam, ist in fortwährender Besserung be griffen und nach den Aussagen des Arztes ist ihre vollständige Ge sundung zu erwarten. Das Traurigste, was sich denken lässt, ist die dritte Kranke, die Frau eines höheren Postbeamten aus Malmö. Die Dame ist erst seit einigen Wochen hier, nachdem sie vorher mehrere Kuren anderswo durchgemacht hat. Sie ist 27 Jahr alt, gut mittel gross, und wiegt in all ihren Umhüllungen 39 kg. Hier ist nach meiner Ansicht ein Wiedergesunden ganz unmöglich: auch der Arzt hat nicht die geringste Hoffnung. Die Kranke hofft jedoch, wie alle an dieser schleichenden Krankheit Leidenden, auf Besserung. Da sie nicht imstande ist zu gehen, wird sie jeden Morgen in den Krankensaal und nachmittags mit Tragbahre ins Hotel zurückgebracht. Wenn ich diesem Zuge be gegne, befällt mich jedesmal namenloses Weh, und dann fliegt gewöhn lich in meine alten, sonst sehr trocknen Augen ein Sandkorn. C. Hennefeld. Sulfitstoff. Auf meine unter gleicher Ueberschrift veröffentlichte Be merkung in Nr. 89 der Papier-Zeitung, betreffend das D. R. P. Nr. 62483 der Herren Bache-Wiig und Dr. Drewsen, hat der letzt genannte Herr in Nr. 92 erwidert. Durch diese Erwiderung er fahren wir eigentlich erst, worin das neu-patentirte Kochverfahren besteht, denn die Patentschrift selbst, wie sie in der Papier- Zeitung Nr. 86 veröffentlicht ist, war sehr allgemein gehalten. In derselben heisst es nämlich wörtlich: »Zur Erwärmung der Lauge werden gewöhnliche Behälter aus Stein, Holz oder Eisen, mit Blei ausgefüttert, verwendet, in welche bleierne Rohre eingelegt sind, durch welche warmes Wasser, Dampf oder geheizte Luft geleitet wird « Im Gegensatz hierzu erfahren wir aus der Erwiderung in Nr. 92, dass Herr Dr. Drewsen zum Vorwärmen der Lauge stets den Abdampf eines fertigen Kochers, welcher vorsichtig in die