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No. 98. PAPIER-ZEITUNG. 2849 63 83 83 6 Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme; Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Besprechung. 63 63 2 83 Schraffur-Halbtonklischees zum Mehrfarbendruck. Der Farbendruck von autotypischen Platten hat bekanntlich noch einige Schattenseiten. Beim Uebereinanderdrucken der Netz-Farbenplatten kann man nämlich nie so genau verfahren, dass Pünktchen auf Pünktchen trifft (Pigmentmischung), und nebeneinanderstehende Pünktchen verschiedener Farbe (optische Mischung) können nicht den vollen Eindruck der aus beiden Farben gebildeten Mischfarbe ergeben. Beim Uebereinander drucken dieser Platten zeigt sich daher stets eine gewisse Ver worrenheit, einerlei, ob man die Netze sämmtlicher Farbenplatten in der üblichen doppelt-diagonalen Richtung über das Bild legte, oder ob man diagonale mit senk- und waagerechten Netzen wechseln liess Im ersteren Falle wird das einem künstlerischen Eindruck entgegen wirkende Netz noch etwas mehr als bei ein farbigem Druck hervorgehoben, im zweiten wird eine gewisse störende Unruhe erzeugt. Das Streben nach einer zuverlässigeren und ruhigeren Wirkung des fertigen Farbendrucks mag wohl Veranlassung ge wesen sein, dass die Firma Dr. E. Albert & Co., Graphische Anstalt in München den Versuch machte, die Zerlegung der Halbtöne der Vorlage nicht mittels eines Netzes sich rechtwinklig kreuzender 1 Linien, sondern mittels eines Linienrasters vorzunehmen. Bei | diesem unter D. R. P. 64806 patentirten Verfahren werden für jede Farbenplatte diejenigen Flächen, welche die zu isolirende Farbe enthalten, unter Benutzung eines Schraffur-Lichtfilters in ein System eng aneinandergereihter Linien verwandelt, welche | an denjenigen Stellen, wo das Original stark wirkte, also helle Stellen aufweist, im Negativ dick und undurchsichtig, dort, wo es wenig oder garnicht wirkte, dünn oder sehr dünn erscheinen. Die nach dem Negativ hergestellten Druckplatten bestehen somit aus einer grossen Menge von parallelen, je nach Dunkelheit der betreffenden Vorlagestelle anschwellenden oder abnehmenden Linien. Bei Herstellung der verschiedenen Negative wird aber die halbtonzerlegende Schraffurplatte nicht jedesmal in derselben Stellung vor dem Negativ eingeschaltet, sondern in verschiedenen Richtungen, die um mindestens 30° von einander abweichen sollen. Das fertige Farbendruckbild besteht somit aus mindestens drei Schraffurplatten, die in drei verschiedenen Richtungen der Striche übereinandergedruckt sind. Die Patentschrift sagt über dieses Verfahren Folgendes: Wird von einem aus mehreren parallelen Linien bestehenden Klischee ein Doppeldruck in einer und derselben Farbe gemacht, so lassen sich die erhaltenen Drucke in drei Kategorieen eintheilen. 1. Der Doppeldruck unterscheidet sich wenig von dem einfachen: es passt also Linie auf Linie. 2. Der Doppeldruck erscheint wesentlich dunkler als der einfache; der zweite Druck ist um einen Bruchtheil der Liniendicke parallel zum ersten verschoben, und die Linie erscheint also um diesen Bruchtheil verstärkt, oder der zweite Druck ist um mehr als eine Liniendicke verschoben, und es erscheinen zwei Linien, welche ebenfalls einen dunkleren Eindruck machen, als die eine Linie. 3. Die Doppeldrucke zeigen Streifenbildung a, Fig. 1. Die Ent fernung der Streifen von einander ist nicht konstant, sondern wechselt beinahe bei jedem Druck. Da die Streifen senkrecht zur Richtung der Linien stehen, so ist diese Bildung keine Interferenz-Erscheinung, sondern beruht auf einer Drehung der Linien zu einander und erklärt sich aus dem Umstande, dass zwei auf einander gedruckte Linien um so heller erscheinen, je vollkommener sie auf einander passen. Werden nämlich zwei Linien unter einer kleinen Drehung auf einander gedruckt, so müssen sich die Linien schneiden. Im Schnittpunkt ist die Linie am dünnsten, und sie wächst dann bis zu ihrer doppelten Stärke an, um sich hierauf in zwei Linien zu spalten. Man sieht aus Fig. 1, dass die beiden Linien im Schnittpunkt am hellsten sind. Sie passen hier auf ein ander, während die Stelle, wo sie sich trennen n, Fig. 1 dunkler erscheint. Werden nun Systeme paralleler Linien unter einer Drehung auf einander gedruckt, so entstehen helle Bänder, welche den Schnitt punkten der Linien entsprechen, und dunkle Bänder, deren Maxima sich an den Stellen befinden, welche die Linien in doppelter Stärke enthalten (Fig. 1). Die entstehenden Streifen sind um so breiter, je I spitzer der Winkel ist, unter welchem die Drehung erfolgte. Wird der Winkel grösser, so werden die Streifen entsprechend enger und schmäler (Fig. 2) und verschwinden dann bei einem Winkel von 30° (Fig. 3), natürlich auch bei einem grösseren (60°, Fig. 4). Werden nun solche Doppeldrucke nicht in einer, sondern in ver schiedenen Farben gemacht, so treten nicht nur Streifen von verschiedener Helligkeit, sondern auch von ungleicher Farbigkeit auf, was sich daraus erklärt, dass an allen den Stellen, wo die Linien über einander lagern, Pigmentmischung, dagegen da, wo sie neben einander lagern, optische Mischung erfolgt. Bei einer Drehung von 30° dagegen sind die Ver hältnisse von optischer und Pigmentmischung in allen Theilen genau dieselben, und der Doppeldruck ergiebt eine ruhige Fläche. Die hier genannten Erscheinungen treten in sehr störender Weise beim Betrieb des Farbendruckes auf der Buch- und Steindruckpresse auf, sowohl wenn einzelne Farbplattenklischees in Linienmanier ge zeichnet sind, als auch, wenn sie auf photographischem Wege als autotypische Klischees erzeugt wurden, sei es durch Wiedergabe nach Positiven, auf welchen die Farben mit Hilfe von Retuschen ge trennt erscheinen, sei es durch direkte Aufnahme nach dem Original mittels Platten, welche für verschiedene Farben besonders empfindlich gemacht sind. Ein absolutes Passen der • Aufeinanderdrucke« ist in der Praxis ein Ausnahmefall. Wie klein die Drehung und Verschiebung sein muss, um die Unregelmässigkeiten hervorzubringen, mag daraus hervorgehen, dass bei Autotypieklischees 5 bis 7 Linien auf den Millimeter kommen, also der Zwischenraum zwischen den Linien 10 bis 14 eines Milli meters beträgt. Schon bei Herstellung der Negative, noch mehr aber beim Druck in der Schnellpresse mit einem Material wie Papier, dessen Dimensionen durch Temperatur und Feuchtigkeit wesentlich beeinflusst werden, sind derartige kleine parallele Verschiebungen und Drehungen unvermeidlich. Die Folge-Erscheinungen sind selbstverständlich um so auffallender, je ruhiger die Fläche ist. Da bei Autotypieen der Raster aus zwei auf einander senkrecht stehenden Liniensystemen besteht, so können nur drei Autotypieplatten auf einander gedruckt werden: ihre Raster können um je 60° gedreht sein. Durch die senkrecht stehenden Linien werden diese 60° halbirt, und es sind also auch in diesem Falle die verschiedenen Linien in einem Winkel von 30° zu einander geneigt. Dasselbe Ergebniss wird durch Drehung des Rasters um je 30° erzielt. Eine Verschiebung, kleiner oder grösser als 30 und 60° ist beim Druck von drei Platten ausgeschlossen. Beim Druck von zwei Platten kann die Drehung zwischen 30 und 60° schwanken. Es liegt auf der Hand, dass die auf solche Art hergestellten Bilder etwas manierirt erscheinen müssen. Völlig befriedigende Wirkung farbigen Autotypiedrucks wird wahrscheinlich erst erzielt werden können, wenn ein Mittel gefunden ist, durch gekörnte Licht filter Platten von tadelloser Halbtonwirkung herzustellen. Be kanntlich ist dies bisher zu voller Befriedigung nocht nicht gelungen. Anlegefröschchen Stabil . Bei den auf Tiegeldruckmaschinen verwendeten Anlegemarken ist es eine schätzbare Eigenschaft, wenn man in der Einstellung derselben auch nach erfolgter Befestigung noch kleine enderungen vornehmen kann. Ferner gehört es zu den Wünschen der Drucker, dass die Anbringung der Marke keine Verletzung des Aufzuges durch Stacheln zur Folge haben möge. Das von 0. Schwinger in Ru hla ausgearbeitete, in umseitiger Abbildung veranschaulichte Anlege-Fröschchen erhebt den An spruch, diesen berechtigten Anforderungen nachzukommen. Es