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2848 PAPIER-ZEITUNG. No 98. Nachdem früher gusseiserne mit Rillen versehene Grund werke dazu benutzt wurden, ist man jetzt mit den von Escher Wyss & Co. gelieferten neuen Korschilgen’schen Holländern mit sehr breitem Grundwerk aus Stahlschienen mit Holzzwischenlagen sehr zufrieden. In diesen Holländern wird das gekollerte Stroh ohne irgend welche Beimischung gemahlen, in Stoffbütten ab gelassen und auf den 6 grossen Pappenmaschinen verarbeitet. Wir behalten uns vor, eine solche Pappenmaschine ausführlich zu be schreiben, wollen aber heute schon erwähnen, dass dieselben aus Knotenfang, Langsieb Nr. 25 mit Obersieb Nr. 22, zwei oder drei Nasspressen mit Unter- und Oberfilz, einer Reihe grosser Trocken- cylinder, Hartwalzen-Kalander, Längs- und Querschneider bestehen. Die neuste Halbach’sche Maschine hat ein Sieb von 15 m Länge, 2 Nasspressen, 6 von Wagner & Co. in Köthen gebaute Trocken- cylinder von 2,2 m Durchmesser usw. und liefert in 24 Stunden durchschnittlich 10 000 kg längs- und quergeschnittene Pappen. Die Pappenbahn wird so auf die ohne Filz laufenden Trocken- cylinder geführt, dass abwechselnd eine und die andere Seite auf denselben liegt. Die Bahn muss auf dem ersten Cylinder schon eine solche Trocknung erfahren, dass sie sich leicht ablösen lässt. Der erste Trockencylinder wird deshalb mit direktem Dampf ge heizt und muss aus gleichem Grunde auch den grossen Durch messer von 2,2 m mit entsprechend grosser Heizfläche haben. In einer besonderen Abtheilung der Fabrik werden Pappen zu- sammengeklebt, wenn sie in grösserer als Maschinendicke, d. h. mehr als 2 bis 3 mm stark verlangt werden. Dies geschieht in der Weise, dass man eine Pappe zwischen zwei aufeinander liegenden Walzen durch gehen lässt, die in nachstehender, aus dem Gedächtniss gezeichneter Skizze, Fig. 3, mit a b be zeichnet sind. Die untere Walze b läuft in dickem Kleister und überträgt davon beim Leerlauf auf die obere a. Schiebt man eine Pappe durch, so wird dieselbe auf beiden Seiten mit Kleister bedeckt und legt sich von selbst in dem auf drei Seiten geschlos senen Holzkasten c auf eine vorher eingelegte trockene Pappe. Legt der bedienende Arbeiter dann noch eine zweite trockene Pappe darauf, so sind schon = drei vereint, und es entsteht eine fünffache Pappe, == wenn man noch eine bestrichene und eine trockene folgen lässt. Nur die zweite und vierte Lage dieser hierneben skizzirten Pappe sind also durch Walzen a b gegangen, die anderen aber wurden unmittelbar in den Kasten c gelegt. Die so zusammengeklebten Pappen werden dann noch gepresst, ge trocknet, geglättet und beschnitten. Holzschliff-Pappen stehen in scharfem Wettbewerb mit Stroh pappen und werden für manche Zwecke vorgezogen, weil sie weiss sind. Um die Strohpappen auch auf einer oder beiden Seiten weiss zu liefern, beklebt man dieselben nach Fertig stellung mit weissem Papier. Herr Halbach benutzt hierzu eigene für diesen Zweck erfundene, sehr sinnreiche Maschinen, in welche das weisse Papier in Rollen eingelegt und mit Kleister bestrichen wird, auf welchen dann die Pappen gelegt werden. Die so entstandene Papierbahn mit daraufgeklebten Pappen geht über einen Trockencylinder und wird dann in beklebte Pappen getheilt. Zwei Mann genügen zur Bedienung einer solchen ebenso leistungsfähigen wie hübsch arbeitenden Maschine, deren Bauart wir nicht mittheilen dürfen. Durch diese von Herrn Halbach er fundene Klebmaschine wird es möglich, dass weiss beklebte Stroh pappen mit weissen Holzpappen wieder in Wettbewerb treten können. (Wir bitten Fabrikanten um Zeichnung und Beschreibung bewährter Beklebmaschinen. D. Red.) Die grosse Fabrik wird von Herrn Halbach im Verein mit seinem Schwiegersohn, Herrn Klopp, geleitet, dem noch ein junger Herr Halbach zur Seite stellt. Der oben erwähnte Wettbewerb der Holzpappen macht es meist unmöglich, solche Preise für Strohpappen zu erzielen, bei denen noch ein Nutzen bleibt. Dazu giebt es neben einer Reihe deutscher auch zwölf holländische, theilweise sehr grosse Stroh pappen-Fabriken, die ihren Absatz in England suchen müssen. Die meisten Strohpappen-Fabriken haben in den letzten Jahren infolge dieser Uebererzeugung ohne angemessenen Nutzen und bei schlechter Stroh-Ernte mit Schaden gearbeitet. In technischer Hinsicht ist die beschriebene Fabrik eine der bemerkenswerthesten und best eingerichteten, und wir hoffen, einige von ihren Maschinen später noch eingehender beschreiben zu können. Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren - Faches, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Neujahrs-Wunschkarten in Buchdruck. Am Wettbewerb aut dem Gebiete der Wunschkarten nehmen seit einiger Zeit auch die Buchdruckereien thätigen Antheil. Besonders in Neujahrskarten liefern einige Firmen sehr ansprechende, unter Benutzung käuf licher oder besonders gefertigter Klischees ausgeführte Muster. Man ist zur Pflege dieses Sonder-Erzeugnisses im Buchdruck wahrscheinlich auf dem Wege des Blanko-Vordrucks gelangt, und einen weiteren Anreiz bot die von uns mehrfach hervorgehobene, bei Buchdruckkarten vorhandene Gelegenheit, den Wunsch-Vordruck durch Eindruck des Absender-Namens zu ergänzen, was sich bei den in Buchdruck ausgeführten Karten am besten ausführen lässt, ohne den einheitlichen Eindruck zu stören. Die günstige, meist vollen Ersatz für die Druckkosten bietende Folge ist die Ersparniss an Versendungskosten, welche sich für jede einzelne Karte statt auf 10 Pf. nur auf 3 Pf. belaufen. Eine hervorragend schöne Sammlung solcher Karten liess uns die Firma J. P. Bachem in Köln durch ihren Berliner Vertreter, Herrn Gustav Stein, Berlin SW, Solmsstrasse 19, vorlegen. Mit Bezug auf Ueberwindung der typographischen Schwierigkeiten und Annäherung der Ergebnisse an diejenigen der lithographischen Kunst dürften diese Karten die höchste Leistung darstellen, welche bis jetzt erreicht wurde. Die feinfühlige Art, in welcher die zum Theil bekannten, aus Schriftgiessereien beziehbaren Vignetten in Farben gestellt wurden, lässt vermuthen, dass ein geschulter Farben-Lithograph die Zer legung der Farben geleitet hat. Namentlich die Wirkung der Blumen und Sträusschen ist so wohlgelungen, dass ein Unterschied vom lithographischen Farbendruck in manchen Fällen garnicht zu erkennen ist. Die Uebergänge der Töne sind weich und fein, und nur an einigen Stellen hätte durch Aussparung weisser Lichter die Wirkung noch lebhafter und malerischer gemacht werden können. Auch der Ton des Grüns ist bei einzelnen Vignetten etwas giftig, hätte auch mehrfach eine plastische Vertiefung durch eine zweite, etwas dunklere Grünplatte verdient. Statt der Frühlings färbung der Blätter hätte Herbstfärbung oft malerischer gewirkt. Das sind aber die einzigen Einwürfe, welche ein kritisch urtheilendes Auge erheben könnte; der Gesammt-Eindruck dieser Arbeiten ist sehr günstig und zeigt, wie weit es der Buchdruck in der Erzielung malerischer Farbenwirkung schon gebracht hat. Die Anordnung von Vignette und Schrift bekundet verständnissvolle Beachtung der Anregungen, welche die »englische Richtung« dem Buchdruck gegeben hat. Auf allen Karten ist ein geeigneter Platz zur Ein fügung des Namens gelassen, der, wie erwähnt, am besten in Buchdruck und auf der Tiegeldruckmaschine erfolgt. Diese Karten haben nicht eigentlich die Bestimmung, einzeln vom Ladentisch verkauft zu werden, sondern sie sind in der ausgesprochenen Absicht herausgegeben, den Besteller zur Abnahme einer dem Umfange seiner Gratulir-Verpflichtung entsprechenden Menge unter Aufdruck seines Namens zu veranlassen, bieten also namentlich den mit Ladengeschäften verbundenen Buchdruckereien, welche es verstehen, ihren Kunden die Vortheile des Namen-Aufdrucks klar zu machen, Gelegenheit zu guter Einnahme in den letzten Jahreswochen. Ein Sortiment, welches dem Kunden zur Auswahl vorgelegt werden kann, wird für sehr mässigen Preis geliefert. Luxuskarten verschiedener Art, unter welchen sich Ballkarten, Weihnachts- und Neujahrskarten befinden, legte uns die Firma E. Spangenberg in Berlin SW. vor. Die Verzierungen darauf sind auf der kleinen Balancierpresse, welche in Luxuspapierfabriken vielseitige Verwendung findet, hergestellt; theils in Stahlstich- Flachdruck, theils in mässiger Hochpressung, wobei die Farben entweder vor dem Druck in die Platte eingerieben, oder nach dem Druck aufgetragen sind. Die bewährten Mittel, welche dazu dienen, die Farbenwirkung zu ergänzen, wie Glimmerstaub und Perlmutterbelag, sind mit der erforderlichen Zurückhaltung an gewendet. Bei Doppelkarten gestattet mehrfach ein hufeisen förmiger oder elliptischer, entsprechend verzierter Ausschnitt im oberen Blatt einen Blick auf ein Landschaftsbildchen auf dem unteren Blatt, oder eine in der rechten oberen Ecke des unteren Blattes dargestellte Landschaft dient als Ergänzung des durch einen phantastischen bogigen Ausschnitt verkleinerten Oberblattes. An Tanzordnungen und Ballkarten finden sich in der Sammlung einige sehr ansprechende, zarte Sorten.