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PAPIER-ZEITUNG. No. 98. noch genug zum alten Preise kaufen, die aber nach langem Hin- und Herreden schliesslich doch den verlangten Aufschlag bewilligen und sich solcherweise in Widerspruch setzen mit ihren ursprünglichen Be hauptungen. Noch zu keiner Zeit wurden vom Inland und Ausland, (von England, Holland, Belgien usw., dem Papierfabrikanten so dring lich Lieferungskontrakte angetragen wie heute; aber wer zu rechnen versteht, der ist vorsichtig in der Annahme solcher Schlüsse, denn die zugestandenen 2 oder 3 Pf. auf das Kilo decken die Mehrerzeugungs kosten des Fabrikanten in den meisten Fällen nicht, und wie es mit Holzschliff im nächsten Jahr aussehen wird, das weiss kein Sterblicher. Zu den hohen Preisen für Holzschliff, welche heute um 60 und mehr Prozent höher einstehen als im vorigen Jahre, tritt die Vertheuerung der Regiekosten, denn die meisten Fabriken haben ihre Erzeugung wegen ungenügender Holzstoffeingänge nicht nur erheblich einschränken müssen, sondern sind auch in der leidigen Zwangslage, die ausge trocknete Wasserkraft durch Dampfkraft zu ersetzen. Denjenigen Fabrikanten, welchen in ihrem fernen Erdenwinkel die jetzige Marktlage nicht bekannt sein sollte, sei deshalb empfohlen, bei ihren Preisforderungen sich durch keinerlei Vorhaltungen: «Dass man der erste sei, der höheren Preis fordere usw. usw.« beeinflussen zu lassen, sondern recht steifnackig zu sein und nur zu solchen Preisen Lieferungen einzugehen, die den veränderten Zeitverhältnissen ange messen sind. Eine Behebung des Wassermangels ist nicht abzusehen, der eingetretene scharfe Frost hatte zur Folge, dass eine ganze Anzahl, namentlich kleinerer Schleifereien ihren Betrieb einstellen musste, weitere Schleifereien werden folgen; Schweden ist ausverkauft, — kurz, wenn Jupiter pluvius es nicht anders beschlossen hat, dann können wir es im Jahre des Heils 1893 vielleicht noch erleben, dass die Zeitungen zur Abwechselung mal auf feinem Velinpapier gedruckt werden. Für ein holzfreies Papiermachergemüth bei all’ dem sonstigen Ungemach der Zeit wenigstens eine fröhliche Aussicht. C. H. Frachtbriefe. Eine süddeutsche Papierfabrik schreibt uns: In dem Artikel über die neuen Frachtbrief-Wasserzeichen in Nr. 94 wird gesagt, dass bei einer Siebwalze, welche dem Frachtbriefformat entsprechend angefertigt ist, das Zeichen jeweils ganz in jedem Fracht brief ist. Wir möchten dies sehr bezweifeln, da nicht jede Holländer- Leere ganz gleich gemahlen und auch die Verarbeitung auf der Maschine nicht immer dieselbe ist, wodurch das Papier sich mehr oder weniger dehnt und das Zeichen entweder verschnitten wird, oder ein Theil gar- nicht hineinkommt. Wenn die Dehnung auch nur einen Millimeter mehr als gewöhnlich beträgt, so macht dies bei 50—100 Umdrehungen in der Minute gleich einen grossen Unterschied. Da bei der Massenfabrikation die Rollen nicht einzeln, sondern stets mehrere zusammen in Bogen ge schnitten werden, so kann es nicht zu vermeiden sein, dass mitunter das Zeichen in die Schnittfläche fällt. Sie würden uns sehr verbinden, wenn Sie uns mittheilen würden, ob solche Frachtbriefe zulässig sind, oder ob die Rollen einzeln in Bogen geschnitten werden müssen. In der gleichen Nummer ist in einem Brief gesagt, dass der Preis für Frachtbriefpapier 60 Pfennig sei. Billiger, oder doch nur un wesentlich niedriger wird gewiss nicht geliefert. Dass noch billigere Angebote kommen, bezweifeln wir, und es hätte auch jetzt, wo die Fabriken wieder voll beschäftigt sind, keinen Sinn solche zu machen. In dem Schreiben des Präsidenten des Reichseisenbahnamtes in Nr. 94 ist ausdrücklich betont, dass das Wasserzeichen in jedem Frachtbrief nur so enthalten sein muss, dass die Herkunft des Papiers daraus festgestellt werden kann. Es ist hiernach gleichgiltig, ob das Wasserzeichen erscheint als: |G. Drewsen Lachendorf Normal 4a| oder jdorf Normal 4a G. Drewsen Lachenj oder in beliebig anderer Weise unterbrochen. Wir würden sogar den Frachtbrief für vorschriftsmässig halten, wenn er von dem Wasserzeichen nur noch |4a G. Drewsen) enthielte, weil auch dies schon zur Feststellung der Herkunft genügt. Dass in Frachtbriefen und anderen Normal-Sorten fortwährend Unterbietungen vorkommen, ist um so unbegreiflicher, als die Fabriken wieder reichlich beschäftigt sind und in vielen Fällen der Nachfrage nicht genügen können. Z ellstoff - Versandt. Hamburg, 5. Dezember 1892. Unter obiger Ueberschrift verbreitet sich in Ihrem geschätzten Blatte ein anonymer Einsender aus Malmö über die Zellstoff-Verschiffung per Dampfer Easby Abbey«. Wir würden keine Veranlassung nehmen, auf die Einsendung näher einzugehen, wenn nicht in dem angezogenen Artikel des englischen Blattes, welcher auch in der Papier-Zeitung Aufnahme gefunden hat, unsere Firma als Charterer des Dampfers erwähnt wäre. Aus diesem Grunde müssen wir darlegen, dass die Angaben des Einsenders auf Irrthum beruhen. Abgesehen von etwa 400 Tonnen Eisen-Ballast (ohne welchen der Steamer mit dieser Ladung nicht fahren kann), und welche das englische Blatt mit in Betracht gezogen hat, sind die Angaben dieses Blattes richtig. Der Dampfer hatte für uns an trockenem Zellstoff an Bord ge nommen : In Gefle 10 095 Ballen = 1105 Tonnen In Gothenburg . . 4 695 „ = 732 „ Fremde Abladung . 1374 „ = 198 „ zusammen also 16 164 Ballen == 2035 Tonnen. Die • maassgebende Stelle« des anonymen Einsenders ist also irrig unterrichtet. Im übrigen hätte sich der Einsender durch eine ein fache Anfrage bei dem befrachtenden Schiffsmakler leicht Auskunft, welche ihm jedenfalls bereitwilligst ertheilt worden wäre, einholen oder sich auf noch einfachere Weise durch einen Blick in irgend ein neues Schiffsregister informiren können. Derselbe würde darin den Dampfer «Easby Abbey« mit einer leadweight capacity von über 4000 Tonnen gezeichnet gefunden und sich danach leicht den Rauminhalt haben auskalkuliren können. Wir bemerken noch, dass der Dampfer etwa 300 Tonnen Natron- Zellstoff eingenommen hat, welche einen wesentlich grösseren Raum als Sulfit-Zellstoff beanspruchen, sonst würde der Dampfer eine noch grössere Menge geladen haben. Di Annahme des Einsenders ist aller dings verzeihlich, da der in Rede stehende Dampfer aussergewöhnlich gross war, und die Dampfer, welche wir gewöhnlich expediren durch schnittlich nur etwa 1200—1500 Tonnen Zellstoff einnehmen. Hochachtungsvoll A. Wertheim & Co. Preis-Verschiedenheit. Delary, 27. November 1892. Die Papier-Zeitung bringt so häufig Mittheilungen über Preisdrücken bezw. gegenseitiges Unterbieten der Preise, dass man auf ein allgemeines, weit verbreitetes Uebel schliessen muss. Ich möchte im Nachfolgenden durch ein meinen Tagebüchern ent nommenes Beispiel beweisen, dass auch ohne Konkurrenz, also ohne bewusste Gelegenheit zum Unterbieten, auch bei anderen Waaren so verschiedenartige Preise gestellt werden, dass die Käufer über die grosse Verschiedenheit des Gewinnes (am niedrigsten Angebot soll doch auch noch etwas verdient werden) nachdenklich werden sollten. Ende der siebziger Jahre wollte die Direktion der Weisspapier fabrik in Aschaffenburg in ihrer Natron-Zellstoff-Fabrik noch einen Kocher anlegen. Dieselbe liess dieserhalb an mehrere Fabriken, die sich mit Anfertigung von Kesseln beschäftigten, Anfragen ergehen, worin Grösse, Durchmesser und Blechstärke festgesetzt waren. Dann wurde noch zur Bedingung gemacht: Holzkohlenblech, Niethlöcher gebohrt, nicht gestanzt, doppelte Niethung und Armatur genau nach Vorschrift. Auf diese Anfragen liefen 7 Angebote ein, welche ich hier der Reihe nach folgen lasse. No. 1. 4850 Mark . 2. 5900 , " 3. 5950 ” „ 4. 6150 „ „ 5. 6870 „ „ 6. 7045 " „ 7. 7190 » Die Lieferzeit war auf 2 Monate bedungen. Alle, mit Ausnahme von Nr. 4, welcher die Lieferzeit zu kurz war, gingen auf die gestellten Bedingungen, bei dem üblichen Zahlungsmodus: 1/3 der Summe bei Be stellung, 1/3 bei Ablieferung und 1/3 6 Monat nach Betriebsbeginn, ein. Mit Bezug auf den Artikel »Einschränkung der Erzeugung« in Nr. 90 und auf vorstehend Gesagtes möchte ich die Frage stellen, ob es nicht besser wäre, wenn sich die Papierfabrikanten über die Preise der Hauptsorten einigten; Sonder-Erzeugnisse werden ja doch in der Regel besser bezahlt. Jahrelang schreit man über Zuviel-Erzeugung, — wo steckt aber das Zuviel? Wenn die Sache wirklich so schrecklich wäre, so müssten für dies Zuviel ungeheure Lagerhäuser vorhanden sein. Das ist aber nicht der Fall: noch weniger ist anzunehmen, dass ein Fabrikant, bloss um nachts arbeiten zu können, die Tages-Erzeugung nachts wieder dem Holländer zuführt. Die Lager sind trotz Anlage neuer Papierfabriken nicht so gross; Bedarf ist vorhanden; was erzeugt ist, wird auch verbraucht, nur fehlt die Einigkeit der Fabrikanten, um im allgemeinen einen lohnenden Preis festzustellen. Die Verbraucher würden sich infolge der Macht der Gewohnheit auch den höheren Preis gefallen lassen. Vieles, was Herr X in Nr. 90 sagt, hat etwas für sich, Anderes lässt sich anfechten, manches beruht auf Selbsttäuschung. Doch das soll hier unerörtert bleiben. Jedenfalls trägt der Aufsatz nicht zur Lösung der sozialen Frage bei. Man denke sich bei der ganzen Papierfabrikation »Beschränkung der Erzeugung« durchgeführt. Das würde nothgedrungen auch die ver wandten Geschäfte treffen. Wenn auch diese ihre Erzeugung auf die Hälfte herabsetzen, bezw. die Hälfte der Arbeiter entlassen wollten, — wäre das weniger zu bedauern als der heutige Zustand ? C. Hennefeld. Wer ein hohes Ziel durch eigene Kraft und Talent erreicht hat, ist darauf nicht so stolz wie Jener, der es mit Hilfe Andrer erreichte.