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2788 PAPIER-ZEITUNG. No. 96. 2832383 Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme; Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Besprechung. 636663 Druck ohne Punkturen. In seiner Erwiderung »Druck ohne Punkturen« in Nr. 92 auf den unter derselben Ueberschrift gehenden Artikel des Herrn A. M. in Nr. 86 kommt Herr E. Schmidt — nachdem er das un praktische und theilweise sogar werthlose M.’sche Verfahren ge nügend und treffend beleuchtet hat — auf die Anlege-Apparate zu sprechen. Ueber den Nutzen derselben in Bezug auf Zeit und Geld bin ich mit Herrn Sch. ganz derselben Meinung, jedoch nur solange, als Schreib-, Post- und starke oder auch mittelstarke Druckpapiere zur Verwendung kommen. Fügt es sich aber, dass zu schwachem, gefeuchtetem Druckpapier auch noch grosses Format hinzukommt, dann ade Anlege-Apparat! Der schwache, feuchte Bogen hat nicht so viel inneren Halt und Steife, um sich in seiner ganzen Fläche unverrückt durch den Mechanismus schieben zu lassen, sondern liegt auf der dem Schieber entgegengesetzten Seite mehr oder weniger fest, und wird eher seitlich zusammengeschoben und bauschig, als dass er dem Mechanismus folgt. Wehe dem Maschinenmeister, der im guten Glauben ge handelt hat und beim Schöndruck die Punkturen wegliess! Fort währendes Rücken der Seitenmarke beim Widerdruck, Zeitverlust und — kein Register bringen ihm Aerger und Verdruss. In das ohne Vorbehalt und allgemein gehaltene Lob der Anlege-Apparate vermag ich deshalb nicht mit einzustimmen; denn wo bleibt die Ersparniss an Lohn, wenn neben den Anlege- Apparaten noch immer Sorge getragen werden muss, dass für die Fälle des Versagens das nöthige Punktirerpersonal bei der Hand ist? Soll der Anlege-Apparat wirklich das sein, als was er von den Maschinenfabriken angepriesen wird: ein vollständiger Ersatz des Punktirens, so müssen die Fabriken auch dafür Sorge tragen, dass gefeuchtete Werkdruckpapiere bis zur schwächsten Sorte herab damit gedruckt werden können. Die Maschinenfabriken mögen also den Entwickelungsgang der Bogenanleger noch nicht für abgeschlossen halten, sondern uns bald einen allen billigen Anforderungen gerecht werdenden Apparat bescheeren. * * * Vorstehendes war geschrieben, als mir die Ausführungen des Herrn H. H. in Nr. 93 der Papier-Zeitung über denselben Gegen stand zu Gesicht kamen und mir Anregung gaben, dem unbe stritten allein richtigen Gedanken: die Vorder-Marken am Gylinder zu befestigen, um eine tadellose Anlage zu erlangen, weiter nach zuhängen. Die Vorder-Marken, wie sie Herr H. H. vorschlägt, so praktisch und so billig zu beschaffen dieselben auch sind, sehe ich jedoch immer nur als ein Provisorium an. Ich hege die Hoffnung, dass die gegenwärtigen Erörterungen über dieses Thema dieser oder jener Maschinenfabrik Veranlassung geben werden, dem Grund gedanken, die Vorder-Anlage am Cylinder zu befestigen, näher zu treten. Warum ich die H'schen Vorschläge nur als eine Aus hilfe ansehen kann, will ich kurz auseinandersetzen. Bei Maschinen mit Klemm-Vorrichtung für den Aufzug kommt immer in Betracht, dass der Aufzug bei miteingeklemmten Marken dann nur an diesen zwei Stellen festgeklemmt wird, während er in seiner übrigen Breite mehr oder weniger lose sitzt. Dies ist, namentlich bei schweren Formen, ein Uebelstand, welcher leicht ein Verziehen des Aufzugs, Falten und andere Unannehmlichkeiten zur Folge hat. Bei leichten Formen ist dieser Uebelstand nicht zu bemerken. Die Einsteckmarken sind, sobald mit Shirtingbezug ge arbeitet wird, überhaupt nicht zu empfehlen, da sie den Shirting schon nach ganz kurzer Zeit so zerstechen werden, dass dessen Haltbarkeit in Frage kommt. Bei blossen Papieraufzügen dagegen sind die Einsteckmarken ein sehr gutes Hilfsmittel und durchaus empfehlenswerth. Den Verbesserungsvorschlägen bezüglich der Seitenschieber- Marken bezw. des schrägen Klappdeckels kann man nur zustimmen, denn, wie schon in der ersten Hälfte meines heutigen Artikels erwähnt wurde, ist das zu schwere Aufliegen des Bogens auf dem Deckel — sofern sonst der Mechanismus in Ordnung ist — der hauptsächlichste Grund, dass der Anlege-Apparat nicht voll befriedigt. Ich betone also nochmals, dass wir so ausreichende Anlege- Vorrichtungen noch nicht besitzen, um für alle Fälle die Punkturen beim Werk druck aufgeben zu können, dass wir aber seit etlichen Jahren um ein gutes Stück in dieser Sache vorwärts gekommen sind, so dass wir die Hoffnung auf eine endgiltige Lösung der unsere Druckerkreise so lebhaft interessirenden Frage wohl hegen dürfen. W. Jahn. Dr eifarb enlichtdruck. Ueber das Verfahren, mit drei auf photochemischem Wege erzeugten Druckplatten farbige, der natürlichen oder gemalten Vorlage entsprechende Bilder herzustellen, haben wir in Nrn. 44 und 54 im Anschluss an die von Prof. H. W. Vogel und dem Chromolithographen Ulrich angestellten Versuche berichtet. In zwischen ist bekannt geworden, dass sich auch Dr. Albert in München mit ähnlichen Versuchen beschäftigt und dabei sein Ziel hauptsächlich auf die Erzeugung geätzter, auf der Buchdruck presse druckbarer Platten gerichtet hat. Noch eine dritte Firma, nämlich Albert Frisch in Berlin, beschäftigt sich, unabhängig von den beiden andern, mit Versuchen in dieser Richtung, und zwar unter Mitwirkung eines bei Ausarbeitung des Vogel’schen Verfahrens betheiligt gewesenen Fachmannes, des Photochemikers Schultz- Hencke. Bei den von dieser Firma angestellten Ver suchen hat sich u. a. herausgestellt, dass es sich empfiehlt, nicht vollständig auf die Konturplatte zu verzichten, sondern diese in der Praxis des Farbendrucks vortrefflich bewährte Platte überall da mit heranzuziehen, wo der Dreifarbendruck noch nicht die er forderliche Tiefe und Kraft ergiebt. Herr Schultz-Hencke macht in Nr. 2 des »Buchgewerbeblatts« einige interessante Angaben über die Theorie des Verfahrens, welche die von Prof. Vogel gemachten Angaben ergänzen und das Verständniss für die Vorgänge beim Isoliren der Farben zu fördern geeignet sind. Professor Vogel hatte bekanntlich den Grundsatz aufgestellt: »Jede Platte, die mit einem gegebenen optischen Sensibilisator empfindlich gemacht ist, muss mit derjenigen Farbe vervielfältigt werden, die als optischer Sensibilisator gedient hat.« Diesen Satz ergänzt Schultz-Hencke in folgender Weise: »Die zur Verwendung kommenden Sensibilisatoren kehren in den Filtern wieder, und zwar in der Weise, dass sie in diesen bestimmte Farben von der Einwirkung auf die photographische Schicht aus schliessen, während sie als solche (als Sensibilisatoren) dieselben Farben auf der Schicht zur Wirkung bringen. « Hier ist also, unseres Wissens zum ersten Male, öffentlich ausgesprochen, dass bei Herstellung der Platten für den Drei farbendruck zum Isoliren bezw. Unwirksammachen einer bestimmten Farbe nicht eines der beiden bekannten Mittel (Plattenfärbung und Farbenfilter) verwendet wird, sondern beide zusammen. Auch folgende Bemerkung ist zur Kennzeichnung der Hindernisse, welche dem Naturfarbendruck bis jetzt noch entgegenstehen, kennzeichnend: »Nur in seltenen Fällen hat man es mit drei einzigen Farben in unseren Originalen zu thun; streng genommen müsste also für jede der Spektralfarben, welche ja in ihrer Gesammtheit den In begriff aller vorkommenden Farben bilden, ein eigener Sensibilisator und demgemäss eine eigene Druckplatte verwendet werden. Als Endergebniss würde somit nicht ein Dreifarbendruck, sondern ein Mehrfarbendruck, ja ein Vielfarbendruck erscheinen.« Ueber die Aussichten des Verfahrens mit Bezug auf seine Verwendung zu Massendruck sagt der Verfasser sehr richtig: »Von verschiedenen Seiten sind aus Fachkreisen Zweifel über die technische Ausführbarkeit des Verfahrens, und zwar nicht mit Unrecht geäussert worden, indem man darauf hinwies, dass die Hauptbedingung desselben, die absolute Gleichartigkeit eines jeden Abdrucks der drei Farben, sich nicht mit Hilfe des Lichtdrucks erfüllen lasse. Wir alle wissen, dass der Theorie nach sich die