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dem in Nr. 90 abgedruckten Vorschlag des Herrn Max Mueller in Schandau dienen. Da aber mittlerweile die Fabrikanten in Sachsen sich dieser Angelegenheit angenommen haben, so hoffen wir, dass unsere amerikanischen Freunde ihre Beiträge ohne diese Bestimmung senden werden, damit sie je nach Umständen auch zu einer Lebensrente für Herrn Keller dienen können. Wir erhielten ferner folgendes Schreiben: Schandau, 26. November 1892. Hochgeehrter Herr! Ihr erfolgreiches Eingreifen zu Gunsten Herrn F. G. Keller’s hat den Lebensmuth desselben wieder erweckt. Er war wieder bei mir und bat mich, Ihnen nahe zu legen, ob Sie ihm von den eingegangenen Geldern nicht bis zum 30. November 200 M. zusenden wollen. Vor 3 Monaten hat Herr Keller einen Wechsel über 187 M. für ihm gelieferten Stahl acceptirt. Er hat auf Eingang einer Forderung, die er für gelieferte Messkluppen hat, gerechnet, die aber nicht rechtzeitig einzugehen scheint, und er hat nun wieder damit Sorge. Nach dem Keller’schen Grundstücke habe ich mich erneut genauer erkundigt. Es wurde mir gesagt, dass bei einem freihändigen Verkaufe 15 000 M. wohl zu erzielen sein würden, so dass die Hypothek voraus sichtlich bei einem freihändigen Verkaufe voll gedeckt wird. Ich hoffe, dass ich Herrn Keller die Hypothek zinslos oder doch zu ganz niedrigem Zinsfuss werde verschaffen können. Ich bin mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ganz ergebener Max Mueller. Wir haben am 28. November 200 M. aus den bei uns ein gegangenen Beträgen an Keller gesandt und hoffen damit im Sinne der Geber gehandelt zu haben. Wir sind wie bisher gerne bereit, weitere Beiträge anzunehmen und dieselben zur Verfügung der Herrn Fachgenossen in Sachsen zu halten. Wenn die Hypothek von dort aus geordnet wird, so können alle eingehenden Beiträge zu einer Rente für den alten Herrn dienen, die ihm einen sorgenfreien Lebensabend sichert. Hierzu sind jedoch noch viele Beiträge erforderlich. Dass genug eingehen wird, um ausserdem die Hypothek von 8000 M. völlig abzulösen, wagen wir vorerst noch nicht zu hoffen. Verlag der Papier-Zeitung Carl Hofmann. Strohpappen. Die seit mehreren Jahren herrschende Geschäftsstockung hat die Preise der Strohpappen so herabgedrückt, dass bei den hohen Kohlen- und Strohpreisen nur mit Verlust fabrizirt werden kann. Hierzu kommt, dass Deutschland einen Zoll von nur 1 M. auf 100 kg Pappen erhebt, während die anderen Industrie-Staaten mit Ausnahme Englands durch hohe Zölle die Einfuhr von Pappen unmöglich machen. Ausserdem sind die deutschen Fabriken durch die ihnen auferlegten vielfachen Lasten sehr im Nachtheil gegen diejenigen anderer Staaten, denen es garnicht einfällt, uns in der sozialpolitischen Gesetzgebung zu folgen. Infolge dieser Ver hältnisse ist schon eine Reihe von Pappen-Fabrikationsfirmen zu Grunde gegangen und weitere müssen unfehlbar folgen, wenn keine Besserung eintritt. Um eine solche herbeizuführen, sind die Vertreter der noch bestehenden Strohpappen-Fabriken am 21. November in Karsten’s Hotel in Hannover zusammengetreten, und es wurden für weitere Verkäufe Preise festgesetzt, welche das Arbeiten mit Verlust be seitigen sollen, wenn sie auch weit entfernt sind, einen an gemessenen Verdienst zu lassen. Der durch Trockenheit entstandene Mangel an Holzschliff und die dadurch erzwungene Erhöhung der Preise der Holzschliff- Pappen werden dieser Vereinbarung wesentliche Hilfe leisten. Lumpen und Zellstoff. Nach telegraphischer Mittheilung verweigern die Zollbehörden in New York die Zulassung von Lumpen, die im vergangenen Jahr in von der Cholera heimgesuchten Häfen gesammelt und verpackt worden sind. Durch diese Ausschliessung werden die Papierfabrikanten der Ver. Staaten weiter genöthigt, Zellstoffe zu verarbeiten. Die Zell stoffpreise werden daher in nächster Zeit sicher keine Verminderung, voraussichtlich aber Erhöhung erfahren, umsomehr, als ein grosser Theil der Erzeugung von 1893 schon verschlossen ist. Papier muss umsomehr mit Erhöhungen folgen, als die un- gewöhnliche Trockenheit die Erzeugung bedeutend vermindert und Holzschliff immer theurer wird. Wir hören auch von vielen Seiten, dass die Papierpreise schon ziemlich allgemein gestiegen sind, wenn auch nicht genügend. Postverkehr. Aus Baden, 19. November 1892. Sie haben vor kurzem (Nr. 82) einen Artikel über Postkartengrösse in der Pap.-Ztg. gehabt. Beiliegend auch ein Zeugniss der Kleinlichkeit der betreffenden Postbehörde. Auf die weisse Karte mussten wir 15 Pf. nachbezahlen, weil dieselbe angeblich zu gross sei, (sie ist 4 mm höher, 5 mm breiter als die Normalform; d. Red.) obwohl wir schon über 100 Stück der gleichen Grösse ohne Strafe erhalten hatten. Auch von der gelben Sorte (7 mm höher, 7 mm breiter als die Normalform; d. Red.) haben wir schon wiederholt erhalten, obwohl dieselbe noch grösser ist als die unsrige. M. & S. Terrakotta-Papier. Chicago feierte am 22., 23., 24. Oktober die Entdeckung Amerika’s, indem an diesen drei Tagen keinerlei Geschäfte ge macht wurden. Vor dieser Columbus-Feier wurde Terrakotta als Farbe der Stadt Chicago erklärt, und Jedermann wollte damit ge färbtes Papier haben — wozu der Vorrath selbstverständlich nicht ausreichte. Vielleicht benützen deutsche Firmen, welche die Ausstellung beschicken, diesen Wink! Pappen-Fabrikation. (Schluss zu Nr. 95.) Wesentlich ist auch, dass die Pappen vor dem Einsetzen in die Presse recht sorgfältig übereinander geschichtet sind, d. h. dass keine Lage über die andere vorsteht, dass ferner nicht zu stark auf einmal gepresst wird, damit das Wasser leicht austreten kann, und nicht etwa nur auf einer Seite hinausgepresst wird, wodurch Platzen der Pappen eintritt. Was nun den Trockengehalt der getrockneten Pappen anlangt, so ist auch hierbei aufzupassen. Die Pappen dürfen nämlich nicht zu trocken und nicht zu feucht abgenommen werden. Lässt man die Pappe zu trocken werden, so wird sie hart, die gewellten Stellen lassen sich schwer herausbringen und beim Satiniren ent stehen Quetsch-Falten. Wird die Pappe zu feucht abgenommen, so giebt sie beim Glätten Wasserflecke und wird zu Ausschuss. Meinen langjährigen Erfahrungen und Trockengehaltsbestimmungen nach ist es am richtigsten, die Pappen bis etwa 80 pCt. trocken werden zu lassen, besonders gilt dies für Lederpappen. Nach dem Trocknen nehme ich im heissen Sommer die Pappen etwas feuchter, vielleicht mit 75 pCt. Trockengehalt, ab, lasse sie, entweder im Trockenhaus selbst oder in nicht gerade feuchten Räumen einige Tage liegen. Dabei haben die Pappen Gelegenheit nachzutrocknen. Durch dieses Aufeinanderliegen gleichen sich die Pappen schon ziemlich aus, und man könnte die dickeren Pappen ohne Gefahr des Faltigwerdens schon satiniren. Nach einigen Tagen, je nach dem Wetter 2—5, werden die Pappen an gefeuchtet, und zwar benutze ich zwei verschiedene Feuchter, die ich mir selbst gebaut habe, je nach Stärke der Pappen. Für mittlere und dünne Lederpappen, ferner für weisse Holz- sowie im Stoffe gefärbte Pappen benutze ich eine Feuchtmaschine nach Fig. 5 von folgender Konstruktion: A und A1 sind zwei Holz walzen von 150 mm Durchmesser, von denen die untere fest, die andere in Schlitzlagern gelagert ist, welche nach oben durch eine Spann vorrichtung am Hinaufgleiten ver hindert wird. Die untere Walze A l taucht in einen Trog, dessen Wasser stand regulirt werden kann, während die obere A durch ein Spritzrohr a beliebig stark angefeuchtet werden kann. Um beide Walzen gehen Filze, wozu ich recht dünne, abgenützte und zusammengenähte Pappen maschinenfilze benütze, welche durch einfache Vorrichtungen leicht spann- und regulirbar sind. Durch Rege lung des Wasserzulaufes bei a, sowie durch mehr oder minder hohen Wasserstand im Trog habe ich es in der Hand, die Nässe der Filze und somit die Feuchtigkeit der durch die Filze geführten Pappen zu regeln. Die Walzen machen etwa 30 bis 35 Umdrehungen in der Minute. Die ganze Einrichtung kann von jedem Fabrikschlosser zusammengestellt werden und kostet nicht viel. Bei starken Lederpappen, ferner bei allen Schrenz- und Hadernpappen benutze ich einen dreiwalzigen Feuchter Fig. 6,