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2656 PAPIER-ZEITUNG. No. 92. baryum sich leicht wieder zum Theil oxydiren und in schwefel sauren Baryt verwandeln könnte. Den geglühten Inhalt der Tiegel nimmt man nun aus den selben heraus und schüttet ihn in hölzerne Kufen. Man könnte nun zwar das Schwefelbaryum mittels Wassers auflösen, und man erhielte so im Rückstände die Kohle, doch ist es besser, zum Auf lösen sogleich verdünnte Salzsäure anzuwenden, die man nach und nach zusetzt, damit das Aufschäumen nicht so heftig wird, welches durch Schwefelwasserstoffgas verursacht wird, das in Menge ent weicht. Soll das entbundene Schwefelwasserstoffgas noch Verwen dung finden, so kann man die Lösung in geschlossenen Behältern, wie zur Entbindung von Kohlensäure aus Kreide, vornehmen, die beste Benutzung einer so grossen Menge dieses Gases würde frei lich die sein, es in Apparate zu leiten, um es darin zu verbrennen und die schweflige Säure und den Wasserdampf, die dabei ent stehen, zur Schwefelsäurefabrikation zu benutzen, was also in einer Schwefelsäurefabrik nebenbei recht gut vor sich gehen könnte. Die entstehende salzsaure Barytlösung wird öfters umgerührt, damit alles Gas entweicht. Sobald die Auflösung erfolgt ist, er scheint die Flüssigkeit gewöhnlich trübe, nicht allein von Kohle, sondern auch von feinzertheiltem Schwefel. Von diesen Unreinig keiten muss sie befreit werden, entweder durch längeres Absetzen, oder durch Filtration. Die klar durchfiltrirte Flüssigkeit sammelt man wieder in reinlichen hölzernen Behältern, und den Rück stand auf dem Filter wäscht man einigemale mit wenig Wasser aus; das Waschwasser filtrirt man gleichfalls und bringt es zur Lauge. Die nun noch folgende Arbeit ist sehr einfach. Man giesst in den Behälter, welcher die Chlorbaryumlösung enthält, Schwefelsäure, die man vorher verdünnt hat, anfänglich in grösseren, später in kleineren Mengen. Es entsteht ein milchweisser Nieder schlag, von dem sich ein grosser Theil bald absetzt. Man be handelt das Chlorbaryum so lange mit der verdünnten Schwefel säure, bis kein Niederschlag mehr erfolgt. Nach Beendigung der Fällung bis zu dem angegebenen Punkte lässt man die Flüssigkeit vom schwefelsauren Baryt abklären, der sich in einigen Tagen absetzt. Man zapft die über dem Niederschlage stehende Flüssigkeit alsdann klar ab, um sie wieder zu verwenden. Der zurückgebliebene schwefelsaure Baryt muss nun auf das Sorgfältigste ausgewässert und ausgesüsst werden. Dies geschieht dadurch, dass man ihn zehn bis zwölf Mal in einem grossen Behälter mit reinem Wasser aufrührt, und nach dem jedesmaligen Absetzen das Wasser fortlaufen lässt. Endlich schöpft man den Niederschlag in grosse Abtropffilter aus, und wenn er darin steif genug geworden ist, verpackt man ihn zum Versandt in nasser Form, als »Blanc fixe en pte.« Eine einfachere und fast ausschliesslich in England angewendete Darstellungsweise des Blanc fixe als die aus natürlichem schwefel saurem Baryt nach vorbeschriebener Art, ist diejenige aus Witherit. Der vorher gepulverte Witherit, in der Hauptsache kohlensaurer Baryt CO, Ba 0, löst sich in verdünnter Salzsäure unter Auf brausen und Entwickelung von Kohlensäure CO^ neben gleich zeitiger Bildung von in Wasser gelöstem Rn CI nach der Gleichung: CO 2 , BaO + HCl = CO 2 + Ba CI + HO. Man erhält also auch hier direkt, wie bei der ersten Fabri kation aus Schwerspath indirekt, eine zur Fällung zu benutzende wässerige Lösung von Chlorbaryum. Die erhaltene Flüssigkeit, welche gesättigt und durch Absetzen geklärt sein muss, giebt nun, mit verdünnter Schwefelsäure versetzt, denselben Niederschlag von schwefelsaurem Baryt, wie er bei der vorigen Methode er halten wird. Derselbe wird schliesslich in gleicher Weise wie früher durch Auswaschen von anhängender Säure befreit. Diese Darstellungsweise geht einfacher und ökonomischer vor sich, als die erstere, ausserdem darf die erstere Darstellungsweise nur in solirten Räumen vor sich gehen, indem das entweichende Schwefel- wasserstoffgas auf gewisse Farben ungünstigen Einfluss hat, während die letztere Methode ungehindert neben der Farbenfabrikation angewendet werden kann. Gegen Reagentien verhält sich das Blanc fixe wie Schwer spath. Es ist in allen Säuren und alkalischen Flüssigkeiten unlöslich und schwärzt sich nicht mit Schwefel-Ammonium. Ist dem Blanc fixe jedoch Schwefelzink beigemengt, so entwickelt es mit Salzsäure Schwefelwasserstoffgas, und die salzsaure Lösung giebt nach der Neutralisation mit kaustischem Ammoniak, mit Schwefel-Ammonium einen weissen Niederschlag von Schwefelzink. Was von der Salzsäure hierbei nicht gelöst wurde, ist Permanent weiss, sojdass die Bestimmung der Bestandtheile sehr leicht ist. Es ist bekannt, dass der durch lösliche Barytsalze in Lösungen von Schwefelsäuresalzen zum Zwecke der Schwefelsäurebestimmung erzeugte Niederschlag von schwefelsaurem Baryt infolge seiner ausserordentlich feinpulverigen Beschaffenheit sich meist schwer filtriren lässt und durch die feinsten Filter hindurchgeht. Diese Beschaffenheit des Niederschlages wird durch starken Zusatz von Salzsäure insofern aufgehoben, als dadurch der Niederschlag mehr eine kristallinische Form erhält, sich dann leichter absetzt und besser von der Flüssigkeit trennen lässt. Fällt man daher Chlorbaryum bei der Darstellung des Per manentweisses mit freier Schwefelsäure, so entsteht dieser gröbere und kristallinische Niederschlag durch die Einwirkung der aus dem Chlorbaryum freigewordenen Salzsäure, die man also nicht erst zuzusetzen braucht, um das leichtere Absetzen des Nieder schlages zu veranlassen. Fällt man dagegen Chlorbaryum statt mit freier Schwefelsäure mit der Lösung eines neutralen schwefel- sauren Salzes, so entsteht hierbei nicht freie Salzsäure, sondern durch Wechselzersetzung des Chlorbaryums mit dem schwefel sauren Salze ein entsprechendes neutrales Chlorsalz, in dessen Lösung nun der schwefelsaure Baryt niederfällt. Nach Meissner fällt man das Chlorbaryum in neutraler Lösung mit neutralen schwefelsauren Salzen statt mit Schwefelsäure und erhält dadurch zwar ein besseres Erzeugniss, als das durch Fällen mit Schwefel säure gewonnene Blanc fixe; dasselbe wird aber viel theurer, weil dabei alle zur Darstellung des Chlorbaryums angewandte Salz säure nebst der Base des schwefelsauren Salzes verloren gehen, wenn als letzteres nicht vielleicht feingemahlener reiner Gips an wendbar ist. Unter Kaolin versteht man verschiedene Arten von weissen Thonen, deren Stücke sich fettig anfühlen, beim Trocknen einen ziemlich festen Zusammenhang zeigen und im Wasser sich langsam zu zähen, schlüpfrigen, fettartigen Massen aufweichen. Eine andere Art stellt nach dem Schlämmen und Trocknen ein mehr kreide ähnliches, weniger fett anzufühlendes Pulver oder leicht zerreib liche Stücke dar. Dies ist die eigentliche Porzellanerde oder Kaolin. Diese beiden Arten von Kaolinen sind den Analysen zu folge kieselsaure Alaunerde in wechselnden Verbindungsverhält nissen, die im allgemeinen durch die Formeln: 2 Si O 2 , Äl^ 03, 2 HO und 2 Si O 2 , Al.j O 3 , 3 HO auszudrücken sind. In den Pfeifen- oder fetten Thonen scheint meist eine kleine Menge überschüssiger Kiesel säure vorhanden zu sein. Die Thone haben die Eigenschaft, sich selbst in starken Säuren bei gewöhnlicher Temperatur nicht zu verändern, üben also auf Farben, die eine solche enthalten, keinen Einfluss aus. Alkali löst aus dem Thon nur freie Kieselsäure, wenn es nicht in höchst konzentrirter Form oder unter Austreibung des Wassers durch Erhitzung angewendet wird, in welchen Fällen dann unter ge wissen Voraussetzungen hinsichtlich des dabei zu beobachtenden speziellen Verfahrens auch die gebundene Kieselerde und die Alaunerde aufgelöst oder doch so verändert werden können, dass sie sich nach dieser Behandlung nicht in Säuren lösen. Der einzige Gebrauch, den man von dieser Art von Thonen macht, ist ihre Verwendung bei der Papierfabrikation, indem man die Thone der Papiermasse in den Holländern zusetzt, und da durch die Porosität des Papieres im wesentlichen beseitigt und letzterem auch eine weissere Farbe ertheilt. Zu diesem Zwecke werden sie in gebrannter und ungebrannter Form, in Wasser fein vertheilt, angewendet. Die ungebrannten Thone müssen erst ge schlämmt, die gebrannten aber fein gemahlen werden. In der Farbenfabrikation finden die weissen Thone als Zusatz zu Farben vielfache Verwendung. Sehr viele Pigmentfarben, die in der Buntpapierfabrikation Verwendung finden, werden aus den Lösungen der betreffenden Anilinfarben hergestellt und auf Kaolin gefällt, und zwar liefert das Kaolin für diese Zwecke als Träger ein schönes, sich zart anfühlendes und weiches Pigment. Die gebrannten Thone sind mehr dem Einflüsse chemischer Reagentien unterworfen als ungebrannter Thon. Konzentrirte Schwefelsäure löst die Alaunerde derselben in der Hitze ziemlich leicht auf, und darauf beruht die Anwendung des gebrannten Thönes zur Herstellung der schwefelsauren Thonerde und des Alauns im Grossen in chemischen Fabriken, welche mit diesen Alaun-Erzeugnissen vermöge ihrer billigeren Gewinnungskosten dem aus Alaunschiefer und Alaunstein in den sogenannten Alaun hütten produzirten Alaunen erfolgreiche Konkurrenz bereiten. — o — Der Irrthum ist viel leichter zu erkennen, als die Wahrheit zu finden. Jener liegt auf der Oberfläche, damit lässt sich wohl fertig werden; diese ruht in der Tiefe, danach zu forschen ist nicht Jedermanns Sache.