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I. Vor der Erwärmung. 4,10% schwefl. Säure 2,08% freie „ 2,02% gebund. „ II. Nach der Erwärmung. 5,41 % schwefl. Säure 3,42 % freie „ 1,99% gebund. „ 4,48 % schwefl. Säure 2,31 % freie „ 2,17% gebund. » 4,38 % schwefl. Säure 2,21 °/n freie „ 2,17% gebund. „ III. 6,70% schwefl. 4,62% freie 2,08% gebund. 6,08% schwefl. 4,000/0 freie 2,08% gebund. Säure » Säure . » » Schliesslich bemerkt Dr. Harpf, wir hätten vergessen, • dass man die so vorgewärmte Lauge erst nach dem Vorwärmen in den mit Holz gefüllten Kocher laufen lässt, wobei dieselbe selbstverständlich sehr stark bewegt wird, und es dürfte, wenn nicht beim Vorwärmen, so doch gewiss beim Einlassen eine Zersetzung eintreten, und ein nicht un bedeutender Verlust an freier schwefliger Säure sowie ein Absetzen von einfach schwefligsaurem Kalk aus der Flüssigkeit stattfinden«. Das Vor wärmen der Lauge wird in den meisten Sulfitfabriken Skandinaviens schon benutzt und ist keine Chimäre, sondern durch und durch erprobt. Wenn das Laugen-Einlassrohr ein wenig in den Kocher hineinragt, entweicht überhaupt keine schweflige Säure, selbst wenn das Holz vorher gedämpft ist. Zum Beweise, dass auch andere Sulfit fabriken mit dem Verfahren zufrieden sind, füge ich zwei Zeugnisse in deutscher Uebersetzung bei. ■ Dr. Viggo Drewsen. * * Herrn Dr. V. Drewsen, Böhn. In Bezug auf Ihr Geehrtes von gestern, ist es uns ein Vergnügen zu sagen, dass wir mit dem von Ihnen und Herren II. & C. Bache-Wiig gekauften Kochverfahren für Sulfitzellstoff ausserordentlich zufrieden sind, und können wir dasselbe aufs Beste empfehlen. Hochachtungsvoll pro Ilunsfos Fabrikker (gez.) L. Bjönnas. * * Gjövik, Cellulosefabrik, 16. Juni 1892. Herrn Chemiker V. Drewsen. Im Besitze Ihres Geehrten vom 14. ist es mir ein Vergnügen aus zusprechen, dass durch Ihr Kochverfahren bedeutende Vortheile erreicht werden, welche jetzt eine Lebensfrage für die Sulfitcellulose sind. Durch die Erwärmung der Säure und durch den grossen Gehalt an freier schwefliger Säure, erzielt durch die Wiedergewinnung derselben, geht die Kochung weit sicherer als früher. Die Erzeugung wird grösser und vor allem ebenmässiger und von besserer Qualität. Auch erzielt man erhebliche Ersparnisse an Kohlen, Arbeitsunkosten und vor allem an Schwefel. Ich habe das Verfahren hier längere Zeit benutzt und kann meine unbedingte Zufriedenheit wie oben aussprechen. Hochachtungsvoll K. N. D. Swensen. Zellstoff. Bei der am 11. November zu Berlin abgehaltenen .Jubiläums- Feier der Chemischen Gesellschaft war der Entwurf der Be stimmungen über die einzuführende Sonntagsruhe der Gewerbe betriebe mehreren Anwesenden schon bekannt und gab Veranlassung zu eingehender Aussprache. Die Vertreter der grössten chemischen Fabriken erklärten, dass die vorgesehenen Ausnahmen, für welche die Arbeit Sonntags gestattet sein soll, bei weitem nicht genügen, und dass durch Einführung der Sonntagsruhe in dieser Weise grosse Schädigung herbeigeführt würde. Der anwesende Handels minister von Berlepsch gab jedoch die beruhigende Versicherung, dass dieser Entwurf nur als Unterlage für Ermittlungen der Gewerberäthe bestimmt sei, und dass vor endgiltiger Feststellung die Vertreter der Industrie gehört werden sollen. Alle berechtigten Wünsche sollen Berücksichtigung finden. Demnach wird es jeden falls noch längere Zeit dauern, bis der Bundesrath die ihm über lassenen Bestimmungen für die Sonntagsruhe in den Fabriken endgiltig feststellen wird. Die Zellstoff-Fabrikation würde durch scharfe Sonntagsruhe um so härter betroffen, als sie nur knapp einen Lohn für die aufgewandten Mühen und Kapitalien findet. Die schon mehrfach gemeldete, neuerdings eingetretene Besse rung wird nicht nur allseitig bestätigt, sondern verspricht Dauer und Fortschritt. Einige der allerbedeutendsten Zellstoff-Fabriken haben nämlich ihre Erzeugung für das ganze Jahr 1893 grössten- theils verschlossen, so dass von der Gesammt-Erzeugung nur noch ein kleinerer Theil, und zwar zu höheren Preisen, zur Ver fügung bleibt. Aus Oesterreich wird uns geschrieben, dass dort dieselben Verhältnisse herrschen und italienische wie französische Papierfabriken nach langem Sträuben jetzt bessere Preise bewilligen. Papierfabrikanten und Verbraucher werden gut thun, wenn sie sich auf diese Verhältnisse einrichten. Wiedergewinnung von Natron bei der Zellstoff- Fabrikation. Die Hauptvorzüge eines Abdampf-Ofens bestehen darin, mög lichst rasch, mit wenig Brennstoff und geringen Bedienungskosten die gebrauchte braune Lauge in Schmelze (Soda) zu bringen. Eine Fabrik die in 24 Stunden 10 000 kg Zellstoff fabrizirt, arbeitet mit zwei Ofen, von denen nachstehend Beschreibung folgt. Die ganze Länge eines solchen Ofens, von der Feuerung bis zum Schornstein, beträgt 22 m; er wird von einer Seite geheizt, und sein Rost hat 2 mm Schlitzweite. Gleich hinter der Feue rung liegt, durch eine Feuerbrücke davon getrennt, der Schmelz herd von 21/, m innerer Länge und 2 m Breite. Zum Einfüllen der Kalzinirmasse auf diesen Herd ist oben in der Mitte seines Gewölbes ein gusseiserner Cylinder von 35 cm Durchmesser ein gemauert. Die sich bildende fertige Schmelze läuft in der Mitte der Sohle durch eine 10 cm weite Oeffnung nach aussen. Äusser dem Einfüllen der kalzinirten Masse ist hier keine Handarbeit nöthig. Gleich hinter dem Schmelzherd, wiederum durch eine Brücke getrennt, liegt der Kalzinirherd, der 18 m Länge und 2 m Breite innen hat. Dieser Herd ist durch eine Brücke in zwei Hälften getheilt, deren zweite mit einem eisernen 10 cm hohen Behälter versehen ist, welcher 8 cm höher als der gemauerte Kalzinirherd liegt. Dieser liegt 1 1/2 m über dem Fussboden, seine mit feuerfesten Steinen versehenen Seitenwände steigen noch 45 cm an und tragen über Schmelz- und Kalzinirherd ein Gewölbe von 7 cm Wölbungshöhe. Unmittelbar hinter dem Kalzinirherd, quer zu demselben, liegt ein Dampfkessel (alter Holzkocher) von 10 m Länge, 11/2 m Durchmesser, an welchen sich der Schornstein schliesst. Die braunen Laugen, sowohl die Koch- als die eingedickten Waschlaugen, werden in einer Stärke von 17 bis 18° Beaum in einen Behälter von etwa 30 > cm, welcher auf dem Kalzinirherd steht, geblasen oder gepumpt, von wo die Lauge in den vor genannten Dampfkessel übergeht. Die Laugen werden durch die abgehenden Gase der Feuerung und des Schmelzherdes so erhitzt, dass eine Spannung von 25—30 Pfund im Kessel entsteht, und die Wasserdämpfe dieses Kessels werden zum Kaustiziren der Laugen im Mischer verwendet. Die Laugen kommen in diesem Kessel durch Verdampfen auf 27—28° Beaume. Von da wird die Lauge in den hintersten eisernen Theil des Kalzinirherdes ge blasen, wo sich dieselbe bis zu 37—38° eindickt. In dieser Stärke wird sie in den gemauerten Kalzinirherd abgelassen und bleibt dort, bis sie sich in einen konzentrirten Brei verwandelt hat. Im Kalzinirherd liegt die Hauptarbeit, und dessen vordere Längsseite hat auf je 1 m Entfernung, etwa 10 cm von der Sohle, Oeffnungen von 18 cm Breite und 12 cm Höhe mit eisernen Thüren, die im hintern Theil zum Durchpeitschen der Lauge mit einer eisernen dünnen Stange, im vordem Theil zum Rühren mit Krätzern dienen. Auf der Oberfläche der Lauge darf sich keine ge schlossene Haut bilden, weil dieselbe die sich entwickelnden Wasserdämpfe festhält und so die Eindickung hindert, und weil bei zu hoher Temperatur der Wasserdämpfe Explosionen ent stehen können und schon mehrfach vorgekommen sind, welche den Ofen zertrümmerten und Menschenleben in Gefahr brachten. Hier muss stets strenge Kontrolle geübt werden. Sobald die Lauge vollständig eingedickt ist, wird dieselbe in eiserne Karren durch die vorgenannten Oeffnungen ausgekratzt und zum Schmelz herd befördert. Dass zum Ausmauern der Feuerung des Schmelz- und vorderen Kalzinirherdes nur gute feuerfeste Steine verwendet werden dürfen, sei hier besonders bemerkt. Alle zwei Jahre er fordert die Sohle und auch theilweise das Gewölbe eine Erneue rung, die einschliesslich der zur Erkaltung nöthigen Zeit ge wöhnlich eine Woche in Anspruch nimmt. Ein solcher Ofen liefert in 24 Stunden durchschnittlich 5000 kg Schmelze. Die Fabrik feuert nur mit Holz und braucht 6 Rm Brennholz, aber die meiste Hitze wird vom Schmelzherd geliefert. Welchen Einfluss der Brennstoff auf die Güte der Schmelze hat, zeigen folgende Ergebnisse: Holz Kohlen Torf Kohlensaures Natron . . . 65,27 50,20 60,32 Schwefelsaures Natron . . 10,47 19,40 6,05 Schwefelnatrium .... 16,54 8,49 8,10 Unterschwefligsaures Natron 1,59 6,16 3,80 Chlornatrium 0,64 2,80 0,66 Kieselsäure 2,05 3,16 12,82 Thon (Kalk) und Eisenoxyd 2,40 5,19 5,90 Schmutz 1,04 4,60 2,35