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2288 PAPIER-ZEITUNG. No. 80. Hierbei ist auf eine Eigenthümlichkeit der meisten Schreib maschinen aufmerksam zu machen, welche den auffallenden Unter schied zwischen Druckschrift und Schreibmaschinenschrift zur Folge hat. Während bei der Druckschrift jede Type eine ihrer Breite entsprechende »Dickte« hat, sind bei der überwiegenden Mehrzahl aller Schreibmaschinen die Typen auf gleiche Weite justirt. Ein i hat denselben Normalraum zur Verfügung, wie ein M oder W, der Punkt denselben wie irgend ein Grossbuchstabe. Dies hat zur Folge, dass diejenigen Buchstaben, welche bei regelrechter Zeichnung den Normalraum überschreiten würden, enger gezeichnet werden müssen, insbesondere M W m w, und dass die lichten Abstände zwischen den einzelnen Buchstaben unregelmässig ausfallen. An diesen ästhetischen Missstand hat man sich indess über raschend schnell gewöhnt, und in der That sind die Vortheile, welche die gleiche Breite des den Buchstaben zur Verfügung stehenden Raumes für Vereinfachung der Konstruktion bietet, so gross, dass sich kaum Jemand finden dürfte, der um des regel rechten Buchstaben-Abstandes willen bereit wäre, an Leichtigkeit des Anschlags, Schnelligkeit der Arbeit oder Einfachheit der Konstruktion nennenswerthe Opfer zu bringen. Bestandtheile der Schreibmaschinen. Die wichtigsten Bestandtheile einer Schreibmaschine sind folgende: 1. Der Anschlag-Mechanismus. Derselbe besteht bei den meisten Maschinen aus einzelnen, in mehreren Reihen angeordneten Tasten, von denen jede für einen, bei manchen Maschinen aber auch für mehrere Buchstaben zugleich gilt. Bei andern Maschinen besteht der Anschlag-Mechanismus aus einem einzigen Taster oder Drücker, welcher vor dem Anschlag eines Buchstabens entsprechend eingestellt wird. Man unterscheidet daher Maschinen mit Tasten, und solche mit einem Taster. 2. Typenträger sind diejenigen Organe, auf denen die ab zudruckenden Typen befestigt sind. Dieselben weisen entweder für jede Type, bezw. für kleine Gruppen derselben ein be sonderes Organ auf, oder es sind alle Typen auf einem gemein samen Träger angeordnet. Im ersteren Falle bestehen die Typen träger aus steifen oder gelenkigen Hebeln oder Stangen, und die solchergestalt eingerichteten Maschinen nennt man Typen hebel- und Typenstangenmaschinen. Im andern Falle befinden sich die Typen auf dem Umfang eines Rades, einer Scheibe oder eines Cylinders bezw. eines Rad- oder Cylindersektors, (Typenrad-, Typencylinder-, Typenradsektor-, Typencylinder- Sektormaschinen), oder auf einem Stab (Typenstabmaschinen), oder auf einer Platte (Typenplattenmaschinen). 3. Der Zwischemnechanismus, welcher die Bewegung von 1 auf 2 überträgt, besteht aus Zug- oder Druckstangen, Hebeln, Zahn rädern, Zahnsektoren usw. Ihm fällt die Aufgabe zu, den Tasten- Anschlag in Abdruck auf dem Papier umzusetzen. In einzelnen Fällen, nämlich bei manchen Tastermaschinen, fehlt dieser Zwischen mechanismus, indem Taster und Typenträger aus einem Stück bestehen. 4. Der Papierträger hat meist die Gestalt einer Walze, Papierwalze genannt, um welche das Papier gelegt wird, und um die es all- mälig, von Zeile zu Zeile, herumgeführt wird. Statt der Walze findet sich zuweilen auch ein Rahmen, auf welchem das Papier glatt gespannt gehalten wird und dahinter, der Druckstelle gegen über, ein Widerlager, gegen welches sich das Papier beim Empfangen des Druckes stützt. Der Zeilenschaltung wegen ist die Papierwalze drehbar, der Papierrahmen verschiebbar, und zwar in einem am Maschinengestell in Führungen beweglichen Schlitten. Gewöhnlich ist eine Verrichtung zu verschiedenartiger Stellung des Zeilen-Abstandes vorhanden. 5. Eine Schalteorrichtung ermöglicht die jeweilige Verschiebung des Papierschlittens in der Zeilenrichtung nach oder vor dem Ab druck eines Zeichens um Buchstabendicke, Buchstabenschaltung genannt. Sie besteht im allgemeinen aus einer Vorschub- und einer Hemmklinke, welche bei jedem Tastenanschlag abwechselnd in und äusser Eingriff mit Schaltzahnstangen am Papierschlitten gebracht werden und den unter dem ständigen Einfluss einer Zug feder o. dgl. stehenden Papierschlitten jedesmal um ein Stück vor gehen lassen. Nur in seltenen Fällen entspricht die Buchstaben schaltung der Dicke des zu schreibenden Zeichens, in den meisten Maschinen ist dieselbe vielmehr gleichartig, so dass der oben erwähnte Uebelstand gedrückter Formen und ungleichen Abstandes entsteht. 6, Das Farbmerk besteht aus farbegetränkten Bändern, Kissen, Ringen oder Rollen und erhält in den meisten Fällen eine all- mälige Bewegung, um den Typen immer neue Stellen zur Ein färbung zu bieten. Eine sehr gebräuchliche Einrichtung ist die Anordnung eines mit Farbstoff versehenen Farbbandes, das über zwei Spulen, Farbbandspulen genannt, geführt ist, sich allmälig auf die eine aufwickelt und von der andern abwickelt und, wenn ganz abgewickelt, unter Aenderung der Umdrehungsrichtung jener Spulen sich von neuem auf- und abwickelt. Das Farbband geht an der Druckstelle ziemlich dicht am Papier vorüber und wird beim Abdruck durch die jeweilig in Wirkung tretende Type gegen das Papier gepresst, wodurch ein der Gestalt dieser Type entsprechendes farbiges Bild auf letzterem entsteht. In einigen wenigen Fällen (bei Farbkissen, Farbrollen) druckt die eingefärbte Type direkt, wobei schärfere Abdrücke erzielt werden als bei Vermittelung durch Farbband. 7. Maschinell untergeordnete, aber für den Betrieb wichtige Bestandtheile sind Glocken, welche den Zeilenschluss anzeigen, Spannungsregulirungen, Reinigungsvorrichtungen, Zeiger mit Skalen zum Anzeigen des augenblicklichen Walzenstandes, Vorrichtungen zum Einrücken von Zeilen, Absätzen usw. Eintheilung nach Mechanismen. Ihrer Konstruktion nach könnte man die Schreibmaschinen nach den verschiedensten Gesichtspunkten eintheilen. Man könnte einerseits solche Maschinen zusammengruppiren, bei welchen die Type am Ende eines hammerartigen Hebels sitzt und gegen die Druckstelle geschnellt wird (Typenhebelmaschinen), anderseits solche, wo die Typen an Platten, Scheiben, Ringen, Ring-Abschnitten undCylindern sitzen. Man könnte die mit Tasten bewegten Maschinen ersten Ranges, bei denen man mit beiden Händen arbeitet, von den Maschinen zweiten Ranges scheiden, bei denen ein Zeiger oder Taster einer Buchstabenskala entlang geführt wird, für die Buch staben-Erzeugung also nur eine Hand zur Geltung kommt. Man könnte auch die Maschinen mit unmittelbarem Druck und Kissen- oder Rollen-Einfärbung von denjenigen absondern, welche mit Farbbändern arbeiten, man könnte Metalltypen und Kautschuk typen auseinanderhalten usw. Die Eintheilung nach nur einer dieser Kategorieen von Gesichts punkten würde aber eine gewisse Willkür empfinden lassen und manchmal sinngemäss Zusammengehöriges scheiden. Empfehlens- werther ist die auf Heranziehung mehrfacher Merkmale beruhende Gruppen-Eintheilung, welche das Patentamt gewählt hat, und welche am besten die typischen Formen auseinanderhält. Pie kennzeichnenden Merkmale dieser Gruppen sind folgende: 1. Typenhebel, im Kreise oder Halbkreise geordnet, mit Tasten. 2. Typenhebel, in gerader Linie, mit Tasten. 3. Typenstangen. 4. Typenrad oder Typencylinder mit Tasten. 5. Typenradsektor mit Tasten. 6. Typenrad oder Typencylinder mit Zeiger oder Taster. 7. Typenradsektor mit Zeiger oder Taster. 8. Typenplatte. 9. Typenstab. # * * 1. Typenhebel, im Kreise oder Halbkreise geordnet, mit Tasten. Die in dieser ersten Gruppe getroffene Anordnung der Typen hebel im Kreise ermöglicht ohne weiteres ein Durchschlagen sämmtlicher Typen nach dem Mittelpunkt dieses Kreises, dem Druckpunkt, weshalb auch bei der überwiegenden Mehrzahl aller Schreibmaschinen diese sozusagen naturgemässe Anordnung gewählt ist. Eine Schwierigkeit stellt sich indessen sogleich ein, da die Tasten, behufs leichter Behandlung, nicht im Kreise liegen können, sondern in gerader Linie anzuordnen sind. Demnach werden die oben unter 3 genannten Zwischenmechanismen bei diesen Maschinen etwas komplizirt, weil von verschiedener Form, ausfallen müssen. Die Typenhebel sind entweder steif, also aus einem Stück bestehend, oder gegliedert. Obgleich angeblich schon im vorigen Jahrhundert Schreib maschinen im Gebrauch gewesen sein sollen, jedenfalls im Jahre 1714 von Henry Mill das erste englische Patent auf eine solche genommen wurde, ist doch die von der grossen nordamerikanischen Gewehrfabrik Remington zu Ilion im Staate New York gegen Ende der sechziger Jahre herausgegebene, 1873 unter Mitwirkung von G. W. N. Yost erstmals fabrizirte berühmte »Remington- Maschine« die erste gewesen, welche die Mittel bot, mit Typen eben so schnell und schneller zu schreiben als mit der Hand,