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2286 PAPIER-ZEITUNG. welches dieselben theils zollfrei eingehen lässt, theils nur mit einem Zoll von 6 bezw. 10 M. für 100 kg belastet, einzuführen. Auch Zweiggeschäfte sind mehrfach im Auslande errichtet worden. Angesichts dieser Zustände erscheint es dringend nöthig, dahin zu wirken, dass die hohen Zölle des Auslandes auf ein berechtigtes Maass herabgesetzt, mindestens nicht weiter erhöht werden. Anilinpigmente. In der Papier-Zeitung wurden schon öfters die Verwendungs arten der Anilinfarben beschrieben, so z. B. die Fixirung derselben als unlösliche Lacke auf der Papierfaser, sodann ihre Verwendung in der Buntpapierfabrikation in Mischung mit Stärke, Blanc fixe, Kaolin usw. Einen sehr hohen Werth haben die Anilinpigmente in ihrer Anwendung zu lithographischen Zwecken. Anilinfarben an und für sich lassen sich nicht drucken, da die meisten derselben das Bestreben haben, sich leicht in Wasser zu lösen und dann auf der Fläche auszufliessen. Bevor die Anilinfarbenfabrikation den heutigen Standpunkt erreicht hatte, verwendete man fast aus schliesslich Farbhölzer und Farben anorganischen Ursprunges zu Farblacken. Mit Ersteren, die heute noch ganz vereinzelt An wendung finden, erreicht man nicht die feuerigen und lebhaften Farbenwirkungen wie mit Anilinfarben, sodann stellt sich der Preis durch die geringe Ausbeute an färbenden Stoffen gegen über den Anilinfarben zu hoch; ausserdem ist die Anwendungs weise der Farbhölzer für Lacke bei weitem mit grösseren Um ständen verknüpft, als dies bei den Anilinfarben der Fall ist. Durch die mannigfaltigen Farbentöne der Anilinfarben ist uns ein weit grösseres und einfacheres Anwendungsgebiet geschaffen als je. Bei den Farbhölzern sind wir lediglich auf die bestimmten wenigen Farbschattirungen angewiesen und sind der Umständlichkeit ausgesetzt, eine bestimmte, unter den Farbhölzern nicht enthaltene Farbschattirung erst herstellen zu müssen, während dies bei den Anilinfarben weniger erforderlich ist. Wie bereits früher bemerkt, werden die Anilinpigmente für die Buntpapierfabrikation in Teig form hergestellt. Hierbei kommt es demnach nur auf die feine Vertheilung des Farbstoffes auf dem Träger an. Als Träger können Blanc fixe, gemahlener Schwerspath, Kaolin, Mennige, Stärke, kohlensaures Baryt und kohlensaurer Kalk verwendet werden. Die Anilinfarben werden also gemäss ihrem Charakter mit den geeigneten Fällungsmitteln auf die vorbezeichneten wasser unlöslichen Substrate gefällt, und zur Auswaschung der ange wendeten Fällungssalze genügt ein einmaliger Wasseraufguss. Empfindlicher sind die Farblacke für lithographische Zwecke. Obzwar mit Ausnahme des 'Prägers die Behandlungsweise die selbe ist wie bei den Buntpapierlacken, so ist doch ein genaueres Arbeiten erforderlich. Bekanntlich gelangen diese lithographischen Pigmente nur in trockenem Zustande zur Verwendung, und zwar entweder in ganzen Stücken oder in Pulverform. Es spielt dem nach die Beschaffenheit des Trägers, sowie das Auswaschen der sich nach dem Trocknen erst als Krystalle bemerkbar machenden Fällungsmittel eine wichtige Rolle. Die Darstellung dieses vorzugs weise lithographischen Anilinpigments beruht auf dem Grundsatz der Lackbildung der Anilinfarben durch Ausfällen des Farbstoffes auf das Thonerdehydrat. Hierbei kommt das Verhalten des 'Prägers zu den betreffenden Anilinfarben sehr in Betracht. Bei gewissen Farbstoffen wird einerseits vorgeschlagen, den betreffen den Farbstoff vor der Bildung von Thonerdehydrat der schwefel sauren 'Phonerde beizufügen, anderseits wieder wird empföhlen, da viele Anilinfarben durch die schwefelsaure 'Phonerde, ander seits durch die Soda sich sehr leicht umsetzen, diese auf das fertiggebildete, ausgewaschene und neutrale Thonerdehydrat zu fällen. Das Thonerdehydrat wird erhalten, indem man etwa 400 Theile eisenfreie, schwefelsaure Thonerde mit 200 Theilen Soda, beide in wässeriger Lösung, fällt, dann 4- bis 5 mal mit heissem Wasser auswäscht und, falls noch schwachsaure Reaktion durch blaues Lackmuspapier bemerkbar ist, mit Ammoniak neu- tralisirt, bis neutrales Verhalten eintritt. Hierauf filtrirt man diesen Niederschlag und presst, so dass der rückständige weisse Brei etwa 100 Theile feuchten Thonerdehydrats und 20 bis 30 Theile trockenes Thonerdehydrat enthält. Der anzuwendende Anilinfarbstoff wird je nach seiner Löslich keit in heissem Wasser, Essigsäure oder Natronlauge gelöst; so dann einer bestimmten Menge von Thonerdehydrat beigemengt, tüchtig mit demselben vermischt und mit dem geeigneten Fällungs mittel auf dem 'Präger fixirt. Bei der Lösung und nachherigen Mischung der Anilinfarben ist peinliche Genauigkeit zu beobachten. Wenn man mit der Löslichkeit der Anilinfarben sicher gehen will, so empfiehlt es sich, die Farbstofflösung vor ihrer Anwendung zu filtriren, da sehr viele Farbstoffe mit Dextrin, Kochsalz usw. versetzt sind. Von der vollständigen Ausfällung des Anilinfarbstoffes auf seinen 'Präger überzeugt man sich durch Betupfen eines Stückes Filtrir- papiers. Ist aller Farbstoff als Lack gefällt, so bemerkt man nur einen klaren, wässerigen Ring um den Farbstofftropfen. Um ein gesättigtes Pigment zu erhalten, empfiehlt es sich, je nach der Ergiebigkeit des Farbstoffes 5 bis 25 pt’t. Anilinfarbstoff zu verwenden. Sehr schöne und auch ziemlich lichtbeständige Lacke bekommt inan von den rothen Azofarbstoffen, wie Ponceau, Croceinscharlach usw., während ich doch für die andern Pigmente den basischen Theerfarbstoffen den Vorzug geben möchte. Die basischen Anilinfarben lassen sich auf dem 'Präger mittels Tannins und Brechweinsteins vollständig niederschlagen und auch sehr lichtecht fixiren. Meine bei mehrfachen Versuchen gemachten Beobachtungen gehen so weit, behaupten zu können, dass gewisse basische Theerfarben, nach obiger Angabe gefällt, noch weit licht echter sind als die Azofarblacke. Die mit den neuesten Anilinfarben erzielten Ergebnisse der Firma A. Leonhardt & Co. in Mühlheim in Hessen bewiesen meine vorstehenden Aussagen. Meine Versuche erstreckten sich auf folgende basische Farb stoffe: Capriblau, Caprigrün, Mikadogelb, Azingrün, Acridinorange, Acridinroth, Acridingelb, Cresylblau, Pyronin, Teigschwarz usw. Ich verwendete durchschnittlich 15 bis 20 pCt. Farbstoff, welcher mit der Hälfte seines Gewichtes Tannin und Brech weinstein auf den 'Präger niedergeschlagen wurde. Nach diesem Verfahren erzielte ich schöne, volle und lebhafte Töne, ohne irgendwie Verluste an Farbstoff zu erleiden. Die schwachsauren und sauren Theerfarben, wie Eosin A, Rosabengale, Ponceau 2 R usw. wurden mit der Hälfte ihres an gewendeten Farbstoffgewichtes mit Chlorbarium niedergeschlagen, mit Ausnahme von Eosin und Rosabengale, welche mit Bleiacetat gefällt wurden. Bei Rosabengale habe ich die Wahrnehmung ge macht, dass dieser Farbstoff mit basigstem Bleiacetat gefällt, auf fallend bläuliche Töne, ganz ähnlich den Heliotropen, zeigte, während durch Bleiacetat allein ein feuriger Rosalack erhalten wurde. Die am Licht unverwüstlichsten Theerfarbstoffe sind allerdings die Alizarinfarbstoffe. Die Verwendung derselben in der Pigment farbenfabrikation ist durch den hohen Preis und den grossen Türkisch- roth-Oel-Verbrauch sehr beschränkt. Die Alizarinfarbstoffe sind sämmtlich in Wasser unlöslich, daher löst man zur Herstellung von Alizarinpigmenten den Farbstoff in Soda und fällt die mit dem 'Präger gemischte Farbstofflösung durch Alaun, Chromalaun oder salpetersaures Eisen. Verschiedene Schattirungen der Alizarinlacke werden je nach dem angewendeten Fällungsmittel erhalten, z. B. Alizarinroth mit Chromalaun behandelt giebt ein Bordeauxrot)), mit Alaun ein Braun roth, und mit Eisen ein dunkles Rothviolett. Einen feinen Krapplack erhält man auf folgende Weise: 700 g schwefelsaure Thonerde werden in 2000 ccm Wasser ge löst, sodann mit 400 g kalzinirter Soda, die in 1000 ccm Wasser gelöst sind, gefällt, und der erhaltene Niederschlag 5 bis G mal mit heissem Wasser ausgewaschen. Hierauf färbt man diesen Nieder schlag mit: 300 g Alizarin 20 pCt. Paste 150 g Türkischroth-Oel 30 g Tannin. Diese Mischung bringt man nun auf eine Temperatur von 70° C. und erhält sie darauf eine halbe Stunde lang, bis alles Alizarin aufgegangen ist; alsdann versetzt man noch mit 200 g Türkischroth-Oel und kocht 11/4 Stunde, wonach man auswäscht und trocknet. Bei der Anwendung von Alizarin für Pigmente ist die peinlichste Reinlichkeit und genaue Einhaltung aller Gewichtsver hältnisse zu beobachten, da sonst leicht fälsche Ergebnisse ent stehen. Vor allen Dingen hat man dafür Sorge zu tragen, dass bei diesen Operationen Eisen vermieden wird. Zum Pigmentansatz eignen sich am besten Holzbütten mit bleiernen Dampfröhren. Beim Trocknen aller Lacke ist eine höhere Temperatur als 60° C. zu vermeiden. — o —. Vom- Unglück erst zieh ab die Schuld, Was übrig ist, trag mit Geduld. Theodor Storm.