Volltext Seite (XML)
G Buchdruck 2 © 23 2 Sachlich© Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme; Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Besprechung. 6363 6 6 Buchbinderei Buchgewerbe Buchhandel a Ausstellung älterer Farbendrucke im Kupferstich- Kabinet zu Berlin. Im Ausstellungssaale des königlichen Kupferstich-Kabinets zu Berlin ist gegenwärtig eine ausgewählte Sammlung älterer Farben drucke bequemer Besichtigung zugänglich gemacht. Die Versuche, Bilderdrucke durch farbige Ausführung zu be leben, reichen bekanntlich bis in die erste Zeit des Holztafel drucks zurück. Sie beschränkten sich aber im 14. und 15. Jahr hundert auf ein nachträgliches Bemalen oder Koloriren der ein farbig gedruckten Bilder. Von eigentlichen Farbendrucken kann erst im sechzehnten Jahrhundert, als der Holzschnitt seine erste Blüthezeit erlebte, gesprochen werden. Die ältesten ausgestellten Beispiele reichen daher auch nur bis zu dieser Zeit zurück, und die zeitliche Grenze nach der Gegenwart hin wird von den mit verschiedenen Platten durch Uebereinanderdruck derselben her gestellten Farben-Kupferdruckbildern des vorigen Jahrhunderts dargestellt. Mit Bezug auf die Art der Herstellung sind folgende Tech niken vertreten: 1. Holzschnitt, a) Grau in Grau. b) bunt (nur 18. Jahrhundert). 2. Holzschnitt in Verbindung mit Kupferstich. 3. Kupferstich, a) Druck von bemalten Platten. b) Uebereinanderdruck verschieden einge färbter Platten. 1) in Linienmanier, 2) in Schabmanier, 3) in Tuschmanier, 4) in Kreidezeichnungsmanier, Die ältesten ausgestellten Arbeiten aus dem Anfänge des 16. Jahrhunderts sind sämmtlich Grau-in-Grau-Drucke. Bemerkens- werth sind namentlich Arbeiten von Hans Burgkmaier, der als Einführer der Farbenholzschnitt-Technik gilt, von Lucas Cranach dem Aelteren, Hans Baldung Grien, Johannes Wechtlin und Tobias Stimmer. Gegenstand der Darstellung bilden bei diesen Arbeiten meist Vorgänge aus der biblischen Geschichte. Zum Druck sind durchweg nur zwei Platten verwendet: eine Umriss- oder Kontur platte, und eine Ton druckplatte, welche die dunkleren Halbtöne zusammenfasst, unter Aussparung weisser Lichtstellen. Obschon also nur mit zwei Platten und Farben gearbeitet wurde, zeigen die Bilder doch drei Töne und geben eine angenehme, ruhige Wirkung. Die ausgestellten Arbeiten von Hans Baldung Grien zeigen einen nachtdunklen Ton, der den Scenen, die man sich auch thatsächlich als in der Nacht geschehend vorstellen darf, eine düstere schwere Grundstimmung verleiht. Johannes Wechtlin’s heller gehaltene Bilder zeichnen sich durch technisch vortreffliche Arbeit aus. Von der Ausführung in zwei Farben weicht in dieser Gruppe nur ein von Burgkmaier ausgeführtes Bildniss des Jacobus Fugger ab, ein charaktervolles Männergesicht, das durch vielfache Wiedergabe in weiten Kreisen bekannt geworden ist. Der Zweck dieser einfachen Grau-in-Grau-Bilder besteht darin, den Eindruck einer angetuschten Federzeichnung hervorzurufen, wie sie die grossen Maler der Renaissance-Zeit mit Vorliebe herstellten. Die Blüthe dieser höchst reizvollen Technik, deren gute Eigenschaften sich auch der nach Farbe drängende moderne Holz schnitt zu Nutze machen sollte, währte leider in Deutschland nicht lange; schon um das Jahr 1630 wurde nichts Nennens- werthes mehr darin geleistet. Dagegen nahmen die Italiener die wirkungsvolle Technik auf und leisteten darin bald Vortreffliches in noch umfassenderer Weise als die Deutschen. Die Technik nahm in Italien einen breiteren, freieren Charakter an, die An gabe der Schatten durch Strichlagen, wie sie von Dürer und seinen Nachfolgern gepflegt wurde, trat zurück hinter einer ein fachen Konturzeichnung, welche durch die breiten Schatten der zweiten Druckplatte zu energischer Geltung gebracht wurde. Die italienischen Holzschnitt-Farbendrucke, welche sich ebenfalls meist mit zwei Platten begnügen, zeigen grosse schwere Schatten, aber in wohlberechneter Form-Abgrenzung, so dass die Phantasie des Beschauers die Absichten des Künstlers richtig zu verstehen vermag. Ugo da Carpi soll den Grau-in-Grau-Holzschnitt in Italien eingeführt haben. Von ihm finden sich einige sehr wirksame Bilder, gleich den deutschen Erzeugnissen meist in kleinem Format. Spätere italienische Künstler, wie z. B. Andrea Andreani, ver suchten mit Glück auch grössere Blätter, manchmal Bildnisse in annähernder Lebensgrösse, in dieser Technik herzustellen. In denjenigen Fällen, in welchen die Italiener drei Platten anwendeten, wurden dieselben meist in folgender Weise vertheilt: 1) Kontur und tiefe Schattenflächen, 2) heller Schatten in kalter Mischfarbe (schieferblau), 3) halbdunkler Schatten in warmer Mischfarbe (hellbraun). Zum Druck der Schattenplatten sind auch mehrfach gebrochene Grüntöne, sowie ein stumpfes Braunroth verwendet. In vereinzelten Fällen wurde sowohl in Deutschland als auch in Italien eine noch grössere Anzahl von Farben verwendet. Als Beispiel für solche reiche Ausstattung ist eine von der deutschen Reichsdruckerei ausgeführte Wiedergabe eines in sieben Farben gedruckten Holzschnitts von Albrecht Altdorfer ausgestellt, eine Madonna mit dem Kinde darstellend. Um die Technik auch den Laien verständlich zu machen, sind auf einer grossen Tafel Ab drücke jeder einzelnen Farbenplatte, sowie ein vollständiger Ab druck in allen 7 Farben ausgestellt. Der Holzschnitt-Farbendruck blühte auch bei den Nieder ländern. Mit vortrefflichen Arbeiten sind hier vertreten: Friedrich Bloemart, Hendrik Gotzius, Christoph Jegher, Jan Livens, Nicolas Lesueur, und Ludwig Busingk. Hervorragend schöne Blätter, darunter auch Landschaften in feiner Ausführung, rühren von dem genannten Gotzius her. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde das Verfahren des Farben- holzschnitts häufig mit dem Druck von gestochenen Kupferplatten verbunden, und zwar meist in der Weise, dass die Umrisse und Schatten in Kupferdruck, die Farbtöne durch Holzplattendruck wiedergegeben wurden. Diese Manier ist nach den bei den ein zelnen Gruppen auf verglasten Täfelchen gegebenen Erläuterungen um die Mitte des 16. Jahrhunderts zuerst in den Niederlanden aufgekommen und wurde vielfach zur Nachbildung getuschter Handzeichnungen benutzt. Auch im 18. Jahrhundert beschäftigten sich noch einzelne Holzschneider mit dieser alten Technik, z. B. der Italiener Zanetti und der Engländer Jackson. Beide verfügten über grosse technische Geschicklichkeit und verwendeten nicht selten 4, letzterer bisweilen auch 7 Farben. Als Beispiele solcher vereinigter Holzschnitt- und Kupfer- platten-Drucke finden sich u. a. im Ausstellungssaale eine Himmel fahrt Mariae von Nicolaus Lesueur und eine Verkündigung Mariae von demselben. Die Umrisslinien sollen laut beigefügter Inschrift in Kupferstich ausgeführt sein, erscheinen aber für diese Technik auffallend roh. Genauere Prüfung der Blätter ist leider den Be suchern der Ausstellung zur Zeit nicht möglich, da dieselben ver glast sind. Jene sehr eigenartige Technik des farbigen Kupferstichdrucks, welche mittels Auftragung aller im Urbilde verwendeten Farben auf die Originalplatte und Abdruck des so geschaffenen kolorirten Bildes mit jedem neuen Blatte gewissermaassen eine neue Original- Malerei bietet, ist sehr gut vertreten, sowohl in Güte als auch in Menge der Bilder. Die technische Ausführung solcher Bilder erfolgte bekanntlich derart, dass die Kupferplatte vor jedem Ab druck mit grösseren und kleineren Bällchen oder Tampons bemalt wurde, eine Thätigkeit, zu deren Ausübung begreiflicherweise ein bei gewöhnlichen Kupferdruckern nicht anzutreffendes Verständniss gehörte. Bei genauer Betrachtung solcher Blätter hat man übrigens gefunden, dass die bei dem gegenseitigen scharfen Ab setzen der Farben unvermeidlichen Härten nicht selten durch nachträgliche Retusche mittels Wasserfarben ausgeglichen sind. In Deutschland blühte dieses Verfahren besonders während des 18. Jahrhunderts; seine sorgfältigste Pflege aber fand es in England, welches zeitweise mit Bildern dieser Art die ganze Welt versorgte. Es erreichte seinen Höhepunkt unter den Händen des in London lebenden italienischen Künstlers Francesco Bartolozzi, dessen in Punktmanier ausgeführte Platten sich zum Druck in