Volltext Seite (XML)
PAPIER-ZEITUNG. 2559 Wassermangel. Eine bitten um weitere Aussprache und Mittheilung von Ver- D. Red. Wir suchen. Unter solchen Umständen wird die Erzeugung von Holzschliff derart beschränkt, dass derselbe den Bedarf nicht zu decken vermag und höhere Preise erzielen muss. bei Schneeberg i. S. liegende Schleiferei und Papier fabrik, die sonst mit 250 Pferdest. Wasserkraft arbeitet, hat deren jetzt 30 und muss Dampfkraft anwenden. Einige Bergwerke, deren Betrieb auf Wasserkraft für den Gang der Wasserhaltungs maschinen angewiesen ist, sind in Gefahr, zum Stillstand zu kommen. zu prüfen, wobei wir nach der Methode von Godeffroy und Coulon so i wenig vertrauenerweckende Resultate erhielten, es berechneten sich > stets über 100 pCt. Holzschliff), dass wir dieses Verfahren verliessen. Kurze Zeit darauf wies alsdann Finkener (Mittheilungen aus den Kgl. technischen Versuchsanstalten 1892, Seite 54) unter Veröffentlichung : eines umfangreichen Analysenmateriales die Unhaltbarkeit der Methode : von Godeffroy und Coulon nach, und die Angaben Finkener’s decken sich vollständig mit unseren Beobachtungen. Wir haben uns hierauf nach Durchprüfung verschiedener anderer für diePraxis in Betracht kommender Methoden der Holzschliffbestimmung, deren Unzulänglichkeit bereits Herzberg betonte, mit dem Verfahren des letzteren betraut und damit Resultate erlangt, dass wir dieses z. Z. wohl als das Empfehlensw: rtheste bezeichnen müssen. Freilich ist die in der Herzberg’schen Vorschrift enthaltene Forde rung des nothwendigen Besitzes von Vergleichspapieren, welche man sich bis jetzt selbst durch Mischen von Lumpenfasern und Holzschliff herstellen muss, eine sehr lästige, da Laboratorien, welche nur ab und zu Holzschliffbestimmungen auszuführen haben, sich kaum mit der Er zeugung der Vergleichspapiere abgeben werden, selbst wenn der sehr bequeme Stoffprüfer von Dropisch (Dropisch, Papier-Zeitung 1891, Seite 78) zur Verfügung steht. Vielleicht tragen aber diese kurzen Bemerkungen dazu bei, dass sich die eine oder andere Fabrik chemischer Präparate bezw. Papier fabrik mit der Herstellung derartiger Normalpapiere befasst, die als dann amtlich zu testiren wären. In vorstehender Arbeit ist ein sehr schätzenswerthes einfaches Mittel angegeben, um Umschlagpapiere daraufhin zu prüfen, ob durch ihre Einwirkung Silberwaaren geschwärzt und Stahlwaaren rostig werden. Die Ursache dieser Einwirkung glaubt Verfasser darin zu finden, dass das Papier Schwefelverbindungen, besonders schweflige Säure, enthält. Man sollte glauben, dass etwaige im Sulfitstoft’ vorhandene freie schweflige Säure bei der Umwandlung in Papier bis auf die letzten Spuren verbraucht, von Alkalien neutralisirt und durch die Hitze der Trockencylinder verjagt würde. Nach einem oben mitgetheilten Versuch wurde Filtrirpapier mit schwefliger Säure getränkt, bis zu völliger Trocknung erwärmt und zeigte nach einem Monat noch Spuren von schwefliger Säure. Die dabei er folgte Erwärmung ist jedoch nicht so kräftig wie die der Trocken cylinder, und bei der erwähnten Probe hat der Papierstoff nicht die vielen Waschungen und Berührungen mit alkalischen Stoffen, z. B. Harzleim, erfahren wie bei der Umwandlung in Papier. Wenn daher das zum Versuch benutzte Filtrirpapier die schweflige Säure auch zähe festgehalten hat, so ist doch sehr zu bezweifeln, ob Papier, welches in üblicher Weise erzeugt wurde, noch freie schweflige Säure enthalten kann. Der erwähnte Versuch genügt jedenfalls nicht zum Nachweis dieser Möglichkeit. Wir nehmen vielmehr bis zum Beweis des Gegentheils an, dass Maschinenpapier keine freie schweflige Säure enthält. Dagegen ist es keineswegs ausgeschlossen, dass mit Sulfitstoff Schwefel-Verbindungen ins Papier gelangen, und zwar in erster Linie einfach schwefligsaurer Kalk, der ziemlich beständig ist und möglicherweise in sehr kleiner Menge die vielen Fährlichkeiten bei der Umwandlung von Sulfitstoff in Papier übersteht, später lang same Zersetzung erfährt und die vermuthete schwärzende und oxydirende Wirkung ausübt. Bei der Herstellung von Sulfitstoff ist stets einfach schwefligsaurer Kalk vorhanden, und man kann annehmen, dass derselbe nicht immer vollständig durch Waschen entfernt wird. Wenn daher schweflige Säure der Uebelthäter ist, wird sie voraussichtlich aus dieser Quelle stammen. Schwefelsäure findet sich weder in Sulfitstoff noch in Papier in freiem Zustand, wohl aber an Kalk gebunden, d. h. als Gips. Als solcher kommt sie im Wasser, sowie im Sulfitstoff vor und wird sogar vielfach als Füllstoff (Annaline) zugesetzt. Schwefel saurer Kalk ist jedoch eine so feste Verbindung, dass durch ge wöhnliche Einflüsse keine Schwefelsäure daraus frei gesetzt werden kann. Jedenfalls ist es höchst unwahrscheinlich, dass schwefel saurer Kalk an der Schwärzung und Oxydation schuld sein könnte. von schwefliger Säure tränkte, dieselben alsdann im Dampftrocken- schrank bis zur Trocknung erwärmte und hierauf einen Monat an einem säurefreien Orte liegen liess. Nach dieser Zeit war die schweflige Säure durch die angeführte Reaktion noch nachzuweisen. Nachdem das Vorkommen von schwefliger Säure im Papiere fest- steht, drängt sich von selbst die so oft ventilirte und umstrittene Frage hervor, ob im Papiere freie Schwefelsäure enthalten sein könnte. (Siehe die Kontroversen zwischen Feichtinger und Haerlin, Dingi, pol. Journ. 245, Seite 174: 246, Seite 195; 247, Seiten 218 und 382. Wurster, Papier- Zeitung 1888, Seite 288 ff.) Das Vorkommen von freier Schwefelsäure, bei der man allerdings wohl unzutreffend annahm, dass sie auf die Verwendung von Alaun zurückgeführt werden müsse, konnte auf Grund der gemachten Be obachtungen niemals mit positiver Sicherheit verneint werden, und dies mag auch die Ursache gewesen sein, dass Herzberg (Mittheilungen der Kgl. technischen Versuchsanstalten 1885, Seite 107) als neues Reagens auf freie Säuren das Kongorothpapier in die Papieranalyse einführte. Bekanntlich hat dann Wurster (Papier-Zeitung 1888, Seite 288) in verschiedenen Abhandlungen die absolute Zuverlässigkeit des »Kongo «- Papieres zur Prüfung auf freie Säuren erschüttert und die seiner Zeit von Haerlin zuerst ausgesprochene Ansicht unterstützt, wonach über haupt auf Grund der sich bei der Papierleimung vollziehenden chemischen Prozesse keine freie Schwefelsäure, sondern höchstens Harzsäuren neben basisch schwefelsaurem Aluminium vorhanden sein könnten. Bei der theilweise übergrossen Empfindlichkeit des Kongopapieres verfangt Wurster, dass mit der Ausführung des Herzberg'schen Ver fahrens des Säurenachweises auch stets der Beweis erbracht werden müsse, dass die etwa gefundene freie Säure nicht auf die Beschaffenheit der Laboratoriumsluft zurückzuführen sei, welche durch das Brennen von Leuchtgas stets Spuren von Schwefelsäure und nitrosen Gasen enthalte. Wenn nun auch keine freie Schwefelsäure nach der Papierleimung vorhanden sein kann, so ist es doch nach meinen Darlegungen sehr wohl denkbar, dass die in dem Fasergewebe des Papieres enthaltene schweflige Säure eine allmälige Oxydation erleidet und die Bildung von freier Schwefelsäure veranlasst. Thatsächlich gelang es mir auch durch Extraktion von 10 g einer Papiersorte mit absolutem Alkohol im Erlen- meyer’schen Kölbchen in der Wärme und Verdampfen des Auszuges unter Wasserzusatz auf ein sehr minimales Volum, freie Schwefelsäure und zwar nicht nur mit Kongopapier, sondern auch mit einer Lösung der von mir zur Prüfung des Essigs auf freie Mineralsäuren empfohlenen Sorte Methylviolett nachzuweisen. (Methylviolett 2 B. [Nr. 56 von Bayer & Co., Elberfeld] 0,1 g gelöst im Liter Wasser. Bericht der 4. Versammlung der freien Vereinigung bayer. Vertreter der ange wandten Chemie in Nürnberg. Springer’s Verlag 1886.) Der Nachweis liess sich leicht bewerkstelligen, indem man einen Tropfen des stark eingedampften Auszuges mit einem Tropfen der Methylviolettlösung auf einem Porzellandeckelchen zusammenfliessen liess, worauf eine blaugrüne Färbung auftrat. Ein gleichzeitig ausgeführter blinder Versuch bestätigte, dass keine Schwefelsäure usw. aus der Laboratoriumsluft in den abdampfenden . Alkohol gelangt sein konnte. Das Vorhandensein von schwefliger Säure giebt demnach nicht nur Veranlassung, die Papiere auf einen solchen Gehalt zu kontrolliren, wenn dieselben als Emballage für Nähnadeln und dergl. dienen sollen, sondern ihre Anwesenheit ist wohl auch bei Papieren, die als Akten material Verwendung finden, nicht leichtfertig zu nehmen. Da gerade die Gegenwart der schwefligen Säure die allmälige Bildung von Schwefel säure, mit welcher eine Qualitätsabnahme des Papieres Hand in Hand geht, möglich erscheinen lässt, so dürfte es wohl angezeigt erscheinen, die Prüfung auf schweflige Säure bei Papieren für die Folge in aus gedehnterem Maasse vorzunehmen, damit man durch möglichst viele Beobachtungen bald in der Lage sei, sich über den Einfluss der schwefligen Säure ein vollständig klares Bild zu verschaffen. Bei den industriellen Kreisen dürften die erwähnten Angaben in sofern Beachtung finden, als denselben die Aufgabe erwachsen kann, auch die letzten Spuren von schwefliger Säure aus der Papiermasse zu entfernen, und dies mag vielleicht, ohne dass wesentliche Kosten ent stehen — handelt es sich ja, wie erwähnt, meist nur um ganz geringe Mengen — durch Anwendung des Lunge'schen Mittels, einer geringen Quantität ammoniakalisch gemachten Wasserstoffsuperoxydes bei den letzten Waschwässern, zu bewerkstelligen sein. Im Anschlusse an diese Mittheilungen möchte ich auch meine Er- fahrungen über die Holzschliff-Bestimmung im Papiere bekannt geben. Vergangenes Jahr ist darüber eine sehr schöne, kritische Arbeit von Herzberg (Mittheilungen aus den Kgl. technischen Versuchsanstalten 1891, Seite 44) veröffentlicht worden, worin unter Besprechung aller bis jetzt erschienenen Methoden, welche einzeln zu erwähnen nicht meine heutige Aufgabe berührt, diejenige von Godeffroy um! Coulon, welche sich be- kanntlich auf die Reduzirbarkeit des Goldchlorides durch Holzschliff gründet, als die genaueste erklärt wurde. Von einer allgemeinen Empfeh- ung dieser Methode nahm aber Herzberg Abstand, weil ihre Ausführung 8 ehr zeitraubend sei, was, besondere Fälle abgesehen, den Anforderungen der Praxis nicht entspräche. : M Herzberg sah sich deshalb veranlasst, eine neue koiorimetrische „ethode unter Verwerthung der Wiesner’schen Phlorogluzinlösung aus- suarbeiten, indem er die Intensität der Rothfärbung des zu unter- suchenden Papieres mit Normalpapieren vergleicht, die mit einem be- stmmten Holzschliffgehalt hergestellt sind. Ende des vorigen Jahres hatte ich in Gemeinschaft mit meinem ssistenten, Herrn Dr. Thurnauer, den Holzschliffgehalt von Papieren