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Kuppel-Wörter. Kuppel-Wörter sind Zusammensetzungen einzelner Wörter unter Zuhilfenahme einer Kuppelung. Die Verbindung geschieht durch den bekannten einfachen Querstrich bei Antiqua-Schriften, durch den Doppelstrich bei Fraktur-Schriften. In der Regel kuppelt man nur Substantiva, die man nicht in ein Wort Zusammen legen will, in besonderen Fällen kann man aber auch Eigenschafts wörter, die sich zusammengezogen nicht gut ausnehmen würden, in dieser Weise verbinden (z. B. statt persischindisch: persisch-indisch, statt englischinternational: englisch-international u. dergl. m.). Derartige Verbindungen kommen indess sehr selten vor, man kann sich dabei stets vom Gefühl, vom äusseren Eindruck leiten lassen, den das verbundene Wort oder die Kuppelung hervorruft. Diese Abart der Kuppel-Wörter wollen wir daher beiseite lassen und uns mit den Substantiv-Kuppelungen, als einer sehr viel gemissbrauchten, weil noch wenig geklärten Sache beschäftigen. Kuppel-Wörter werden gebraucht, wo der Sinn der zusammen zufügenden Einzelwörter einer vollkommenen Verschmelzung ent gegensteht, was namentlich bei Verbindungen von Wörtern ver schiedenen Sprachstammes der Fall ist. Hauptsächlich aber ver wendet man Kuppelungen, um harte, ungefüge oder infolge ihrer Länge unübersichtlich gewordene Wortverbindungen leichter lesbar zu machen. Als ungefüge Verbindungen, die einer Abtrennung bedürfen, sind diejenigen anzusehen, bei denen schwer auszusprechende Konsonant folgen durch aneinanderstossende Aus- und Anlaute entstehen, wie z. B. Welttheater, das Welt-Theater geschrieben werden müsste. Noch dringender wird die Trennung, wenn die Lesbarkeit der Wortverbindung durch Aufeinandertreffen von Konsonanten und Vokalen in der Weise gestört wird, dass man bei flüchtigem Ueberiesen im Zweifel sein kann, ob der Vokal zur ersten oder der folgenden Silbe gehört. Dies wird in der Regel dann ein treten, wenn die ausgesprochenen Endsilben en, er, es am Anfang des folgenden Wortes stehen, während das vorhergehende mit einem Konsonanten schliesst. Man liest dann unwillkürlich die Vorsilbe des zweiten als Endsilbe des ersten Wortes, wie bei Gelderheber, das im ersten Anlauf als Gelder-Heber, bei Gast spielensemble, das leicht Gastspielen-Semble, bei Hofeskamoteur, das Hofes-Kamoteur gelesen wird, und Buchdruckerzeugniss, das als Zeugniss für einen Buchdrucker aufgefasst werden kann. In gleicher Weise stört es, wenn das nachfolgende Wort mit in, an, on oder un beginnt, und das erste mit einem Konsonanten auslautet. Man wird dann verführt, diese Silben beim Lesen nach links herüberzuziehen, wie hei Gentralinvalidenkasse(Centralin-)usw. Dadurch entsteht eine Stockung, der am besten durch Kuppelung vorgebeugt wird. Schliesst die Endsilbe des vorhergehenden Wortes mit einem Vokal, und fängt die folgende mit einem solchen an, stossen also zwei Vokale aufeinander, z. B. i - e, e - i, a - i, a - u, e - u, wodurch sich beim Lesen unbeabsichtigt die Diphtongen ie, ei, ai, au, eu bilden, dann ist wiederum Kuppelung nöthig (z. B. bei Redeintermezzo, Gewerbeinspektor, Kräfteumschlag usw.). Lange Wortverbindungen bedürfen der Kuppelung, um lesbar zu werden. Bestehen diese Verbindungen aus drei und mehr Einzelwörtern, so ist es meist erforderlich, die dem Sinne nach zusammengehörigen Theile zu verschmelzen, die dann noch ver bleibenden Gruppen zu kuppeln. Wollte man alles durchweg kuppeln, so würde die Lesbarkeit wohl grösser sein als ohne jede Kuppelung, der Sinn aber wäre für den Lesenden schwerer zu fassen, als bei nur theilweiser Trennung. Wenn man z. B. das Wort Papier-Verarbeitungs-Berufs-Ge nossenschaft so setzen würde, wie hier angegeben, so wüsste man im Augenblick nicht, wohin der Ton zu legen ist. Wird aber das Zusammengehörige vereinigt, dann tritt für den Lesenden der Inhalt des jetzt nur noch zweitheiligen Kuppelwortes Papierver arbeitungs-Berufsgenossenschaft scharf zu Tage. Ebenso verhält es sich mit folgenden Zusammenstellungen: Richtig gekuppelt: 1. Alexanderplatz-Theater. 2. Knaben-Erziehungsanstalt. 3. Waisen-Unterstützungskasse. 4. Reichs-Oberhandelsgericht. 5. Glace-Papier, dagegen: 6. Glacepapier-Fabrik. 7. Ober-Forstmeister, dagegen: 8. Oberforstmeister-Aspirant. 9. Ost-Afrika, dagegen: 10. Deutsch-Ostafrika. Falsch oder ungünstig gekuppelt: 1. Alexander-Platz-Theater. 2. Knaben-Erziehungs-Anstalt. 3. Waisen-Unterstützungs-Kasse. 4. Reichs-Ober-Handelsgericht. 6. Glace-Papierfabrik. 8. Ober-Forstmeisteraspirant. 10. Deutsch-Ost-Afrika. Aus vorstehenden Beispielen geht zur Genüge hervor, wie das Zusammenfassen des Zusammengehörigen zum Zwecke schnelleren Erkennens zu verstehen ist. In der sinngemässen Kuppelung liegt eine wesentliche Hilfe für den Lesenden, die an Unterscheidungs- Merkmalen sonst recht arme Schriftsprache im Gegensätze zur lebendigen Rede flüssig zu verstehen. Nicht immer wird es leicht sein, in Wortverbindungen das Zusammengehörige zweifellos zusammenzufassen. So ist es wohl klar, dass in Nr. 1 der angeführten Verbindungen ein Theater am Alexanderplatz gemeint ist, in Nr. 4 das Oberhandelsgericht des Reiches, in Nr. 6 eine Fabrik für Glacepapier. In solchen Fällen muss das Gefühl den Ausschlag geben. Ebenso würde bei Nr. 3 die Entscheidung im Sinne unseres Beispiels fällen, wenn als Hauptbegriff nicht die Kasse, sondern die Unter stützungskasse angenommen wird, ebenso wie es Gerichtskassen, Sparkassen, Versicherungskassen und dergl. giebt, denen man zur Beschränkung auf einen bestimmten Zweck das bezügliche Zweck wort (Haupt-, Stadt-, Knaben- usw.) voranstellen kann. Wenn wir nun noch einen Blick werfen auf die Art, wie namentlich Behörden ihre Kuppelwörter bilden, so werden wir mancher gezwungenen Zusammenstellung begegnen. In dem Worte Postamt sind »Post« und »Amt« zwei für sich bestehende Begriffe. Wenn nun das Postamt zu einem höheren Post amte erhoben werden soll durch Hinzufügen von »Ober-«, so kann man entweder annehmen, dass der Begriff »Postamt« ein einheitlicher, untrennbarer geworden sei — dann muss Ober vorgesetzt werden (Ober-Postamt), oder man erinnert sich der Zusammensetzung aus Post und Amt, dann muss »Ober« an Amt angegliedert werden, und es muss heissen: Post-Oberamt. In gleichem Sinne würde statt Ober-Landesgericht: Landes-Ober gericht, statt Haupt-Montirungsdepöt: Montirungs-Hauptdepöt, statt Geheimer Regierungsrath: Regierungs-Geheimrath zu setzen sein, wie denn auch in dem amtlich gebrauchten Ausdruck Re- gierungs-Hauptkasse (nicht Haupt-Regierungskasse), in Kreis- Hauptkasse (nicht Haupt-Kreiskasse) abweichend von der sonst beobachteten Form das Richtige getroffen ist. Wo man also auf die Zusammensetzung von Wortverbindungen Einfluss hat, da suche man den natürlichen Fortgang zu beobachten, indem man das Verwandte aneinander schliesst. Wo man aber fertige Wortstellungen unabänderlich vorfindet, da muss man durch geschickte Kuppelung im Sinne des Vorgetragenen die richtige Bedeutung der Zusammenstellung herauszuheben suchen. Wie es ein Anderes ist, ob ein Titel z. B. Brauerei-Aktiengsellschaft oder Brauerei -Aktien-Gesellschaft lautet, wobei durch Versetzung eines einfachen Bindestriches im zweiten Falle der Irrthum erzeugt werden könnte, die betr. Gesellschaft fertige Brauerei-Aktien, so kann jede Wortbildung, wenn sie aus mehr als zwei Einzelwörtern besteht, durch geschickte oder falsche Kuppelung sinngemäss hervorgehoben oder räthselhaft gemacht werden. H. H. Manuskripthalter »Simplex «. Obgleich viele Setzer ohne Manuskripthalter auszukommen suchen, werden die sogenannten »Tenakel« doch noch vielfach benutzt. Die gewöhnlich verwendete Sorte hat den Uebelstand, les Tenakels auf dem Kasten bestimmte Kastens allmälig verdirbt, tiefe Löcher von Holzspänen veranlasst. Neuere Vorrichtungen dieser Art werden da her nicht mehr mit Stachel, sondern mit Klemmvorrichtung versehen. In dieser Weise ist auch der nebenstehend abgebildete Manuskripthalter »Simplex« ausgeführt, welchen die Firma Wilhelm Leo in Stuttgart liefert. Derselbe ist ganz aus Draht gefertigt, und sowohl die Befestigung am Kasten als auch das Festhalten des Manuskripts am Gestell wird durch kräftige Federn bewirkt. Derjenige Theil des Halters, auf welchem das Manuskript ruhen soll, ist mit einer kleinen Wendung nach rechts gedreht, so dass der vor dem Kasten stehende Setzer den ab zusetzenden Text in bequemer Lage vor Augen hat. Das Manuskript wird am oberen Rande von einer sinn reichen Klemmvorrichtung festgehalten, bei anderer Gelegenheit besprachen. Stück ist der Draht nicht vernickelt. Um Rosten zu verhüten, würde sich die Verwendung vernickelten oder verzinnten Drahts empfehlen. «ass der zur beresuigung ( Stachel die Leisten des I erzeugt und Absplittern welche wir schon früher An dem uns vorlievenden