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PAPIER-ZEITUNG. 2495 lässt, beinahe ebenso schnell hervorbringen zu können wie Hand schrift.) 2) Stereotypplatten zu formen, welche auf der gewöhn lichen Buchdruckpresse verwendet werden können; 3) Musik zu kopiren oder Musikstereotypplatten zu formen. Dieses weitgehende und vielseitige Programm trägt wohl die meiste Schuld daran, dass die Progrin’sche Erfindung so lange unbenutzt bleiben konnte. Im Prinzip war er damit sowohl be züglich der Schreibmaschine als auch in Betreff der Matrizen ¬ stanze für Stereotypplatten vollständig auf der richtigen Fährte, wie wir sofort sehen werden. Obwohl der Ktypograph, wie Progrin seine Maschine der schlagenden Bewegung ihrer Typenhämmer wegen benannte, die beträchtliche Zahl von 66 Schriftzeichen mit ebensovielen | Hämmern aufwies, scheint dem Erfinder die Idee einer sammelnden ' Tastatur zur gedrängten und übersichtlichen Handhabung dieser ’ Hämmer nicht vorgeschwebt zu haben. Seine Typenhebels, Fig. 1, müssen vielmehr auf Grund der liehst vollkommen in die vertiefte Gravüre der Hämmer eindringt, und so erhabene Buchstaben von der nöthigen Schärfe entstehen. Zum Kopiren von Musik war wiederum ein Wechsel der Hämmer nothwendig, und zwar bedurfte es nun Hämmer mit Stielen von verschiedenartigster Länge, um den Erfordernissen der Notenskala gerecht zu werden. Wie sich im übrigen der Erfinder die praktische Verwendbarkeit seines Ktypograph zu Notenschrift denkt, geht aus der Patentschrift nur ungenügend hervor, und was gar den Passus der Musikstereotypplatten be trifft, so kann man dazu höchstens den Kopf schütteln. Wenn man aber von Musiknoten auch ganz absieht, bleibt immer noch die bemerkenswerthe Thatsache bestehen, dass in der Progrin’schen Schreibmaschine von 1833 schon ein gut Stück »Remington«, und, hinsichtlich des Färbeverfahrens, sogar » Yost« steckte. Nicht weniger interessante Daten liefert das Archiv des Patentamtes in Washington bezüglich der ersten amerikanischen Schreibmaschine. Im Jahre 1843 erhielt Charles Thurber von Worcester, Mass., ein Patent für eine »Druckmaschine« (machine for printing), welche als das früheste amerikanische Modell einer Schreibmaschine bezeichnet wird, das dem Patentamt eingereicht wurde. Es findet sich auf Grund der damaligen Eintheilung in Klasse XVIII, »Schöne Künste und Ornamentik«, eingereiht. Nach seiner Uebersiedlung nach Norwich, Conn., erhielt Thurber ein zweites Patent auf ein verbessertes Modell, welches er nun mehr geradezu Schreibmaschine nannte. Wie ausFig.2 hervorgeht, hat seine Erfindung nicht das Geringste gemein mit dem mehr als zehn Jahre älteren Modell des Franzosen Progrin; eher möchte man die Thurber’sche die Ur form jener Zweiglinie in der Familie der Schreibmaschinen nennen, welche sich dadurch bemerkbar macht, dass die einzelnen Buchstaben nicht wie bei Remington, Yost u. A. durch blosses Anschlägen einer Tastatur an ihrem Druckpunkt auftreffen, dass dieselben vielmehr durch gewisse schiebende oder drehende Handbewegungen nach diesem Punkte hingebracht werden müssen, kreisrunden Indexplatte, über welche sie emporragen, aufge sucht und von Hand abwärts ge presst werden. Diese Typenhebel laufen in ihrem unteren Ende in eine Gabel aus, in welcher die durch Scharniere auf der Platte q befestigten Hämmer in aufrechter, gegen das Farbkissen b geneigter Stellung ruhen. Dieses Farb kissen ist ein Konus aus feinem Filz, der unter der Indexplatte angebracht ist und sich nach den Typenhämmern hin erweitert. Beim jedesmaligen Niedergehen eines Hammers wird der mit Farbe getränkte Filz gestreift, hat aber Widerstandskraft genug, um einer seits Farbe abzugeben und ander seits in seiner konischen Form zu verharren. Auf den weiteren Me chanismus des Ktypograph als Schreib - Maschine einzutreten, darf hierwohl unterbleiben, zu mal aus der Zeichnung ziemlich anschaulich hervorgeht, wie Pro grin die beiden Schaltwerke zur Wörter- und Zeilentrennung an- geordnet hatte. Interessant ist dagegen, was der Erfinder mit Bezug auf die Verwendung des Ktypograph zur Anfertigung von Stereotyp platten sagt. In diesem Falle sind die Hämmer zu entfernen und Fig. 2. durch solche zu ersetzen, welche wesentlich schwerer sind. Während die Typen zum »Schreiben« erhaben gearbeitet waren, sind sie jetzt vertieft. Eine Platte von der Dicke eines Centi- meter, »aus weichem Metall« bestehend, wird in die Maschine eingehoben. Die Zeilenabstände sind in dieser Platte bereits in Form von Furchen« in der Tiefe von ein bis zwei Millimeter herausgehobelt, was zur Folge hat, dass die Hämmer beim Auf schlagen auf die so blossgelegte Arbeitsfläche weit weniger Widerstand begegnen, dass demnach das Metall der Platte mög- wodurch sie den ersteren gegenüber von vornherein an Schnellig keit wesentlich nachstehen. Es wird auch ausdrücklich hervor gehoben, dass Thurber zunächst eine Schreibmaschine für Blinde und Krüppel im Auge hatte, und dass infolgedessen äusser der vom Erfinder hinterlassenen Maschine kaum andere gebaut worden sein dürften; ja, dass sogar diese eine Maschine über zwanzig Jahre mit anderen Maschinenmodellen im Thurber’schen Hause abseits gelegen habe, bis sie von dem neuen Hausbesitzer ans Tageslicht gefördert und nicht ohne erhebliche Mühe und