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2464 PAPIER-ZEITUNG. No. 86. Schreibmaschinen. Von Albert Hoffmann und Ernst Wentscher. Fortsetzung zu Nr. 85. 3. Maschinen mit Typenstangen. Das allgemeine Kennzeichen der Maschinen dieser Gruppe be steht darin, dass die Typen an den Enden von gerade geführten Stangen sitzen. Diese Stangen konvergiren alle nach einem Punkte, sodass eine jede Stange durch einen Druck auf ihr freies Ende mit dem Typenende an diesen gemeinschaftlichen Mittel punkt, d. h. die Druckstelle gelangt. Die Typenstangen sind demnach in ihrer Längsrichtung verschiebbare Radien eines Kreises oder einer Kugel, deren Mittelpunkt die Druckstelle ist. Obwohl nun kaum Maschinen dieser Konstruktion dauernd in Gebrauch gekommen sind, so war es dennoch eine Maschine dieser Gruppe, durch deren Bekanntwerden die Erfinderwelt zu ernst licher und dauernder Beschäftigung mit der Schreibmaschine an geregt wurde. Es ist dies die Maschine von H. R. M. J. Hansen in Kopenhagen. Die Hansen’schen sogenannten »Schreibkugeln« sind in England im Jahre 1870 unter Nr. 1385 und in Deutsch land 1878 unter Nr. 3788 patentirt. Die Hansen’sche Maschine ist gleichzeitig die erste in Deutschland patentirte Schreibmaschine und ist eine Reihe von Jahren hindurch ununterbrochen in der einschlägigen Fachliteratur erörtert worden. Bei dieser Maschine scheint auch zum ersten Mal das um Spulen laufende Farbband angewendet worden zu sein, während vordem nur eine Zwischenlage von abfärbendem Papier üblich war. Hansen’s Schreibkugel. Die Typenstangen, auf deren Enden sich erhaben gravirte Buchstaben befinden, sind bei dieser Maschine als Radien in einem Kugelsektor in Führungen verschiebbar angeordnet und werden durch Spiralfedern in Stellung gehalten. Beim Schreiben werden diese Stempel der Reihe nach gegen das in einem verschiebbaren Rahmen eingespannte Papier gedrückt, vor welchem ein Farb band und hinter welchem ein Ambos als Widerlager angeordnet ist. Die Verschiebung des Papiers um Buchstabenbreite erfolgt nach jedem Tastendruck mittels Schaltklinke durch pendelnde Anordnung des Kugelsektors. Aehnlich der Hansen’schen Maschine ist eine spätere von W. Dressler in Berlin (D. R. P. 16716). Maschine von B. Granville. Bei der in Fig. 40 im Querschnitt dargestellten Maschine von B. Granville in Dayton (Ohio) (D. R. P. 59708) erfolgt der Druck behufs Verschiebung der Typenstangen nicht direkt auf dieselben, sondern er wird von einer gewöhnlichen Klaviatur aus durch Hebel und Zugstangen auf die Typenstangen übertragen. Die Tastenhebel m sind seitlich zwischen Stiften s geführt. Sie ruhen auf Spiraldruckfedern h, die nach oben drücken, und Fig. 40. stützen sich oberhalb mit einem Ende gegen eine durchgehende Schneide mit dem andern gegen eine Querleiste n. Die Tasten hebel sind durch Zugstangen d mit Winkelhebeln b verbunden, an deren langen Armen die Typenstangen c angelenkt sind. Letztere sind entsprechend den Tasten a in 4 Reihen angeordnet und gehen mit ihren vorderen Enden durch Führungslöcher eines Halbcylinders f. Wird eine Taste a angeschlagen, so wird die zugehörige Typenstange c nach der Druckstelle vorgestossen und erzeugt einen Abdruck auf der Papierwalze P mittels des da zwischen liegenden, um Spulen geführten Farbbandes. Letzteres hat seitliche Bewegung. Zum Abdruck wird es angehoben und senkt sich danach wieder, wodurch die Schrift sichtbar wird, Mit l ist die Spatiumtaste bezeichnet, während eine zweite besondere Taste k dazu dient, die Papierwalze unter Umständen rückwärts zu schalten, wenn es sich um Korrekturen von Schreib fehlern handelt. * * * Die Maschinen der bisherigen Gruppen haben das Gemein same, dass die Organe für das Anschlägen (Tasten), für das Drucken (Typenträger) und im allgemeinen auch die Verbindungen dieser Organe in gleicher Anzahl vorhanden sind. Diese Anzahl war entweder gleich der Zahl der etwa 80 erforderlichen ver schiedenen Schriftzeichen oder durch Anordnung von 2—3 Schrift zeichen auf einem Typenträger auf die Hälfte bis auf den dritten Theil dieser Zahl vermindert. In 3 Fällen (Slocum, Worrall, Hansen) fehlten die Verbindungsstücke zwischen Taste und Typen träger gänzlich, da beide aus einem Stück bestanden. Durch die Vielheit genannter Theile wird die Schreibmaschine komplizirt, theuer und gelegentlich reparaturbedürftig. Es sind daher zahlreiche Versuche gemacht worden, diese Vielheit da durch wesentlich zu beschränken, dass man die einzelnen gleich artigen Theile nach Möglichkeit zu einem Ganzen vereinigte. Dies ist nun mehr oder weniger bei den Maschinen der folgenden Gruppen der Fall. Natürlich kann diese Zusammenziehung von Theilen nur so lange vortheilhaft sein, als die Leistungsfähigkeit der Schreib maschine dadurch nicht herabgedrückt wird; denn diese nach Möglichkeit zu fördern, bleibt doch immer die Hauptaufgabe. Mit Bezug auf die Tasten und Typenträger sind nun folgende 3 Fälle der Zusammenziehung möglich: 1) Tasten einzeln, Typenträger zusammengezogen; 2) Tasten zusammengezogen, Typenträger zusammengezogen; 3) Tasten zusammengezogen, Typenträger einzeln. Die dritte Kombination ist, obwohl möglich, unseres Wissens niemals versucht worden. Was die beiden andern Kombinationen anbelangt, so ist nur die unter 1) genannte mit der grössten Leistungsfähigkeit vereinbar. Denn auf einer Klaviatur mit einzelnen Tasten für jeden Buchstaben kann man mit beiden Händen und den einzelnen Fingern arbeiten; ist dagegen nur eine Taste (Taster oder Drücker) vorhanden, so kann auch nur eine Hand in Betracht kommen, und zwar ohne wechselnde Benutzung der einzelnen Finger. Die Handhabung der Tastermaschinen setzt sich nun abwechselnd aus Verschiebung des Tasters und Nieder drücken desselben zusammen. Behandelt man also eine für die Finger beider Hände eingerichtete Tastenklaviatur in der Weise, dass man grundsätzlich nur einen und denselben Finger der rechten Hand zum Anschlag verwendet, so hat man einen ungefähren Anhalt für die Leistung der Tasterklaviatur, und es ist klar, dass die letztere Spielweise hinsichtlich der Schnelligkeit und Be quemlichkeit'der ersteren bedeutend nachstehen muss. 4. Typenrad oder Typencylinder mit Tasten. Bei den Maschinen dieser Gruppe kommt ein Zusammenziehen einzelner Theile zu einem Ganzen nur für die Typenträger in Frage, während die Vielheit der Tasten bestehen bleibt. Diese Maschinen sind also theoretisch als sehr rationell anzusehen. Der zusammengezogene Typenträger ist hier ein Rotationskörper (Rad, Scheibe, Cylinder), auf dessen Umfang die einzelnen Typen an geordnet sind. Diesem Körper wird mittels Tastendrucks direkt oder indirekt eine solche Einstellung gegeben, dass die zugehörige Type stets an denselben Punkt, den Druckpunkt, gelangt. Was das nun erfolgende Abdrucken betrifft, so geschieht es bei den einzelnen Konstruktionen abwechselnd in der Weise, dass ent weder das Papier gegen den Typenträger oder dieser gegen das Papier hinschwingt. Crandall. Typencylinder mit 80 Schriftzeichen auf dem Cylindermantel, geordnet in 6 Reihen und 3 Gruppen. 28 Tasten. 2 Umschaltungen, a) für Gross buchstaben, b) für Ziffern und Zeichen. Einfärbung durch Farbband. Gewicht: 10,75 kg. Maasse: Breite 32 cm, Höhe 22 cm, Tiefe 36 cm. Zu lässige Papierbreite: 24 cm, grösste Zeilenlänge: 20 cm. D. R. P. 9238. Amerikanisches Erzeugniss. Vertreter für Deutschland: Hansen c Ball, Berlin S., Ritterstrasse 88. Vertreter für die Schweiz: George Hamberger, Bern. Deutsches Erzeugniss. Fabrikanten: F. Anton Ludwig Söhne, Chemnitz. Gewicht: 8,9 kg; mit Koffer 10,5. Die galvanisch abgeformten Typen sind auf dem Umfange eines etwa 6 cm hohen, etwa 2 cm im Durchmesser haltenden Hartgummi-Cylinders angebracht. Derselbe ist vor der Schreib walze in etwas schräger Stellung angeordnet, und der Typen- Abdruck ist somit, soweit das davor befindliche Farbband dies