Volltext Seite (XML)
2462 PAPIER-ZEITUNG. No. 86. könnte unser amerikanischer Freund, welcher durch Sendung von 200 M. sein Interesse bekundete, bei seinen Fachgenossen in den Vereinigten Staaten eine Sammlung veranlassen; die dortige Fach presse wird sich gewiss gern zur Verfügung stellen. Die Ver einigungen schwedisch-norwegischer Holzschleifer und Papier fabrikanten fänden hier einen Anlass zur Bethätigung. Unsere Bitte gebt jedoch an alle Fachgenossen, die es für Ehrenpflicht halten, den 76 Jahre alten Erfinder zu unterstützen. Wer es für gut hält, mag seinen Beitrag direkt an F. G. Keller in Krippen a. Elbe in Sachsen senden, und auch wir sind erbötig, Geldsendungen einstweilen anzunehmen. Wir würden alle eingehenden Gelder zunächst sammeln und bei einer Bank niederlegen. Wenn mindestens 6000 M. zusammen kommen, um etwa die Hälfte der Hypothekschuld, also mindestens 6000 M. abzulösen und noch etwas zum Leben für K. übrig zulassen, würden wir empfehlen, dass nahe wohnende Fachgenossen seine Angelegenheiten damit ordnen. Wenn jedoch weniger zusammen- kommt, und ihm das Grundstück nicht erhalten werden kann, wird es sich empfehlen, der Subhastation ihren Lauf zu lassen und dem alten Herrn das Geld für seinen Bedarf nach und nach zu gehen zu lassen. Die Entscheidung darüber bleibt denen über lassen, welche am meisten beitragen. Wir betrachten uns nur als Zahlstelle und werden den Eingang der Gelder in der Papier- Zeitung bestätigen. Verlag der Papier-Zeitung. Carl Hofmann. Deutsche Löschpapiere. Mittheilung von Otto Winkler, Papierprüfungs-Anstalt, Leipzig. Auf unsere im Januar 1890, Nr. 6 der Papier-Zeitung, ver öffentlichten Wahrnehmungen über deutsche und englische Lösch papierqualitäten ist seitdem oft Bezug genommen worden. Die höchst dankenswerthen Arbeiten des Prof. Dr. Lauboeck in Wien (Mittheilungen d. K. K. Technolog. Gewerbe-Museum 1891 Heft 1 und 2) bestätigten im allgemeinen unsere Befunde. Unsere Prüfungsmethode wurde wohl inzwischen allgemein als annehmbar anerkannt, und die von uns gewünschte Wirkung unserer Ver öffentlichungen, dass man auf mangelhafte Waare in Fachkreisen aufmerksam werde, scheint erreicht zu sein. In jüngster Zeit wurde in der Papier-Zeitung Nr. 71 vom 4. September d. J., Seite 2037, unserer früheren Veröffentlichung gedacht, als man ein französisches Löschpapier mit über 80 mm Saughöhe besprach. Man erwähnte dabei die Thatsache, die wir s. Zt. festgestellt hatten: dass die im Handel befindlichen Lösch papiere zum grossen Theile nur geringe Saugfähigkeit (unter 40 mm Saughöhe in 10 Min.) besitzen. Es dürfte von allgemeinem Interesse sein, zu erfahren, ob die von uns in den Jahren 1886 bis 1889 beobachteten Verhältnisse noch heute bestehen, insbesondere ob der Ruf, den englische Löschpapiere und Kartons in Deutschland geniessen, jetzt noch im gleichen Maasse begründet ist, wie sonst. Vornehmlich wird man wissen wollen, ob jetzt in Deutschland mehrfach Lösch papiere gefertigt werden, die in jeder Weise fremdländischen Fabrikaten gleichwerthig zu erachten sind. Wir glauben diese Fragen am einfachsten durch einige neuere Beispiele aus unserer Praxis beantworten zu dürfen, erinnern ber zuvor an unsere früheren Wahrnehmungen (vor 1890), die damals in folgenden Sätzen von uns zur allgemeinen Kenntniss gebracht wurden: »46 pCt. der deutschen Papiere (laut Tabelle mit 37 Sorten) also fast die Hälfte, haben geringe Saugfähigkeit und zwar, in Zahlen ausgedrückt: Werthe unter 40 mm Saughöhe in 10 Minuten. Kein englisches Papier unserer Tabelle (von 25 Sorten) hat so geringe Ziffern.« » Weitere 32 pCt., also ein ferneres Drittel sämmtlicher Proben deutscher Papiere bewegen sich in den Ziffern über 40 bis 50 mm Saughöhe, während nur 12 pCt. der englischen Papiere ähnlich geringe Werthe zeigen. Hohe Ziffern von 60 mm erreichen von deutschen Papieren nur 5 pCt. gegen 52 pCt. der englischen; Höchstwerthe von 70 mm und darüber kommen nur bei englischen Papieren vor.« Als erstes Beispiel, wie anders es jetzt um die Leistungs fähigkeit deutscher Löschpapiererzeugung bestellt ist, mögen die Zahlen eines unter Nr. 1954 bis 1958 für eine Rheinische Papier fabrik ausgestellten Zeugnisses gelten, dessen Haupttheil wir hiermit wiedergeben. Leipzig, 20. September 1892. Die uns mit werthem Schreiben vom 16. September eingesandten Proben von Löschkarton, Löschpapier und Kopirkarton haben wir Ihrem Wunsche nach auf Saugfähigkeit geprüft und fanden die nach stehend verzeichneten ungewöhnlich hohen Werthe. Die Proben sind vorgenommen bei einer Lufttemperatur von 17 0 C., Wasserwärme 16 0 C. und bei 65 pCt. Luftfeuchtigkeit. Nr. 1954 weiss Löschkarton, Saughöhe 77,8 mm x E . 1955 rosa „ „ 75,3 „ / - „ 1956 chamois „ .. 62,3 » { ° . 1957 weiss Löschpapier , 81,3 » ) E „ 1958 rosa Kopirblätter-Karton, „ 68,3 » ' B Es dürfte am Platze sein, hierbei zu bemerken, dass wir einer Saughöhe von viel mehr als 60 mm im Mittel in der Regel keinen absonderlichen Werth beilegen; wir stimmen vielmehr der Meinung des Professors Lauboeck unbedingt zu, der sich in dem bereits erwähnten Hefte Seite 37 wie folgt äussert: »Löschpapiere, deren Saughöhen nach 10 Minuten über 60 mm betragen, müssen als Löschpapier bester Qualität bezeichnet werden.« Nach dieser kleinen Abschweifung wollen wir versuchen, an drei weiteren, aus unserer Praxis genommenen Beispielen zu zeigen, was für Waaren von Löschpapieren im Handel sind. Diese Beispiele scheinen uns den Gang und Stand der Verhältnisse nach verschiedenen Richtungen hin zutreffend zu kennzeichnen. Eine deutsche Behörde, die in Löschpapier grössere Liefe rungen zu vergeben hat, verlangt den Jahresbedarf einer Sorte holz freien sogenannten Median-Löschpapiers, die 1000 Bogen 15 kg, nicht hart, aber haltbar von vorzüglicher Saugfähigkeit aus Hadern gefertigt. Es wurden derselben auf öffentliche Ausschreibung 1890, 1891 und 1892 folgende Papiere, von denen wir nur die ermittelte Saughöhe angeben, eingesandt. Sämmtliche Papiere sind in vorschriftsmässiger Grösse 39 bis 50 cm theils in rother. theils weisser Farbe eingeliefert. Die billigste Sorte ist mit a, die nächste mit b bezeichnet und so fort bis zur theuersten des Angebotes, die zuletzt genannt ist. Die Werthe der Saughöhe sind ermittelt aus 4 Prüfungen, je 2 in einer Richtung, nach feuchtigkeit von 65 pCt. und 19° C. 1890. a — 68 mm 6 = 55 e f i = 30 » k = 50 Unter 11 Papieren war also Saughöhe hatte, und das war d 10 Minuten Steigung, bei Luft- bei Zimmertemperatur von etwa mm c = 55 mm d mm „ g = 25 » h = 32 » l = 24 » i nur eins, welches mehr als 60 mm as Billigste von allen. Leider war es stark holzhaltig. Vier Papiere, darunter das theuerste, hatten ganz ungenügende Werthe an Saughöhe (unter 40 mm), und sechs derselben bewegten sich in mittelmässigen Ziffern von 43 bis 55 mm Saughöhe. So sah es auch in der That 1890 im allgemeinen aus, man kaufte im lieben Deutschen Reiche meist Löschpapiere nach dem Ansehen. Es fiel selten Jemandem ein, die Löschfähigkeit auch nur an Tintenstrichen zu prüfen. East jeder Papierhändler behauptete, dass man ausländische Löschpapiere kaufen müsste, wenn man zuverlässige Waaren haben wollte. Freilich waren diese Importwaaren ziemlich theuer. So war es noch zu der Zeit, in der wir unsere Meinung öffentlich ausgesprochen hatten und dafür von dem verflossenen Organe des Herrn Kommissionsrathes Gmeiner des Verrathes an der deutschen Papierfabrikation bezichtigt wurden (Zeitschrift für Papiererzeugung und Verbrauch Nr. 4). Die nächstjährige Ausschreibung brachte ein ganz anderes, unerwartetes Ergebniss. 1891 gingen 20 Löschpapiere zur Prüfung mässigkeit für dieselbe Behörde bei uns ein. auf Vorschrifts- Die Sorten sind wiederum nach dem Preise geordnet. Es beginnen die billigsten Waaren. Prüfung 1387. a = 32 mm b = 73 mm c = 72 mm d mm e f = 76 » g — IS „ h = 68 » i = 80 » k — S7 » l = 38,5 „ m = 30 » n = 65 „ o = 67,5 » p = 34,5 „ q = 33,5 » r = 80 „ s = 73,5 » t = 77,5 » u = 67 _ Da waren nun auf einmal die unterwerthigsten Waaren von weniger als 30 mm Saughöhe verschwunden. Unter 20 Sorten waren nur noch fünf mit weniger als 40 mm Saughöhe. Dahin gegen waren 15 Sorten mit Höchstwerthen über 60 mm, sogar die meisten davon über 70, ja bis 80 mm zu finden. Wie war es gekommen, dass in so kurzer Zeit von einem Jahre diese Wan delung vor sich gegangen war? Wir nehmen an, die Löschpapier fabrizirenden Firmen waren aufmerksam geworden auf Erzeugung saugfähiger Löschpapiere, und die Händler, welche sich an der Submission betheiligten, wurden von ihnen in den Stand gesetzt, mit besseren Waaren einzukommen.