Volltext Seite (XML)
Harz in Zellstoff. In Beantwortung der Briefkasten-Frage 224 in Nr. 80 er hielten wir von einem erfahrenen Papiermacher folgende dankens- werthe Mittheilung: Geringwerthige Zellstoffe, besonders aus sog. Abfällen von Mitscherlich- Sulfit-Zellstoff, sind häufig nicht ganz gar gekocht und enthalten des halb noch viel harzhaltige Holzstücke, welche sich sowohl im Koller gang, als auch im Holländer, und erst recht auf der Papiermaschine schlecht verarbeiten lassen. Ich habe mir immer damit geholfen, dass ich diese Zellstoffe mit etwa 1‘/2pCt. des Trockengewichtes Soda im Kugelkocher 2—3 Stunden mit etwal—1 /2 Atm.kochte. Dadurch löste sich fast alles Harz auf und floss mit dem Abwasser weg: ein Nach waschen, wenn möglich mit vorher erwärmtem Wasser im Kocher selbst, be förderte die Entfernung des Harzes, nur muss man bei letzterem für das Auffangen der mit dem Waschwasser mitgerissenen Zellstoff-Fasern sorgen, sonst ist der Verlust zu gross. Bezüglich der Papiermuster möchte ich noch erwähnen, dass die selben aus den schlechtesten Abfallen im Jahre 1884 hergestellt wurden. Heutzutage bekommt man wohl kaum noch so schlechte Abfälle zu kaufen, wie wir dieselben vor 8 und 9 Jahren noch gerne nahmen. Der chemische Vorgang bei Behandlung der Abfälle theils mit Soda, theils mit Petroleum und Salzsäure ist wohl jedem Fachmann klar. Im ersteren Falle findet dasselbe statt, was man bei Herstellung der Harzseife beobachten kann, und Jeder, der den Versuch macht, wird auch den der Harzseife eigenthümlichen Geruch dabei wahrnehmen können. Von den bemusterten Papieren besteht Nr. 1 ganz aus Zellstoff- Abfällen. Nr. 2 aus 80 pCt. Zellstoff-Abfällen und 20 pCt. weissem Holzschliff, Nrn. 3 und 4 aus 65 pCt. Sulfit-Zellstoff-Abfällen, 10 pCt. hellgedämpftem braunem Holzstoff und 25 pCt. Natron-Zellstoff-Abfällen. Alle Papiere zeichnen sich durch guten Griff, Klang und Festigkeit aus und liessen sich sammt und sonders sehr gut auf der Maschine arbeiten. i. Abdampfofen für Natronlaugen. Die Herren W. J. Mirrless von der Mirrless Watson & Yaryan Company in Glasgow und David Ballingall, Direktor dieser Ge sellschaft, haben das englische Patent Nr. 11 296 vom Jahre 1892 auf eine Vorrichtung zum Eindampfen usw. erhalten. Zweck derselben ist in erster Linie eine möglichst vollkommene Aus nutzung des Brennstoffes. Die Einrichtung besteht im wesentlichen aus einem mit direkter Feuerung versehenen Dampfkessel und einem sog. Triple-effect-Apparat, der nur durch Abdampf geheizt wird. Die einzudampfende Lauge tritt durch Rohr F in einen Vor wärmer B, der durch Rohr G vom Dampfkessel A aus mit Ab dampf geheizt wird, und aus diesem durch Rohr F l in den Dampf kessel A. Rohr H führt das Niederschlagswasser aus dem Vor wärmer B ab. Aus dem Dampfkessel A wird die Lauge durch Rohr I in einen Behälter C gedrückt, in welchem infolge der Volum Vergrösserung starke Verdampfung stattfindet. Von hier gelangt die Lauge durch Rohr J in den aus -drei Röhrenkesseln bestehenden Triple-effect- Apparat. Aus dessen erstem Kessel D1 fliesst die Lauge durch Rohr d1 in den zweiten D2, aus diesem durch Rohr d2 in den dritten D''. Der Abdampf aus dein Behälter C strömt durch Rohr K in den Kessel D l , umspült hier das Röhrenbündel E l , durch welches die Lauge fliesst, verdichtet sich und tritt, grösstentheils in Wasser verwandelt, durch Rohr e1 in den untern Theil des Kessels Dy umspült hier wieder das Röhren bündel F? und gelangt dann durch Rohr e- in den dritten Kessel Ein zweites Verfahren zur Entfernung des Harzes aus den Zellstoffen ist folgen des: Man giebt beim Kollern derselben auf etwa 100 kg trockenen Zellstoffes 1'/,—2 1, auch 3 I Petroleum zu, welches das Harz vollkommen auflöst. Ist die Masse genügend fein gekollert oder ge mahlen, so wird sie in einem Wasch- Holländer ausgewaschen, und zwar unter Zusatz von etwa 1—l’/ a 1 Salzsäure auf 100 kg trockenen Stoffes. Solchergestalt behandelte Zellstoffe geringer und geringster Qualität habe ich dann ohne jede Schwierig keit, selbst ohne das lästige Ankleben an den Nasspressen, über die Maschine gebracht. Die geringen Kosten machen sich bezahlt. Wo das erstere Verfahren aus Mangel an Kochern nicht anwendbar ist, wo man aber vielleicht die immerhin nicht ganz angenehme Arbeit mit dem Petroleum scheut, kann man sich auch auf folgende Weise helfen. Da Dampf ja in jeder Papier fabrik vorhanden ist, so lasse man in der Nähe der Kollergänge ein Fass oder einen Kasten B, wie vorstehend skizzirt, mit doppeltem (falschem) Boden und einem einfachen Rührwerk R anbringen. In dieses Gefäss schütte man die Zell stoffe und gebe auf 100 kg Stoff etwa 1- 2 kg, gegebenenfalls auch etwas mehr, Soda zu, leite durch Rohr C Dampf hinein und koche so unter fortwährendem Arbeiten des Rührwerkes 2—3 Stunden, auch noch länger. Die nöthige Menge Soda richtet sich nach dem Harzgehalt der Zellstoffe und ist durch Versuche zu ermitteln. Ist die Kochung beendet, so lässt man die Lauge durch einen Hahn .4 ablaufen, und die Zellstoffe setzen sich auf dem mit feinem Drathgewebe überzogenen falschen Boden ab. Durch den seitwärts bei D an gebrachten Schieber kann man den Zellstoff unter Zuhilfenahme des durch die Wasserleitung F am Boden eintretenden Spülwassers leicht herausnehmen. Beiliegende 4 Muster sind aus Sulfit-Zellstoff-Abfällen hergestellte Papiere, und zwar die dünneren mittels Verwendung von Petroleum und Salzsäure, die stärkeren durch Kochen mit Soda, getont mit Erdfarben. (Alle vier Proben sind gute Packpapiere. D. Red.) TF, aus.welchem er schliesslich mehr oder minder verdichtet durch Rohr e 3 abgeführt wird. Der im Kessel D 1 aus der Lauge ent wickelte Dampf gelangt durch Rohr f1 in den Kessel D2 und schliesst sich hier dem durch Rohr e l zutretenden Abdampf an, während der Abdampf des Kessels D- in gleicher Weise durch Rohr f2 in den Kessel D3 geleitet wird und sich hier, mit dem durch Rohr e2 zugeführten Abdampf vereinigt. Aus dem letzten Kessel D3 wird die Lauge durch Rohr g in einen Kalzinirofen geleitet, in welchem sie vollkommen eingedickt und gebrannt wird. Wenn der im Kessel G entwickelte Abdampf nicht genügt, so wird ein Theil des Dampfes aus dem Dampfkessel A durch Rohr G l abgezweigt und mit dem durch Rohr K in den Kessel D1 geleiteten Abdampf vereinigt. Die Ventile L, M und N in den Rohren G { , 1 und J dienen zum Regeln des Dampf-. und Laugen stromes. Aus dem Dampfkessel A kann gegebenenfalls ein Theil des Dampfes durch Rohr O zum Betriebe einer Maschine abgeleitet werden.