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2404 PAPIER-ZEITUNG. No. 84. Zellstoff-Markt. Die Frankf. Ztg. vom 13. Oktober bringt einen Bericht aus Mannheim über das Wachsen der Ausfuhr, wonach aus dem dortigen Konsularbezirk im III. Vierteljahr 1892 an Zellstoff für 628 580 M. gegen 335 694 M. im gleichen Zeitraum des Vorjahres nach Nord-Amerika ausgeführt wurden. Im Konsularbezirk Mann heim befindet sich unseres Wissens nur die Zellstoff-Fabrik Wald hof, die jedoch jährlich 40 Millionen Kilo erzeugt. Wenn auch die grosse Zunahme der Ausfuhr im III. Viertel jahr dem Verbot der Lumpeneinfuhr in den Vereinigten Staaten vn Amerika zuzuschreiben ist, so hat sie doch den dauernden Werth, dass viele Fabriken, welche bisher nur Lumpen ver arbeiteten, sich auf Zellstoff einrichten und zum Theil dauernde Kunden bleiben. Da die grosse Nachfrage alle Läger geräumt hat und noch anhält, so scheint es gerechtfertigt, wenn die Fabrikanten wieder einen Preis verlangen, der ihnen einigen Nutzen lässt. Höhere Preise für Zellstoff und Holzschliff werden dann auch höhere Papierpreise erzwingen, oft wohl der jetzige schleppende Markt dies sehr schwierig erscheinen lässt. Preiserhöhung. An die Redaktion der Papier-Zeitung. Aus Schlesien. Es ist zwar nicht offiziell, aber doch allgemein bekannt, dass fast alle Holzstofffabrikanten Sachsens und Schlesiens eine Preiserhöhung ihrer Fabrikate beschlossen haben, und wir wundern uns, dass darüber noch keine Meldung in Ihrem Blatte erfolgte. Es wäre dringend nöthig, dass namentlich die Zeitungen von obigen Vor gängen Kenntniss erhielten, damit dieselben über die Verhältnisse, welche sich in unserem Fache vorbereiten, unterrichtet würden. Papierfabrikant. Wir sind mit dem Herrn Einsender vorstehender Zuschrift der Ansicht, dass eine Preiserhöhung vor allem zur Kenntniss der Verbraucher gebracht werden muss, damit die Papierfabrikanten auch ihrerseits eine Erhöhung durchsetzen und höhere Preise für Schliff bezahlen können. Bis jetzt ist uns jedoch keine bestimmte derartige Mittheilung zugegangen. D. Red. Bericht aus Amerika. Raliegh, Washington, County Oregon U. S. A., 29. August 1892. Schon längst wollte ich den deutschen Fachgenossen Mittheilungen über Papierfabrikation machen; meine Zeit war jedoch immer so aus gefüllt mit Geschäften, dass es unterblieb. In Amerika baut man Papiermaschinen, welche mit 240 Fuss Papiergeschwindigkeit in der Minute arbeiten. Der Stoff fliesst da auf, wo sonst die Gautsch walzeliegt, und wird durch einen sehr langen Nassfilz da abgenommen, wo sonst die Brustwalze ist, und wird hoch über dem Sieb weg bis zu der ersten Presse geführt usw. (Der Einsender beschreibt hier die vor einigen Jahren wieder in Aufnahme gekommene, jetzt aber wieder verlassene Harper-Maschine. D. Red.) Die gewöhnlichen Langsieb-Maschinen sind für Geschwindig keiten von 24—180 Fuss eingerichtet. Diejenige, mit welcher ich arbeitete, hatte 72 Zoll Arbeitsbreite, 2 Nasspressen, 10 von einem einzigen Riemen getriebene Trockencylinder von 3 Fuss Durch messer, die in einem baumwollenen Trockentuch aus englischem Segeltuch Nr. 00 liefen, welches etwa 11/2 Jahr aushielt und ein fach zusammengenäht wurde. Die Maschine war ausserdem mit Kalandern aus 3 und 7 Hartwalzen, mit einer Rollmaschine, welche nacheinander 6 Rollen von je 900 Pfd. in Maschinenbreite aufrollen konnte, sowie mit Lang- und Querschneider versehen. Eine Rollmaschine lieferte gleiohzeitig 2 Rollen Rotationsdruck. Das Papier wurde nicht sortirt, denn Papier, welches Sortiren nöthig hat, kann über keine Maschine mit Hartwalzen-Kalandern laufen. Jeden Abend war alles ausgebunden und verpackt. Zeitungsdruckpapier habe ich nicht unter 75 pCt. Aspen-Holzstoff- Zusatz arbeiten lassen. Das höchste war 83 pCt. Aspen-Schliff und 17 pCt. deutscher Mitscherlich-Zellstoff, und dies hat vor mir noch Niemand hier vermocht. In 24 Stunden wurden bei 72 Zoll Arbeitsbreite 10100 Pfd. (4500 kg) Rotationsdruck-Rollen von 24 und 48 Zoll Breite, je etwa 300—600 Pfd. schwer, mit 20 pCt. Mitscherlich und 80 pCt. Aspen-Schliff auf dieser Maschine ge arbeitet. Ueber ein Metalltuch Nr. 60 sind etwas über 533 000 Pfd. verschiedener Papiere gelaufen, und das Sieb behielt dabei seine volle Arbeitsbreite. Dünnes Papier, wie Affichen, bestand aus 40 pCt. Mitscherlich und 60 pCt. Aspen-Schliff. Eine 48 Zoll breite Papiermaschine mit 2 Siebcylindern lieferte 4000 Pfd. dünnes oder 6000 Pfd, dickeres Packpapier in 24 Stunden. Zu dem auf dieser Maschine meist angefertigten Strohpapier ver brauchte ich etwa 550 Tonnen Stroh im Jahr. Das auf 2 Cylindern angefertigte dicke Packpapier wurde durch 2 aufeinander ge gautschte Bogen sehr zähe. Diese Maschine hatte einen Kalander mit 3 Hartwalzen, Lang- und Querschneider. Die Holzschleiferei war mit 2 Steinen von je 4 Fuss Durch messer und 2 Fuss Breite, jeder mit nur 2 Pressen versehen. Diese Steine waren amerikanischen Ursprungs und lieferten bei 300 Umdrehungen (welche sie ohne gefährlich zu werden sicher liefen) jeder in 24 Stunden bis 5000 Pfd. trocken gedachten schönen Schliff. Das Schärfen erfolgte mit einer Schärfmaschine wöchentlich 2—3 mal und nahm je 1/a Stunde Zeit in Anspruch. Die Steine blieben bei dieser Schärfung immer musterhaft genau rund und leistungsfähig. Die Steine waren gut gefasst, ragten nur 6 Zoll über die Rosetten vor und waren sorgfältigst genau und zuverlässig montirt. Das Ganze wurde von 3 Turbinen mit 120 Fuss Gefälle getrieben. Eine Turbine von angeblich 500 HP. betrieb Holzschleiferei und Mühle, eine von 60 HP. die Lang sieb-, eine von 35 HP. die Cylinder-Papiermaschine. Am 1. März 1889 bin ich ausgetreten. Der Reingewinn für Februar 1889 betrug 6300 Dollar. T.— Wenn auch vorstehende Zuschrift wenig Neues bringt, so be stätigt sie doch Bekanntes und zeigt, wie weit die Papiermacherei im fernsten Westen Amerikas, am stillen Ocean, schon vor geschritten ist. D. Red. Vacuum-Nass-Maschine. The Vacuum Wet Machine Company in St. Johnsbury Vt (Vermont), Amerika, empfiehlt eine Cylinder-Maschine, bei welcher der Filz durch eine Saugwalze ersetzt ist. In nachstehender Ab bildung liegt die Saugwalze B auf dem Siebcylinder A und darüber die Presswalze C. Die Saugwalze, welche hier anstelle der Gautsch walze liegt, ist hohl, ihre Oberfläche mit Tausenden von Löchern versehen und mit Metalltuch oder geeigneter Leinwand überzogen. Das Innere dieser Gautschwalze B wird fortwährend ausgesaugt oder -gepumpt, so dass dem Papier, welches sie vom Cylinder A nimmt, die Feuchtigkeit von innen durch Absaugen entzogen wird. Dadurch soll das Papier trocken genug werden, um auf die Press walze C überzugehen und sich darauf zu wickeln. Walze C wird von Federn nach unten gepresst. Soweit wir aus der Zeichnung und mageren Beschreibung die Sache verstehen, wird Gautschwalze B nur auf 1/2 bis 2/3 ihrer Oberfläche von Papier bedeckt, saugt also unbehindert Luft auf einem grossen Theil seiner Oberfläche ein. Wenn trotzdem dem Papier durch Saugung viel Wasser entzogen werden soll, so muss diese Saugung sehr stark sein, da der grösste Theil der Kraft zum nutzlosen Einsaugen äusserer Luft aufgewandt wird. Es wäre sehr erwünscht, wenn erfahrene Fachgenossen Näheres über diese Maschine mittheilen wollten; wir bitten besonders unsere amerikanischen Leser darum.