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197G PAPIER-ZEITUNG. No. 69. Skonto « nur darauf bezieht, dass 2 pCt. Skonto bewilligt werden, wenn innerhalb 4 Wochen bezahlt wird; im übrigen hat es bei dem Handels brauch einer 3 monatlichen Zahlungsfrist sein Bewenden. Nach meiner Ansicht musste, wenn man unter den vom »Verein Deutscher Papier fabrikanten « aufgestellten Bedingungen bei uns Geschäfte abschliessen wollte, dies speziell, insbesondere bei ersten Geschäften, bedungen oder auf der Faktura zum Ausdrucke gebracht sein, damit es der andere Kontrahent weiss, da er sonst der Ansicht sein muss, dass er nach unserer Handelsübung in Süddeutschland 3 Monate Zahlungsziel un bedingt hat. Nach Kenntnissnahme des Gutachtens dieses Sachverständigen beschloss das Amtsgericht am 17. Juni: 1) die Klage wird abgewiesen; 2) Klägerin hat die Kosten des Rechtsstreits zu tragen. Den Gründen entnehmen wir Folgendes: Durch die beeidigte Aussage des Sachverständigen H. steht fest, dass in der That im Papierfach, wenigstens in Süddeutschland, und dazu gehören beide Parteien, ein dreimonatliches Zahlungsziel Handels gebrauch ist, und zwar entgegen den Bestimmungen des »Vereins Deutscher Papierfabrikanten«, wie solche in der Generalversammlung zu Frank furt a. M. am 16. Juni 1891 festgesetzt worden sind, nioht nur gegen Accept, sondern auch gegen baar. Da kein Anlass besteht, das Gutachten des Sachverständigen an zuzweifeln, auch klägerischerseits solches nicht geschehen ist, so steht auf Grund desselben zur richterlichen Ueberzeugung fest, dass für das Papierfach in Süddeutschland ein Zahlungsziel von 3 Monaten Handels gebrauch ist. Solcher Ilandelsgebrauch muss auch für gegebenen Fall angenommen werden, wenn nicht andere Vereinbarungen zwischen den Parteien ihn äusser Wirksamkeit gesetzt haben. Ein berühmter Fachgenosse. Am 12. Juli d. J. starb auf seinem Landsitz in der Nähe von New York Cyrus W. Field, welcher das erste atlantische Kabel gelegt und dadurch seinen Namen mit der Geschichte der Tele graphie dauernd verknüpft hat. Er war am 30. November 1819 zu Stockbridge, Berkshire County, Mass., geboren, ist also beinahe 73 Jahre alt geworden und hatte in seiner Jugend nur den Schul-Unterricht seines Heimathsdorfes genossen, dabei aber etwas Buchhaltung erlernt. Im Alter von nur 15 Jahren kam er nach New York mit einem Kapital von 25 Dollar, welche ihm sein Vater, der Prediger war, geliehen hatte. Sein ältester Bruder David Dudley Field lebte als Rechts anwalt in New York und verschaffte ihm eine Gehilfenstelle in dem Kaufmannshause von Alexander T. Stewart, welches damals, 1834, die spätere Grösse noch nicht ahnen liess. Nach seinem Vertrag mit Stewart sollte er 3 Jahre dort bleiben und für’s erste Jahr 50, für’s zweite 100 und für’s dritte Jahr 200 Dollar Gehalt bekommen. Er war stets bemüht, in dieser Zeit soviel wie möglich zu lernen, und beschloss, sich nach Ablauf der 3 Jahre möglichst bald selbständig zu machen. Seine Vorgesetzten schätzten ihn sehr, Herr Stewart schenkte ihm beim Abschied eine Diamant- Nadel, und seine Mitgehilfen gaben ihm ein Abendessen. Bald darauf wurde er Reisender einer Papierfabrik, in welcher Stellung er 2 Jahre blieb, und 1840 errichtete er mit E. Root unter der Firma Root & Co. ein eigenes Geschäft. Nach dem Tage, an dem er grossjährig geworden, d. h. nach vollendetem 21. Jahr, heirathete er Mary Brian Stone aus Guildford, Conn., mit der er bis zu ihrem im Herbst vorigen Jahres erfolgten Tode, also 51 Jahre, zusammenlebte. Seine Papierfabrik in Lee, Mass., brannte am 27. November 1840 nieder, und nur ein Theil der Maschinen wurde gerettet. Der Verlust belief sich auf 20 000 Dollar und war zu 3/4 durch Versicherung gedeckt. Seine Firma hatte auch ein Geschäft in New York, und als er nach seiner Hochzeitsreise dahin kam, fand er, dass sein Theilhaber spekulirt und das Geschäft zu Grunde gerichtet hatte. Da er aber schon viel Vertrauen genoss, so ge lang es ihm, sich mit seinen Gläubigern zu vergleichen und allein weiter zu arbeiten. Bei Eröffnung seines ersten Geschäfts hatte er erklärt, dass er in 20 Jahren ein Vermögen besitzen wolle; er begann 1841 von neuem, und am 1. Januar 1853 zog er sich mit einem erheb lichen Besitz zurück und bewohnte ein Landhaus, welches später infolge Ausdehnung der Stadt sein städtischer Wohnsitz wurde. Er glaubte sich damals reich genug für den Rest seiner Tage, wollte sein Leben geniessen und begleitete deshalb einen alten Freund und Künstler auf einer Reise durch Süd-Amerika. Sie wollten 2 Jahre ausbleiben, kamen aber schon Ende 1853 zurück. Er fing doch wieder ein Papier- und Lumpengeschäft an und I war 1857 genöthigt, eine Hinausschiebung seiner Zahlungen zu erbitten. 1859 bestand die Firma Cyrus W. Field & Co. aus 4 Theilhabern, ging 1861 wieder zu Grunde. Field verglich sich mit 25 pCt., die fehlenden 75 pCt. zahlte er später mit Zinsen nach. Er hatte nämlich gleichzeitig mit seinem Papiergeschäft telegraphische Verbindung mit Europa unter dem Ozean geplant und 1866 zur ersten Ausführung und 1868 zum Erfolg gebracht. Schreiber Dieses erinnert sich, dass im Juli 1866, als die Preussen die ersten Siege in Böhmen erfochten, noch keine telegraphische Verbindung mit Amerika vorhanden war, als er aber 14 Tage später in New York landete, war schon die telegraphische Kabel- Nachricht von der Schlacht bei Königgrätz angekommen. Field selbst gab zu, dass er durch dieses Unternehmen 3 Millionen Dollar verdient habe, man schätzte aber die Summe viel höher. Als sein Papiergeschäft zum zweiten Mal zu Grunde ge gangen war, hatte er der Firma White, Sheffield & Co. in New York in Zahlung seiner Schuld einen Posten Lumpen oder einenPosten Neufundland-Telegraphen-Aktien von zweifelhaftem Werth so an geboten, dass die Zahlung 25 pCt. ausmachte. Die Firma nahm die Lumpen und Field behielt die Telegraphen-Aktien. Später, als diese werthvoll wurden, da sie die Verbindung mit Europa mitbesassen, nachdem das Ozean-Kabel erfolgreich gelegt war, erbat er sich von White, Sheffield & Co. Rechnung für die 75pCt., die er damals ungedeckt gelassen hatte, und bezahlte den Betrag nebst Zinsen mit 9800 Dollar. Im Jahre 1869 vertrat Field die Handelskammer bei der Eröff nung des Suez-Kanals und wurde 1876 Präsident der New Yorker Hochbahn. Zwei Jahre später machte er eine Reise um die Welt und brachte die Konzession für ein Kabel zwischen den Sandwich- Inseln und San Franzisco mit. 1881 wurde sein Vermögen auf 6 Millionen Dollar geschätzt, von denen er jedoch 1887 etwa 2/3 durch Handel mit Hochbahn-Aktien verlor. Dasselbe schmolz in den folgenden Jahren noch weiter zusammen, und als die Firma seines Sohnes verkrachte, verpfändete er all seinen Besitz gegen 500 000 Dollar, die aber nicht genügten, um denselben zu halten. Man sagt, dass sogar der Landsitz, auf dem er starb, hoch belastet war, und dass er nur durch die Güte eines reichen Mannes noch darauf leben konnte. Ein Theil seiner Bibliothek ist schon anfangs dieses Sommers versteigert worden. Papier-Mehlsäcke. In den Vereinigten Staaten von Amerika wird Mehl in kleineren Mengen von mehreren Pfunden bis zu 50 Pfund in papiernen Säcken verkauft. Zur Anfertigung dieser Säcke wird aus Tauen hergestelltes Manillapapier benutzt. Dieses und das zu Bindfaden verarbeitete Manillapapier wird wohl das einzige wirklich aus Manillahanf bestehende Erzeugniss dieser Art sein, während alle anderen sogenannten Manilla-Papiere aus Jute, Holz und dergl. gearbeitet sind. Die Papiere werden auf Maschinen mit 2 bis 4 Siebcylindern erzeugt und meist auch in der Papierfabrik zu Mehlsäcken verarbeitet. Wiebedeutend der Verbrauch sein muss, geht daraus hervor, dass der »American Flour Sack Association< 13 Firmen angehören, von denen 8 am 10. August in Niagara Falls eine Sitzung abhielten. Dieselben waren darüber einig, dass das Geschäft nie so schlecht wie gegenwärtig war, und erklärten dies dadurch, dass der Schwerpunkt der Müllerei sich nach Westen verschoben habe und jetzt in Minneapolis, Minnesota, ruhe. Auch würden baum wollene Mehlsäcke vielfach anstelle papierner benutzt, weil die Hausfrauen letztere ihrer vielfachen Verwendbarkeit wegen vor ziehen. Hier scheint eine Umwälzung vor sich zu gehen, wonach das Papier dem Baumwoll-Gewebe den Platz räumen muss. Vielleicht haben auch einige Fabrikanten das Papier nicht mehr aus reinem Manillahanf angefertigt, sondern Jute oder Holzzellstoff einge mischt, und durch die geringere Festigkeit des Papiers dem ganzen Artikel seine bisherige Beliebtheit entzogen!