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ein aus gelochtem Zinkblech bestehender Siebboden eingesetzt, durch welchem der Stoff, vermischt mit kleineren Splittern, abfliesst, während die grossen, groben Holzsplitter auf dem Siebboden Zurückbleiben und von dem die Schleifer bedienenden Arbeiter zeitweise entfernt werden. Die- Pumpe E befördert sodann den Stoff aus der Bütte auf die Entwässerungsmaschine H, d. i. eine Siebcylindermaschine gewöhnlicher Bauart von 1,80 m Arbeits breite, auf deren oberer, hölzerner Presswalze der Stoff zu feuchten Pappen aufgerollt und dann mit Holzmessern abgenommen wird. Bevor der Stoff auf die eigentliche Entwässerungsmaschine ge langt, passirt er den Vertheilungskasten wo er durch das zurückgepumpte Sieb wasser verdünnt wird, und den Splitter fänger G, welcher in seiner Bauart ganz einem gewöhnlichen Knotenfänger gleicht. Die Schüttelhöhe kann durch drehbare Excenterscheiben, auf welche die Schlagarme des Schütteltroges beim Niedergange auffallen, beliebig verändert werden; die Schlitz- weite der Knotenfangplatten beträgt 0,6 mm. Hervorgehoben muss werden, dass die Rührbütte D und die Stoffpumpe E hauptsächlich deshalb aufgestellt wurden, weil es beim Bau der Anlage wegen der Bodenbeschaffenheit nicht an ging, die Entwässerungsmaschine so tief unter die Schleifer zu stellen, dass der Stoff aus der Abflussrinne C unmittelbar in den Vertheilungskasten F hätte gelangen können. Wo jedoch das Gelände oder der Bau selbst eine solche Anordnung gestattet, könnten Bütte und Pumpe ganz wegfallen, und die ganze Schlei fereianlage bestände dann nur aus Schleifern und Pappenmaschine. Die Anwendung von Bütte und Speisepumpe wäre übrigens auch dann nicht ohne Vortheil, weil dadurch nicht nur ein gleich mässiges Speisen der Entwässerungsmaschine erfolgt, sondern letz tere auch jederzeit ohne gleichzeitige Betriebsunterbrechung der Schleifer abgestellt werden kann, um solche Arbeiten, wie Filz auswechseln, Cylinderputzen und dergl. vornehmen zu können, während die Schleifer ungehindert fortarbeiten, bis der Bottich mit Stoff gefüllt ist. Nach dem Gesagten könnte es vielleicht scheinen, als ob die beschriebene Arbeitsweise wegen des Fortfalls der Raffineure unschönen Stoff bei verhältnissmässig grossem Holzverlust (infolge der unvermahlenen ausgeschiedenen Splitter) ergeben müsste. Dem ist jedoch nicht so, da der ganze Verlust nur aus den in der Rinne G und im Splitterfang G zurückbleibenden gering fügigen Mengen grösserer und kleinerer Splitter besteht, während aller Stoff, der durch die engen Schlitze der Knotenfangplatten hindurchgeht, so fein ist, dass jedes weitere Mahlen und Ver feinern überflüssig erscheint. Wenn in den Schleifereien älteren Systems so viel splitteriger oder grobfaseriger Stoff' von den Schleifern abfliesst, dass man ohne Raffineure nicht auszukommen glaubt, so liegt dies wohl zum grossen Theil an der althergebrachten, unrationellen Art der Steinschärfung. Wie bekannt, werden zum Steinschärfen, ob das selbe von Hand mit Schärfhämmern oder mechanisch mit Schärfrädchen vorgenommen wird, fast allgemein Werkzeuge ver wendet, deren Arbeitsfläche aus dicht nebeneinander stehenden, spitzen Stahlpyramiden besteht. Diese Stahlspitzen werden in die Arbeitsfläche des Steines eingetrieben und dadurch auf dem Steine selbst wieder eine Menge kleiner einzelner Pyramiden er zeugt, deren scharfe Spitzen beim Schleifen die Oberfläche der angepressten Holzscheite gewissermaassen zerreissen und dadurch grobfaserigen Stoff erzeugen. In der oben beschriebenen Holzschleiferei wird das Schärfen der Steine nicht von Hand, sondern mit einem Schärfapparat be sorgt, bei welchem die auf einem Supportschlitten befestigte Schärfrolle der cylinderischen Mantelfläche des rotirenden Steines entlang geführt und angepresst wird, ähnlich wie dies bei den gebräuchlichen Schärfapparaten geschieht. Die Oberfläche der Schärfrolle besteht jedoch nicht aus einzelnen Stahlpyramiden, sondern dieselbe ist parallel zu ihrer Drehungsaxe gerieft. Durch das Anpressen dieser gerieften Stahlrolle an den sich drehenden Stein werden auch auf der Oberfläche des letzteren Riefen er zeugt, welche parallel zu seiner Axe und daher auch parallel zur Faserrichtung der angepressten Holzscheite verlaufen. In diesem Falle werden also die Fasern nicht abgerissen, sondern abgeschabt, und dadurch erhält man einen schönen gleichmässigen Stoff, welcher nach Abscheidung der unvermeidlichen Splitter des Fein mahlens auf Raffineuren nicht mehr bedarf. Von den drei Schleifsteinen wird jeden Tag abwechselnd einer geschärft und zwar ohne Unterbrechung des Betriebs der beiden anderen, da alle Schleifer fest mit einander verkuppelt sind. Nur bei dem zu schärfenden Stein werden die Pressen ausgelöst, der Schärfapparat eingesetzt und die Oberfläche auf oben beschriebene Weise gerieft, was in einer Viertelstunde beendigt ist. Dann entfernt man die Schärfvorrichtung und setzt die Pressen wieder in Thätigkeit. Zweimal monatlich werden sämmtliche Steine centrirt, indem man einfach beim Schärfapparat anstatt der Schärf rolle eine starke vierkantige Stahlschiene einsetzt und etwaige Unebenheiten und unrunde Stellen wie auf einer Drehbank ab dreht. Nach erfolgtem Centriren werden die Steine wieder ge schärft und die Stellschrauben nachgezogen, mittels welcher die Holzkammern des Schleifergehäuses bei der fortschreitenden Ab nützung der Steine nachgerückt werden müssen. Bei diesen Gelegenheiten werden dann auch stets die Schleifer, Stoffkanäle usw. einer gründlichen Reinigung unterzogen. Was die Grössenverhältnisse der beschriebenen Anlage be trifft, so sei bemerkt, dass vorliegende Skizze genau nach Maass gezeichnet ist, und zwar entsprechen 2,5 mm der Zeichnung 1 m in der Wirklichkeit, der Maassstab ist also 1: 400. Jeder der drei Schleifsteine hat in neuem Zustande 1,25 m Durchmesser und 50 cm Breite und kann bis zur Erneuerung auf 1 m Durchmesser abgenützt werden. Die Hauptwelle mit den Schleifern macht 180 Umdrehungen in der Minute, der Wasser druck im Akkumulator, von welchem aus die hydraulischen Pressen der Schleifmaschinen gespeist werden, beträgt 4 Atmosphären. Zum Betrieb der ganzen Holzschleiferei dient eine Rohrturbine von 300 effektiven Pferdestärken, von welchen 280 für die Schleifer und 20 für die übrige Maschinerie beansprucht werden. Die tägliche Produktion beträgt 4 Tonnen lufttrockenen Stoffes bei einem Holzverbrauch von 16 Raummetern ungeputzten Fichten holzes; zur Erzeugung von 1 Tonne Holzstoff in 24 Stunden ist daher eine Schleifkraft von 70 Pferdestärken und eine Holzmenge von 4 Raummetern erforderlich. E. N. Verunreinigung der Luft. (Nach den Berichten der Kgl. Preussischen Regierungs- und Gewerberäthe für das Jahr 1891). Mehrfache Belästigungen veranlasste eine Strohpapierfabrik in Münster. Zunächst machte sich beim Oeffnen und Entleeren der grossen Strohkocher ein unangenehm süsslicher Geruch be merkbar. Durch Ableitung der bei der Entleerung der Kocher entstehenden Dämpfe in den grossen, inzwischen auf 40 m erhöhten Fabrik-Schornstein sind die Uebelstände ziemlich beseitigt. Die im Fabrikationsraum entstehenden Dämpfe werden durch Exhaus toren, welche an der Hofseite liegen, abgesaugt und zerstreuen sich im Fabrikhofe. Die Abwässer werden durch eine Filtervor richtung und durch Klärgruben gereinigt und fliessen dann theil weise über Wiesen, theilweise auch unmittelbar in die Aa, weil die städtische Verwaltung Bedenken trägt, sie in die städtischen Kanäle aufzunehmen. Aus diesen Rieselwiesen steigt zu Zeiten ein Fäulnissgeruch auf, welcher noch zu Beschwerden Veran lassung giebt. Dieselben Beschwerden, welche bisher schon wegen der Zell stofffabrik Ziegenhals erhoben wurden, wurden gelegentlich eines Antrags dieser Fabrik auf Aufstellung eines fünften Kochers Salomon’schen Systems von neuem und besonders lebhaft vorge bracht. Der Bezirks-Ausschuss erhob Beweis über die zur Be gründung vorgebrachten Thatsachen an Ort und Stelle unter Zu ziehung von Sachverständigen. Nach dem von diesen erstatteten Gutachten ist die Ursache der Belästigungen bei der für die Er zeugung der schwefligsauren Kalklauge vorhandenen Einrichtung zu suchen, und zwar sollen die Kiesröstöfen zu klein sein und die Absorptionsthürme unvollkommen wirken und schweflige Säure entweichen lassen. Als Mittel zur Abstellung dieser Uebelstände wird die Einführung eines einfacheren Laugenbereitungs-Verfahrens vorgeschlagen und die Gewinnung der Lauge durch Schwefelver brennung empfohlen. Um die Möglichkeit der Instandhaltung der vorhandenen Laugenbereitungs-Einrichtung zu sichern, hat der Bezirks-Aus schuss die Ausführung einer Reserve-Anlage zur Bedingung ge macht und für diese die Verwendung flüssiger schwefliger Säure vorgeschrieben. (Siehe die Genehmigungs-Bedingungen für Zell stoftkocher auf Seite 1672.) Die Ursache der Belästigung ist nach dem Urtheil des Gewerbe raths Trilling in Oppeln darin zu finden, dass die Kocher und Rohrverbindungen unter der Einwirkung der Säure und Hitze sehr der Zerstörung ausgesetzt sind, und die geringste Undichtig keit sofort eine ganz empfindliche Belästigung der Nachbarschaft hervorruft. Die Genehmigungsbedingungen sind deshalb dadurch verschärft worden, dass alle Störungen dieser Art als den Voraus setzungen, unter denen die Genehmigung ertheilt ist, widersprechend bezeichnet werden, so dass künftig bei jeder Belästigung die