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1526 PAPIER-ZEITUNG. No. 53. beschrieben. Laugenthurm « Fig. 1. (Fortsetzung folgt.) sonst nicht anzog. Von den Thürmen D und E floss die Lauge durch unten etwas eingebogene Bleiröhren a in eine hölzerne, innen mit Blei blech ausgekleidete Rinne b, aus dieser dann in den etwas ellip tischen, nach oben konisch zulaufenden Laugenbottich F. Die mittlere Grundfläche desselben betrug 17 qm, seine Höhe etwa 2 m, der Inhalt folglich etwa 34 cbm. War der Bottich F voll, so wurde die Lauge durch das Blei rohr c in den Montejus G abgelassen, d. h. in einen etwa 3 cbm fassenden, tiefer, liegenden eisernen Kessel, der mit Blei voll kommen lüft- und laugendicht ausgekleidet war. Dieser Monte jus war durch eine Bleileitung luftdicht mit einer gewöhnlichen Pumpe P in Verbindung, welche als Luftpumpe benutzt wurde. Wenn dieselbe ging, presste sie die Luft in den Montejus hinein und dadurch die Lauge durch die unterirdische Leitung r hinauf in die Bottiche H bezw. 1. Diese beiden letzteren standen auf zwei solid gemauerten Bogen, noch etwas höher als das erste Stockwerk eines Hauses sich befindet. Beide hatten nicht ganz kreisrunden, sondern einen etwas elliptischen Querschnitt, nach oben etwas konisch, waren von Holz und innen mit Bleiblech ausgekleidet. Die mittlere Grundfläche von H war 30,39, die von 1 30,27 qm; die Höhe von H betrug 2,8, die von I 3 m, dem nach war der Inhalt von H 90,8, von I 85,1 cbm. Von dort aus wurde die Lauge nach Bedarf in die tiefer stehenden im Kochersaal befindlichen Kocher K und L abgelassen. Die Gesammtmenge Lauge, welche in diesen drei Bottichen aufbewahrt werden konnte, betrug folglich beiläufig 210 cbm. Selbstverständlich ist, dass in der ganzen Einrichtung überall die nöthigen Blei-Ventile angebracht waren, welche ich der Ein fachheit halber wegliess. Die etwas komplizirte Vorrichtung mit dem Montejus und der Luftpumpe war nothwendig, weil man zur Zeit des Entstehens der Sulfitstoffindustrie, (wo allerdings die Lieferung nach dem Orient. Aus Sofia meldet der österreichische Konsul in seinem letzten Bericht, dass die deutsche Papier-Industrie mit Erfolg bemüht ist, den Oesterreichern das Absatzgebiet in Bulgarien streitig zu machen. Bei der letzten Bedarfs-Ausschreibung der bulgarischen Staats druckerei hat sich die deutsche Industrie mit Angeboten lebhaft betheiligt, und es gelang ihr auch, durch billigere Preise etwa 2/3 der Lieferung für etwa 130000 Franken an sich zu bringen. Auch für Privatdruckereien und Handelsleute haben die Deutschen einige Geschäfte gemacht. »In Papeterieartikeln kommt Deutsch lands Leistungsfähigkeit hier besonders zur Geltung, indem fast ausschliesslich die deutsche Provenienz vertreten ist«. In Konstantinopel zeigt die Einfuhr von deutschem Druck papier eine Zunahme. Auch deutsches Packpapier (aus Holzfasern und Stroh) wird mehr gekauft. 1890 betrug die Gesammt-Einfuhr in Konstantinopel von Papier 24 739, Papierwaaren 600, Pappen deckel 5479 Gentner gegen 1891: 33 154 — 411 — 8042. Der Bedarf ist also ganz bedeutend gestiegen. In Kleinasien sieht der österreichische Konsul in Smyrna mit Bangen für seine heimische Industrie, wie die deutschen Liefe rungen von Papier zunehmen. Er kann den Deutschen nicht die Anerkennung versagen, dass sie äusserst thätig sind, um den Absatz ihrer Erzeugnisse auf dem Markt in Smyrna weiter aus zudehnen. Die Mehrzahl der Smyrna aufsuchenden Handlungs reisenden vertritt deutsche Häuser. Dass sich hier der deutschen Industrie, nachdem sie gut eingeführt ist, ein reiches Feld bietet, beweisen folgende Zahlen. Die Gesammteinfuhr von Papier und Pappendeckel betrug 1891 Kisten und Ballen: 14749 gegen 13931 in 1890 (737450 Franken gegen 696550). Nach den Aus fuhrhäfen vertheilt sich die Zahl für 1891 auf Oesterreich- Ungarn 11 697, Deutschland 39, England 214, Belgien 66, Frank reich 847, Niederlande 409, Italien 1477. In Pack- und Druckpapier verdrängt Deutschland mehr und mehr das österreichische Fabrikat; Chemnitz liefert speziell auch grössere Quantitäten von farbigem Papier zu Plakaten. In billigem Schreibpapier und Cigarettenpapier ist Italien sehr rührig. Luxus papier kommt aus Frankreich, Strohpapier aus Steiermark und Neapel, Pappe noch immer vorwiegend aus Oesterreich. Der österreichische Konsul kann die Besorgniss nicht unter drücken, dass die deutsche Papier-Industrie, begünstigt durch die neuen billigen direkten Frachtsätze, immer mehr und erfolgreich mit der österreichischen konkurriren wird. Phosphorbronce von C. Künzel schon erfunden war), noch keine Betriebserfahrungen mit solchen Legirungen in dieser Industrie hatte, und es daher nicht wagte, Pumpen zu benutzen, welche die Lauge direkt aufnehmen und weiterbefördern. Während der Zeit meiner Thätigkeit in der betreffenden Fabrik wurden dann auch in dieser Richtung Aenderungen vor genommen, indem der Bottich F sammt dem Montejus weggerissen und durch zwei grosse gemauerte Behälter 1 und 2 (siehe die gestrichelten Umrisse in Fig. 1) ersetzt wurde. Die Grundfläche von 2 war 33,673, die von 1 34,754 m im Geviert. Beide waren aneinander gebaut, durch eine Quermauer von einander getrennt und standen durch ein Loch in derselben in Verbindung; etwa zur Hälfte waren sie in die Erde versenkt. Ihre Höhe war 2,046 m und der Rauminhalt beider zusammen 140 cbm. Um auf einfache Weise den Laugenstand jederzeit feststellen zu können, liess ich einen Maassstab machen, auf welchen von der Unter kante 2,046 m aufgetragen wurden; diese Strecke wurde in 140 Theile eingetheilt, und jeder dieser Theilstriche entsprach sodann beim Eintauchen des Maassstabes in die Lauge einem cbm. An Stelle der Luftpumpe kam eine rotirende Pumpe von der Firma J. E. Naeher, Pumpen- und Maschinenfabrik in Chemnitz in Sachsen, und zwar eine solche aus Phosphorbronce; diese zog die Lauge aus den beiden gemauerten Behältern heraus und übergab sie durch geeignete Leitungen innerhalb des Kochersaales direkt in die mit Holz gefüllten Kocher. Wenn nöthig, liess man die Lauge durch diese Pumpe auch in die beiden hochstehenden Bottiche H und I hinaufdrücken. Die Pumpe arbeitete sehr gut, und ihre Aufstellung war entschieden als eine Verbesserung des Betriebes zu betrachten. Bei ihrer Benutzung war es gut, die Vorsicht nicht äusser Acht zu lassen, dass man nach dem Gebrauch immer Wasser durchlaufen liess; auch musste man die Pumpe, bevor man sie arbeiten liess, mit Lauge volllaufen lassen, weil sie nach System Mitscherlich arbeitenden Sulfitstoff-Fabrik bestehen den, oder besser gesagt, bestandenen Laugenstation. Links sieht man in einem rechteckigen Gebäude die Kiesöfen. A und B sind gewöhnliche Kiesöfen von der gebräuchlichen Kon struktion, wie dieselben zum Abrösten von Schwefelkies in den Schwefelsäure-Fabriken gebraucht wurden und heute noch in Ver wendung sind. Rechts von denselben steht ein Blendenofen C; an seiner Stelle waren früher auch 2 Kiesöfen von derselben Konstruktion wie A und B. Dieselben wurden später abgerissen und an ihre Stelle ein sogenannter Rangir- oder Blendenofen gesetzt. Derselbe bestand aus 5 über einander liegenden Heiz platten, und in ihm wurde ein aus Schwefelkies und Zinkblende bestehendes Erz, die sogenannte Kiesblende, abgeröstet. Die Oefen führten ihr Gas in einen gemeinsamen Gaskanal y und sodann in die bekannten Mitscherlich’schen auf und ab steigenden U-förmigen Kühlrohre h, aus welchen es in die Thürme D bezw. E strömte. Bei allen Oefen waren Glockenschieber zum Abschluss des Gases angebracht, und es war durch zweckmässige Anlage derselben möglich, das Gas aus jedem Ofen in jeden Thurm leiten zu können. Die Einrichtung und Grössenverhältnisse der Thürme und Kühlrohre habe ich bereits in meiner Veröffentlichung »Der