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2) die hiernach vervollständigten Unfallverhütungs - Vor schriften sollen alsdann bei den Mitgliedern in Zirkulation ge setzt und, falls sich für dieselben eine Mehrheit von neun Stimmen im Genossenschafts-Vorstand findet, in Vollmacht der DelegirtenVersammlung dem Reichs-Versicherungsamt zur Ge nehmigung unterbreitet werden. 8. Revision des Gefahrentarifs. Auf Grund eines der Versamm lung vorliegenden gedruckten Berichts der Gefahrentarif-Kommission und nach eingehenden Verhandlungen werden folgende Grundlagen für den neuen Gefahrentarif festgestellt: 1) die sechs Hauptgewerbezweige sind mit nachfolgenden Unfallgefahrenziffern einzuschätzen: Papierfabriken mit 24 Cellulosefabriken » 31 Holzschleifereien „ 26 Strohstoftfabriken „ 18 Pappenfabriken » 23 Lumpensortiranstalten „ 10. 2) Für Papier- und Pappenfabriken werden die auf Grund obenstehender, für die festgesetzten Gefahrenziffern gefundenen Gesammtumlagen-Beträge verschieden nacli der Anzahl der in ihnen beschäftigten Mädchen und Frauen beim Hadernsortiren und im Papiersaal, die nicht an Maschinen arbeiten, vertheilt. Diese Vertheilung soll so stattfinden, dass Betriebe mit bis 10 pCt: derartiger Arbeiterinnen mit 100 pCt. „ 10-25 „„ » „90» „ 25-40 „ „ » » 80 » » 40—55 » » » » 70 » » über 55 » » „ »60» belastet werden. Für die nicht zur Papierindustrie gehörenden Betriebe sollen die Gefahrenziffern der einschlägigen Berufsgenossenschaften zu Grunde gelegt und der Vorstand zur Feststellung derselben er mächtigt werden. Gebrauchsmusterschutz. Bonn, 18. Juli 1892. Eine Berliner Firma hat jüngst einen Artikel im Musterschutzregister eintragen lassen, der bereits vor 2 Jahren durch eine englische Zeit schrift beschrieben und durch Abbildung erläutert wurde. In dem Gesetz betreffend den Schutz von Gebrauchsmustern vom 1. Juli 1891 heisst es im § 1: »Modelle gelten insoweit nicht als neu, als sie zur Zeit der auf Grund dieses Gesetzes erfolgten Anmeldung bereits in öffentlichen Druckschriften beschrieben oder im Inlande offenkundig benutzt sind.« Wir haben uns infolgedessen an den Herausgeber der Zeitschrift für gewerblichen Rechtsschutz um Aufschluss gewandt, ob unsere Auf fassung richtig ist, dass, sobald ein Gegenstand in einer öffentlichen Druckschrift beschrieben ist, derselbe nicht mehr unter Gebrauchs musterschutz gestellt werden kann, oder ob sich dieses nur auf inländische Zeitschriften bezieht. Wir erhielten darauf folgenden Brief: Ew. Hochwohlgeboren erwidere ich auf Ihre werthe Anfrage vom 21. Juni 1892, dass es in Theorie und Praxis unbestritten ist, dass unter den im § I des Gebrauchsmusterschutzgesetzes genannten »öffentlichen Druckschriften« sowohl im Inland, wie im Ausland erfolgte Veröffentlichungen ver standen sind. Dies ergiebt sich schon aus dem Wortlaut: »bereits in öffentlichen Druckschriften beschrieben — oder im Inlande offenkundig benutzt sind.« Wären nur inländische Druckschriften gemeint, so würden die Worte »im Inlande« schon hinter das Wort »bereits« und vor die Worte »in öffentlichen Druckschriften« gesetzt sein. Uebrigens spricht dafür auch die Analogie des in der Praxis unzweifelhaften Patent gesetzes. Paul Schmid, Gerichts - Assessor. Es liegt nun gewiss im Interesse der Leser der Papier-Zeitung, diesen Fall zur Sprache zu bringen, um aus dem Leserkreise zu ver nehmen, ob schon gerichtliche Entscheidungen in ähnlichen Fällen herbeigeführt worden sind. pp. F. Soennecken’s Verlag Alb. Eltzbacher. Deutsche Weltausstellung und Grossindustrie. Je grösser ein Fabrikant ist, je mehr man ihn überall kennt, desto weniger Nutzen kann ihm eine Ausstellungbringen. Diejenigen Fabrikanten, welche den Wettbewerb der grossen zu überwinden haben oder doch neben denselben zur Geltung kommen möchten, also die grösseren und mittleren, sind es besonders, welche sich von Ausstellungen Ruhm, Ehre und Geschäfte versprechen. Diese melden erfahrungsmässig zuerst an, und ihre grössten Fachgenossen folgen meist nur nothgedrungen, um sich nicht den Rang ablaufen zu lassen. Dann aber müssen sie auch ihrer Bedeutung nach auftreten und viel Geld dafür opfern. Diese allgemeine Regel gilt in erhöhtem Maasse für die grossen Eisenwerke. Welche Geschäfte könnten z. B. Krupp aus einer Weltausstellung erwachsen und ihn für die aufgewandten Hunderttausende schadlos halten? Welche Ehren, welcher Ruhm wäre für seine Firma davon zu hoffen? Die grössten Fabrikanten müssen sogar wünschen, dass ihren kleineren Wettbewerbern keine Gelegenheit gegeben wird, in der Werthschätzung der Abnehmer vorzurücken, sie haben also auch deshalb ein Interesse daran, dass eine Weltausstellung nicht zustande komme. In keinem Fall sollte daher ablehnende Ansicht der grössten Fabrikanten den Ausschlag geben. Wenn man dieselben fragt, ob sie sich Vortheil von derselben versprechen, so hat man ein »nein zu erwarten, und die Frage macht schon den Eindruck, als ob man dieses »nein« wünsche, um damit die Ablehnung zu be gründen. Die Weltausstellung soll nicht abgehalten werden, um die Grossen noch grösser zu machen, somlern um Allen, besonders aber den strebsamen, noch unberühmten Fabrikanten Gelegenheit zu geben, ihre Leistungen vorzuführen und sich Anerkennung zu verschaffen. Ausserdem soll sie zeigen, dass Deutschland nicht billig und schlecht, sondern billig und gut liefert. Es ist zu hoffen, dass der durch alle Organe kundgegebene Wunsch der Gesammt-Industrie im Rathe der Regierung schwerer wiegt als die Ansicht derer, die es nicht nöthig haben! Elektrisch betriebene Papierfabrik. Die Münchener Neuesten Nachrichten« berichten über eine am 2. und 3. Juli von Studirenden der Münchener Technischen Hoch schule unternommene Studienfahrt und geben dabei eine inter essante Schilderung der von der Haug’schen Papierfabrik bei Gmund am Tegernsee eingerichteten elektrischen Kraftübertragung. Es heisst da: Als die in der Papierfabrik verfügbare Wasserkraft nicht mehr ausreichte, handelte es sich darum, eine etwa 1—2 km entfernte turbinenmässig ausgenutzte Wasserkraft von 200 P. S. nach der Papier fabrik zu übertragen. Die reine Gleichstromübertragung zeigte bei den plötzlichen starken Belastungen, wie sie z. B. durch Einrücken der grossen Holländer entstehen, Missstände, weshalb zu dem Zweiphasen strom, einem Mittelding zwischen Wechselstrom und Drehstrom, ge griffen wurde. Die Uebertragung wurde so angelegt, dass sie die in der obengenannten Entfernung befindlichen Turbinen gleichsam wie durch eine unsichtbare Welle auf elektrischem Wege fest mit einander verkuppelt, so dass die entfernte Turbine, wenn nöthig, mit ihrer vollen Kraft einspringen und den in der Papierfabrik befindlichen zu Hilfe kommen kann. Die Gesellschaft hatte Gelegenheit, sich von dem vor trefflichen Funktioniren der ganzen Anlage zu überzeugen. Zunächst wurde die entfernte Primärstation besichtigt; der kleinere von einer eigenen Turbine getriebene hochgespannte Gleichstromgenerator von etwa 70 P. S. überträgt bei 1200 Volt Spannung die Arbeit nach der Papierfabrik auf einen Motor, welcher seinerseits eine Papiermaschine treibt; der grössere Zweiphasenstromgenerator gestattet äusser der Ab nahme dieses Hauptarbeitsstromes von einem den 4 Schleifringen jenes gegenüberliegenden Kollektor die Abnahme von Gleichstrom von etwa der gleichen obengenannten Spannung, welcher nicht nur zur Erregung der eigenen Feldmagnete, sondern auch für die Magnet-Erregung der in der entfernten Papierfabrik befindlichen Motoren dient und in der Primärstation automatisch regulirt wird. Von hier begab sich die Gesellschaft an der aus einer Gesammtanzahl von 14 Drähten bestehenden Fernleitung entlang, welche grossentheils nicht an besonders errichteten Leitungsstangen, sondern an hierzu um geschaffenen Waldbäumen geführt ist, nach der Sekundärstation in der Papierfabrik. Hier erregte das Wiederanlassen des vorher abgestellten Zweiphasenstrom-Motors das Haupt-Interesse, wobei das tadellose Funktioniren der Kraftübertragung deutlich erkennbar wurde. Bei aus geschaltetem Zweiphasenströme wurde zunächst der Motor mit Gleich strom anlaufen gelassen und nun an dem zugleich an Maschine und Fernleitung anliegenden Spannungsmesser der Zeitpunkt abgewartet, bis zwischen Motor und dem entfernten Zweiphasengenerator Syn chronismus erreicht war, was sich sehr bald einstellte und äusserst scharf an dem Mess-Instrument erkannt werden konnte. Hierauf wurde in aller Ruhe der Motor auf den Zweiphasenstrom umgeschaltet und der Gleichstrom unterbrochen, so dass er von nun an nur mit dem zwei- phasigen Wechselstrom weiterarbeitete, welche Manipulationen alle er folgten, ohne dass das geringste Funkensprühen an der Maschine auftrat. Kein Mensch will bloss dem Glück was danken, Und ob’s ihm Alles auch beschied; Ein Jeder hegt gern den Gedanken: ■> Ich selbst bin meines Glückes Schmied.«