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No. 59. Von den beiden in Figg. 2 und 4 dargestellten Ausführungs arten hat Fig. 2 dieselben Einrichtungen und Schutzvorkehrungen wie Fig. 1, nur hebt und senkt sich die Anschlagschiene c mit dem durch Hebel bewegten Pressbalken k. Fig. 4 besitzt keine Anschlagschiene und ist mit polirter Holztisch platte versehen. »Ich giesse die Stege in Längen von 5, 10, 15, 20, 25, 30, 35, 40, 45. 50 Cicero, sowie in Breiten von 2, 3, 4, 6 und 8 Cicero. Ani liebsten hätte ich statt 6 und 8 Cicero 5 und 10 Cicero gewählt, konnte dies aber nicht gut, weil ich die herrschende Eintheilung zu berücksichtigen und darauf zu achten hatte, dass mein Sparsteg sich jedem Druckerei system anpasst.« Herr Kempe nennt diese neue Längensteigerung einen Fort schritt, und wir Alle wissen ja, dass er ein äusserst praktischer Mann ist und seine Neuerungen — soweit ich sie kennen lernte — in der That auch Verbesserungen waren. Dennoch schiesst er, so glaube ich, — soweit Deutscldand in Betracht kommt — mit dieser Neuerung über das Ziel hinaus. Wenn die Sparstege sich jedem Druckereisystem — worunter ich hier Längen- und Breiteneintheilung verstehe — anpassen sollen, so dürfen doch die Messinglinien, die Quadraten und der Durch schuss, also das sogenannte korrespondirende Material, bei dieser Aenderung nicht unberücksichtigt bleiben. Denken wir uns z. B. eine grössere Tabelle (Staatshaushalts-Etat usw.) mit leeren Längs feldern von 16 Cicero. Zu deren Satz nahm man bisher Linien von 4 Konkordanz, Hohlstege von derselben Länge, und wenn noch Regletten zum Erreichen der erforderlichen Feldbreite nöthig waren, je 1 Stück der betreffenden Sorte. In solchen Fällen wären die Hohlstege der Kempe’schen Längensteigerung nur durch Flicken mit Quadraten zu verwenden. Und wollte man bei Bemessung der Längsfielder die neuen Hohlstege berücksich tigen, so würde man eine grössere Anzahl von Griffen bei den Linien, Durchschuss und Quadraten nöthig haben, und die Regletten würden hierbei eine grosse Einschränkung ihrer Verwendbarkeit erleiden. Ich bin daher der Ansicht, dass in Deutschland diese Neuerung keinen grossen Beifall finden wird. Eher dürfte dies im Auslande, in Frankreich, Spanien, Italien usw. möglich sein, wo man an eine Steigerung von 5 zu 5 Cicero durch die Messinglinien gewöhnt, also auch mit dem übrigen Material jedenfalls dafür eingerichtet ist. Diese Länder dürften es dann aber als eine Inkonsequenz empfinden, wenn die Länge von 5 zu 5, die Breite jedoch von 2, 3, 4, 6 zu 8 Cicero steigt. England und Amerika dürften dieser Steigerung gleichfalls nicht sympathisch gegenüberstehen, denn dort steigen die Messinglinien von 26 bis 50 Cicero immer um je 2 Cicero; es sind also die Längen 25, .35, 45 garnicht vorhanden. Nun enthält die Kempe’sche Abhandlung aber noch einen Satz, nach welchem zu urtheilen der sonst so praktische Ver fasser unter die Theoretiker gerathen ist. Er sagt: - in der Millimeter-Abstufung geboten! Diejenige Giesserei, welche sich । zuerst für das Metermaass bei Neueinrichtungen entschlösse, würde r zweifelsohne gute Geschäfte machen, und dem Setzer müsste ja das , Herz im Leibe lachen, wenn er nur noch mit ganzen und halben Milli meter-Abstufungen zu rechnen hätte. Vorläufig ist dies aber noch ein schöner Traum.« Zunächst ist mir neu, dass die Franzosen nach Linien (des alten pariser Fusses?) rechnen. Mir ist nur bekannt, dass sie nach Punkten und bei grösseren Längen nach »douzes«, dies sind 12 Punkte, also der Cicero entsprechend, rechnen. Das Rechnen der verschiedenen Nationen nach Pica, Augustin, Cicero hat ein fach seinen Grund darin, dass diese Kegel eine Einheit darstellen, welche als Ausgangspunkt für alle Maassbestimmungen in den Schriftsystemen der verschiedenen Länder angenommen werden, und das Rechnen danach also jedem praktischen Buchdrucker geläufig ist. Gewiss wäre es schön, wenn in allen Ländern das Schrift system ein gleiches wäre und seine Einheit in Millimetern bestände. Nicht erst Herr Kempe, sondern bereits Firmin Didot hat im Jahre 1811 den Versuch gemacht, ein millimetrisches Schrift system einzuführen, ist jedoch aus praktischen Gründen davon zurückgekommen. Dann hat Herr Professor Faulmann im Jahre 1879 sich noch mal in theoretische Erörterungen über die Nothwendigkeit | eines millimetrischen Schriftsystems vertieft, jedoch ohne jedwedes praktische Ergebniss. Wenn irgend Jemand die Nothwendigkeit eines einheitlichen Schriftsystems anerkennt, so bin ich es, der ich seit 23 Jahren nach dieser Richtung hin schriftstellerisch und praktisch thätig bin. Gerade hierbei habe ich die grossen Schwierig keiten kennen gelernt, die einem solchen Ziele entgegenstehen. Seit 13 Jahren besteht der Beschluss, in Deutschland das franzö sische Schriftsystem, auf dem Meter beruhend, einzuführen. Es ist jedoch allen Praktikern bis heute noch nicht gelungen, es zum alleinherrschenden, in Deutschland zu machen, und in diesem Jahr hundert wird dies überhaupt nicht erlebt. Nun denke man sich die Beseitigung dieser noch nicht ganz erreichten Errungenschaft und deren Ersatz durch ein neues System, welches natürlich in jeder bestehenden Druckerei ein Fremdling und zugleich ein Störenfried wäre! DiesenWunsch kann Herr Kempe nicht haben, und er wird, wenn er darüber mit Praktikern spricht, auch auf ein millimetrisches System verzichten, gerade weil er Praktiker ist. Hermann Smalian. • Der deutsche Hohlsteg theilt sich bekanntlich in Längen von 4 zu 4 Cicero. Warum dies beliebt wird, ist auf das Quadratursystem der Cicerogevierte doch kaum zurückzuführen, wie überhaupt die Systeme der Schriftbreiten geradezu anarchische genannt werden können, selbst in Ländern, welche seit mehr als hundert Jahren das metrische Einheitsmaass führen. (Welche wären dies? Die Arbeiten zur Er mittelung des auf unvergänglichen Meridianmaassen beruhenden Einheits- maasses begannen erst 1799. Verf.) Warum der Deutsche nach Cicero, der Holländer nach Augustin, der Engländer nach Pica und der Franzose nach Linien rechnet, die annähernd sämmtlich auf das 12 Punkt-System hinauslaufen, wissen wir nicht, ebensowenig, welche Eintheilung Gutenberg gehabt hat: so viel ist aber gewiss, dass kein der Buchdruckerei gewidmetes Schrift system auf metrischer Grundlage beruht. Welehe Vereinfachung wäre reihten sich an. Frister & Rossmann zeigten zwei Stück ihrer » Caligraph- Schreibmaschine « in Thätigkeit, und in dem letzten der drei zur Aus stellung benutzten Räume hatte eine Anzahl von Haussegen-Fabrikanten ihre mehr oder minder geschmackvollen Erzeugnisse ausgelegt. Unter den lithographischen Erzeugnissen zeichneten sich die Münchener Bier- Postkarten des Münchener Verlags-Instituts F. Braunbeck durch humor volle Entwürfe und flotte Ausführung aus. Als Sonder-Erzeugnisse ver dienen die Gewerbewappen der Firma Grwnbkow in Dresden Erwähnung, unter welchen auch das bis jetzt noch nicht vertretene Papiermacher- Wappen Aufnahme finden könnte. Von A. Rochus Sala, Berlin, waren ansprechende Erzeugnisse des neuesten Zweiges dieser Anstalt, der Spielkarten-Fabrikation, ausgestellt. Sparstege. Unter dieser Bezeichnung bietet Herr Carl Kempe, wie in Nr. 55, Seite 1590 der Papier-Zeitung mitgetheilt wurde, den deutschen Buchdruckern eine Abänderung des bisherigen Hohl stegsystems an. Das letztere enthält bekanntlich die Breiten von 2, 3, 4 Cicero, die Längen von 4, 8, 12, 16, 20 Cicero, so dass in einem regelrechten Sortiment 15 verschiedene Stege vorhanden sind. Man hat sich auf diese geringe Zahl beschränkt, weil sie eine stetige Verwendbarkeit ermöglicht, da man längere Stege durch Zusammensetzen herstellen kann, was umgekehrt nicht der Fall ist. Selbstredend werden die Hohlstege auf Wunsch auch noch in grösseren Breiten und Längen gefertigt. Die obige Ein theilung ist die der am Lager gehaltenen Hohlstege. Herrn Kempe’s Abänderung erstreckt sich nun auf zwei Gebiete. Zuerst will er durch eine veränderte Form — ähnlich derjenigen der schon vorhandenen Eisenstege — ein geringeres Gewicht erzielen, und zweitens will er die bisher übliche Längen-1 Steigerung von 4 zu 4 Cicero in eine solche von 5 zu 5 Cicero umwandeln. Er sagt in seinem Graphischen Anzeiger«: Kolportage -Ausstellung. Die Ausstellung des Zentralvereins Deutscher Kolportagehändler, welche vom 17. bis 19. Juli in Dräsel’s Gesellschaftsbaus in Berlin statt fand, war mit Büchern, Zeitschriften und Vorlagewerken gut beschickt, ohne jedoch diejenige Vollständigkeit aufzuweisen, welche eine anschau liche Darstellung des Arbeitsgebietes des deutschen Kolportagehandels ermöglicht hätte. Die illustrirten Zeitschriften waren gut vertreten, weniger gut die Kalender, und von dem eigentlichen Hauptstoff, den illustrirten Romanen in Zehnpfennig-Heften, war äusser den Verlags werken von Werner Grosse in Berlin nicht viel zu bemerken. Diese erfolgreiche Verlagsfirma hatte indess ihre neuesten »Schlager« voll zählig vorgeführt: Rinaldo Rinaldini, Schinderhannes, Milan und Natalie, die Anarchistenbraut und den Räuber Athanas. Interessant war es, an der neuesten Veröffentlichung der Schriften-Vertriebsanstalt in Wei^nar zu ersehen, dass dieselbe jetzt ebenfalls gelernt hat, sich die alt bewährten anreizenden Zuthaten der Kolportage-Literatur zu eigen zu machen. Diese Anstalt, welche sich die Verbesserung des Volkslesestoffs zur Aufgabe gestellt hat, giebt jetzt einen Roman von Max Kretzer, »Irrlichter und Gespenster«, mit wirksamem Titelbild und theils voll seitigen, theils eingestreuten, von R. Lotter gezeichneten, recht guten Text-Ill ustrationen heraus. Titel, Bilder und Schreibweise entsprechen dem Geschmacke des Volkes, dabei darf man aber von Kretzer Ge diegeneres erwarten, als von den namenlosen Grusel-Schriftstellern. Zu den Erzeugnissen, welche der »Buchhandel im Umherziehen« vertreibt, gehören auch die besseren Bibel-Ausgaben. Von diesen waren mehrere, insbesondere die von Hinrichs-Leipzig und Pfeilstücker-Berlin vertreten, letztere auch in prunkvollen Bänden. Gewerbliche Lieferungs werke und Vorlage-Mappen für Möbeltischler, Tapezierer und Dekorateure stellte namentlich der Verlag von Wilh. Knapp 'm Halle aus. Koch-und Kinderbücher in bunten Bänden, volksthümlich-wissenschaftliche Werke