Volltext Seite (XML)
1700 PAPIER-ZEITUNG. No. 59. reinigkeiten entstehen, auch die weisse Farbe der Stärke wird dadurch bedingt; bei unreinem Wasser wird die Farbe grau. Antichlor. Eigenschaften. Am meisten wird hierzu das unterschwefligsaure Natron ver wendet, ein Salz, welches in der Mutterlauge der Sodafabrikation enthalten ist, und welches man auch ab und zu noch im Handel unter dem Namen »Antichlor« erhält. Jetzt wird dasselbe besonders hergestellt, um in der Papierfabrikation, hauptsächlich aber in der Bleicherei, das noch im Zeuge enthaltene Chlor zu ent fernen. Es bildet Krystalle mit 5 pCt. Wasser und hält sich, an trockenem Ort aufbewahrt, ohne Zersetzung. Bei Gegenwart von Chlor wird das unterschwefligsaure Natron in schwefelsaures Natron verwandelt. Von gleicher Wirkung ist Ammoniak oder Salmiakgeist. Bei Kupferdruckpapieren, bei welchen die Anwesen heit von Salzen von grösstem Nachtheile ist, wird dies als Antichlor vielfach angewendet. Der Gehalt der wässerigen Lösung an absor- birtem Ammoniak wird durch Wiegen mit dem Aräometer bestimmt. Chlorkalk. Eigenschaften. Der Chlorkalk ist ein weisses Pulver, welches aus der Luft stark Feuchtigkeit anzieht, stark nach Chlor riecht, indem der unterchlorigsaure Kalk durch die Kohlensäure der Luft umgesetzt wird in kohlensauren Kalk, und unterchlorige Säure, die sich eben falls umsetzt. In dicht verschlossenen Gefässen hält sich derselbe ohne Veränderung; in der gewöhnlichen Verpackung jedoch, und selbst wenn die Fässer gepicht sind, ist er vor Veränderung nicht geschützt. Man thut deshalb gut, nur gerade soviel Vorrath zu halten, als für 1—2 Monate nöthig ist, um frische Waare immer in Händen zu haben. Der Chlorkalk wird entweder nach Prozent gehalt an wirksamem Chlor gehandelt, so in Deutschland und England, oder nach Graden, nach Zahl der Liter Chlorgas, die sich aus einem kg Chlorkalk entwickeln lassen, wie in Frankreich. In Zinrecks Tabellen ist die Reduktion von Graden auf Prozent- gehalt enthalten. Es entsprechen 120° 38,10 pCt. Chlor. Der Gehalt des Chlorkalkes an wirksamem Chlor ist bei den verschiedenen Machungen sehr verschieden, früher wurde Chlor kalk mit 30 pCt. für sehr gut gehalten, heute wird solcher mit 38 pCt. und mehr dargestellt. Da beim Chlorkalk nur der Gehalt an unterchloriger Säure von Werth ist, so ist es von grösstem Interesse, den Gehalt an derselben festzustellen. Dies ist um so nöthiger, als geringe und höchstgradige Waare im Aussehen nicht von einander zu unterscheiden ist, und Waare angetroffen wird, die nur 20 pCt. enthält. Die Untersuchung des Chlorkalkes’ kann nur von gewandten Analytikern ausgeführt werden, weshalb es zwecklos wäre, die Bestimmungsmethode hier anzugeben. Beim Einkauf muss auf den höchsten Prozentgehalt Bedacht genommen und Garantie verlangt werden. Nicht nur, dass man hierbei an Fracht spart, sondern man braucht auch weniger Chlorkalk, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Nur wirklich leistungsfähige chemische Fabriken sind imstande, diesen hochgradigen Chlorkalk herzustellen, weshalb man auch auf gleichmässige Lieferung rechnen darf. Der unterchlorigsaure Kalk ist in Wasser leicht löslich, da jedoch ausserdem Aetzkalk und kohlensaurer Kalk im Chlorkalke enthalten sind, weich’ letzte mit dem Sande in Wasser unlöslich sind, so , bilden sich beim Zusammenkommen mit Wasser Klumpen, deren innerer Theil nicht ausgelaugt wird. Es ist deshalb nöthig, dass Chlorkalk zum Auslaugen mit Wasser gut verrieben oder gemahlen wird, will man nicht, dass durch die Klumpen viel wirksamer Chlorkalk verloren geht. Das zur Verwendung kommende Bleichwasser muss klar und hell sein; der Gehalt an wirksamem Chlor lässt sich durch das Aräometer nicht bestimmen, da mit dem Alter des Chlorkalkes auch dessen Gehalt an werthlosem Chlorcalcium zunimmt, welches ebenfalls gelöst ist und auf das Aräometer wirkt. Die Veränderung des Chlorkalkes ist um so grösser, je freier die Luft darauf wirken kann und je höher die Temperatur ist. Bei 15° C. verlor Chlorkalk innerhalb 4 Monaten 6 pCt., bei 20° C. 8 pCt. und bei 25° C. 17 pCt. an wirksamem Chlor. Nach 6 Monaten war aller unterchlorigsaurer Kalk in Chlorcalcium usw. übergegangen, das Chlor verflüchtigte sich zum Theil oder ging die werthlose Verbindung ein. — Dies ist ein Beweis dafür, dass es nicht gut ist, grossen Vorrath an Chlorkalk zu halten. Die Prüfung des Chlorkalkes auf Wasser usw. ist nutzlos. Die einzige erforderliche Bestimmung ist diejenige der unterchlorigen Säure; falls Eisensalze im Bleichwasser vermuthet werden, wird die bei schwefelsaurer Thonerde angegebene Methode benutzt. Chlorgas. Die Verwendung des Chlorgases findet man nur noch in sehr wenigen Fabriken, und dort meist nur deshalb, weil die dafür nöthige Einrichtung vorhanden ist. Die Besprechung desselben kann unterbleiben, da die Prüfung des Braunsteines auf seinen Gehalt an Manganhyperoxyd nur von sehr geübten Analytikern vorgenommen werden kann. Die Entwicklung von Chlor wurde früher mittels Salzsäure vorgenommen; seitdem diese aber durch das Ammoniaksoda-Verfahren nicht mehr als Nebenprodukt ge wonnen wird und im Preise bedeutend gestiegen ist, wird überall Schwefelsäure und Kochsalz verwendet. Schwefelsäure. Eigenschaften. Die für technische Zwecke verwendete Schwefelsäure hat 66° Baume und ist in Platingefässen konzentrirt. Die gewöhnliche Kammersäure dient hierzu, ihr Gehalt ist 60° Baum. Eine Zwischensorte, in Bleipfannen eingedampft, hat 620 Baume. Der Gehalt bei 66° Baume an SO 4 H, ist 95 pCt., bei 62° B. 82 pCt. Es ist deshalb nöthig, dass die Säure mittels des Aräometers geprüft wird, da Kammersäure um 1/3 weniger werth ist, als die in Platingefässen konzentrirte Säure. Verwendung findet die Schwefelsäure, mit Wasser verdünnt, zum Bleichen des Stoffes, um raschere Umsetzung des Chlorkalkes zu erzielen. M . . . Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren-Faches, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Stenographiefeder. Unter Bezug auf die in Nr. 53 enthaltene Besprechung der von Heintze & Blanckertz in Berlin herausgegebenen Stenographiefeder macht die Firma Carl Kuhn & Co. in Wien darauf aufmerksam, dass sie schon vor mehr als 20 Jahren eine Stenographie feder von genau denselben Eigenschaften, derselben Allgemeinform, derselben Schlitzgestaltung ja sogar derselben Farbe (blau) in den Handel gebracht habe. Wir müssen zugeben, dass die uns als Muster gesandten Stenographiefedern Nr. 181 der Firma Carl Kuhn mit denjenigen der Firma Heintze & Blanckertz vollständig übereinstimmen. Drahtglas. Unter diesem Namen liefert die Aktiengesellschaft für Glasindustrie vorm. Friedr. Siemens in Dresden Glasplatten mit eingeschlossenem Drahtgewebe, welche als Bedachungsstoff und Fussbodenbelag über Kellerräumen dienen sollen. Das uns zur Ansicht gesandte Stück zeigt 7 mm dickes Glas mit genau in der Mitte eingeschmolzenem Drahtgitter von 5 bis 6 mm Maschenweite. Die Gesellschaft hebt folgende Eigenschaften und Verwendungsarten des Drahtglases hervor: Das Drahtglas hat grosse Tragkraft und Widerstandsfähigkeit, auch unter ungünstigen Verhältnissen, und bietet nach erfolgtem Bruche durch Zusammenhang der Bruchstücke noch genügende Sicherheit. Bei Verwendung von Drahtglas wird die Anbringung der sonst vor geschriebenen Schutzgitter überflüssig, wodurch einestheils die Kosten derselben erspart, anderntheils deren mannigfache Uebelstände, hin sichtlich Befestigung, Reinhaltung, Rosten usw. vermieden werden. Sehr schätzbar ist das Drahtglas bei Dach- und Fussboden konstruktionen im Falle eines Brandes, da es die Einwirkungen der direkten Flamme und, selbst bei starker Erhitzung, die schroffste Abkühlung ohne besondere Benachtheiligung seiner Gebrauchsfähigkeit verträgt. Ferner ist das Drahtglas auch diebessicher bis zu ziemlich hohem Grade, da es sich weder mittels des Diamanten zerschneiden, noch sonst mit gewöhnlichen Mitteln und auch nicht ohne grosses Geräusch zerstören lässt. Auch die Möglichkeit einer leichten, gründlichen und gefahrlosen Reinigung der Glasbedachungen ist hervorzuheben, denn das Drahtglas kann schon in der geringen Stärke von 6-8 mm ohne Gefahr des Durch brechens betreten werden. Das Drahtglas für Bedachungen und Fussbodenkonstruktionen wird vorläufig in 8-10, 15, 20, 25-60 mm Stärke und mit den verschiedensten Maschenweiten und Drathstärken geliefert. Die grosse Widerstandsfähigkeit des Drahtglases lässt dasselbe auch zu Standgefässen, Abdampfschalen usw. geeignet erscheinen. Ferner empfiehlt sich das Drahtglas zu Schutzgläsern für Wasserstände, da es vollständige Sicherheit für den Maschinisten beim Springen eines Wasser standsglases bietet. Der Umfang der praktischen Anwendbarkeit des Drahtglases wird sich erst erkennen lassen, wenn eine Anzahl von Versuchen vorliegt. Schon jetzt lässt sich indess ersehen, dass dieser neue Stoff für viele Zwecke vor den bisher angewendeten Stoffen Vor theile aufweist. Vor dem mit 'verharztem Firniss überzogenen Drahtgewebe z. B. hat Drahtglas den Vorzug der Unbrennbarkeit. Ein uns vorliegendes Gutachten der Prüfungsanstalt für Bau materialien in den technischen Staatslehranstalten zu Chemnitz über das Drahtglas lautet sehr günstig.