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No. 30. PAPIER-ZEITUNG. 855 liehen Kollektiv - Ausstellung in Chicago, Leipzig, Buchhändler haus, zu richten. Die vorläufige Betheiligungsliste wird am 20. April geschlossen. * Infolge brieflicher Anfrage des Reichskommissars wegen der noch in Aussicht stehenden Anmeldungen von Firmen des Papier- fachs haben die Herren R. Tetzer und Carl Hofmann dem Herrn Geh. Rath Wermuth die ihnen zugegangenen endgiltigen und vor läufigen Anmeldungen übergeben. Da der dem Deutschen Reich zur Verfügung gestellte Raum schon sehr in Anspruch genommen ist, so empfiehlt es sich, dass Fabrikanten, welche sich noch be theiligen wollen, ohne Verzug ihre Anmeldung beim Reichs- kommissar, Herrn Geh. Rath Wermuth, im Reichskanzler-Amt zu Berlin bewirken. versehen, während die Rückseite eine direkt auf das Blech ge druckte Anweisung enthält, für welche Zwecke die verschiedenen Staiford’schen Tinten zunächst bestimmt sind. So heisst es u. a.: Für Briefe, welche nach einem Monate noch kopirt werden sollen, nimm Tinte X. Um sechs gute Kopieen zu nehmen, gebrauche Tinte Y. Für die Schreibmaschine verwende Tinte Z, usw. An dem ganzen Blechgehäuse ist weder etwas genietet noch gelöthet. Um demselben den nöthigen Halt zu geben, sind einerseits die Walzen genau auf die Entfernung der als Lager dienenden Seitenwände geschnitten und anderseits die als Zapfen dienenden goldlackirten Ringschrauben von aussen her so stark angezogen, dass die Ringe auf der Seiten wand aufsitzen, wodurch eine gegenseitige Ausspannung der einzelnen Bestandtheile geschaffen ist, die für eine amerikanische Einjahrsfliege mehr als genügend ist. Berichte unserer Korrespondenten. Aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Mankato, Minn., IG. März 1892. Die neuesten substantiellen Geschäftskarten dürfen mehr denn je auf diesen Namen Anspruch erheben. Die in dieser Richtung immer besonders glücklich wählende Anheuser-Busch-Brauerei in St. Louis hat ihrem vor drei Jahren erschienenen, recht hübschen Taschenfeuerzeug einen nicht weniger substantiellen Taschenkorkzieher folgen lassen, der handlicher und dauerhafter ist, als mancher im Handel zu findende 10- und 15- Cent-Artikel. Der aus Stahldraht gearbeitete, doppeltge wundene Korkzieher ruht in einer stählernen Hülse, die beim Gebrauch als Griff dient und nur die vornehm-lakonische Inschrift »Anheuser-Busch« in vertiefter Skelett-Schrift trägt. — Ein Wink für Tintenfabrikanten, die etwas Brauchbareres als die den Tintenflaschen beigegebenen Miniaturkorkzieher bieten wollen. Das New Yorker Haus der französischen Chokoladefabrik Menier versendet an Privatpersonen zierliche Schiebekästchen mit sechs in Staniol eingeschlagenen Miniatur-Chokoladestangen. Beim Bedrucken des weissen Kartons mit grünem Grund und schwarzer Schrift sind an den Seiten und Flächen längliche Rechtecke weiss gelassen worden, die mit ihren Inschriften wie ebensoviele aufgeklebte Etiketten wirken. So sehr ist indess im Zeitalter von »etwas Gedrucktem< die Furcht vor dem Papier korb schon gestiegen, dass diese Firma, trotz des grossen Rufes, den sie auch hier geniesst, den hübschen Gegenstand nebst elegantem Rundschreiben als Brief in einem unbedruckten Umschlag des modernsten Damenformates versendet, wodurch die Kosten einer einzelnen Sendung sich auf mindestens 4 bis 5 Cents stellen müssen. Die Stafford’sche Tintenfabrik, die auch ein Haus in Hamburg hat, versah zu Neujahr ihre lagerhaltenden Abnehmer so reichlich mit ihren ausserordentlich wirkungsvollen Blechkalendern, dass diese jedem ihrer regelmässigen Kunden einen derselben abgeben konnten. Der zur Klasse der Immerwährenden« gehörende Ka lender ist streng genommen nur die metallische Wiedergabe des vor 15 Jahren von Theyer & Hardtmuth in Wien aus leichter Pappe gebauten Datumzeigers, an dem das giebelförmige Zu sammenlaufen der vier Seiten des Gehäuses das charakteristische Merkmal war. Die yankeesirte Nachbildung ist ein sprechender Beweis für das grosse Geschick des Amerikaners, durch richtige Verwendung geringer Mittel grosse Wirkung hervorzubringen. Während das Wiener Urmodell in seiner Art recht elegant genannt werden durfte, würde es sich neben seinem amerikanischen Vetter beinahe verblüffend bescheiden ausnehmen, ohne dass ein wesentlicher Unterschied im Preise bestehen kann. Wir haben es wieder mit einem jener vielen Artikel zu thun, bei deren Herstellung die Mechanik so vorherrschend betheiligt ist, dass der Menschenhand nur noch das Zusammensetzen Vorbehalten bleibt. Auf einem rechteckigen, schrägkantigen Fuss aus dünnem, goldlackirtem Blech -mit gekörntem Muster stehen zwei durch Klammern mit diesem verbundene Seitenwände aus gleichem Material, aber kontrastirendem Muster. Die Zapfenlager für die aufzunehmenden vier Walzen werden mit demselben Schlage der Stanzpresse ausgestossen, der diesen beiden Seitenwänden a in nachstehender Figur einen rechtwinklig einwärts stehenden Falz b von 4 mm Breite anpresst. Die Vorder- und Rückwände c und ec sind aus einem 6 cm breiten, kupferfarbig lackirten Blechstreifen gebildet, der zu einem gebogen, Federkraft genug besitzt, um den ihm durch die rahmenartig wirkenden Seitenwände angewiesenen Raum dicht anschliessend auszufüllen. Die Frontseite ist mit den üblichen Oeffnungen für Wochentage, Datumziffern und Monatsnamen -b cc b : a Grundform ' beb \ i Nachdem ich so den Blechkalender glücklich unter die sub stantiellen Geschäftskarten eingereiht sehe, trage ich keine Be denken, auch die hinübergesandten Wandkalender unter diesem Sammelnamen zu erwähnen. Die vorjährige Kalenderernte steht vollkommen auf der Höhe der Getreideernte. Da in neuester Zeit Hotels und Boardinghouses mit Vorliebe und nicht ohne guten Grund zum Zielpunkt derartiger Zusendungen gemacht werden, so konnte ich mit ansehen, dass nur an Wandkalendern eine genügende Menge einlief, um nicht nur das Lese- und Schreibzimmer meines Hotels in eine Kalendergalerie zu verwandeln, sondern überdies jedem Gastzimmer 1—2 Exemplare zuweisen zu können. Der 32 cm breite und 70 cm hohe Sportkalender der be rühmten Winchester Repetirwaffen-Fabrik macht mit den flott hingeworfenen, aber etwas tapetenhaft behandelten Jagdgründen und -Szenen den Wunsch rege, die Farbengebung möchte ebenso »steinreich ausgefallen sein, wie die romantische Gebirgsland schaft. Nichtsdestoweniger ist das Blatt auch in der vorliegenden Ausführung eine bemerkenswerthe Erscheinung, wenn man die bedeutende Auflage von 12 000 Exemplaren in Betracht zieht, wovon allein zur Versorgung der besseren Hotels über 6000 er forderlich waren. Interessant ist auch die vorsorgliche Art der Versendung dieses Kalenders. Nachdem derselbe aufgerollt in die schwere Pappröhre geschoben war, wurden deren beide Enden auf einer Drehbank der Waffenfabrik in einen stark verjüngten Trichter gepresst, wodurch die Ränder kapselartig einwärts ge bogen wurden, ohne indess die Oeffnung postwidrig zu schliessen. Nicht nur wurde auf diese einfache Weise das Herausgleiten des Inhalts verhütet und die Sendung auch seitlich geschützt, sondern das Verfahren bietet noch den weiteren Vorzug, dass wesentlich weitere Röhren verwendet und infolgedessen die zu versendenden Blätter lockerer gerollt werden können, was wiederum zur Folge hat, dass dieselben beim Aufrollen nicht zerknittert werden und beim Zurückrollen sich leichter und besser glatt streichen lassen. Der Amerikaner begnügt sich nicht damit, unter grossen Kosten einen wirkungsvollen Reklamegegenstand herstellen zu lassen; mit einem Fernblick, dessen Aneignung ihm nur zum Vortheil gereichen kann, verfolgt er alle Stadien der von dem »printed drummer zurückzulegenden Reise, bis an den Ort und den Platz und die Stelle seiner Bestimmung. Als ich der Winchester - Firma schrieb, sie möchte mir ein Exemplar des Kalenders überlassen, das ich mit anderen Sachen an die Papier- Zeitung zu übersenden beabsichtige, wurde mir ein solcher für meinen eigenen Gebrauch gesandt und um die Adresse des Heraus gebers mit folgenden Worten gebeten: Wenn Sie uns die Adresse des Herausgebers der Papier-Zeitung mittheilen wollen, so werden wir mit grossem Vergnügen einen Kalender direkt nach Berlin senden, der auf diese Weise sicherer sein Ziel er reichen wird, als mit dem Umwege über den Westen und wieder zurück. (Ist wohlerhalten angekommen. D. Red.) Man muss es dem Amerikaner lassen, dass er eine Sache lieber garnicht als nur halb thut. Die in Rede stehende Firma sagte sich, dass die Papier-Zeitung wie die deutsche Nation über die ganze Erde verbreitet sein muss. Da man ferner in Amerika grundsätzlich keine Gelegenheit vorbeigehen lässt, sieh stets von der vortheilhaftesten Seite zu zeigen, » it will do some good« (wo es etwas nützen kann), so wollte man es an nichts fehlen lassen, was irgendwie mit der angemessenen Ueberreichung des