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854 PAPIER-ZEITUNG. Die Kollektiv-Ausstellung soll so organisirt werden, dass die Aussteller aller mit der Einsendung und Rücksendung verbundenen Arbeiten und Kosten für Fracht, Ueberführung, Auspacken, De- klariren, Aufstellen und Wiedereinpacken der Waaren enthoben werden. Alle derartigen Arbeiten übernimmt die Leitung der buchgewerblichen Ausstellung, welche dann dem Aussteller eine billige Taxe berechnet. Damit die Aussteller mit Sicherheit an allen Kosten ermässigungen theilnehmen können, ist es nöthig, dass alle Aus stellungsgegenstände zunächst nach Leipzig gesandt werden. Der Termin hierfür wird rechtzeitig bekannt gemacht werden. Unter besonderen Umständen können umfangreiche Sendungen auch un mittelbar nach Hafenplätzen gehen. Tische und Pulte, auf Wunsch auch Glaskästen und Rahmen werden von der Ausstellungsleitung besorgt. Für Inhalt und Ausstattung der Gegenstände stellt der ge schäftsführende Ausschuss folgende Gesichtspunkte auf: Auf die äussere Ausstattung der Bücher muss grösste Sorgfalt ver wendet werden, was bis jetzt auf den Weltausstellungen nicht immer der. Fall war. Aus diesem Grunde ist es erforderlich, broschirte Bücher gänzlich auszuschliessen, da sie nach einigen Tagen einen unerquick lichen Anblick darbieten würden. Am richtigsten ist es, alle Bücher solid binden zu lassen und, wenn darauf gerechnet ist, sie auf Tischen, mit der Breitseite nach oben, auszulegen, die Titel auf dem oberen Deckel anzubringen. Wenigstens sollten die Werke, wenn sie nicht ge bunden werden, derartig kartonnirt werden, dass Rücken und Ecken mit Leinwand überzogen sind, während man den Umschlag auf den Deckel klebt. Werke, die auf Bücherbrettern Platz finden sollen, sind am besten in Halbfranz gebunden einzusenden. Verlegern, die ihre Bücher hier binden lassen, steht die Ausstel lungs-Direktion gern mit Rath und That zu Diensten. Die Herren Kommissions- Verleger werden gebeten, die Ausstellung durch Zusendung von werthvollen Kommissions-Artikeln, namentlich Veröffentlichungen der Staatsregierungen, der städtischen Behörden und Gesellschaften für Wissenschaft und Kunst zu fördern. Kunstblätter aller Art, die nicht in Wandrahmen ausgehängt wer den, können auch in Flügel- oder Mappen-Ständern untergebracht wer den. Bei Benutzung der letzteren empfiehlt sich Aufziehen auf starken Karton. Farben- und Druck-Folgen von Chromolithographieen oder von photomechanischen Verfahren sind erwünscht. Für grössere Samm lungen kleinerer Blätter empfehlen sich mit Leder überzogene Kästen, deren eine Seitenwand zum Niederklappen eingerichtet ist. Die Blätter werden am besten auf steingrauen Karton aufgezogen. Für Proben der Schriftgiessereien, Buchdruckereien, xylographi- sehen und Gravir-Anstalten empfehlen sich ebenfalls die vorerwähnten Kästen. Auf Wunsch besorgt die Ausstellungsleitung solche Kästen in geschmackvoller und reicher Lederplastik, mit Firma nebst Einlage von 50 Kartons im Format von 52x36 cm, zum Selbstkostenpreise von 42 M. Grössere Landkarten zum Aufhängen, auf Leinwand gezogen, wer den am besten zum Zusammenlegen eingerichtet und mit Ringen oder Oesen zum Aufhängen versehen. Rollstäbe sind verwerflich, weil die Stäbe sich krümmen und die Karten nie ordentlich glatt hängen. Die oft weit vorstehenden Knöpfe der Stäbe nehmen ausserdem unnütz Raum in Anspruch und erhöhen damit unnöthig die Platz- und Frachtkosten wesentlich. Die Buchbinder werden ersucht, zweierlei im Auge zu haben. Erstens die Ausstellung solcher Arbeiten, mit welchen sie hoffen kön nen Geschäfte zu machen. Hierzu sind ganz besonders Bibliotheks bände nach amerikanischem Geschmack geeignet. Zweitens die Aus stellung einiger weniger ausgesuchter Arbeiten zu Ehren der Kunst, so wohl Einbände als Mappen zu Diplomen usw. Sollte ein Aussteller sich vielleicht selbst über den Ausstellungswerth, sei es den äusseren oder den inneren, eines Gegenstandes täuschen, so muss dem Ausschuss das Recht des Zurückstellens eingeräumt werden. Das Beste wird immer sein, dass die Aussteller selbst recht strenge Kritik üben und sich das Ziel der Ausstellung »die Ehre des Buch gewerbes zu wahren und die Interessen desselben zu fördern« lebhaft vor Augen stellen. Besser dass ein sonst geeignetes Buch einmal zurück bleibt, als dass ein ungeeignetes zu missgünstiger Kritik Anlass giebt. Der Ausschuss bestreitet die Kosten für die Reise und den Aufent halt eines fachkundigen tüchtigen Vertreters, der das Interesse der Aus steller wahrnimmt und die nöthigen Auskünfte ertheilt. Ebenfalls wird er die Juroren, zumal wenn der Verleger die nöthigen schriftlichen oder gedruckten Unterlagen liefert, über das aufklären, was zu gunsten der Ausstellungsgegenstände bei der Preisvertheilung spricht, vorausgesetzt, dass der Aussteller überhaupt sich bei der Preisvertheilung zu betheiligen beabsichtigt, was er dem Reglement des Reichskommissarius gemäss ausdrücklich zu erklären hat. Der Vertreter ist auch ermächtigt, Geschäfte für die Aussteller zu machen, die es wünschen sollten, jedoch nur auf Rechnung und Gefahr der letzteren. Es ist ihm gestattet, für seine Bemühungen eine mässige Provision anzunehmen, er darf aber eine solche nicht verlangen; auch ist er gehalten, über alle gemachten Geschäfte Buch zu führen, zur Kenntnissnahme des geschäftsführenden Ausschusses. Sollte es sich als nothwendig ergeben, so werden zwei Vertreter angestellt. Selbstver ständlich steht es jedem Aussteller frei, einen Vertreter selbst zu stellen, i der sich jedoch bei dem Vertreter der Kollektiv-Ausstellung zu legi- I timiren und der allgemeinen Geschäftsordnung zu fügen hat. Der Ausschuss lässt einen sorgsam ausgeärbeiteten und würdig ; ausgestatteten Spezial-Katalog in grosser Auflage drucken, in welchem I jeder Aussteller einen im Verhältniss zu der erworbenen Ausstellungs fläche stehenden Raum für seine Inserate kostenfrei erhält. Die Ein richtung muss der Redaktion überlassen bleiben und soll derart sein, dass niemand auf Kosten anderer begünstigt wird. Inserate gegen Be zahlung werden für diesen Katalog nicht angenommen, doch ist es ins Auge gefasst, ob nicht den Wünschen vieler Aussteller durch einen grösseren illustrirten Reklame-Katalog nachgekommen werden könnte. Im Anschluss an die Kollektiv-Ausstellung werden geplant: 1) eine historische Ausstellung zur Geschichte der Entwicklung des Buchhandels und der graphischen Künste in Deutsch land von 1840 bis 1890; 2) eine Ausstellung des deutschen Bibliothekswesens, veranstaltet von einem hochangesehenen Oberbibliothekar einer grossen Universitäts-Bibliothek, in Verbindung mit einer Aus stellung der deutschen bibliographischen Literatur und einer solchen von Proben von Bibliotheks-Einbänden, wobei auf Betheiligung der Buchbindereibesitzer gerechnet wird. 3) eine praktische Ausstellung der photomechanischen Druckver fahren in ihren vielen Haupt- und Neben-Klassen, veran staltet von dem Central-Verein für das gesammte Buch gewerbe; 4) eine aufgewühlte Sammlung feinerer Buchbinderarbeiten: Pracht- Einbände, Mappen, Portefeuilles u. dgl. m., leihweise ge liefert und auf das sorgfältigste unter Glasscheiben auf bewahrt; 5) eine Sammlung von Staats- und Adressbüchern des Reichs; 6) eine Sammlung von Werken über Amerika, die im Deutschen Reiche erschienen sind. Ueber diese Ausstellungen wird einzeln berichtet, sobald sie bestimmt zur Ausführung kommen. Mittheilungen, Rathschläge in Bezug auf Obiges, sowie über haupt über alles, was die Förderung der Zwecke der Ausstellung betrifft, sind dem geschäftsführenden Ausschuss willkommen. Der selbe besteht aus folgenden Herren: 1. Vorsitzender: Dr. Oscar v. Hase (i. F. Breitkopf & Härtel), I. Vorsitzender des Central -Vereins für das gesammte Buch gewerbe und Vorsteher des Vereins der Deutschen Musikalien händler. 2. Vorsitzender: Franz Wagner, Kommerzienrath, Schatz meister im Vorstande des Börsenvereins der Deutschen Buch händler. 1. Schatzmeister: Julius Meissner (i. F. Meissner & Buch), Kommerzienrath, Vorsteher der Vereinigung der Lithographischen Anstalten mit Steindruckereibetrieb in Leipzig. 2. Schatzmeister: Bruno Klinkhardt (i. F. Julius Klinkhardt), Vorsitzender des Deutschen Buchdrucker-Vereins. 1. Schriftführer: G.O.Nauhardt (i. F. Carl Friedr. Fleischer), Mitglied des Verwaltungs- und des Ausstellungs - Ausschusses des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. 2. Schriftführer: Johannes Baensch-Drugulin (i. F. W. Drugulin), Vorsitzender des Vereins der Buchdruckereibesitzer in Leipzig. Die Leitung liegt in den Händen des Herrn Generalkonsul C. B. Lorck, Sekretärs des Centralvereins für das gesammte Buch gewerbe. Mit Bezug auf die Betheiligung der theilweise nach andern Gruppen hinneigenden graphischen Zweige bemerkt der Ausschuss Folgendes: Obwohl es sicherlich zum Vortheil des ganzen Buchgewerbes gereichen würde, wenn sowohl die eigentliche Photographie als auch die Papier-Fabrikation, sowie die Papier-Verarbeitung sich organisch mit der obenerwähnten Ausstellung vereinigen würden, so hängt es doch nicht von dem unterzeichneten Ausschuss ab, dies zu ermöglichen, wenn die Vertreter dieser Zweige nicht selbst von der Ueberzeugung durchdrungen sind, wie viel von einem geschlossenen Auftreten gerade auf dieser Ausstellung in einem fernen Weittheil abhängig ist. Zum mindesten steht noch zu er warten, dass die genannten Zweige sich räumlich der buchgewerb lichen Kollektiv-Ausstellung in Chicago anreihen werden. That- sächlich wären hiermit schon in würdigerer Weise, als dies bis jetzt auf Weltausstellungen der Fall war, alle graphischen Künste und Gewerbe vertreten. Eine vom Ausschuss veröffentlichte Liste der [bisher ange meldeten Aussteller weist eine sehr stattliche Zahl von Namen auf, darunter die besten und bekanntesten Buchhandels-Firmen. Beitrittserklärungen sind an die Direktion der buchgewerb-