Volltext Seite (XML)
gemachte stufenweise Papierausschnitte ein Relief erzeugt, das mit dem Klichee genau übereinstimmt und so eingerichtet ist, dass die Berge des Reliefs mit den Schattenpartieen und die Thäler des selben mit den Lichtpartieen des Klichees korrespondiren, so dass beim Drucke der Papierbogen an jenen Stellen, die im Bilde sehr kräftig kommen sollen, am stärksten angedrückt wird und die meiste Farbe abhebt, während in entsprechendem Uebergange die Lichtpartieen des Bildes nur einen ganz geringen Druck erhalten und dadurch zart erscheinen. Ohne diese Kraftzurichtung würde das Bild monoton und wirkungslos aussehen, indem bei gleich mässigem Drucke die Lichtpartieen zu schwer und die Schatten nicht gedeckt zur Darstellung kämen. Dieselbe hat jedoch, wie oben erwähnt, aucli den. Vortheil, dass das Schmieren gemildert wird, indem in den Mittel- und Lichttönen die Kraft des Druckes und somit auch die Menge der Farbannahme beschränkt wird. Die Anfertigung der Kraftzurichtungen ist eine eben so müh same, wie zeitraubende Sache, und der Erfolg hängt ganz von dem Geschicke und dem Verständnisse des Druckers für Per spektive und Schattenwirkung ab. Wie nun mittels der Autotypie die Arbeit des Holzschneiders durch die Photographie in Ver bindung mit der Aetzung ersetzt wurde, so sollte auch die Arbeit des Maschinenmeisters, die Kraftzurichtung, durch ein chemisches Verfahren vereinfacht werden. Ich habe schon vor 18 Jahren mit Fachmännern hierüber gesprochen, fand aber damals kein Entgegenkommen. Mein Vorschlag ging dahin, die photographi sche Aufnahme, die zur Herstellung des Klichees diente, auf eine mit Chromgelatine überzogene Platte zu übertragen, und dann durch Eintauchen in ein Bad das Aufquellen des Bildes zu ver anlassen, wie dies beim Woodbury-Prozess geschieht, jedoch mit dem Unterschiede, dass ein Positiv statt eines Negativs hergestellt wird. Nach dem Erhärten würde man ein Relief bekommen, das von der Platte abgelöst und auf den Druckcylinder übertragen, die Kraftzurichtung ersetzen und ausserdem den Vortheil weit- gellendster Genauigkeit besitzen würde. Wenn die Anstalt, welche die Klichees liefert, aucli die Zurichtungen beistellen würde, was die Kosten nicht wesentlich erhöhen könnte, dann würde dadurcli die Arbeit des Druckers bedeutend erleichtert werden. Versuche in dieser Richtung hat, wie ich aus den Fachblättern entnahm, Mitte der achtziger Jahre Herr Pustet in Salzburg ge- macht; er scheint dieselben jedoch nicht zu einem Abschlusse gebracht zu haben, da seither nichts weiter davon verlautete. Vielleicht veranlasst diese Anregung die betheiligten Kreise, diesen Gedanken aufzunehmen und der praktischen Verwerthung zuzu führen. Poesie- und Notizbücher-Fabrikation. (Fortsetzung zu Nr. 51.) Die richtige Zeit zum Glätten des Goldes ersieht man am besten an den Spalten. Ist dort das Gold so weit ein getrocknet, dass es sich mit dem Fingernagel glätten lässt, ohne zu ver wischen, so ist die rechte Zeit zum Abglätten eingetreten. Ein ferneres'Merkmal bietet die Probe des Anhauchens. Verschwindet der Hauch auf den Goldblättern ganz langsam, so ist der Schnitt noch zu feucht; verschwindet er mit mässiger Geschwindigkeit, so dürfte die rechte Zeit zum Glätten sein. Verschwindet er da gegen sehr schnell, so ist der Schnitt schon zu trocken. Ein dürr ausgetrockneter Schnitt erhält keinen tiefen Glanz. Das Glätten geschieht mit dem breiten Glättzahne. Dieser wird unter starkem Druck in geraden Zügen über den Schnitt hin und her geführt, der Zahn dabei gleichmässig auf den Schnitt gelegt, das Ende des Griffes gegen die Brust gestemmt. Wird unter gleichmässigem Druck Zug an Zug genau geglättet, so zeigt der Schnitt schon nach zweimaligemGlätten schönen, tiefen Glanz. Vorher wird, wie üblich, das Gold unter einem Stück Papier an geglättet. Man legt das Papier auf den Schnitt, hält es mit den Fingern der linken Hand fest und führt mit der rechten den Glättzahn erst leicht, dann nochmals mit stärkerem Druck über das Papier hin.. Ist auf diese Weise das Gold angeglättet, so überfährt man den Schnitt mit einem Seidenläppehen, auf das etwas weisses Wachs gerieben wurde. Dann glättet man scharf, indem man den Zahn direkt über den Schnitt führt. Löcher oder Risse, die sich im Gold befinden, werden ausgebessert, indem man die betreffende Stelle kräftig anhaucht, ein Stückchen Gold auflegt und dasselbe erst unter Papier, dann direkt glättet. In den meisten Fällen wird das Gold haften. Ist dies nicht der Fall, so betupft man die Stelle mit Spiritus, legt das Gold auf und glättet es schnell fest. An besseren Poesiebüchern, Alben und auch feinern Notizbüchern bringt man gern verzierte Schnitte au. Hierzu kann entweder die sogenannte Ciselirmaschine oder ein Schnittverzier-Verfahren mit aufgewalztem Firnissgrund dienen. Letzteres ist das ein fachere und billigere, ersteres das haltbarere. In Photographie- Album-Fabriken wird die Ciselirmaschine bevorzugt, ebenso zur Anfertigung von Gebetbuchschnitten; zu Poesiebüchern aber ist das Firnissverfahren ausreichend und verdient wegen seiner Ein fachheit sogar den Vorzug. Die von Ronniger Nachf. in Leipzig gebaute Ciselirmaschine Fig. 1 besteht aus einem Gestell, das Aehnlichkeit mit dem Gestell einer Abpressmaschine hat. Die Bücher werden, mit dem Schnitt nach oben’gekehrt, fest zwischen die zwei Eisenbacken aa ge presst. Eine im Hintertheil befindliche Kurbel ermöglicht das Stellen der Backen, ein kräftiger Druck auf den Fusstritt c ver anlasst das feste Einspannen des Buches zwischen Backen a a. Ueber letzteren befindet sich eine bewegliche Rolle b, welche in Führung am oberen Gestelltheile läuft und durch Drehung der Kurbel d über den eingepressten Buchschnitt hinweggeführt werden kann. In die Messingrolle b ist das Muster gravirt, mit welchem der Schnitt verziert werden soll. Eine Heizvorrichtung ermöglicht das Erwärmen der Messingrolle, und diese wirkt also, unter ent sprechendem Druck über den Buchschnitt fortbewegt, ähnlich wie eine heissgemachte Vergolderolle. Mit der Ciselirmaschine lassen sich die Schnitte auf dreierlei Art verzieren: 1) als ciselirte Gold- oder Aluminiumschnitte; ent- Fig- 1. weder mit glänzendem Ornament und glanzlosem Grund, oder mit glänzendem Grund und mattem Ornament; 2) als farbige Schnitte mit glänzendem Goldornament: 3) als Goldschnitte mit farbigem Ornament. Ciselirte Gold- oder Aluminiumschnitte lassen sich am schnellsten und einfachsten fertigen. Die Schnitte werden wie gewöhnliche Goldschnitte geschabt, grundirt und aufgetragen. Nach dem Trocknen wird das Gold aber nicht scharf geglättet, sondern nur unter Papier schwach angeglättet, so dass es keinen Glanz be kommt. Der so weit fertige Schnitt wird in die Ciselirmaschine gesetzt und die heisse Messingrolle unter entsprechendem Druck darüber hinweggeführt. Das hochgravirte Ornament erhält infolge des heissen Druckes Glanz, der Grund bleibt matt. Soll dagegen das Ornament matt bleiben, so muss es vertieft in die Rolle gravirt sein, damit diese den Grund glänzend drückt, das Ornament aber unberührt in seinem matten Tone lässt. Farbige Schnitte mit glänzenden Goldornamenten werden im wahren Sinne des Wortes vergoldet. Der vorher gefärbte Schnitt wird in die Maschine gespannt, Gold auf ihn gelegt und dann die heisse Rolle darüber hinweggeführt. Die Wirkung gleicht genau derjenigen einer Vergolderolle. Das Gold wird mit hohem Glanz auf den Schnitt gedruckt. Sind die Ornamente hoch gravirt, so erscheinen sie goldig, sind sie vertieft gravirt, so er-