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No. 51. PAPIER-ZEITUNG. 1469 Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme; Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Besprechung. Schmalschneider. Die bekannten federnden und zusammendrückbaren Schmal schneider zeigen den Uebelstand, dass sie sich nur auf etwa 3 cm herunterdrücken lassen. Unterlegen von Makulatur oder Auf legen von Pappen bei Massenarbeit ist nicht gut thunlich, auch das Hinterlegen von Pappenstreifen in Höhe des zu schneidenden Stosses erscheint nicht rathsam. Diese Uebelstände veranlassten mich, zur Anwendung für niedrige Stösse den nachstehend ab gebildeten einfachen Schmalschneider zu konstruiren. Hauptbestandtheil desselben ist der in Fig. 1 in Aufsicht und Durchschnitt gezeigte Rahmen. Derselbe besteht aus zwei Lang leisten aa1 von der Breite des Schneidtisches, und drei kurzen Verbindungsleisten bb 1 ^. Diese Verbindungsleisten sind mit der 6 mm dicken Langleiste a fest verbunden, ihre Verbindung mit der 12 cm dicken Langleiste al kann durch An- und Abpflöcken her gestellt und wieder gelöst werden. Auf diese Weise entsteht eine dreistufige Winkelanlage für kleine Stösse, die allen Anforderungen genügen dürfte. (1. Stufe: Höhe von b —12mm; 2. Stufe: Höhe von 5 + «—18 mm; 3. Stufe: Höhe von b + al 24 mm.) Die untere Seite des Pressbalkens B (Fig. 2) wird durch eine 12 mm starke Holzplatte d verkleidet, die am äussersten Ende durch 2 Winkel e am Pressbalken befestigt wird. Mit dieser Platte lassen sich beliebig breite, etwa 1, 2, 3, 5, 7 bis 15 mm starke Leisten f mit je 3 Zapfen, die in Bohrungen der Holzplatte einpassen, abnehmbar verbinden. Beim Schneiden sucht man sich eine Leiste von passender Breite und Dicke aus, bringt sie in die entsprechende Bohrung der Pressbalkenplatte, stösst den Rahmen gegen den Anlegesattel, und zwar mit derjenigen Leiste (a1) nach vorn gerichtet, welche etwas höher ist, als der zu beschneidende Stoss, legt das Papier an, lässt den Pressbalken B niedergehen und kann nun beliebig schmale Streifen schneiden. Kaliko, Shirting, Gaze und andre weiche Stoffe werden, nach dem sie auf der Pappenscheere in Bahnen geschnitten sind, in der Schneidemaschine nochmals getrennt, aufgeschichtet, an der unbeschnittenen Seite durch Klemmschienen gehalten und so dem Schmalschneider bequem zugeführt. Die oben erwähnten 2 Winkel e, welche die Holzplatte am Pressbalken halten, dienen auch noch dazu, um die verschieden artigsten Pressbalken-Auflagen zu befestigen. Bei solchen Heften oder Werken z. B., in denen viele Karten grösser als das Format sind und demnach einwärts gefaltet sein müssen, bildet sich vorn oder unten ein freier Raum, den man durch Einlegen von Papier- Streifen oder Auflegen abgestufter Pappstreifen auszugleichen sucht. Letztere an den Pressbalken anzuleimen, hat auch seine Widerwärtigkeiten. Bei öfterem Gebrauch leiden sie durch das Ab- reissen, und man muss immer wieder neue anfertigen. Beim Ober- und Unterschnitt von Atlanten macht sich erst recht eine Ausgleichung wegen der eingelegten Fälze nöthig, da man bei Massen-Arbeit mehrere Stösse nebeneinander legt und die Falze dann vom Pressbalken verdrückt würden Dies ver anlasste mich, solche abgestufte Pappstreifen an Holzplatten zu befestigen und Gelegenheit zu bieten, sie auf oben erwähnte Weise am Pressbalken anzubringen. Gotha. Oscar Wolff. Poesie- und Notizbücher-Fabrikation. (Fortsetzung zu Nr. 50.) Die Beschaffung von neuen Deckel-Mustern kann auf verschiedene Weise erfolgen. Ist man im Zeichnen und Entwerfen nicht selbst geübt, so setzt man sich mit einem kunstgewerblichen Zeichner in Verbindung und lässt die Entwürfe von diesem fertigen. Die Entwürfe sendet man in eine Gravir-Anstalt, und hier werden sie, der Technik angepasst, meist nochmals umgezeichnet und dann gestochen. Da die Gravir-Anstalten stets Leute an der Hand haben, welche im Entwerfen Tüchtiges leisten, so kann man auch diese sofort mit dem Auftrag des Entwurfs betrauen. Damit dieser der Bestimmung gemäss ausfällt, ist es zu rathen, die Motive, so weit man das vermag, durch eine Bleistiftskizze flüchtig anzu deuten. Am besten wird es jedoch immer sein, einen begabten Buchbinder an das Geschäft zu fesseln, der genügend Phantasie und Erfindungstalent besitzt, um originelle und ansprechende Entwürfe fertigen zu können. Da diese Entwürfe aus der Praxis für die Praxis entstanden sind, werden sie ihren Zweck meist besser erfüllen, als manche Entwürfe bedeutender Künstler. Der artige Buchbinder giebt es nun freilich nicht viele, aber doch genug, um die vorhandenen Plätze ausfüllen zu können. Nur darf der Arbeitgeber nicht vergessen, dass diese Kräfte nicht nach dem Durchschnitt abzulohnen, sondern als die Künstler des Hand werks zu »honoriren« sind. Empfehlens werth ist es, in kleineren Geschäften mit ihnen den Werkführerposten zu besetzen. Zu Poesiebüchern und besseren Schreibalben werden in der Regel gute, schwere Schreibpapiere von entsprechendem Median format verwendet. Zu billigen Sorten und Notizbüchern benutzt man geringere Papiere; zu letzteren, wenn ganz billige Sorten, oft sogar Druckpapier. Die Anfertigung solcher Schundsorten wird indessen seltener von Buchbindern, als vielmehr in Zucht häusern von Zwangsarbeitern betrieben. Es dürfte für einen freien Geschäftsmann schwer halten, die Konkurrenz mit Zuchthäusern aufzunehmen, da er seinen Arbeitern der Leistung entsprechende Löhne zahlen muss; daher ist es gerathen, die Herstellung der Schundwaare den Zuchthäusern zu überlassen und nur Waaren zu fabriziren, bei deren Herstellung sowohl Arbeiter wie Fabrikant bestehen können. Die Arbeit am inneren Buche weicht nicht wesentlich von der Herstellung gewöhnlicher Bücher ab. Das zu Poesiebüchern bestimmte Papier wird zunächst auf der Schneidemaschine in das erforderliche Format geschnitten und dann gefalzt, je nach der Papierstärke die Lage zu fünf oder sechs Doppelblatt. Nun wird das Buch entweder sofort geheftet, oder erst mit Vorsetz ver sehen. Heftet man mit der Drahtheftmaschine auf Gaze, so ist ersteres vorzuziehen; das Vorsetz wird dann, ohne Leinenfalz, in die Bücher eingeklebt. Der Leinenfalz ist überflüssig, da die überstehende Gaze denselben ersetzt und an die Deckel angeklebt wird; sie vermittelt eine feste Verbindung zwischen dem inneren Buch und der Decke. Heftet man auf Band, so klebt man bei besseren Büchern in der Regel einen einfachen Kalikofalz ein. Dies muss vor dem Heften geschehen. Man nimmt dann doppelt so viel Bogen, als die Auflage oder Partie beträgt; bei tausend Büchern also zwei tausend Bogen, und macht das Vorsetz an diese an. Man hängt das fliegende Vorsetzblatt sowie den Kalikofalz um die Bogen herum, bei den vorderen von vorn nach hinten, bei den hinteren von hinten nach vorn. Hierauf bestreicht man die Spiegel, d. h. das Vorsetzblatt, welches auf die Deckel geklebt wird, so breit mit Leim, als der Kalikofalz Breite besitzt und klebt das Vorsetzblatt an den Kalikofalz an. Auf das Vorsetzblatt wird dann bei guten Büchern noch ein Stück Aktendeckel oder dickes Packpapier in der Buchgrösse geklebt. Dann legt man die mit Vorsetz versehenen Bogen an die Bücher und heftet diese. Notizbücher und Alben behandelt man etwas anders. Letztere haben fast immer Querformat, besitzen also geringe Höhe. Auch die Notizbücher sind nicht hoch. Aus Sparsamkeitsrücksichten