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1468 PAPIER-ZEITUNG No. 51 Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren-Faches, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Die Pustole. Die Pustole ist nicht etwa eine durch Setzfehler entstellte Pistole, sondern ein neues wackeres Schiessinstrument, dessen Name in geradezu genialer Weise seiner Thätigkeit an gepasst ist. Wie aus nachstellender Abbildung ersichtlich ist, wird die bewegende Kraft nicht durch rauchloses Pulver oder dergl. erzeugt, sondern durch kräftiges »Pusten«; und daher der Name. Es handelt sich um ein vervollkommnetes Blasrohr, ein neues Bolzenschiess - Instrument von so zweckentsprechender Formung, dass es einer sehr freundlichen Aufnahme bei der heranwachsenden Jugend sicher sein kann. Lieferant ist J. Luck- hardt, Berlin S., Ritterstrasse. Die Pustole besteht aus einem vernickelten Rohr von 8 mm äusserem Durch messer und etwa 50 cm Länge, welches sich in einem kürzeren, mässig ge bogenen Rohr, in das es genau eingepasst ist, ein kurzes Stück hin- und her schieben lässt. Eine Sper rung hindert die Trennung beider Rohre. Wenn man das gerade Rohr heraus zieht, so zeigt sich dicht an der Berührungsstelle beider Rohre eine Oeff- nung, in welche ein Bolzen dann das gerade Rohr in das gebogene hinein, so verschwindet die Oeffnung. Beide Rohre stehen nunmehr in luftdichter Verbindung, und wenn man in das mit Mundstück versehene Ende kräftig bläst, fliegt der Bolzen heraus. Nahe an der Vereinigungsstelle beider Rohre befindet sich ein Visir, am Ende des eigentlichen Laufsein Korn; man kann also mit ziemlicher Sicherheit zielen. Durch Beigabe mehrerer Mundstücke wird ermöglicht, dass jeder der am Schiessen Bethei ligten sein eigenes Mundstück in Anwendung bringen kann. Beim Schiessen hält man die Pustole am besten etwas schräg nach rechts geneigt, damit Korn und Visir vor das rechte Auge fallen. Nähere Angaben enthält die Anzeige in Nr. 50, Seite 1447. Beschneid-Apparat für Photographieen. Der von der Firma Dr. Winzer & Co. in Dresden, Waisenhausstrasse 7, zu beziehende, durch nachstehende Abbildung veranschaulichte Apparat besteht kann. Drückt man aus einem sauber gearbeiteten, aus mehreren Stücken zusammen gesetzten Brettchen, welches mit folgenden Beschneide-, Anlege- und Messvorrichtungen versehen ist: Rechts ist in eine ausgesparte Stelle ein Lineal a aus Spiegel glas eingelegt, welches als Schneid-Unterlage dient. Ueber dem selben ist ein Messinglineal b b durch zwei an beiden Enden eingetriebene Schrauben derart befestigt, dass zwischen beiden Linealen ein Spielraum von etwa 1 mm bleibt. Auf der andern linken Seite des Brettchens ist eine Messingstange c c befestigt, um welche das in der Mitte sichtbare schmale Lineal, welches mit einem knapp um die Stange greifenden Röhrchen in Verbindung steht, sich schwingen lässt. Die zu beschneidende Photographie wird so unter das Lineal b b geschoben, dass der abzutrennende Rand rechts vorsteht. Das kleine, von Stange c c genau im rechten Winkel abstehende und an derselben verschiebbare Querlineal dient dazu, das Bild unter Beobachtung der in demselben vorhandenen senkrechten und waage rechten Linien genau zu richten und Rechtwinkelschnitt der Ecken zu sichern. Der auf dem Brettchen befestigte Maassstab d dient als Anlegemarke und als bequemes Mittel die Maasse des Bildes zu bestimmen. Beim Schneiden werden die beiden Messinglineale auf das Bild niedergedrückt und der Schnitt mit scharfem Messer bei mässigem Druck der rechtsseitigen Kante des Lineals b b entlang geführt. Das Beschneidebrett wird in verschiedenen, den gangbaren photographischen Formaten angepassten Grössen geliefert. Bleistiftspitzer Heureka. Der nahezu beispiellose Erfolg des bekannten »Granat «-Bleistiftspitzers hat gezeigt, dass man 1) die Uebelstände, welche bei älteren Bleistiftspitzern sich einstellten, zu vermeiden gelernt hat, und dass 2) ein guter Bleistiftspitzer in der schreibenden und zeichnenden Welt wirkliches Bedürfniss ist. Mit dieser Granate tritt der nebenstehend abgebildete, als Gebrauchsmuster geschützte Bleistiftspitzer Heureka, welcher von der Firma Albert Maecker in Elberfeld ge fertigt wird, in Wettbewerb. Er besteht aus einem Gussstück aus Weissmetall, welches mit einer konischen, einseitig auf geschlitzten Bohrung und einem feinen Stahlmesserchen versehen ist. Letzteres hat zwei Schlitze und wird von zwei durch die selben geführten Schrauben festgehalten. Wenn es nach langem Gebrauch stumpf wird, kann es abgeschraubt, angeschliffen und wieder eingesetzt werden, was bei andern Bleistiftspitzern nicht möglich ist, weil das schmale Messerchen derselben schlecht hantirt werden kann. Die breite Form des Heureka-Messers gestattet vielfaches Nachschleifen und gewährleistet bei guter Behandlung mehrjährigen starken Gebrauch. Die breite, flache Form gestattet auch leichte Handhabung und bequeme Unterbringung in der Westentasche. Semper paratus, Briefbogen mit gummirter Umschlagklappe. Mit Bezug auf diesen in Nr. 46, Seite 1321, besprochenen Brief bogen theilt uns die Firma Theyer & Hardtmuth in Wien mit, dass sie derartige Briefbogen schon vor 20 Jahren gefertigt hat und noch immer führt. Das uns vorgelegte Muster hat doppel langes Format, die Schreibfläche besteht demnach aus zwei mit den Schmalseiten zusammenhängenden Oktavblättern, die Klappen- Anordnung ist aber genau dieselbe wie bei der englischen »Neuheit«. Briefumschläge für Photographieen. Photographieen und andere Kunstblätter leiden bei der Postversendung nicht selten unter der pressenden Einwirkung des Poststempels oder unsanfter Behandlung. Um ihnen hiergegen Schutz zu bieten, fertigte die Firma E. Robert Kretzschmar in Chemnitz Brief-Umschläge, welche durch ein eingeleimtes Stück Pappe gesteift sind und liess sich Gebrauchsmusterschutz darauf ertheilen. Im Handel sind solche Briefumschläge noch nicht. Landwirthschaftskalender. Unter diesem Namen giebt die Papierhandlung von A. Burmester jun. in Schwerin, Mecklenburg, einen hauptsächlich für Landwirthe bestimmten Abreisskalender heraus. Auf jedem Blatt befinden sich Angaben über die in der betreffenden Jahreszeit vorzunehmenden Feldarbeiten, über Sonnen- und Mond-Auf- und Untergang. Die hübsch ausgeführte Tragtafel enthält Darstellungen landwirthschaftlicher Thätigkeit. (Siehe An zeige in heutiger Nr., Seite 1490). Gedruckte Marmorpapiere, Goldbrokat- und Phantasiepapiere. Die Firma Armin Krah in Berlin S., Alte Jakobstras.se 78, hat äusser den in Nr. 49, Seite 1406 besprochenen Leder-Phantasie papieren noch die oben genannten Papiere in neuen Mustern her stellen lassen. Die Marmormuster sind meist in zwei Farben auf farbigem Papier ausgeführt, so dass im ganzen drei Farben in Wechselwirkung treten und sehr mannigfaltige Wirkungen erzeugen. Die Brokatpapiere zeigen tapetenartige Muster in Gold auf hellem und dunklem Grund, deren Wirkung durch Gaufriren des Papiers erhöht Wurde. Die Phantasiepapiere zeigen eine an die »Chaos- typie« erinnernde, sehr wirksame Musterung, welche erzielt wird, indem man das willkürlich angeordnete Muster erst in Bronce druckt, dann die Anlage ein wenig verschiebt, und dieselbe Form ein zweites Mal in lebhaften, halbdeckenden, bronceglänzenden Farben durch die Maschine gehen lässt. Die Wirkung ist günstig. Es sieht aus, als blinkten helle Goldadern aus dunklem Gestein.