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762 PAPIER-ZEITUNG. No. 27. Sonntagsarbeit. Da die Ausnahmefälle, in welchen Sonntags gearbeitet werden darf, durch kaiserliche Verordnung festgestellt werden sollen, so haben sich die betheiligten Gewerbe an den Bundesrath gewandt, um eine Ausnahmestellung zu erhalten. In solcher Weise sind so viele Zuschriften eingegangen, dass es Monate dauern kann, bis dieselben gesichtet und so durchberathen sind, dass darüber ent schieden werden kann. Sulfitstoff in Amerika. Wir hatten vor kurzem den Besuch eines Fabrikanten von Sulfitstoff und Holzschliff aus dem Westen Amerika’s, dessen Mit- theilungen wir entnahmen, dass seine Firma täglich etwa 7 000 kg Sulfitstoff erzeugt und für 100 engl. Pfund sehr weissen reinen aber ungebleichten Stoffs 2 Dollar 70 Cents ab Fabrik erhält, d.h. etwa 25 M. für 100 kg. Das Holz wird in stehenden bronzenen Kesseln gekocht, die von der schwefligen Säure nach und nach zerstört werden, aber etwa 8 Jahre aushalten sollen. Durch Einleiten von Dampf am unteren Ende und dadurch, dass man die Kocher nur zum Theil füllt, wird ein Umlauf von Lauge erzielt, der Gleichmässig keit des Stoffes bewirkt. Fichtenholz kostet in der Fabrik 6 Dollar das cord von 128 Kubik-Fuss, d. i. etwa 6 M. das Raummeter. Die Bezugs quellen der am Fox river in Wisconsin gelegenen Fabrik sind die nördlichsten Theile der Vereinigten Staaten und Canada. Dies westliche Fichtenholz ist jedoch dünn, astig und weich und ergiebt baumwollartigen, wenig festen Stoff. Das reichlich in der Gegend vorkommende Tannenholz kostet weniger als die Hälfte, lässt sich aber seines grossen Harz- und Pechgehalts wegen nicht zu Sulfit stoff verarbeiten. Hierzu kommt noch, dass es gar keine Wald kultur giebt, dass die Wälder verschwinden, und das Holz immer weiter hergeholt werden muss. Nach dem Süden zu, z. B. in der grossen Papierfabrikations-Gegend Dayton-Cincinnati in Ohio, ist Holz schon erheblich theurer. In den östlichen Staaten ist die Fichte dafür auch besser und liefert kräftigeren Stoff. Das Fox river-Thal bezieht seine Kohlen aus Illinois, also aus ziemlicher Entfernung. Die Fabriken stellen ihre schweflige Säure meist durch Ver brennen von Schwefel her, den sie neuerdings aus Salt lake city, der Mormonen-Hauptstadt in Utah, an der Union Pacific-Eisenbahn beziehen. In dortiger Gegend ist nämlich ein Schwefellager von ungeheurer Mächtigkeit gefunden worden, welches sich über 400 acres erstreckt und den ganzen Bedarf der westlichen Staaten deckt. Nur in den Staaten, welche nicht weit vom atlantischen Ocean liegen, kann sicilianischer Schwefel noch mit diesem neu gefundenen in Wettbewerb treten. Am Fox river in Wisconsin kostet der Utah-Schwefel 33 Dollar die Tonne von 2240 Pfund englisch, d. h. 100 kg etwa 15 M. Zellstofffabrikation. (Nachdruck und Uebersetzung verboten.) Wie zerlegt sich Fichtenholz nach dem Mitscherlich’schen Verfahren, dem Raum und ungefähren Gewicht nach, und wie stellt sich der Werth der erhaltenen Rohprodukte? I. Versuch. 100 Raummeter frischen Fichtenholzes von 10 bis 20 cm Durchmesser, einige Stücke auch 25 cm, in einer Reihe von 331/3X3 X 1 m aufgestellt, ergaben bei Handschälerei Folgendes: 1. 23,60 Rm. zu 275kg= 6490kg Schälspäne, von denen bei der Verbrennung unter dem Kessel 7,5kg soviel leisten wie 1,5kg Kohle; 1620 kg Kohle (= 6490 Schälspäne) kosten 32 M. 40 Pf Es blieben 90,75 Raummeter, welche weiter zer fielen in: 2. 8,46Rm. zu318 kg = 2690kg ausgehackteAesteund schlechtes Holz; Ver- dampfwerth . . . . 16 „ 10 » 3. 44,20 „ » 222 n= 9 810 » Sägespäne, das kg zu 1 M. 65 Pf. ange nommen 161 » 74 » 4.117,94 „ „ 325„ =38 330 „ gute Scheiben und Theile zu 2 M. 17 Pf. 831 „ 76 „ 194,20 Rm. 57 320kg frisches Holz. 1042 M. —Pf. Selbstkosten: Rohholz frei Fabrik Akkordschälen Lohn für Transport . . . Fräsen der Scheiben in Akkord Sortiren, d. h. Aushacken der Aeste usw. im Akkord 850 M. — Pf. ‘ 7) • 54 „ 50 7 » » » 1042 M. — Pf. Es wurden also bei diesem Versuch gefunden: Raumprozente: Gewichtsprozente: Gutes Holz . . . 60,70 pCt. 66,80 pCt. Sägespäne Aeste und . . . 22,70 » schlechtes 17,10 » Holz . . . . . 4,35 » 4,34 „ 11,76 n 100,00 pCt. Schälspäne . . . 12.25 , 100,00 pCt. Aus Obigem folgt ein Schälverlust von 9,25 pCt. Von einem Raummeter fielen 236 Liter festgetretene Schäl späne, 64,9 kg wiegend, mit einer 1,5fachen Verdampfungsfähig keit unter einem Cornwalldampfkessel. Von denAesten und dem schlechten Holz, das herausgehackt war, wog der Raummeter 318 kg und hatte 2,25 fache Verdampfungsfähig keit. Bemerkenswerth ist, dass 100 Raummeter Holz im ganzen 194,20 Raummeter Rohprodukte und 170,45 Raummeter kochfähiges Holz gaben. Sägespäne sind bei der Preisbestimmung mit 25 pCt. weniger bewerthet, weil der daraus erhaltene Stoff unreiner und weniger zäh ist. II. Versuch. Für 70 Kochungen in Mitscherlich-Kochern wurden von frischem und älterem Fichtenholz, in Güte und Dicke ver schieden, 4327 Raummeter Rohholz verbraucht, die bei Hand schälerei 3829,3 geschälte Raummeter ergaben. Letztere zerfielen bei der Verarbeitung in: 5078 Raumm. gutes Holz 69 pCt. des Raumes 1828 „ Sägespäne 24,8 » » „ 451 „ Aeste und schlechtes Holz 6,2 „ „ „ 7357 Raummeter 100 pCt. des Raumes Nach dem Kochen, Auflösen und Abschwemmen ergaben sich: la Stoff 481 200 kg = 68,1 pCt. Ha A » 126 800 » = 18,0 „ Ila B » 29 700 „ = 4,2 „ Illa „ 68 300 „ = 9,7 " 70 Kochungen = 706 000 kg lufttrockener Sulfitstoff, d. h. jede Kochung ergab durchschnittlich 10 085 kg, der'Raum meter Rohholz also 163 kg. Davon sind: la Stoff 111,00 kg Ila A „ 29,34 n Ila B „ 6,85 „ IHa » 15,81 n 163,00 kg la ist bester, weisser, gut bleichbarer Stoff; Ha A ist guter, aber kürzerer weisser Stoff, meist von den Sägespänen herrührend; Ha B ist guter fester Stoff für bessere Packpapiere; IHa ist fester Stoff, zum Theil splittrig, für feste und ordinäre Packpapiere. Hierzu bemerke ich noch, dass die Aeste und das schlechte Holz für sich gekocht waren, und dass von jeder Kochung 11 000 kg zum grössten Theil hellen, festen, etwas splittrigen Stoffes Hla und der kleinere Theil als gekollerter brauner splittriger Stoff erzielt wurde. 65 gute Kochungen lieferten 651 000 kg d. h. jede Kochung 10 000 kg Stoff 5 Aeste-Kochungen 55 000 kg zusammen 706 000 kg Man sieht also aus diesem letzten grossen Versuch, dass zur Erzeugung von 100 kg Sulfitstoff, wenn man von Fichtenholz (Abies excelsa) alles, äusser den Schälspänen verkocht, nur 0,613 Raummeter Holz nothwendig sind. Anders stellt sich allerdings das Ergebniss, wenn man alle Aeste, Sägespäne und Abfall verbrennt; dann kann man aus dem Raummeter Holz nur 110—120 kg Stoff erzielen, statt, wie oben, 163 kg Zellstoff aus dem Raummeter Rohholz. Alle Stoffgewichte sind bei obigen Rechnungen lufttrocken, d. h. mit etwa 10 pCt. hygroskopischen Wassers verstanden. 1 E. M. . >»•■ —