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PAPIER-ZEITUNG. 1431 Die Versammlung’ beschliesst einstimmig dafür zu wirken, dass keine Unfallverhütungs-Vorschriften erlassen werden. Hofmann erläutert, warum die Vorkommnisse der Papier- macher-Berufsgenossenschaft nicht mehr wie anfangs durch die Fachpresse zur Kenntniss aller Berufsgenossen, sondern nur der Vorstandsmitglieder und Delegirten kommen. Bei der Versamm lung zu Mainz 1889 wurde vom Vorstande beschlossen, die Ver treter der Fach-Organe nicht mehr zuzulassen, und diese waren dadurch äusser Stande, Mittheilungen darüber zu bringen. Ob wohl die Abfassung und Veröffentlichung solcher Berichte grosse Mühe verursacht und stets kostenfrei erfolgt, wäre dieselbe ohne diese Ausschliessung nicht unterblieben, da die Blätter, welche Organe der Berufsgenossenschaft sind, es für ihre Aufgabe halten, den Fachgenossen nach Kräften zu dienen. Geh. Rath Engel. In neuster Zeit sind Vereinbarungen der Fabrikanten gegenüber den zuletzt beliebten Verschmelzungen wieder mehr zu Ehren gekommen, sogar der Staat hat sich bei spielsweise bei der Stassfurter Kali-Konvention betheiligt. Nach dem die Technik die Erzeugungskosten aufs Möglichste ver mindert hat, dürfte wohl nur eine Vereinbarung noch Hilfe bringen. Reg.-Rath Braunschweig hält Vereinbarungen nur für nützlich, wenn sie von Deutschland, Oesterreich, Skandinavien usw. ge meinsam abgeschlossen werden. Ausserdem haben dieselben den Fehler, dass sie das natürliche Absterben ungesunder Elemente auf Kosten der gesunden hindern. Waern. Die schwedisch-norwegischen Fabrikanten würden in dieser Frage sehr gern mit den deutschen zusammen arbeiten. Reuther hält es für nöthig, dass die deutschen Fabrikanten die Geschäftslage unter sich berathen, um sich frei aussprechen zu können. Geh. Rath Enge'. Zur Besprechung der allgemeinen Lage und der Mittel zur Abhilfe wäre die Theilnahme der Ausländer sogar sehr erwünscht, und um mehr könne es sich heute nicht handeln. Spiro bedauert, dass die Oesterreicher nicht als volle Vereins mitglieder gelten sollen, glaubt aber, dass alle Beschlüsse zur Besserung der Lage nichts nützen, wenn die Oesterreicher usw. nicht mitwirken, da doch alle diese Länder auf Ausfuhr ange wiesen sind und sich auf dem Weltmarkt finden. Gerade dieser Punkt der Tagesordnung habe ihn veranlasst, von seinem Recht als Mitglied Gebrauch zu machen und in der Versammlung zu erscheinen. Auch gestern habe der Verein Deutscher Papier fabrikanten mit den eingeladenen Oesterreichern getagt. Der Vorsitzende weist aus den Satzungen nach, dass der Verein keinen Unterschied zwischen deutschen und ausserdeutschen Mitgliedern kennt. Reuther ist hiermit einverstanden, wünscht jedoch, dass die inneren deutschen Fragen von den deutschen Mitgliedern allein, viel leicht in einer besondersanberaumten Versammlung, berathen werden. Die Versammlung beschliesst einstimmig, dass der Verein seinen internationalen Charakterbehält, und dass die ausländischen Herren nach wie vor willkommen sind. Waern theilt auf Anfrage mit, dass es schon Vereine schwedischer und norwegischer Zellstoff-Fabrikanten giebt. Brune giebt eine Geschichte des seit 7 Jahren bestehenden österreichisch-ungarischen Vereins und wünscht, dass sich beide Vereine näher treten möchten. Dadurch brauche die Besprechung der inneren Fragen jedes Landes nicht behindert zu werden. Spiro dankt für den von neuem gefassten Beschluss, sowie für die stets den Oesterreichern entgegengebrachte Sympathie, und findet es gleichfalls durchaus berechtigt, dass die inneren Fragen unter Ausschluss der Ausländer berathen werden. 4. Geh. Rath Engel fragt mit Erlaubniss der Versammlung, ob Komm.-Rath Dessauer das seit 12 Jahren verwaltete Amt als Vorsitzender nicht mehr annehmen wolle. Da dieser ablehnt, so werden einstimmig durch Zuruf gewählt: als Vorsitzender: Herr Kommerzienrath Moritz Behrend-Varzin, als stell vertr. Vors. Herr Direktor Max Sembritzki-Schlöglmühl. Der jetzige Vorsitzende führt die Geschäfte bis zur Ueber- nähme durch den zur Zeit in Amerika weilenden neuen Vor sitzenden fort. Die Versammlung dankt Herrn Komm.-Rath Dessauer ein stimmig für die bisherige erfolgreiche Leitung. Reuther entwickelt die Zwecke des Deutschen Vereins für den Schutz des gewerblichen Eigenthums, Berlin W., Französische Str. 21, und fordert zum Beitritt auf. Der Mitgliedsbeitrag ist 30 M. jährlich. Dr. Müller legt eine Probe von Zellstoff vor, die nach Dr. Lifschütz’schem Verfahren hergestellt ist. Schluss 1 Uhr. Verein Deutscher Papierfabrikanten. Der im Bericht in Nr. 49 bei Punkt 2 der Tagesordnung fehlende Kassenbericht ist uns vom Herrn Geschäftsführer freund lichst übersandt worden. Derselbe lautet: Uebersicht über die Einnahmen und Ausgaben des Vereins Deutscher Papier fabrikanten für 1891/92. I. Der Kassenbestand betrug am Beginn des Rechnungsjahres 3477 M. 21 Pf. II. An Mitgliederbeiträgen und sonstigen Ein nahmen gingen ein 4678 „ 12, Einnahmen zusammen 8155 M. 33 Pf. Die Ausgaben betrugen 4547 „ 45 „ Verbleibt ein Kassebestand am Schlüsse des Rechnungsjahres von 3607 M. 88 Pf. Dieser Vorrath besteht: a. in Baar 306 M. 88 Pf. b. in Depositen bei der Kreissparkasse Mainz 3301 „ — „ Summe wie oben 3607 M. 88 Pf. Geprüft, richtig befunden und das Sparkassebuch vorgezeigt, (folgen Unterschriften.) Berichte unserer Korrespondenten. Aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Mankato, Minn., 25. Mai 1892. Die grösste Neuheit, die ich zu melden habe, besteht in der Feststellung der erfreulichen Thatsache, dass auf dem Gebiete der Chromokarten und Geschenkliteratur die Extreme, welche schon 1891 nicht weiter auseinandergehen konnten, sich 1892 bereits so nahe berühren, dass nur noch die Frage übrig bleibt: Wer wird obsiegen, der gesunde Menschenverstand, oder die Ge- schmacksverirrung? Ich sende eine kleine Blumenlese von chromographischem Osterzauber hinüber, um darzuthun, wie mau deutscherseits nicht produziren muss, wenn man ins legitime amerikanische Geschäft der nächsten Zukunft gelangen will. (Nicht angekommen. D. Red.) Ein Transparentcelluloid-Rähmchen ist so ausgeschnitten, dass aus dem gewonnenen Rechteck ein Kreuz geformt werden konnte, welches durch Stehenlassen der untern Seite dieses Ausschnittes und Anbiegen eines Fusses von etwa 1 cm mit dem Rähmchen verbunden bleibt, d. h. in dieser Entfernung von der Fläche des ersteren absteht. Ein leidlich gutes Bildchen »Frühjahrsmorgen- Konzert gefiederter Sänger« dient dem Rahmen zum Zweck, der die Mittel heiligen soll. Um originell zu sein, wurden die Aussen- und Innenränder sägenartig gezackt, und wie! Irgend eine noch nicht ganz verkommene Rattmaus wäre in Jahresfrist zu dressiren, besseres Nagewerk zu thun. Die gleicherweise gezackten Ränder des Kreuzes hat irgend eine ungeschickte Hand von der Sorte der schlechtbegabten Laubsägeliebhaber mit ein wenig deutscher Gold- bronce lebkuchenartig eingefasst. Das beste daran ist noch der poetische Bibelvers auf der Rückseite, namentlich die Stelle aus 1. Gor. XV, 20, die sich dahin chromo-interpretiren lässt: »Mögen wir ebenfalls heute auferstehen zu einem höheren Kultus im Ge schmack, alle Hindernisse aus dem Wege räumend!« Das ganze Hinderniss ist die Bornirtheit, welche dem richtigen Maasshalten zwischen Originalität und guter Schule im Wege steht. Preis 25 Cents (1 Mark). Eine recht schöne Osterkarte in Kabinetformat. von Raphael Tuck and Sons in New York, London, Paris wäre, namentlich in Anbetracht des billigen Preises von 10 Cents (40 Pf.), sehr nach- ahmenswerth zu nennen, wenn der gute Eindruck nicht sogleich wieder verwischt würde durch die Halbheit eines aus der Rück wand derartig geschnittenen Kreuzes, dass beim Anslichthalten die Konturen dieses Kreuzes »billig und schlecht durchscheinen. Die Farbengebung ist dazu so ohne allen Saft und Kraft, dass ich im Brustton der Ueberzeugung ausrufen darf: Vor 36 Lenzen haben »wir« in den Flegeljahren Besseres für unsere erste Liebe geleistet und nicht einmal viel Lob, geschweige 40 Pfennige da von getragen. Berlin hat hier eine gute Gelegenheit, siel) den oben erwähnten drei Kunstmetropolen als vierte im Bunde an zuschliessen. Gestanzte Booklets zu 15 Cents (60 Pf.) und 25 Cents (1 M.) wären recht hübsch und sogar originell zu nennen, wenn nicht der »dokternde« Yankee dabei zu allen Löchern herausguckte. Die vom letzten Ostermarkte übrig gebliebenen Stücke tragen in geradezu hässlicher Weise die Verwerflichkeit des Sparens am