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der Greiferhöhe zusammen müssen Schrifthöhe haben. Daraus folgt, dass der Greifer 21/2 Cicero hoch sein darf, was weiter zur Folge hat, dass er nicht gehärtet sein darf wie die Perforirlinien, sonst würde er leicht brechen. Es ist überhaupt schwierig, wenn nicht unmöglich, einen solchen langen Faon-Stahlstab von so geringer Höhe und Breite zu härten, ohne ihn krumm werden zu lassen wie einen Fiedelbogen. Ausschuss darf bei der Fabrikation dieses »verblüftenden« Geräthes doch nicht entstehen, sonst ist dasselbe zu Allem noch unbezahlbar. So wie ein kleiner Defekt bei diesem Greifer entsteht, indem ein Zahn ausbricht, wirft man ihn ins alte Eisen. Perforirlinien auszuwechseln ist weniger schmerzhaft. Wenn dieser Greifer nicht hart ist, so wird die Schneide stumpf werden. Jedenfalls wird dann noch ein neuer Apparat beigegeben, um ihn zu schärfen, denn hohle Stellen in der Linie darf er doch nicht bekommen. Auch liegt die Gefahr nahe, dass er sich verbiegt. Man kann ihn ferner nicht zu Quer- Perforirungen gebrauchen, kann die Perforatur nicht absetzen, und was sonst noch für Hinderungen eintreten. Zu allem Ueber- fluss bleiben auch noch die Bogen in diesem Greifer hängen, denn da er mit den übrigen Greifern zugleich aufklappt, so wüsste ich nicht, wie man z. B. schwaches Papier auf dem Tiegel halten wollte. Mit einem Worte, er ist ein Unding. Dies ist hier um deswillen gesagt worden, weil die Freund schaft für amerikanische Werkzeuge eine grundsätzliche zu werden scheint, und weil man leicht vergisst, sich über der Bewunderung amerikanischer Schneidigkeit die einzelnen Sachen näher anzu sehen. Das ist ein Fehler, der uns manches Unnütze herüber bringen würde, wenn unser Publikum nicht so schwerfällig wäre. Der Amerikaner kauft eben alles, der Deutsche am liebsten nichts, was wieder ein Fehler ist. Setzer-Schatullen für Gehilfen, wie in Fig. 4, S. 1058 abge bildet, sind in Deutschland ganz unmöglich. Es kommt wohl vor, dass ein Zeitungssetzer mit »ewiger« Kondition sich mal einen besonders leichten Winkelhaken zulegt; Setzlinien, Feilen und Stichel dagegen in keinem Fall. (? D. Red.) Das einzige, was hier an Werkzeugen von Gehilfen gekauft wird, ist die Ahle, vielleicht auch die Pinzette, — aber billig muss sie sein. In Amerika ist das anders, dort hat jeder Setzer sein eigenes Werkzeug. Ein in Amerika viel verbreitetes Geräth ist der nebenstehend abgebildete wirklich geistreich konstruirte Holz hammer. Derselbe kann mit seinem Konus-Ansatz von vornherein sehr fest gezogen werden und ist jederzeit nach stellbar, mag das Holz austrocknen so viel es will. Unsere Holzhämmer sind hiergegen sehr unvortheilhaft befestigt. Ich habe mir Mühe gegeben, einen Ge schäftsmann für diesen amerikanischen Holzhammer zu interessiren; der meinte aber: wenn ein solcher Hammer hier 10 Pf. mehr koste, als einer von der üblichen schlechten Sorte, so werde er nicht gekauft. Das ist echt deutsch und deckt sich mit meinen eigenen Erfahrungen. Wenn man hier etwas los werden will, so muss man billig sein, erst lange hinterher kommt die Zweckmässigkeit. Ein billiger Gegenstand wird hier auch gekauft, brauchen kann, nur weil er billig ist. Deshalb verdienen die Fabrikanten von Schund-Artikeln in Deutsch land durchweg mehr als diejenigen, die solide Arbeit liefern, und deshalb geht auch das kleine tüchtige Handwerk bei uns. so er schreckend zurück. Ich habe hier z. B. einen Fall im Auge, wo eine Fabrik Eis schränke für Familienbedarf fertigt, die um 5 M. billiger sind als diejenigen der Konkurrenz. Dazu wird grünes Holz gekauft, das voller Aeste ist, der Blechbeschlag ist so dünn wie irgend mög lich, die Arbeiter haben schauderhaft billige Akkordpreise und sind aufs Pfuschen angewiesen, wenn sie nur etwas verdienen wollen. Das alles überlegt sich die »geehrte Hausfrau« aber nicht, wenn sie den »billigen« Schrank kauft und Wunder meint, wie klug sie gethan und wie sparsam sie gewesen ist. Geht der Schrank, der überall verkittet und geflickt ist, nach kurzem aus den Fugen, so schiebt sie sich selbst, ihrer Behandlung, die Schuld zu, in den seltensten Fällen wird der Händler, niemals aber der Fabrikant zur Rede gestellt. Der Händler, der bei dieser billigen Waare stets grösseren Vortheil hat, beweist der Hausfrau schliess lich, dass Gott weiss wer daran Schuld sei: die Sonne, das Dienst wenn man ihn garnicht Lust und die Zeit, selbst anzunähen oder darauf zu warten. Die aIns Fig. 4. in einer kleinen Rundung, der Draht federt etwas und lässt jeden noch so grossen und noch so dicken Knopf, und wäre er wie ein Manschettenknopf gross, ohne irgendwelche Umstände einschlüpfen. Da in Amerika auch in andern Artikeln stark gekauft wird, so sind die Fabrikanten in der Lage, Vieles in Massenfabrikation zu geben, was hier stückweise oder in Dutzenden, höchstens in Grosszahl, hergestellt werden muss. Dadurch erklärt es sich, dass die amerikanischen Geräthe ausnahmslos ein gefälliges Aeusseres haben; es brauchte an Modellkosten nicht gespart zu werden. Der amerikanische Eisenguss ist durchweg so aufs Aeusserste vor berechnet, dass nachher sehr wenig Arbeit daran zu thun ist. Die amerikanischen Original-Bostonpressen, wie viele Kontorgeräthe, z. B. Heftmaschinen, sind weit bekannte Beispiele hierfür. So giebt es noch viele andere Punkte, in denen uns amerika nische Art ein Vorbild sein könnte. Es fehlt aber leider bei uns die Vorbedingung dafür, und das ist ein einsichtiges, kauflustiges und kaufkräftiges Publikum. Wie dies zu beschaffen ist, dazu weiss ich leider keinen Rath. Hermann Hoffmann. haupt das Unverständliche dabei. Warum lässt man nicht Lappen (wie punktirt angedeutet) stehen und biegt sie um, in das Zeug hinein, für alle Zeit haltbar? Dazu brauchte man nicht einmal besondere Apparate, das könnte zur Fig- 3. Deutscher Kravatten- halter zum Annähen. fachen, schräg einwärts gebogenenDraht, U der bei a in den Stoff eingebogen wird und absolut festhält. Der Knopf gleitet auf den schiefen Drahtschenkeln leicht nach der Mitte hin und sitzt dort fest mädchen usw. Hat er im Keller gestanden, so ist dies der Fehler, und war er oben untergebracht, so war das die Ursache, niemals aber er selbst. Diese Unehrlichkeit der Zwischenhändler ist ein Umstand, der schliesslich jedes anständige Gewerbe ruiniren wird. Die ge wissenhaften Fabrikanten müssen gegen ihren Willen mitmachen, oder sie verlieren Tag für Tag an Boden. Das ist auf jedem Gebiete so, das für ein leichtgläubiges Publikum arbeitet, besonders aber in Gebrauchsgegenständen. Man sehe nur, wie die billigen Händler überlaufen werden, die Alles verkaufen, was Geld bringt, und »zu jedem annehmbaren Preise«. Beim Papierfach wurde noch zur rechten Zeit eine Grenze gezogen, als man die Nor malien einführte und für Prüfungs-Anstalten sorgte. Wo aberbleiben die übrigen Gewerbe? Da ist es doch in Amerika anders. Der kluge Yankee knausert nicht am Preise, aber er verlangt zweckmässige Anordnung und solide Ausführung des Gegenstandes. Wie ausserordentlich zweck mässig sind z. B. die amerikanischen Kravattenverschlüsse und Shlipsbefestigungen, und wie dumm, um es geradeheraus zu sagen, die unsrigen. Indem ich dies ausspreche, bin ich der Zustimmung nicht nur aller Leser der Papier-Zeitung, nein: aller Deutschen masculini generis gewiss. Da ist so ein Blechstück, in das der Knopf passen soll, aber nicht passt, das beim Anlegen der Kravatte schwer zu finden ist und alle Augen blicke abreisst, weil die Fadenlöcher scharf ein gestanzt sind, scharfen Grat haben, und den Faden abschneiden. Das Annähen ist über Frau des Händlers entschuldigte die liederliche Befestigung damit, dass die Mädchen, die dies thäten, die Arbeit grossweise nach Hause bekämen und schlecht dafür bezahlt würden. Deshalb also nur zwei Nähfäden, nicht einmal Zwirn! — Was würde denn gutes Annähen, aufs Stück gerechnet, mehr kosten? — Keinen halben Pfennig! Aber das Publikum kauft den Kram, — was soll es auch machen? Der Händler hat kein Interesse daran, die Be schwerden geeigneten Orts zu vertreten, und den Fabrikanten kennt man nicht. So wird man daran gewöhnt wie an ein Unvermeidliches, obwohl es leicht genug vermieden werden könnte, Allen zum Segen. Die amerikanischen Kravattenhalter bestehen z.B. aus einem ein- Noth mit der Hand geschehen. Ich klagte einmal einem Händler, bei dem ich kaufen wollte, meine Noth mit dem Ahreissen der Oesen. Er (das ist der »deutsche« Händler, wie er leibt und lebt) bestritt dies, er habe noch keine Klagen gehört. Ich fand aber unter seinen Vorräthen glücklicherweise zwei Stück, bei denen die Oese nur noch an einem Faden hing. Da wusste er nichts mehr zu sagen als »dass sich so ein ab gerissenes Ding ja leicht wieder annähen lasse.« Ja, wer hat immer einen Faden zur Hand, wenn die Oese abreisst, und die