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1268 PAPIER-ZEITUNG. No. 44. Handelskammerberichte für 1891. Regensburg. Mehrere Berichte sprechen sich ungünstig über die neuen Zollvereinbarungen aus. Man glaubt nicht an einen günstigen Einfluss derselben auf die Industrie, da die V erminderung der Zollsätze sowohl für den Import als auch für den Export in gleichen Verhält nissen stattgefunden hat. Die Holzstofffabrik Gebrüder Beger in Windisch-Eschenbach berichtet: »Das neue Jahr setzte mit noch niedri geren Abschlusspreisen ein, und wir sind jetzt auf dem Standpunkte an gelangt, wo es sich nicht mehr ums Verdienen, sondern nur noch um die Verzinsung handeln kann.« Frankfurt a.M. Papierhandel. Der Geschäftsgang war schlep pend, bei stets sinkenden Preisen. Der Bedarf beschränkt sich immer mehr auf billige Sorten. Da die Ausfuhr vielfach abgeschnitten war, so mussten die für das Ausland bestimmten Waaren auf den inländi schen Markt gebracht werden und drückten hier durch das vermehrte Angebot stark auf die Preise. Auch für das Jahr 1892 sind keine Aus sichten auf Besserung eingetreten: denn Oesterreich-Ungarn hat durch die neuen Handelsverträge Zollermässigung für seine Einfuhr nach Deutschland erhalten, während die Eingangszölle von Deutschland nach Oesterreich beibehalten worden sind: ausserdem hat auch die Schweiz durch ausserordentlich hohe Zölle die Einfuhr unserer Fabrikate in ihr Gebiet unmöglich gemacht. Papierhülsenfabrikation. Der Geschäftsgang war hier noch ungünstiger als im Vorjahr. Namentlich hat das in diesem Jahr be sonders gedrückte Geschäft in der Textil-Industrie schädigenden Ein fluss auf die Hülsenfabrikation ausgeübt. Während der Umsatz zurück ging, hat das Angebot sich durch Ueberproduktion bedeutend vermehrt, und da auch die Rohstoffe theurer geworden sind, so musste dieser Industriezweig als geradezu nothleidend bezeichnet werden. Die mehr fach gemachten Versuche, durch Kartelle dem Sinken der Preise Ein halt zu thun, sind bis jetzt immer gescheitert. Chromolithographie. Die Ansprüche des Publikums an künst- lerische Ausführung der feineren Arbeiten sind gestiegen, dagegen sind die dafür gezahlten Preise infolge der vermehrten Konkurrenz und des starken Angebots an minder gut ausgeführten Arbeiten nicht den Kosten entsprechend, welche gediegene Arbeit erfordert. Auf eine Besserung dieser Verhältnisse in der Zukunft ist nicht zu hoffen. Als erschweren der Umstand kommt hinzu, dass das bisherige Absatzgebiet in Frank reich und Nordamerika durch die neuen Zollverhältnisse jetzt verschlos sen ist und die bisher für den Absatz nach diesen Ländern arbeiten den Fabriken ihre Waare auf den englischen und deutschen Markt bringen. Das Angebot in Deutschland um! England wird dadurch so erhöht, dass nur durch besonders sorgfältige Lieferungen, grosse Kredit gewährung und möglichst niedrige, zu dem Risiko des Geschäftszweiges in keinem Verhältniss stehende Preise alte Verbindungen aufrecht er halten werden können. Namentlich in den letzten Monaten des Jahres 1891 trafen noch aus Frankreich grosse Aufträge ein, die ihre Erledigung vor dem 1. Februar 1892 finden mussten. Der Absatz nach Italien war schwächer: die Kursverluste auf Rimessen dieses Landes, noch mehr aber auf diejenigen Spaniens waren so beträchtlich, dass der Absatz nach diesen Ländern sich immer schwieriger gestaltete. Die Unruhen in Südamerika hatten ejnen bedeutenden Ausfall des Absatzes nach den dortigen Staaten zur Folge. Dagegen ist der Absatz nach den Vereinig ten Staaten von Nordamerika der gleiche geblieben wie in früheren Jahren. Nur wird darüber geklagt, (lass dieses Land seine lithographi schen Erzeugnisse über Holland zollfrei nach Deutschland einführt, während deutsche Erzeugnisse, die nach den Vereinigten Staaten, einerlei auf welchem Wege, versandt werden, 35 pCt. Zoll zu tragen hatten. Die durch die neuen Handelsverträge herbeigeführte Ermässigung der fremden Zollsätze konnte nicht vollständig befriedigen, zumal ausländische Erzeugnisse zollfrei nach Deutschland eingehen. Namentlich die öster reichische Industrie wird hierdurch und durch das Vorhandensein billiger Arbeitskräfte begünstigt, mehr als bisher mit der deutschen Industrie konkurriren können. Der Einfluss des neuen Zolls nach Frank reich (2 Franken 75 Centimes für das kg) lässt sich bis jetzt noch nicht sicher beurtheilen. Der Absatz von lithographischen Erzeugnissen im Inlande war schwach. An Arbeitskräften war Ueberfluss vorhanden; trotzdem wurden die Löhne — bei 9stündiger.Arbeit — erhöht, haupt sächlich zu dem Zwecke, um einen Stock guter Arbeiter zu erhalten. Luxus- und Chromopapierfabrikation. Der im Jahr 1891 ausgebrochene Buchdruckerstreik hat einen schädigenden Einfluss auf diesen Geschäftszweig ausgeübt und die Erwartungen, die man auf ein gutes Saisongeschäft setzte, nicht in Erfüllung gehen lassen. Die Un ruhen in den südamerikanischen Staaten haben zur Folge gehabt, dass Aufträge, die von dort sonst regelmässig gegen Ende des Jahres einliefen, im Jahre 1891 ausblieben. Wenn trotzdem während des ganzen Jahres genügende Beschäftigung vorhanden war, so ist das dem eifrigen Be mühen zu verdanken, den Fabrikaten auf solchen Märkten mehr und mehr Eingang zu verschaffen, die von Krisen nicht heimgesucht wurden. Eine schwere Schädigung wird das neue Geschäftsjahr erfahren durch den neuen französischen Zolltarif, welcher mittelfeine und einfache Artikel vom französischen Markt ganz oder doch zum grössten Theil verdrängen und die Einfuhr ganz feiner Artikel nach Frankreich nur so lange möglich machen wird, als dieselben nicht in gleichwerthiger Qualität in Frankreich hergestellt werden können. Ob zum Ersatz für diesen Ausfall das Geschäft nach Oesterreich und Italien sich heben I wird, muss die Zukunft lehren. Spielkarten. Durch die McKinley-Bill ist der Export von Spiel karten nach den Vereinigten Staaten unmöglich geworden, da der Zoll | für ein Dutzend Spiele auf 24 Mark (6 Dollar) festgesetzt worden ist. Dagegen ist der Absatz in feineren Qualitäten in Deutschland gewachsen. Ein der Grösse des Landes entsprechender Verbrauch von Karten wird aber erst dann stattfinden, wenn die Stempelsteuer ermässigt, und die Verschiedenheit in den Steuersätzen beseitigt ist. Für den Verkehr mit Oesterreich-Ungarn und Italien muss die dort herrschende Umständlich keit bei der Stempelprozedur beseitigt werden, sonst wird auch für die Zukunft eine Ausfuhr nach diesen Ländern ausgeschlossen bleiben. Das Geschäft nach Südamerika, Argentinien, Uruguay und Brasilien verbietet sich infolge der dortigen Geld Verhältnisse von selbst. Farbwerke vorm. : Meister, Lucius & Brüning Höchst am Main i Fabriken von Anilinöl, Anilinsalz, Anilin-, Resorcin- und Naphtalin - Farbstoffen, Alizarin, chem.-techn. ' Producten, Säuren und pharmaceutischen Präparaten I (Antipyrin, I). R-P.) Vertretungen und Niederlagen in allen Industrie«Centren: Aachen, L. van Erckelens. 1 Barmen, Fr. de Brünn. Berlin, Richard Galli, Koepenickerstras.se 115, SO. Bremen, Heinrich Harjes. 1 Breslau, S. E. Goldschmidt & Sohn. Cöln, Winter & Albach, Wolfstrasse 10. Cottbus, Robert Hildebrand. 1 Crefeld, Gust. Heimendahl. Dü en, Jul. Hoesch. Feldkirch i. Vorarlberg, C. Frei & Co. Forst i. d. Lausitz, C. 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