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Die Stellung der drei Farben im Farbenkreise kann kleine Verschiebungen vertragen, doch müssen die Farben den stets gleichen Abstand von einander behalten. Es wurde angedeutet, dass die als Farbenfilter dienenden Farben in Beziehungen zu den Druckfarben stehen, so dass man nach den ersteren die letzteren bestimmen kann. Die Erfolge hierbei wurden indess noch eine Zeitlang durch den Umstand zurückgehalten, dass einige der ihrer Nüance nach geeignetsten Farben von dem beim Druck üblichenLösungsmittel, demFirniss, nicht aufgenommen werden. Unter den Druckproben befanden sich Wiedergaben nach neueren Menzelschen Bildern, darunter das lebensvolle »Eisenbahn- Kupee«, also Vorbilder, welche vermöge ihrer grossen Farben- Mannigfaltigkeit dem Dreifarben - Verfahren die höchsten Auf gaben stellen, und dennoch war eine befriedigende Lösung erzielt, deren Uebereinstimmung mit dem Urbild man leider hier nicht mehr durch Vergleichung mit dem Original feststellen konnte. Das Dreifarben - Druckverfahren eignet sich nicht allein für Lichtdruck, sondern auch für Flach- und Hoch-Autotypie, für das Steindruck-Asphaltverfahren und für Heliogravüre. In nächster Zeit wird eine Vorführung des Druckes vor ge ladenen Fachleuten und Interessenten stattfinden und voraus sichtlich Gelegenheit zur Ergänzung der vorstehenden ersten Mittheilungen bieten. A. H. Rezepte. In der Fachpresse tauchen oft Rezepte auf, die ungeprüft, auch unwiderlegt bleiben und Manchen in Schaden bringen. Wenn Zwei dasselbe thun, ist es doch nicht dasselbe. Es kommt nicht allein auf die Stoffe an, die Jemand zu einem Experiment benutzt, sondern die ganze Handhabung ist dabei mit entscheidend. Oft wird von dem, der eine neue Sache beschreibt, Manches als bekannt vorausgesetzt, was nicht bekannt ist und dessen Nicht beachtung schuld ist, dass der Versuch misslingt. Es wäre keine undankbare Aufgabe, wenn angesehene Fachzeitungen die auftauchenden Rezepte oder Verfahrensweisen auf ihre Kosten zu Nutzen ihrer Leser untersuchen lassen oder sich nach den näheren Umständen, die zum Gelingen wesentlich waren, erkundigen wollten. Die »Papier-Zeitung« hat ja schon manche Aufklärung gebracht; es könnte aber noch mehr ge schehen, wenn die in der Praxis stehenden Fachleute mit ihren speziellen Erfahrungen nicht hinter dem Berge halten wollten. In einer Buchdruck-Fachzeitschrift stand vor kurzem Folgendes: »Die Anwendung von Zinkplatten an Stelle des lithographischen Steins nimmt zwar täglich zu an Ausbreitung, würde indess wohl noch weit rascher vor sich gehen, böten sich nicht noch Schwierigkeiten, welche dem im Zinkdruck nicht Erfahrenen vielleicht unübersteiglich erscheinen, zum mindesten aber abschreckend wirken. Diese Schwierigkeiten bestehen zum Theil darin, dass grosse volle Flächen sich oft nur schwer mit Farbe decken lassen, mögen sie nun direkt auf die Zinkplatte gezeichnet oder übergedruckt sein, ja, der Ueberdruck selbst ist oft eine Quelle der Sorge und gelingt nicht immer. Dem soll nun ein Verfahren gründlich abhelfen, das ein Herr Arthur Moses zu Manchester anwendet, und bei welchem das Alaun die Hauptrolle spielt. Man nimmt hiervon 30 g und löst dasselbe in 11/8 1 kochendem Wasser auf, diesem noch 71/2 g Salpetersäure zusetzend. Diese Lösung bringt man so heiss wie möglich auf die hochpolirte Zinkplatte, wo sie in folge ihrer Wärme rasch verdunstet, eine dünne Haut auf derselben bildend. Auf einer solchen Platte kann jeder Umdruck selbst von den feinsten Arbeiten ohne Schwierigkeit gemacht werden, und auch Um- klatsche für Chromo lassen sich ebenso leicht machen, als auf Stein.« Ich habe mich an eine angesehene, mit Zinkätzung verbundene Druckerei mit der Bitte gewandt, nach Vorstehendem Versuche machen zu lassen. Dies ist geschehen, und ich erhielt folgende Antwort: Ein Versuch nach dem beiliegenden Rezept misslang. Wir nahmen zwei Abzüge von derselben Sache, präparirten eine Platte mit Alaun, und eine andere in der Weise, wie wir es bisher machten. Auf der Alaunplatte zogen die Feinheiten nicht ab vom Umdruckpapier, während der andere Umdruck tadellos gelang. Unser Aetzer kennt die Sache übrigens schon und wusste, dass es nichts damit ist. Ich liess den Versuch trotzdem machen. Wir verfahren mit bestem Erfolg so: Die hochpolirte Zinkplatte wird mit Salpetersäure (verdünnt 1:100) über gossen, hinterher aber rasch mit ganz heissem Wasser abgespült und mit Blasebalg trocken gemacht.« Da gerade der Ueberdruck auf Zink Denen, die darin keine Erfahrung haben, grosse Schwierigkeit bereitet und sie abhält, diesen besonders in Städten ohne Aetz-Anstalten nützlichen Thätigkeitszweig in ihr Programm aufzunehmen, so werden präzise Mittheilungen über die ersten Manipulationen beim Zinkätzen mehrfach erwünscht sein. Was man darüber in Fachbüchern liest, ist für Laien meist unverdaulich. H. H. Schriftgiesserpakete. Zu der in Nr. 30 gegebenen Anregung betreffend die Auf reihung der Buchstaben in Schriftgiesserpaketen gestatte ich mir Folgendes zu bemerken: Die Reihenfolge der Buchstaben in den Schriftgiesserpaketen (Minima) ist im allgemeinen die folgende: Antiqua: 1) Gemeines: mabcdefffghij klnopqrstuvwxyz. 2) Accente: & fifl ääääeHefiiioödöüüüü»«?. 3) Versalien: HABCDEFGIJKLMNOPQRST UVWXYZÄÖÜ. 4) Punkturen u. Ziffern: „)]§*+ — 12 3456789 0. F raktur: 1) Gemeines: mabcdefffghiifInopqrifstuvwr)3. 2) Ligaturen: ccstsififIstäöü. 3) Versalien: A8GDGTS$ 3 & £ M % D B • % © T II V 298 ä Ö Ü. 4) Punkturen u. Ziffern: ,5:;!?‘,)1§*1- 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0. Dieser Voranstellung der Kleinbuchstaben und Nachordnung der Grossbuchstaben liegt derselbe Gedanke zu Grunde, welcher für die Unterbringung der Buchstaben in den Setzkästen maass- gebend war: die am meisten gebrauchten Buchstaben dem Setzer am nächsten zu bringen. Denkt man sich nun eine grössere Titel schrift aufgestellt und den Kasten ganz füllend, so würden die Kleinbuchstaben (das Gemeine) nach dem Vorschläge in Nr. 30 am weitesten von der Hand des Setzers entfernt sein, während die seltener zur Anwendung kommenden Grossbuchstaben (Ver salien) am nächsten ständen. Dass die Ziffern den Schluss bilden, hat ausserdem aber noch den Vortheil, dass sie von Lagerschriften ohne Mühe und Zeit verlust entfernt werden können, wenn der Besteller z. B. Ziffern überhaupt nicht mitgeliefert wünscht oder andere begehrt, welche bei der betreffenden Schrift gewöhnlich nicht am Lager gehalten werden. Mir schweben hierbei die Mediaeval - Ziffern vor, welche oft durch gewöhnliche Antiqua-Ziffern ersetzt werden sollen. Ich glaube daher nicht, dass der gemachte Vorschlag den Beifall der Praktiker findet. Dagegen halte ich es für ordnungs gemäss, dass die bisherige Reihenfolge von den Giessereien streng beobachtet wird, was ja auch in der Regel geschieht, wenn nicht überhängende Buchstaben, besonders in Cursivschriften, wie f j, ein Untersetzen mit kurzen Buchstaben e o bedingen, um sie vor dem Sich-stossen und dem Abbrechen zu bewahren. Nun will ich aber mit Obigem keineswegs gesagt haben, dass die bis jetzt von den Giessereien beliebte Reihenfolge bis in alle Ewigkeit dieselbe zu bleiben braucht, wenn sich bessere Vor schläge finden. Die Giessereien können auch einem derartigen Wunsche ohne irgendwelche technische Störung oder Aenderung entsprechen, wenn er von allen Buchdruckern als zweckmässig anerkannt wird. Der Guss der Buchstaben erfolgt nämlich nicht in der Reihenfolge des Giesszettels, sondern es wird mit den dicksten, also mit wcc usw. begonnen und dann allmälig bis zum dünnsten, dem i, Punkt usw. fortgeschritten. Dies ist noth wendig, weil unter Umständen die dickeren Buchstaben eine grössere Spitze an dem Pumpwerk der Giessmaschine verlangen, und man selbstredend alle ähnlich dicken Buchstaben hinter ein ander giesst, ehe man die Spitze wechselt. Diese technische Noth wendigkeit beeinflusst aber nicht die Reihenfolge des heutigen Giesszettels, welche sich nach dem Alphabet und nicht nach den Stärken richtet. Das Zusammensetzen der Buchstaben zu Minima stellt also praktischen Neuerungen nicht die geringste technische Schwierigkeit entgegen. So habe ich z. B. in meinem Hand buche (Praktisches Handbuch für Buchdrucker im Verkehr mit Schriftgiessereien. 2. Aufl. Leipzig 1873. Alexander Waldow.) eine Einreihung der ff und ff in die Ligaturen, wohin sie gehören empfohlen. Indessen werden derartige Vorschläge eines Einzelnen, auch wenn sie noch so praktisch sind, in der Regel ohne Wirkung bleiben. Thatsächlich können die Giessereien auch solchen Einzel vorschlägen kaum nachkommen, weil sie nicht wissen, ob sie damit einem allgemeinen Bedürfniss entsprechen. Ich möchte daher empfehlen, dass die in Deutschland in er freulicher Weise sich mehrenden Typographischen Gesellschaften solche Themata in ihre Tagesordnungen aufnehmen, das Für und Gegen besprechen und dann auf Grund einer allseitigen Befür wortung an die Giessereien mit Aenderungs Vorschlägen heran- treten, denen diese gewiss gern Rechnung tragen würden. Hermann Smalian.