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No. 43. PAPI ER-ZEITUNG. 1235 Wasserzeichen. Der bekannte Forscher Herr Moise Briquet in Genf hat nach dem Journal de Geneve in den letzten Jahren in Iß italienischen Staats- sowie vatikanischen und Provinzial-Archiven, bei Notaren und in Krankenhäusern aus etwa 10000 Bänden und Mappen mehr als 11000 Wasserzeichen gesammelt. Dieselben ergaben 7500 Arten, die Briquet in 1200 eigenartige Klassen theilte. Hierbei zeigte sich, dass die Wasserzeichen nur kurzes Leben hatten, meist nicht länger als 25 Jahre benutzt wurden, und dass auch die länger dauernden fortwährende Aenderungen erfuhren, nach denen sich wieder kurzlebige Unterarten feststellen lassen. Man kann dem nach aus dem Wasserzeichen häufig die Zeit bestimmen, vor welcher das Papier nicht angefertigt sein kann. Da dasselbe vielfach lange nach der Erzeugung in Gebrauch genommen sein mag, so lässt sich aus dem Wasserzeichen nicht feststellen, wann das Papier hergestellt ist. Der Ort der Erzeugung lässt sich häufig daraus ermitteln, obwohl das Papier manchmal sehr weit vom Erzeugungsort zur Verwendung kam. Verschiedene Legirungen. Die einzelnen Metalle haben ein ziemlich starkes Bestreben, sich unter einander zu vereinigen. Die Legirungen sind nun solche Vereinigungen zweier oder mehrerer Metalle, welche durch Zusammenschmelzen derselben dargestellt wurden. Ueber die Natur der Legirungen ist man heute noch nicht vollständig im Klaren. Von einer einfachen mechanischen Mischung kann wohl füglich nicht die Rede sein, weil in den Legirungen die Eigen schaften der einzelnen Metalle, ihr Schmelzpunkt, ihre Härte, Festigkeit usw. oft sehr wesentlich geändert sind. Nach Matthiesen ist eine Legirung nichts anderes als eine starr gewordene Lösung des eines Metalles in einem anderen. Da jedoch manche Legirungen von einem bestimmten Prozent gehalt auch krystallisationsfähig sind und aus einem grösseren Gemische von Metallen oft auskrystallisiren, da ferner im Augen blicke der Vereinigung zweier Metalle oft eine beträchtliche Temperatur-Erhöhung stattfindet, so nimmt man an, dass es auch chemische Verbindungen zwischen den Metallen giebt, und nach Ledebur ist demgemäss eine Legirung im weiteren Sinne meist ein Gemisch chemischer Vereinigungen von Metallen, gelöst im Ueberschuss eines der konstituirenden Metalle. Da es für den Techniker im allgemeinen und für den Papier- und Zellstoff-Fachmann im besonderen gewiss von Interesse ist, genau zu wissen, welche Legirungen er für die Lager seiner Maschinen benutzt, und mit welchen Legirungen er überhaupt zu arbeiten hat, so will ich mir erlauben, heute die wichtigsten der selben einer Besprechung zu unterziehen und einige Analysen zu veröffentlichen, welche ich mit derartigen Produkten angestellt habe. Am allerwichtigsten sind für uns zunächst die Lagermet alle. Bei denselben ist Folgendes zu berücksichtigen: Wenn zwei Metallflächen sich aneinander reiben, so ist vor allem der gegen seitige Reibungs-Koeffizient in Betracht zu ziehen. Man muss hier solche Metalle wählen, bei welchen dieser Koeffizient möglichst klein ist, muss sich aber auch bestreben, durch Auswählen von Metallen, die einen geeigneten Härtegrad haben, die gegenseitige Abnutzung auf das kleinste Maass zu verringern. Man lässt aus diesem Grunde zwei verschiedene Metalle aufeinander einwirken, wie dies z. B. bei den Zapfen und deren Lagern gebräuchlich ist. Da nun meist einer der beiden Theile kostspieliger und schwieriger zu ersetzen ist, als der andere, so konzentrirt man die Abnutzung durch Wahl des geeigneten Materials so viel als möglich auf den minderwerthigen Theil, hier auf die Lagerschaalen. Das Material für letztere muss daher weicher sein als das des Zapfens. Diegeeigneten Legirungen hat man meist praktisch, empirisch herausgefunden; dieselben müssen auch eine ausreichende Festigkeit gegen das Zerbrechen durch Stoss, sowie gegen das Absplittern einzelner Stücke besitzen; sie müssen hart und zäh genug sein, um sich nicht zu rasch abzunutzen, und doch wieder nicht so hart sein, dass etwa der werthvollere Theil, der Zapfen, hierdurch ge- schädigt wird. Die vorzüglichsten Lagermetalle sind die in nachstehender Zusammenstellung durch Sperrsatz ausgezeichneten. Messing (Gelbguss) besteht aus Kupfer und wechselnden Mengen (24—40 pCt.) Zink. Es ist härter als Kupfer und im kalten Zustande hämmer- und walzbar. Manchmal enthält es auch geringe Mengen Zinn (0,1—0,2 pCt.) und Blei (0,2—0,6 pCt.), endlich meist auch bis 0,1 pCt. Eisen. Messingspäne, welche ich wiederholt untersuchte, bestanden nur aus Kupfer und Zink und einer geringen Menge Eisen. Enthält es Blei, und zwar etwas mehr (1—2 pCt.), so eignet es sich besonders zur Bearbeitung auf der Drehbank und zum Feilen, weil es die Feilen nicht verschmiert. Es giebt sehr viele messingähnliche Legirungen, welchen man meistens besondere Namen gegeben hat, z. B. Aichmetall, Muntz metall usw. Man bezeichnet hierdurch entweder ein bestimmtes Legirungsverhältniss, oder der betreffende Name wurde den Legirungen zu Reklame-Zwecken gegeben. Vor längerer Zeit hatte ich eine Probe Messingblech zu untersuchen. Zu dem Zwecke wurde eine gewogene Menge des selben in verdünnter Salpetersäure gelöst und das Kupfer sodann in der mit Salzsäure versetzten Lösung mittels Schwefelwasser stoff als Schwefelkupfer gefällt. Im wasserklaren Filtrate wurde das Zink als Zinkkarbonat niedergeschlagen, dieses sodann durch Glühen in Zinkoxyd übergeführt, letzteres gewogen, und daraus das Zink berechnet. Das Schwefelkupfer wurde in konzentrirter Salpetersäure neuerdings gelöst, das Kupfer aus der Lösung mittels Aetznatron als Kupferhydroxyd gefällt, dieses geglüht, das er haltene Kupferoxyd gewogen, und daraus die Menge des Kupfers berechnet. Die Zusammensetzung des Messings war folgende: 63,4 pCt. Kupfer 35,8 pCt. Zink. Das auf 100 pCt. fehlende sind theils Verunreinigungen, theils Blei, welches qualitativ nachgewiesen wurde. Rothguss besteht ebenfalls aus Kupfer und Zink, enthält aber bedeutend mehr Kupfer und weniger (etwa bis 18 pCt.) Zink als Messing. Ausserdem enthält er auch wohl kleine Beimen gungen von Blei und Zinn. Rothguss ist dunkler als Messing. Die Lager aus diesen beiden Legirungen müssen in eigenen Formen gegossen, gebohrt und eingepasst werden; sie sind theurer, aber auch widerstandsfähiger als diejenigen aus dem bedeutend leichter schmelzbaren Weissgussmetall. Enthält der Rothguss grössere Mengen von Zinn, so geht’er in Bronce über: die Begriffe sind hier nicht vollständig klargestellt. Vor kurzem hatte ich Gelegenheit, eine Rothguss-Legirung einer genauen chemischen Untersuchung zu unterziehen. Dieselbe enthielt vorwiegend Kupfer und Zink, ausserdem etwas Blei, Zinn und Eisen, sowie eine Spur Antimon. Bei der quantitativen Bestimmung wurde Zinn als Zinnoxyd (SnO 2 ), Blei als Bleisulfat (PbS0,), Kupfer als Kupfersulfür (Cu 2 S, im Wasserstoffstrom geglüht), und Eisen als Eisenoxyd (Fe 2 O 3 ) gewogen, das Zink endlich aus der Differenz berechnet. Das Ergebniss war folgendes: 2,19 pCt. Zinn 4,24 „ Blei 70,40 „ Kupfer 3,91 „ Eisen 19,26 „ Zink Spur Antimon 100 pCt. Die Bronce steht dem Rothguss sehr nahe. Sie wird eigentlich seltener als Lagermetall verwendet, aber da sie ihrer Zusammensetzung nach sich hier anreiht, so sei sie auch gleich mit besprochen. Die echte alte Bronce besteht nur aus Kupfer und (1,5 bis 27 pCt.) Zinn; die messingartige Bronce enthält auch noch Zink, und im allgemeinen hat die Legierung Blei, Eisen und Antimon in kleinen Beimengungen. Die moderne Bronce besteht aus Kupfer, Zinn, Zink und Blei, sie ist röthlichgelb, hart, zäh, feil- und drehbar. Die in den schriftstellerischen Werken des Alter- thums oft gebrauchten Worte »Erz« und »ehern« bedeuten: »Bronce«, beziehungsweise aus Bronce bestehend«. Die damit bezeichneten alten Waffen enthalten 80—88 pCt. Kupfer, der Rest ist Zinn, zum Theil auch Blei. Eine für Lagermetall zwecke verwendbare Bronce enthält: 90—66 pCt. Kupfer, 4 bis 15 pCt. Zinn, 0—1’9 pCt. Zink und 0—8 pCt. Blei. Phosphorbronce giebt vorzügliche Lagermetalle; sie ent hält 90—95 pCt. Kupfer, 9—4 pCt. (meistens 8—9 pCt.) Zinn und 0,2—0,7 pCt. Phosphor. Sie wird durch Zusammenschmelzen von Kupfer mit Phosphorzinn dargestellt. Es wird allgemein an genommen, dass der Phosphor an und für sich nicht direkt ver bessernd auf die Eigenschaften der Legirung wirkt. Das Kupfer enthält fast stets Kupferoxydul, das Zinn Zinnoxyd, beziehungs weise diese Körper entstehen beim Schmelzen der .Metalle durch theilweise Oxydation derselben. Die Oxyde verringern in sehr bedeutendem Maasse die Festigkeit und Zähigkeit des Materials. Der geringe Phosphorzusatz wirkt nun reduzirend auf diese Oxyde, die Legirung wird vollkommen rein und frei von Oxyden, und die Folge ist, dass dieselbe bedeutend härter, fester, ge schmeidiger und elastischer ist, als gewöhnliche Bronce. Als