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1208 PAPIER-ZEITUNG. Nu. 42. Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift worden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren-Faches, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Farben zum Uebermalen von Photographieen. Zur Vervoll ständigung und Verschönerung photographischer Bilder unter An wendung von Pinsel und Farbe stehen im allgemeinen drei Verfahren zur Verfügung, bei welchen jeweils verschiedene Farben arten verwendet werden. 1. Die Positiv-Retusche. Bei dieser nicht sehr empfehlens- werthen, aber oft unumgänglichen Ergänzungsarbeit werden auf dem fertigen Bilde durch Auftrag von Tönen in »Photographie- farben«, d. h. einem dem Photographieton möglichst ähnlichen Braun, zu helle Töne vertieft, und solche, die nicht hell genug sind, durch Aufsetzen von Deckweiss aufgehellt. Die Farben müssen so zubereitet sein, dass sie sich nach erfolgtem Trocknen mög lichst Wenig von dem glänzenden Papiergrunde unterscheiden, also keine matten Stellen veranlassen und jedenfalls nach dem Satiniren des Bildes in keiner Weise erkennbar sind. 2. Das Uebermalen mit Deckfarbe. Hierbei dient die Photographie nur als formbietende Unterlage für ein selbständiges Aquarellbild, welches allmälig den grauen oder braunen Photo graphieton vollständig verdeckt. Auch die hierbei verwendeten Farben müssen der Eigenart des mit Albumin, Gelatine oder Kollo dium behandelten Grundes angepasst sein. Gewöhnliche Aquarell farben haften nicht; die hierzu verwendeten Farben müssen mit Eiweiss, Galle und anderen Stoffen angerieben sein, welche guten Auftrag ermöglichen. 3. Das Uebermalen mit Lasurfarben. Hierbei bleiben die von der Photographie gebotenen Umrisse und Halbtöne erhalten, und nur durch den Auftrag zarter durchscheinender Pigmente wird die natürliche Farbenwirkung angedeutet. Da es sich somit nur um ein verständnissvolles »Austuschen« handelt, ist dieses Verfahren trotz guter Wirkung leicht ausführbar und wird viel fach auch von Dilettanten geübt. Um die Ausarbeitung geeigneter Pigmente für diese drei Ver fahren hat sich die Firma Günther Wagner in Hannover, Wien, welche sich seit Jahren der Herstellung von Photographiefarben zugewendet hat, unbestreitbare Verdienste erworben. Wie wir aus den uns vorgelegten Proben uns überzeugen konnten, sind die drei den vorgenannten Zwecken angepassten Farbengattungen, welche die Firma liefert, in hohem Maasse zweckentsprechend. Günther Wagner’s Eiweiss-Retuschefarben, welche steif flüssig in weithalsigen Fläschchen geliefert werden, lassen sich in Pünktchen und feinen Strichelchen, wie sie zur Retusche der Augen, des Kopf- und Barthaares angewendet werden müssen, sicher und rein auftragen. Die gelieferten sechs Töne: 1) Weiss 1, rein, 2) Weiss2, leicht getönt, 3) Weiss 3, stärker getönt, 4) Photographieton röth- lieh, 5) bläulich, 6) blauschwarz, gestatten durch gegenseitige Mischung die Erzielung aller in der Praxis vorkommenden Photo- graphietöne. Sie erscheinen beim Auftrag glänzend und gestatten, den Erfolg der Retusche von vornherein zu beurtheilen. Die Weisstöne, deren Brechung ins Gelbliche erforderlich ist, damit ihr Schein in der photographiebraunen Umgebung nicht ins Milchig bläuliche spielt, sind zwar ihrer starken Deckkraft wegen zunächst stumpf, werden aber beim Satiniren glänzend. Das Hantiren mit diesen Farben ist selbst für den minder Geübten einfach und leicht. Günther Wagner’s lichtbeständige Eiweiss-Aquarell farben werden in derselben Weise verwendet, gemischt und mit Wasser verdünnt, wie gewöhnliche Aquarellfarben, haften aber willig und ohne jede Schwierigkeit auch auf den glättesten Photo graphie-Papieren, nachdem diese mit Benzin von etwa vorhandenen Fett-Theilchen gereinigt sind. Die Eiweiss-Aquarell-Farben sind in folgenden 12 Tönen zu haben: 1) Deckweiss, 2) Neapelgelb, 3) Chromgelb, hell, 4) Zinnober, 5) Carmin, 6) Ultramarin, 7) Preuss. Blau, 8) Saftgrün, 9) Neutraltinte, 10) Gold-Ocker, 11) Gebr. Sienna, 12) Sepia. Für die sehr schwunghaft betriebene Industrie der Photographie-Uebermalung bieten sie ein Malmittel von erprobter Zuverlässigkeit. Das interessanteste und wichtigste Erzeugniss auf dem hier vorliegenden Gebiet bilden aber zweifellos Günther Wagner’s lichtbeständige Eiweiss-Lasurfarben. Das Verdienst der Firma besteht nicht allein darin, dass die bisher beschränkte »Palette« der Lasurfarben erheblich erweitert wurde (im Kasten befinden sich 24 Farben), sondern auch darin, dass haltbare, flüssige, also jederzeit ohne weiteres verwendbare und, wie glaub haft behauptet wird, ausreichend lichtbeständige Farben ausge arbeitet wurden. Die Freude an farbigen Bildern wurzelt tief im Volke, und wenn die kolorirten Durchschnittsphotographieen nur selten den Beifall kunstverständiger Leute fanden, lag dies nicht selten an ungeeigneten Farben. Mit den Lasurfarben kann Niemand viel Unheil anrichten. Während die bisher meist angewandten ganz- oder halbdeckenden Eiweissfarben in ungeschickten Händen eine richtig modellirte Körperform in eine bewegungslose glatte Fläche verwandeln konnten, schimmert durch die Lasurfarbe die form gebende Kontur immer durch und wahrt der Darstellung die Plastik. Lässt sich auf diese Weise auch keine weitgehende Uebereinstimmung mit der Wirklichkeit erzielen, so erreicht man doch eine sehr anmuthende Wirkung, einen schönen Schein, der Niemanden abstösst. Namentlich Landschaften lassen sich so zu vortrefflicher Geltung bringen. Im ganzen Orient, in Indien, China und Japan kennt man fast keine anderen als solche mit Lasurfarben zart übermalten Bilder. Die Absicht ist dabei freilich oft besser als das Können der ostasiatischen Photographen, aber wenn denselben — was wohl nicht ausbleiben wird — ein so vollkommenes Material wie das von Günther Wagner zur Verfügung gestellt wird, muss diese von den farbenfreudigen Völkern mit Ent schiedenheit geforderte Technik erheblich gewinnen. Bei uns wurden die Photographieen bisher meist deckend übermalt, — »überpatzt« — wie die Maler sagten. Wer so (nach Methode 2) malen will, muss ziemlich gut geschult sein, wenn etwas Erträgliches herauskommen soll, denn er muss viel Eignes hinzugeben; er malt das Bild gewissermaassen auf gegebenen Umrissen noch einmal. Bei Verwendung der Lasurfarben dagegen kann guter Geschmack schon bei geringer Uebung günstige Wirkung erzielen, denn man zieht gewissermaassen nur eine leichte Farbenhülle über die dargestellten Dinge, welche durch den sichtbar bleibenden photographischen Grundton ohne Zuthun der Menschenhand zart abschattirt und modellirt werden. Hier bietet sich thätigen Kunstfreunden, namentlich den Liebhaber - Photographen, eine zwar nicht neue, aber erst neuer dings zu guten Leistungen entwickelte »Liebhaberkunst«, die für die fehlende Photographie in Farben vorläufig — d. h. wohl noch recht lange — einen annehmbaren Ersatz bieten kann. Zur Bemalung mit Lasurfarben eignen sich besonders hell gehaltene photographische Abzüge. Da die Farben vollständig durchsichtig sind, so kann man den bräunlichen Ton der Photographie wohl färben und dunkler machen, aber nicht heller. Will man nicht darauf verzichten, einzelne Stellen herauszuheben, sei es die weissen oder hellen Stellen in der Kleidung, sei es im Laub oder sonstigen Punkten im Vordergrund von Landschaften usw., so muss man seine Zuflucht zu deckenden Farben der zweiten Gruppe nehmen. Ein solches gelegentliches Hineinarbeiten mit Deckfarben in die Lasurmalerei kann der betreffenden Arbeit sehr zum Vortheil gereichen. Will man dem bemalten Bilde einen durchaus gleichmässigen Glanz geben, so übergiesst man es noch mit nicht zu dünnflüssigem Kollodium. Die Lasurfarben werden in Fläschchen von nebenstehender Form und Grösse ge liefert. Zur Zeit sind folgende Töne vor handen : 1) Hellgelb, 2) Goldgelb, 3) Orange, 4) Zinnober, 5) Saturnroth, 6) Scharlach, 7) Karmin, 8) Heller Ocker, 9) Dunkel Ocker, (Blonde Haarfarbe.) 10) Van Dykbraun, (Dunkle Haarfarbe.) 11) Indischroth, 12) Sepia, 13) Neutraltinte, 14) Schwarz, 15) Ultramarin, 16) Preuss. Blau, 17) Indigo, 18) Himmelblau, 19) Blaugrün, 20) Violett, 21) Hellgrün, 22) Dunkelgrün, 23) Oliv grün, 24) Gesichtsfarbe. Die fabrizirende Firma versichert, dass diese Farben sich nicht zersetzen, auch nicht absetzen und dauernd durchscheinend bleiben. Edwin Bormann’s Postkarten. Bei Beginn der Reisezeit eignen sich die von Edwin Bormann’s Selbstverlag in Leipzig herausgegebenen, humoristischen, mit Bildern und Versen aus gestatteten Postkarten zur Lager-Ergänzung. Wir haben die kleinen Sammlungen, die in hübschen Umschlägen je 10 Post karten enthalten, sämmtlich schon besprochen, benutzen aber gern die Gelegenheit, sie wieder in Erinnerung zu bringen. Es sind jetzt 7 Gruppen: 1) Säcksche Allerwelts-Bostkarten, 2) Schwaiben- Postkarten, 3) Berggrüsse, 4) Strandgrüsse, 5) Quellengrüsse, 6) Eilpost, 7) Blumen-Postkarten, 8) Seebad-Dampfer-Postkarten, 9) Moorbad-Postkarten. Alle eignen sich zu kurzen, in froh launiger Stimmung abgefässten Berichten. (Vergl. Anzeige auf Seite 1216 heutiger Nummer.)