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No. 41. PAPIER-ZEITUNG. 1181 Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme; Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Besprechung. Liniennetze für Autotypieen. Von Prof. Jacob Husnik in P>-ag. (Nachdruck verboten.) Ein gutes Negativ für Zwecke der Autotypie soll schöne Halb töne besitzen, d. h. dem Original entsprechen, und auch gleich zeitig scharf sein. Beide Eigenschaften fehlen jedoch fast allen Autotypie-Negativen und lassen sich auch nicht ohne weiteres er zwingen; denn es sind ungeheure Schwierigkeiten zu überwinden, und es scheint, dass eine solche Vollendung, wie gewöhnliche Halbtonnegative sie aufweisen, niemals in Autotypie erreicht werden kann. Grosse Schwierigkeiten bietet der Umstand, dass man in den grössten Weissen nie ein vollkommenes Licht, sondern immer nur einen schwach punktirten Ton erzielen kann, und daher kommt es vor, dass jede weisse Fläche des Originals getont und etwas unscharf, die Kontraste geschwächt und die Halbtöne in den Weissen flau erscheinen. Man kann zwar durch richtige Retusche und Deckung des Lichtes vieles erreichen, aber in die ganz kleinen Einzelheiten kann weder die Hand des Retuschörs, noch ein etwas stumpfer Bleistift nachfolgen. Man war früher der Ansicht, dass Netze, welche ein solches Verhältniss der Linien besitzen, dass die durchsichtigen Linien nur die Hälfte so breit sind, als die undurchsichtigen, geeigneter wären, weil so die schwächeren durchsichtigen Linien einen grösseren Spielraum haben, bevor sie sich in den Lichtern der Bilder ausbreiten und weit bessere Halbtöne geben. Dies ist ganz richtig, und umgekehrt geben Netze mit offenen Linien zu dicke Punkte in den Schatten und schliessen sich bald in den Lichtern, so dass ein geringer Spielraum vorhanden ist. Dagegen aber geben erstere Netze infolge des grösseren Abstandes, der zwischen ihnen und den empfindlichen Platten erforderlich ist (2—3 mm), unscharfe Zeichnungen, und umgekehrt die offenen Netze, welche sehr nahe der empfindlichen Platte angebracht werden müssen, sehr scharfe Negative. Es ist also nicht möglich, alle Vortheile mit einem Netze zu erreichen, und in der Praxis findet man, dass eigentlich jene Netze die besten sind, welche gleich breite schwarze und weisse Linien besitzen. Grössere Schärfe ist 3 auch durch ein dichteres Netz er reichbar, etwa 6 Linien auf 1 mm, aber wieder auf Kosten der Halbtöne, weil die so dichten Linien zu wenig Spielraum haben, um sich auszubreiten. Ueberraschend schöne Ergebnisse erzielt man mit groben Netzen, wo etwa 31/2—4 Linien auf 1 mm zu stehen kommen. Ich habe für ein täglich erscheinendes Zeitungsblatt mit grobem Papier Autotypieen mit Netzen hergestellt, wovon 3 Linien auf 1 mm kamen, und mit grossem Erfolg, aber das Netz war grob und mit freiem Auge so sichtbar, dass es störend sein musste; indessen ist es für grosse Köpfe und Zeichnungen grossen Maass- stabs für so ein Blatt ganz am Platze. Ein sehr schwieriger Umstand ist die Absorbirung des Lichtes durch das Netz, was die Expositionszeit um das Drei- bis Fünf fache verzögert, und da die Technik der Reproduktion noch immer mit dem nassen Verfahren ausgeübt wird, kann man in den Wintermonaten ohne elektrisches Licht nicht mehr auskommen. Eine grosse Erleichterung wären auf Glas, in eine undurch sichtige Schicht gezogene Liniaturen, weil diese vollkommen frei von Schleiern sind und das Licht besser durchlassen, als plioto- graphische Netze, welche nie und auch mit den besten Rezepten nicht glashell in den durchsichtigen Strichen erreichbar sind. Ein Herr Kloth hat viel Aufsehen gemacht mit seinem Zirkular, in welchem er seine auf Glas mit Maschine gezogenen Liniaturen ankündigte; — leider aber ist schon fast ein Jahr verstrichen und bis jetzt kann er noch immer nichts liefern. Die Sache ist nämlich viel schwieriger, als man glaubt, fast unmöglich. Ich selbst habe jahrelang gearbeitet, aber unzählige Schwierigkeiten gefunden. Vor allem war die Maschine niemals fehlerfrei, denn immer erschien bei so dichten Liniaturen ein periodischer Fehler nach einmaliger Drehung der Schraubenspindel und nach der Steigung der Schraube. Wenn z. B. 6 Linien auf 1 mm gezogen wurden, erschienen drei von denselben dichter und drei offener. Diesen Fehler haben vielleicht alle Liniaturmaschinen, wenn man dichte Liniaturen macht; ich konnte bis jetzt keine felderfreie Maschine finden. Der Fehler liegt in der Schraube. Denkt man sich den Alantei der Schraube auseinander gerollt, so sollen die das Schraubengewinde bezeichnenden Linien eine Gerade bilden und dies ist eben sehr schwer zu erzielen, denn meistens bilden sie eine etwas krumme Linie. Ich habe bei meiner Maschine bereits die vierte Schraubenspindel, welche zwar besser ist, aber immer noch an einem Ende fehlerhaft, obzwar für dieselbe ein bedeuten der Preis gezahlt wurde. (Schraubenspindeln für derartige Zwecke kann eben nicht jeder Mechaniker anfertigen. Dazu gehören nicht nur besondere Einrichtungen, sondern auch Erfahrungen, wie sie nur wenigen Mechanikern eigen sind. Dass es möglich ist, absolut fehlerfreie Schrauben herzustellen ohne »Schwindel« und »todten Gang«, wie die Fach-Ausdrücke lauten, wurde uns von Fachleuten versichert. Für die Zwecke der Spektral-Analyse werden in Glas gezogene Netze gefertigt, gegen welche die hier gebrauchten sich verhalten, wie eine Nähnadel zu einem Besen stiel. Die Red.) Bei den käuflichen gedruckten Liniaturen ist dieser periodische Fehler seltener wahrzunehmen, weil dieselben 2 bis 3 Linien auf 1 mm besitzen, wobei ein so kleiner Fehler leichter verschwindet. Andere Schwierigkeiten liegen in dem Umstande, dass die polirten Spiegelplatten sehr kleine, fast unsichtbare Löcher be sitzen, die daher rühren, dass kleine Blasen im Glase durch den Schliff geöffnet wurden. In diese Löcher fällt die Nadel ge legentlich beim Ziehen, und ihre Spitze wird dadurch verletzt. Ist aber die Nadel nur um eine unmessbare Kleinigkeit bekratzt, so giebt sie ganz anders geartete Liniaturen, die aus verschiedenen Streifen bestehen und nie über das ganze Glas gleichmässig zu erreichen sind. Ich habe versucht, mit Korund die Linien zu ziehen, und selbst dieses theuere Material hat sich nicht bewährt, denn es ist sehr spröde und bröckelt leicht ab, dasselbe war der Fall beim Diamanten. Am besten waren die Arbeiten mit einer guten eng lischen Stahlnadel, die auf der Spitze ohne Nachwärmen besonders hart gemacht wurde. Andere Schwierigkeiten liegen in der aufs Glas gegossenen Schicht selbst, welche weder zu spröde, noch zu schmierig sein darf und doch ganz undurchsichtig sein muss. Wie gesagt, sind nur feine Liniaturen dieser Art schwierig, denn grobe habe ich fehlerfrei erzielt, so dass man dieselben zwar nicht direkt, aber doch zur Herstellung von photographischen Netzen benützen konnte, wie sie z. B. auch Herr Meisenbach um hohen Preis überlässt. Der Umstand, dass man die schrägen Liniaturen während der Exposition umlegen muss, giebt auch Anlass zur Unschärfe, indem es schwer zu erzielen ist, die Kassette genau auf denselben Punkt zu stellen. Man hat zu dem Zweck bereits Kassetten gebaut, in welchen sich das Glasnetz drehen lässt, indem man einfach an einer Schnur zieht, aber diese haben den Fehler, dass man die Netzplatte nicht nahe genug zur empfind lichen Schicht bringen kann, und somit ist so eine Kassette nicht für alle Fälle brauchbar. Man muss nämlich bei Aufnahmen von schwachen (getuschten) Originalen das Netz weiter, bei guten Photographie - Originalen näher stellen, und da man meist nach letzteren arbeitet, ist eine Kassette mit drehbarer Netzplatte nicht praktisch. Wer gekreuzte Liniaturen verwendet, der kann freilich die Bilder nicht dubliren, aber solche Liniaturen geben zu schwache Punkte in den Schatten, daher zu schwarze Schatten in der Kopie. Die Amerikaner kopiren meist auf Kupfer, und zwar mit Hilfe des Eiweissprozesses, und da das Kupfer sich viel gleich mässiger ätzen lässt, erzielen sie bessere und reinere Bilder, als auf Zinkplatten, aber hier kann man nicht jene Preise erzielen, wie sie in Amerika gebräuchlich sind, wo das Material weniger ins Gewicht fällt, als die Arbeit. Hoffentlich werden wir bald auch schwache, galvanisch er zeugte Kupferplatten zur Aetzung verwenden, die man dann hintergiessen kann; dies wäre ein grosser Fortschritt. Auf ver kupferten Zinkplatten Aetzungen auszuführen ist nicht so leicht, und ich habe immer die Schatten zu offen gefunden; daher glaube ich, wird es noch lange dauern, bevor man dieses Verfahren praktisch anwenden wird. (Aus Eders Jahrbuch für Photographie und Reprod.-Technik; mit Er- laubniss des Verlegers.) Fasbender’s Rotationsmaschine. Die eigenartige Fasbender’sche Rotationsmaschine, welche im Jahrgang 1891, Seite 493 beschrieben wurde, kann jetzt in Berlin in Thätigkeit besichtigt werden. Die Firma J. P. C. Fasbender in Düsseldorf hat in Berlin N., Müllerstrasse 33a/34, eine An-