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1124 PAPIER-ZEITUNG No. 39. Trust, verdanke ich, äusser zahlreichen früheren Liebenswürdig keiten zu Gunsten der Leser die folgenden besonders scharfen Illustrationen interessanter, theils ganz neuer, theils neuestens verbesserter Utensilien für Buchdruckereien: Fig. 1. Fig. 1 ist ein Kleister apparat für Zeitungsfalzer. Er ist darauf berechnet, zusammen mit dem Falz bein in der rechten Hand gehalten zu werden. Die Konstruktion ist ein rich tiges Kolumbusei von Ein fachheit. Der luftdicht ver schliessbare Behälter hat einen durch Schieber (Gates) regulirbaren Durchlass boden, in dessen Oeffnung ein eisernes Rädchen so angebracht ist, dass es zu etwa 1.3 in das Innere, d. h. in den Kleister hineinragt. Beim Vorwärts oder Rückwärtsschieben über eine Papierfläche giebt das Rädchen so viel Kleister ab, als die Stellung der Schieber durchlässt. Zu jedem Paster (Kleisterer) gehören 2 Rädchen und 4 Schieber. Preis 3 Dollar 50 Cents. Es wäre des Versuches werth, ob der Paster nicht ebensogut in der Buchbinderei, z. B. zum Anschmieren schmaler Streifen in grossen Mengen, verwendet werden könnte. Der in Fig. 2 abgebildete Lampenhalter ist ein nicht weniger praktisches Geräth für Druckereien, in welchen eine der modernen Beleuchtungsarten noch nicht eingeführt ist. Nie- iaml .» A mand würde vermuthen, €mf2_b4 dass an diesem einfachen = “B Artikel vielleicht sieben Patente mithelfen muss- ! ' ten, bis er den An- F 18- 2 Sprüchen des Yankee genügte. Da mir von ganz kürzlich Eingewanderten bestätigt wurde, dass diese Form von Lampenhaltern in Deutschland zur Zeit ihrer Abreise nicht bekannt war, so mag eine bündige Be- und broncirte Halter kann in drei markirte Sektionen zerlegt werden. Schraube A an seinem zu einer Schreibung am Platze sein. Der aus Eisen gegossene durch senkrechte Punktlinien Der Arm wird mittels der Klammer auslaufenden Ende B an einer geeigneten Stelle des oberen Kastens befestigt. Der das Mittelstück bildende Bügel steckt mit seinem Dorn in der am anderen Ende des Armes an gebrachten Oese und lässt sich um seine Achse in beiden Richtun gen bis an das Armstück zurücklegen. An dem dem Ringe zu gekehrten Ende des Bügels ist eine Nuth, welche die Form des Schlusssteines in einem Gewölbe hat. In diese Nuth passt der dem Ringe angegossene »Schlussstein.« Bei einer anderen Art Lampenhalter bewegt sich der Arm dicht bei der Klammer B in einem senkrecht wirkenden Gelenk, das durch eine zweite Schraube in der gewünschten Lage ver steift werden kann. Preis 75 Cents. Der in Fig. 3 dargestellte Wrinkler oder Messinglinien- Bieger ist eine hübsche kleine Maschine,, welche von dem typisch ¬ amerikanischen Satzkünstler verschmäht wird, wie etwa die Air- brush oder Sprühmalerei - Maschine (Luftpinsel; d. Red.) von dem angestammten Crayon-Artisten. Da ich über die Vertreter dieser beiden Kunstrichtungen und ihre Opposition gegen mechanische Hilfsmittel eine Arbeit in Vorbereitung habe, so beschränke ich mich hier darauf, zu betonen, dass heutzutage nicht jede Druckerei sich einen dieser nur sporadisch auftauchenden Satzkünstler halten kann, die in einer Woche mehr Gehalt beanspruchen, als der Wrinkler ein- für allemal kostet, während anderseits selbst die kleinste Druckerei, die auf der Höhe des herrschenden Ge schmackes stehen will, in die Lage kommen kann, Bogenlinien satz hervorbringen zu müssen. Die Abbildung ist so demonstrativ-anschaulich, dass der Hin weis darauf genügen dürfte, dass die Kurbelaxe A herausgenom men und mit einer der mit 1—5 bezeichneten Formgebungsklam mern versehen werden kann. Die entweder ausgeglühte, in kal tem Wasser abgekühlte und dadurch weich gewordene, reguläre, oder die schon von der Fabrik zu diesem Zweck weich gelieferte temperirte Messinglinie wird an ihrem einen Ende durch den Richtungsbügel B eingeführt, in die Nuth der Klammer eingescho ben und mittels Drehung der Kurbel in die gewünschte Form ge bracht. Es ist dabei noch wesentlich dem »Handgefühl« des Formers freigestellt, ob er sehr enge oder mehr lose Windungen hervorzubringen wünscht. Der Unterlagsbalken C wirkt nämlich, wie aus der Abbildung genau ersichtlich ist, vermöge seiner Achse wie ein Hebel, und während die linke Hand durch den Druck auf den Richtungsbügel B dieses Gefühl zumeist zur Geltung bringt, kann auch von der rechten Hand durch diskretes Andrehen der Kurbel noch wesentlich zu jenem Mehr oder Weniger beigetragen werden. Obwohl schon mit den fünf vorliegenden Klammem eine Menge verschiedenartigster Spiral- und Wellenformen erzielt wer den kann, ist die selbständige Entwerfung abweichender Klam mern zur Erzielung noch reicherer Verschiedenheiten nicht aus geschlossen» Der Preis der hübschen, namentlich auch zu typo graphischen Geschenken oder Aufmunterungspreisen geeigneten kleinen Maschine ist 18 Dollar. Die Kombinations-Loch- und Oesenzange (Fig. 4) unter scheidet sich von der einfachen Lochzange dadurch, dass mit demselben Instrumente eine Karte sowohl gelocht, als mit der entsprechenden Oese versehen werden kann, je nachdem man den einen oder den Fig. 4. nicht billig sein kann, andern aus der Abbildung ersichtlichen Stift an der obern Backe der Zange auf den an der untern Backe angebrachten,durch Auf- und Niederschrauben verstellbaren Stiefel wir ken lässt. Der Preis die ses Geräthes, das seiner gediegenen Arbeit wegen sondern zur Klasse der mit Recht be ¬ rühmten amerikanischen Werkzeuge gehört, ist 1 Dollar 50 Cents. G. Kraft. Ton-Unterdruck von gemusterten Stoffen. Im Jahrgang 1890, Seite 51, beschrieben wir das von Herrn W. Sommer in Berlin ausgearbeitete Druckverfahren, bei welchem getränkte, auf Holz-Untersätzen befestigte Webstoffe als Druck platten verwendet wurden. Es liefert gute Ergebnisse, ist aber etwas umständlich, und seiner allgemeinen Anwendung steht der Patentschutz entgegen. Im »Bulletin del’Imprimerie« wird ein ähnliches nicht patentirtes Verfahren beschrieben, welches sich durch leichtere Ausführbarkeit auszeichnen soll. Der gewählte Stoff wird mit einer wässerigen Lösung von Albumin getränkt, in welcher etwa 2 bis 3 pCt. doppeltchrom saures Kali gelöst sind. Wenn der Stoff gut durchzogen ist, spannt man ihn über irgend eine glatte Fläche und lässt ihn im Sonnen lichte trocknen. Auf einen nicht ganz 'schrifthohen Holzblock von gewünschter Grösse leimt man ein oder mehrere Blätter ziemlich dicken Lösch karton. Nach erfolgtem Trocknen überstreicht man die Oberfläche mit dickem Leim, legt den getränkten Stoff auf, streicht ihn glatt und bedeckt ihn mit einer Eisenplatte, die vorher leicht mit Galle abgerieben wurde. Das Ganze wird in eine Presse gespannt und mehrere Stunden unter starkem Druck stehen gelassen. Man erhält auf diese Weise eine Druckplatte von durchaus ebener Oberfläche. Die etwa vorhandenen ungleichen Stellen sind durch die Nachgiebigkeit der Löschkartonschicht ausgeglichen.