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No. 28. PAPIER-ZEITUNG. 791 Abnahme -V erweigerung. (Zu Nr. 22, S. 615.) Von rechtskundiger Seite erhielten wir folgende Zuschrift: Die Abnahme der restlichen 2 Doppelwaggons Papier liesse sich im Klagewege erzwingen. Der Einwand, dass die früheren Lieferungen nicht probemässig gewesen, würde keine Berücksich tigung finden; es käme nur auf die Probemässigkeit der noch zu liefernden 2 Ladungen an. Bei der Beurtheilung der Probe mässigkeit ist davon auszugehen, dass eine geringe Abweichung von der Probe die Waare nicht unempfangbar macht. Eine dahin gehende Entscheidung hat bereits das Reichsgericht im Urtheile vom 16. Mai 1890, 111 48/90, getroffen. Es war Papier nach Probe bestellt, und der Fabrikant hatte die Zusicherung ertheilt, das zu liefernde Papier sollte ein bestimmtes Gewicht haben (20 kg auf 1000 Bogen). Da sich aber ein Mindergewicht von 11/4 pCt. ergab, so stellte der Käufer das Papier zur Verfügung des Fabrikanten. Er wurde indess zur Abnahme und Zahlung verurtheilt. Zwar kann die Zusicherung eines bestimmten Gewichts neben der Probe Bedeutung haben, so dass jene für die sonstigen Eigenschaften des Papiers maassgebend ist. Eine so unbedeutende Abweichung der Lieferung wie 1'/* pCt. ist aber nicht zu beachten, weil es bei einer geringen Gewichtsdifferenz, welche die relative Brauchbarkeit und Haltbarkeit des Papiers in keiner Weise beeinträchtigt, bös willig erscheinen müsste, wenn der Empfänger deshalb die Waare ablehnen wollte. Der Fabrikant kann im vorliegenden Falle auch nach vor heriger Androhung und nach möglichster Feststellung der Probe mässigkeit gemäss Artikel 354 des Handelsgesetzbuchs das Papier durch einen Gerichtsvollzieher versteigern lassen und den sich ergebenden Fehlbetrag des Kaufpreises gegen den Käufer ein klagen. Sulfitlauge. In dem praktischen Handbuch der Cellulosefabrikation von Max Schubert (zu beziehen von der Exp. <1. Pap.-Ztg. für 5 M. und Porto. D. Red.), welches in der Papier-Zeitung bereits mit wohlverdienter Anerkennung besprochen ist, finde ich unter den vielen werthvollen Angaben ein paar Irrthümer, die ich, da mein Name dabei erwähnt wird, richtigstellen möchte, um so mehr, als ich überzeugt bin, dass solche Ergänzungen dem ge schätzten Herrn Verfasser des Buches selbst willkommen sein werden. Bei dem Kap. III, Lauge und Laugenbereitung, wird auf Seite 82 nach einer nicht näher bezeichneten Quelle angegeben, dass Kiesofengase sich für Herstellung der Laugen mit Kalkmilch weniger eignen, weil diese Gase reicher an Sauerstoff sind, und da in einer Lösung von Bisulfit eine Oxydation schneller eintrete, so bilde sich in dem Kalkmilchbottiche eine starke Ausscheidung von Calciumsulfat. Diese Angabe entbehrt sowohl der theoretischen als auch der praktischen Begründung. Dass bei dem Kiesofenbetriebe eine grössere Menge des verbrennenden Schwefels zu Schwefelsäure oxydirt wird, ist richtig, und ich habe nach eigenen und fremden Untersuchungen hierauf selbst wiederholt hingewiesen; unrichtig ist dagegen die Behauptung, dass der den ärmeren Kiesofengasen beigemengte Sauerstoff in einer Bisulfitlösung grössere Neigung zeige, die schweflige Säure zu oxydiren, und dass sich infolge dessen schwefelsaurer Kalk als Absatz in den Bottichen bilde. Eine solche Erscheinung findet sich wohl in den Thürmen, wo ja auf die schwefligsauren Gase noch der grosse Ueberschuss des von allen Seiten zuströmenden Luftsauerstoffs in Verbindung mit dem in feinen Strahlen und Tropfen vertheilten, lufthaltigen Wasser oxydirend einwirkt. Ueberdies müsste eine solche Oxy dation der schwefligen Säure zu Schwefelsäure in den Kalkmilch bottichen doch auch bei Anwendung von Schwefel bemerkt werden, da die Gase aus Schwefelöfen meist auch nur lOpCt. SO,, also daneben noch lOpCt. Sauerstoff enthalten, während gute Kies ofengase 8 pCt. SO, und 12pCt. Sauerstoff haben. Dass ein so geringer Unterschied die Anwendung der Kiesofengase in Kalk milchbottichen nicht ausschliesst, liegt wohl auf der Hand. Bei den Anweisungen zur Untersuchung der Lauge, Seite 100 u. f., findet sich die Bemerkung, dass das von mir angegebene Verfahren der Laugenuntersuchung auf der von Di - . Höhn in Nr. 8 der Papier-Zeitung 1887 initgetheilten Methode beruhe. Ob gleich kein Freund von Prioritätsstreitigkeiten, will ich hier doch feststellen, dass mein Verfahren bereits in Nr. 5 der Papier-Zeitung von 1887 nach einem in der Versa mmlung der Zellstofffabri kanten vom 22. Januar desselben Jahres gehaltenen Vortrag ausführlich beschrieben ist, nachdem ich darüber schon vorher Jedem, der sich dafür interessirte, offen Mittheilung gemacht hatte. Die Grundlage der Methode ist bereits 1881 von Pisani in den Chemi cal News angedeutet, und diese Quelle stand daher Herrn Dr. Höhn eben so gut offen, wie mir. Einmal bei Erörterung von Urheberrechten, möchte ich hier gleich noch anführen, dass der in Nr. 3 und Nr. 15 der Papier- Zeitung von 1892 besprochene Sulfitlaugenapparat der Herren Wendler & Spiro in Watertown, Nordamerika, bis auf geringe nebensächliche Aenderungen eine Nachbildung meines Laugen apparates ist. Da ich in den Vereinigten Staaten ein Patent da für nicht habe, so kann ich ja gegen die Benutzung der Sache durch die Herren Wendler & Spiro einen Rechtsanspruch nicht geltend machen. Immerhin hat es mich gefreut, dass diese beiden tüchtigen jungen deutschen Ingenieure durch Annahme meines Verfahrens dasselbe- für besser anerkennen, als den seinerzeit Herrn Wendler auch in Deutschland patentirten und in Nr. 88 der PapierZeitung von 1890 beschriebenen Apparat zur kontinuir- liehen Darstellung von Sulfitlauge. Charlottenburg, im März 1892. Dr. Adolph Frank. Stärke-Prüfung. Ich danke für die freundliche Beantwortung meiner Frage 86 im Briefkasten von Nr. 27. Wie Sie richtig bemerkten, ist damit die Sache nicht erschöpft. Da im Handel hoch-Ia, la und Ha Kartoffelstärke vorkommen, so müssen die damit verbundenen Preisunterschiede durch Eigenschaften der Waare begründet sein. Dass diese Preisunterschiede und Benennungen der Qualitäten nicht ihren Grund in absichtlich bei gegebenen Verunreinigungen haben, deren Zutheilung Betrug wäre, ist doch klar. Der Verbraucher wird seine Stärke nach ihrem Ergebniss bei der Verarbeitung sofort auf ihren Werth beurtheilen können. Woher aber kommt der Unterschied, den man vor dem Verbrauch macht? Ich glaube, dass da nur ein praktischer Starkemacher Auskunft geben kann. Dieser wird vielleicht je nach Ausfall seiner Fabrikation das Erzeugniss in hoch-Ia, la, Ha usw. theilen und verkaufen. Wie bestimmt er nun die Qualität? Absichtlich wird er doch nicht geringwerthige Sorten herstellen. Kommt eine Sortirung der fertigen Waare vor? Der Verbraucher, in unserm Falle der Papiermacher, wird sich natürlich schliesslich daran nicht kehren. Er sieht, was seine Stärke in Verkleisterung leistet, und abgesehen von Farbe oder Wassergehalt wird er sie danach beurtheilen müssen. Ich habe es immer nur mit ganz ausgezeichneter Waare zu thun, und die Dicke der Leimmilch fiel immer schön gleichmässig aus. Erst vor kurzem habe ich Kartoffelstärke bekommen, welche, mit Leim aufgekocht, viel dünnere Milch gab, beim Stehen durch einige Tage in den Vorrathsbottichen oben ganz dünn wurde und weiter unten eine Art dickeren Niederschlag gab. Ich musste etwa 10 pCt. dieser Stärke mehr zugeben, als von der früheren, um gleichdicke Leimmilch zu bekommen. Da es klar ist, dass der Papiermacher, wie Sie bemerken, seine Stärke nach ihrer Verkleisterungsfähigkeit zu beurtheilen hat, habe ich auch sofort ein Verfahren ermittelt, um die Stärke vorher auf diese Eigenschaft hin zu prüfen. Ich nahm Stärke von der mir bekannten vorzüglichen Qualität und von derjenigen schlechteren, von welcher ich ungefähr 10 pCt. mehr brauchte, um ebenso gleichmässig dicke Leim milch zu erhalten, und machte folgende Proben damit. 20 g Stärke wurden mit einer kleinen Menge kalten Wassers (etwa 50 ccm) aufgerührt. Der Rest des zu einem Liter fehlenden Wassers (950 ccm) wurde gekocht, und als nach Beendigung des Kochens keine Dampfblasen mehr aufstiegen, die Stärke aufgegossen und gut auf- gerührt. Der so gewonnene Kleister wurde auf 15 Grad Celsius ab gekühlt und in gleich hohen Glasgefässen stehen gelassen. Der Kleister der schlechteren Stärke sah jetzt schon dünner aus und zeigte andere eigenthümliche Dickflüssigkeit, deren Unterscheidung mehr Gefühlssache ist, und die sich nicht beschreiben lässt. Nachdem die zwei Kleister proben 4 Stunden ruhig gestanden hatten, war die bessere Stärke auf etwa 2 pCt. der Flüssigkeitshöhe von oben ganz klar. Die schlechtere Stärke zeigte aber ? Ct. klare Flüssigkeit in 30 pCt. der Flüssigkeitshöhe. Nun vermischte ich wieder die ganze Flüssigkeit aus jedem Glase durch ümgiessen in Gefässe, sodass von jeder wieder eine gleichmässig dicke trübe Flüssigkeit entstanden war und senkte in jede ein Aräometer, bis 4 Grad B. eintauchte und dann losliess. In der schlechteren Stärke sank dasselbe fast sofort auf 0 Grad herunter, in der besseren aber senkte es sich ganz langsam bis etwas über 0 Gr. B. Ich weiss nicht, ob solche Versuche von vornherein immer ein be stimmtes Urtheil über den Werth der Stärke auf Verkleisterungsfähig keit geben werden, und es wäre sehr interessant, von Seiten prakti scher Stärkemacher und Papiermacher, die vielleicht ähnliche Unter suchungen angestellt haben, über den Werth solcher Untersuchungen etwas zu erfahren. R. 2 pCt. klar. 30 dick. dick. Bessere Stärke. Schle htere Stärke. und zwar so.