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790 PAPIER-ZEITUNG. No. 28. Papierverarbeitungs-Berufsgenossenschaft. Sektion VIII. Gemäss §§ 34 und 38 der Statuten beehren wir uns, die Mit glieder der Sektion VIII der Papierverarbeitungs-Berufsgenossen- schaft auf Donnerstag, 14. April 1892, vormittags 10 Uhr, in das Bureau der Sektion VIII der Papier verarbeitungs - Berufsgenossenschaft, .Jagdgasse Nr. 1 (Ecke der Bucherstrasse und .Jagdgasse), in Nürnberg, zur VII. ordentlichen Sektions-Versammlung ergebenst einzuladen. TAGES-ORDNUNG: 1. Geschäftsbericht. 2. Prüfung und Abnahme der Rechnung für das Jahr 1891. 3. Feststellung des Etats für das Jahr 1893. 4. Ersatzwahl für die ausscheidenden Vorstandsmitglieder und deren Stellvertreter. 5. Wahl der Delegirten und deren Stellvertreter für die am 14.Mail892anberaumteGenossenschafts-Versammlung in Berlin. 6. Etwaige Anträge und Mittheilungen. Nürnberg, 1. April 1892. Der Vorstand der Sektion VIII der Papierverarbeitungs -Berufsgenossenschaft Eugen Mayer, Vorsitzender. Verein Deutscher Papierfabrikanten. Bekanntmachung. Der unterzeichnete Vorstand bringt hierdurch zur Kenntn iss, dass er sich veranlasst gesehen hat, wegen unzureichender Be theiligung den Plan einer Kollektiv-Ausstellung' der deutschen Papierfabrikation auf der Weltausstellung in Chicago fallen zu lassen und theilt zur näheren Erklärung das Nachfolgende mit: Dem in der Berliner Vorstandssitzung vom 14. Januar d. J. gefassten Beschlusse entsprechend, erliess der Vorstand am 19. desselben Monats einen warmen Aufruf an sämmtliche Papier-, Pappe- und Zellstoff-Fabrikanten, in welchem er um Einsendung vorläufiger Anmeldungen zur Betheiligung bat. Die definitiven Anmeldungen sollten erst abgegeben werden, nachdem Bezirks- Versammlungen, welche in den einzelnen Landestheilen in Aus sicht genommen waren, stattgefunden haben würden. Vorläufige Anmeldungen gingen darauf von 42 Firmen ein. Diesen vorläufigen Anmeldungen entsprach indessen in keiner Weise das definitive Ergebniss. Die in Hirschberg i. Schl., Magde burg, Stuttgart und Köln stattgehabten Versammlungen waren ausserordentlich schwach besucht, eine in München projektirte konnte wegen Mangels an Theilnehmern überhaupt nicht statt finden. Dennoch richteten wir nochmals an sämmtliche Fabrikan ten, welche überhaupt eine Geneigtheit zur Beschickung der Aus stellung zu erkennen gegeben hatten, eine dringende Aufforderung, sich hierüber definitiv schlüssig zu machen und ihre formelle An meldung an uns einzusenden. Anmeldebogen und Prospekte fügten wir diesem Schreiben bei. Hierauf gingen uns nicht mehr als vier ausgefüllte Formulare zu, in welchen sämmtlich die Betheiligung von der Bedingung abhängig gemacht war, dass eine Kollektiv-Ausstellung zu Stande komme. Unter diesen Verhältnissen war natürlich hieran nicht zu denken. Wir gaben die eingelaufenen Anmeldebogen den be treffenden Firmen zurück und stellten denselben anheim, gegebenen falls als Einzelperson an der Ausstellung theilzunehmen. per Plan einer deutschen Kollektiv-Ausstellung der Papier industrie ist sonach als gescheitert zu betrachten. Wir bedauern dies lebhaft und können uns der Besorgniss nicht verschliessen, dass die Papierindustrie durch ihre Nichtbetheiligung eine her vorragende Gelegenheit zur Erweiterung ihres Absatzmarktes ver säumen wird. Allen denjenigen Berufegenossen, welche uns bei diesem Pro jekte unterstützt haben, sprechen wir 'gleichzeitig unsern wärmsten Dank aus. Lachendorf b. Celle, 1. April 1892. Der Vorstand des Vereins Deutscher Papierfabrikanten. Carl Drewsen, Vorsitzender. — t » . Welt-Ausstellung zu Chicago 1893. Aus vorstehender Mittheilung geht hervor, dass die Be mühungen des Vorstandes des Vereins Deutscher Papierfabrikanten um Gewinnung von Theilnehmern an einer Kollektiv-Ausstellung der Papier-Industrie vergeblich waren. Auch private Bestrebungen, die Papierfabrikanten zu sammeln, waren ohne Erfolg. Herr Kommerzienrath Rostoski-Niederschlema hatte Sich in der Sache am meisten bemüht und konnte in der letzten Sitzung des D.P.F.V. berichten, dass eine Reihe sächsischer Papierfabrikanten zum Ausstellen geneigt sei. Jetzt theilt er uns jedoch mit, dass es nicht gelungen sei, so viele Papierfabrikanten zur Theil- nähme zu veranlassen, dass deren Vorführungen ein Bild von der Leistungsfähigkeit und Bedeutung dieses Zweiges unserer Industrie geben könnten. Mehrere der Wenigen, welche sich gemeldet hatten, waren sogar wieder zurückgetreten. Da Herr Kommerzienrath Rostoski mit unserem Regierungs vertreter der Ansicht ist, dass Deutschland neben den zweifellos grossartigen Ausstellungen der Wettbewerbenden Staaten auf jedem Gebiete entweder das Beste und in glänzender Weise, oder garnichts zeigen müsse, so hat er sich nach den gemachten Er fahrungen für Letzteres entschieden und seinerseits alle weiteren Be mühungen aufgegeben. Wir bedauern diesen Entschluss, weil damit jedenfalls eine erhebliche Lücke in der Ausstellung geschaffen wird, die unsern durch Philadelphia geschädigten Ruf wiederherstellen sollte. Anderseits kann man es den durch neue Lasten aller Art, sowie durch schlechten Geschäftsgang gedrückten Fabrikanten nicht ver denken, dass sie für solche idealen Ziele keine Opfer bringen wollen und in einem Lande nicht ausstellen, dessen Zollgesetze ihnen den Absatz dorthin unmöglich machen. Auch wir glauben, dass es besser ist, wenn unsere Papier-Erzeugung in Chicago gänzlich fehlt, als dass sie nur ein klägliches Bild liefert. In der Papier-Verarbeitung und dem Buchgewerbe liegen die Verhältnisse ganz anders. Diese Gewerbe haben erheblichen Ab satz in den Vereinigten Staaten und noch mehr in Südamerika und müssen im unmittelbaren eigenen Interesse in Chicago gut vertreten sein. Mit deren Waaren lässt sich auch ohne allzu grosse Opfer eine bessere Vorführung herstellen, als mit Roh papier. Aus diesen Zweigen sind bereits soviel Anmeldungen erfolgt, dass eine würdige Vertretung gesichert erscheint. Sonder- Erzeugnisse von Papierfabriken könnten sich hier anschliessen und bedürfen nur der Anmeldung beim Reichskommissar, Herrn Geh.-Rath Wermuth. Der Herausgeber d. Bl. ist nach wie vor gern zur Ertheilung von Auskunft bereit und im Besitz der zum Anmelden erforder lichen Papiere. . . Selbsteinschätzung. Der Einsender des unter obiger Ueberschrift in Nr. 26, Seite 734 der Papier-Zeitung erschienenen Artikels hat vielleicht die Selbstein schätzung dazu benutzen wollen, um niedriger als bisher besteuert zu werden, denn sonst hätte er wohl nicht bei der letzten Inventur mit Abschreibungen begonnen, die er früher unterlassen hat. Diesen Ein druck hat wohl auch der Vorsitzende der Veranlagungs- Kommission gehabt und daher den väterlichen (?) Rath ertheilt, von der Berufung abzusehen. Zur Sache selbst ist Jeder nach meiner Ansicht bei Aufstellung der Bilanz, nach Artikeln 29 und 31 des deutschen Handelsgesetzbuches, berechtigt, von ausstehenden Forderungen diejenigen Beträge in Abzug zu bringen, die erfahrungsgemäss verloren gehen. Weshalb geschah dies aber nicht schon bei früheren Inventuren? Auch der Abzug von 10 pCt. von dem Benzin-Motor und von 10 bis 12 pCt, von der Druckerei sind nach Artikel 31 des deutschen Handelsgesetzbuches, dein § 14 des Einkommensteuer - Gesetzes vom 24. Juni 1891 und der Ausführungsanweisung des Finanzministers vom 5. August 1891, Artikel 18, HI und Artikel 19, ganz gerechtfertigt, nicht aber der Abzug von 5 pCt. auf die Fabrikgebäude, ganz abgesehen von dem Kaufwerthe derselben, der mit den Abschreibungen absolut nichts zu thun hat. Man zieht von neuen Wohngebäuden 1/2—3/4 pCt. des Feuerkassenwerthes, von Fabrikgebäuden 1 pCt. desselben als Amortisation ab. Der Einsender in Nr. 26 scheint die Abschreibungen aber auch auf den Grund und Boden, auf dem die Fabrikgebäude stehen, ausgedehnt zu haben. Ich empfehle ihm, den Artikel 19, Absatz 4 der oben ange führten Ausführungsanweisung genau durchzulesen. Es heisst daselbst u. a.: »sofern nicht die ungebührliche Höhe der Abschreibung im einzelnen Falle das nach allgemeinem Gebrauche übliche oder durch die besonderen thatsächlichen Verhältnisse gerechtfertigte Maass offen bar übersteigt, oder sogar die Absicht einer künstlichen Herabdrückung des wirklichen Reingewinnes erkennen lässt.« Ich will dem Einsender keineswegs zu nahe treten, möchte ihm aber rathen, nochmals die Zahlen der Selbsteinschätzung einer genauen Prüfung zu unterziehen, bevor er Berufung einlegt. Elge.