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No. 37. PAPI ER-ZEITUNG. 1059 in der Papier-Zeitung abgebildete wunderbar komplizirte zusammensteckbare Setzlinie, die dem Ersinner hoffentlich die erwarteten goldenen Früchte eingetragen hat. Wir wollen in dieser Richtung gerne noch eine Zeit lang hinter anderen Ländern zurückstehen; 3) eine fein polirte Rundzange zum Linienbiegen; 4) ein Gravirstichel; 5) eine feine Flachfeile zum Abrichten geschnittener Messing- linien-Enden, 6) ein Abziehstein; 7) eine Kombinations-Ahle und Zange. Preis des Kastens 5 Dollar, mit Schloss und Schlüssel zu entsprechend höheren Preisen. Der Kasten ist von polirtem Kirschholz mit Polsterkissen von »Altgold«-Plüsch. Wie ich dem betreffenden Rundschreiben entnehme, scheint der angegebene Preis eine Art* Subskriptionspreis zu sein, der kaum die Kosten deckt und früher oder später erhöht werden dürfte. Für ameri kanische Verhältnisse ist der Preis von 5 Dollar äusserst niedrig. G. Kraft. Buch- und Bücherdruck. Von Paul Reichen. Es giebt kein Land auf der ganzen Erde, in welchem all jährlich soviel Bücher gedruckt werden, soviel Buchdrucker ihr Brot suchen und im allgemeinen auch finden, als Deutschland. Auch giebt es kein zweites Land, in welchem über Buch- und Bücherdruck soviel Bücher geschrieben und gedruckt werden, wie bei uns. Da sollte man nun meinen, in einem solchen Lande müsse der Bücherdruck auf einer gewissen allgemeinen Höhe der Vollkommenheit stehen. Das ist aber leider nicht der Fall, und ein Vergleich mit Druck-Erzeugnissen anderer Kulturnationen fällt oft zu Ungunsten der deutschen Erzeugnisse aus. Die Ursachen für dieses Missverhältniss liegen zum grössern Theil in dem ausserordentlichen Wettbewerb, welcher auf dem deutschen Buchverlagsmarkte herrscht, und der begreiflicherweise auf die Bücherpreise drückt. Taucht irgendwann eine neue, breitere Volksschichten interessirende Frage auf, so schiessen die Broschüren und Bücher darüber wie Pilze aus der vom warmen Sommer- Regen genässten Erde empor. Ich erinnere nur an die Zeit nach dem Bekanntwerden des Koch’schen Lungenschwindsuchts-Heil- verfahrens, wo Dutzende von Druckschriften wiederkäuten, was die Zeitungen längst gebracht hatten. Das in der Neuzeit vortretende Streben nach recht billigen Verkaufspreisen veranlasst die Verleger, an der Ausstattung der Bücher zu sparen, und die Druckpreise herabzudrücken. Begegnet man also auf dem deutschen Büchermärkte Büchern, deren Druckausstattung wenig befriedigend ist, so trifft die Haupt schuld an diesem Missstande weniger den Drucker, als vielmehr den Verleger, welcher die seit Jahren unerquickliche Lage des Buchdruck-Gewerbes im Geldbeutel-Interesse auf Kosten der Güte seiner Verkaufswaare auszunutzen trachtet. Nicht selten aber gesellt sich der Gewinnsucht seitens des bücherverlegenden Industriellen noch eine zweite, für . die Ent wickelung des Buchdrucks nicht minder schlimme Eigenschaft hinzu: die Unkenntniss. Es giebt unter den Verlagsbuchhändlern, die sich während des letzten Jahrzehnts in die alte biedere Druckerverleger - Zunft hineingedrängt haben, gar manche, die selbst nicht wissen, was alles zur mustergiltigen oder auch nur durchschnittlich guten Ausstattung eines Buches gehört, — die vermuthlich den armen Drucker sicher nicht so drücken würden, wüssten sie, worauf er alles zu achten und zu sehen, wieviel Einzelverrichtungen er zu überwachen und zu leiten hat, bevor er das ihm vom Verleger übergebene Manuskript zur Bogen- Korrektur, von der Bogen-Korrektur zur Revision, von der Re vision zum Aushängebogen und zum gedruckten Ganzen, zum Buche, bringt. Im Nachstehenden will ich zu Nutz und Frommen buchgewerb licher Auftraggeber Dasjenige zusammenstellen, was in Bezug auf den Druck von einem Buche verlangt werden darf, das Anspruch auf die Eigenschaft eines gut gedruckten Buches erhebt. 1. Das Buch-Innere. Der Stand der rechteckigen Seite (Kolumne) auf dem Papier blatt soll so bemessen sein, dass der obere weisse Rand einer gedruckten Seite mit dem unteren Rande gleich ist, wenn nicht von der Kolumnen- oder Seitenziffer aus, sondern von der ersten Textzeile ab gemessen wird. Im Verhältniss hierzu muss von den Seitenrändern derjenige, welcher dem Rücken des Buches zugekehrt ist, ein wenig schmäler sein als der am Schnitt liegende. Beim gewöhnlichen Oktavformat kann dieser Unter schied etwa 3 mm betragen. Beim Formatmachen muss hierauf Rücksicht genommen und für den etwa 3—5 mm breiten »Span«, welchen der Buchbinder beim Beschneiden abnimmt, noch ein entsprechender Betrag zugefügt werden. Bei grösseren Formaten, namentlich bei Prachtausgaben mit grossem weissem Papierrande, kann der äussere Rand noch um ein weniges breiter sein (bis 1 cm). Der Grund für diese Raumvertheilungs - Regel ist in einer gewissen ästhetischen Empfindung zu suchen, die, wenn der Papierrand an Rücken und Schnitt gleich wäre, das Auge nicht die nöthige Ruhe finden lassen, sondern die Meinung wecken würde, als hätten die Druckseiten die Neigung nach dem Rande zu gleiten. Alle Seiten oder »Kolumnen« eines und desselben Merkes müssen von gleicher Länge sein, d. h. die Zeilenzahl der einen Seite muss derjenigen der andern genau entsprechen. Jede Seite muss, mit alleiniger Ausnahme der Anfangsseite, eine Seitenzahl (»Kolumnenziffer«) tragen. Diese Seitenzahl steht in der Regel oben an den äusseren Ecken, auch in der Mitte über, manchmal auch, namentlich bei in England und Frankreich gedruckten Büchern, desgleichen bei Prachtwerken mit Linien - Einfassung, unterhalb der Seite, und zwar in der Mitte derselben. Die Ziffer selbst soll derjenigen Schrift angehören, aus welcher der Text des Werkes gesetzt ist. Wird über die Seite, äusser der Seiten zahl, noch eine Inhaltsangabe (»lebender Kolumnentitel«) ge setzt, so muss die hierzu verwendete Schrift um einen Grad kleiner sein, als die zum Text des Werkes verwendete. Eine solche Inhaltsangabe muss genau in Seitenmitte stehen, wobei die »Kolumnenziffer« nicht mit in Betracht gezogen wird. Der Raum zwischen Kolumnentitel und der eigentlichen Druckseite darf nicht mehr als den Raum einer Zeile der Schrift, aus welcher das Werk gesetzt ist, betragen. Die Anfangsseite erhält keine Kolumnenziffer und wird etwas tiefer angefangen als alle anderen; in der Regel bleibt das obere Viertel oder Drittel leer. Etwaige Ueberschriften sind innerhalb dieses Raumes unterzubringen. In der gleichen Weise sind aucli die den Kapitelanfängen gewidmeten »neuen Seiten« zu behandeln, die möglichst auf ungeraden (»Aufschlags-«) Seiten stehen sollen. Werden solche Anfangsseiten mit Initialen versehen, so müssen dieselben sich dem Umriss der Seite zwanglos einfügen. Ein solcher »Initial« darf eher zu klein, als zu gross sein, und die erste Druckzeile muss scharf an denselben anschliessen, während alle folgenden etwa um ein Halbgeviert abstehen sollen. Bei Werken ernster Richtung wendet man nur glatte Initialen aus grösseren Graden der Textschrift an, die noch bis in die zweite oder dritte Zeile hineinreichen. Anfangszeilen eines Absatzes oder Abschnitts im Werke müssen eingerückt (»eingezogen«) sein. Die Breite dieses Einzugs richtet sich nach der Breite der Druckseite; sie beträgt mindestens 1 Geviert und pflegt bei Oktavformat 2 Gevierte nicht zu über steigen, kann aber bei Quart- und Folioformaten bis auf vier solcher Gevierte ausgedehnt werden. Jeder Bogen trägt die sogenannte Signatur oder den Bogen zähler 1, 2, 3 usw. auf jeder ersten, 1", 2*, 3* usw. auf jeder dritten Seite. Die Signatur wird aus kleinerer Schrift gewählt, als die Textschrift des Werkes, und steht, je nach der Seiten breite, um 3 bis 4 Cicero von rechts nach innen gerückt. Am Fusse der ersten Seite jedes Bogens steht auch oft in kleiner Schrift (Nonpareil) die sogenannte »Norm«, d. h. eine kurze Titel-Angabe, welche den Zweck hat, dass Bogen gleichen Formats, welche verschiedenen Werken angehören, nicht durcheinander gerathen. Das Vorwort wird meist aus einer etwas grösseren Schrift als das Werk selbst gesetzt, und wenn möglich etwas stärker durch schossen. Die Druckfirma lasse man stets an den Fuss der letzten Druck seite öder auf die Umschlag-Rückseite stellen. Auf dem Titel dicht unter oder an Stelle der Verlegerfirma erscheint sie an maassend. Ausgangsseiten (»Spitzkolumnen«, »Spitzen«) sollen zu wenig stens einem Viertel mit Satz gefüllt sein. Den Abschluss bildet eine »Schlusslinie«, bei reich ausgestatteten Werken auch wohl eine »Schlussvignette«, deren Entfernung vom Satze sich nach der Grösse des freien Raumes richtet. Ausgangs- oder Endzeilen eines Abschnittes dürfen nicht auf eine neue Seite oder neue Spalte hinüberlaufen. Kommen Anmerkungen oder Noten vor, so werden sie aus einer gegen die Textschrift um zwei Grade kleineren Schrift ge setzt; bei Korpus als Werkschrift also aus Petit, bei Petit aus Nonpareil, bei Borgis aus Kolonel. Noten auf Ausgangsseiten erhalten ihren Platz vor, nicht hinter der Schlusslinie, denn die